- Sepp Janko
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Dr. Sepp (Josef) Janko (* 9. November 1905 in Ernsthausen im Banat, Österreich-Ungarn, heute Serbien; † 25. September 2001 in Belgrano (Buenos Aires)) war ab 1939 Bundesobmann des Schwäbisch-Deutschen Kulturbundes in Jugoslawien und ab 1941 SS-Obersturmführer im besetzten serbischen Teil des Banates.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Janko war der Sohn eines Kleinhäuslers mit Zwergbesitz unter 5 Joch. Er studierte Jura in Graz und war bis zu seiner Ernennung zum Bundesobmann eine eher unscheinbare Persönlichkeit gewesen.[1]
Sepp Janko wurde als Anhänger des gemäßigten Flügels der vom Deutschen Reich gesteuerten Erneuerungsbewegung der Volksdeutschen in Jugoslawien am 6. Juni 1939 zum Bundesobmann des Schwäbisch-Deutschen Kulturbundes in Jugoslawien mit Sitz in Groß Betschkerek im Banat (heute Zrenjanin) bestimmt. Damit war der Kulturbund gleichgeschaltet und die Satzung außer Kraft gesetzt.[2] Nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Jugoslawien wurde der Kulturbund aufgelöst und Janko zum SS-Obersturmführer für den von deutschen Truppen besetzten serbischen Teil des Banats ernannt.
Am 12. Dezember 1940 wurde Sepp Janko das Kommandeurskreuz des Orden der Krone von Jugoslawien durch Ministerpräsident Dragiša Cvetković verliehen.
Zweiter Weltkrieg
Als die Waffen-SS nach der Niederschlagung Jugoslawiens unter den volksdeutschen Männern Werbeaktionen – oft unter erheblichen Zwang und Strafandrohung – durchführte, schwand die ursprünglich freundschaftliche Einstellung der Donauschwaben zu den Reichsdeutschen. [3]
Janko vertrat den Standpunkt, dass die Rechtspflicht zur Dienstleistung in der deutschen Wehrmacht für die Angehörigen der deutschen Volksgruppe nicht bestehe, weil sie gegen die Haager Landkriegsordnung verstoße. Darauf konterte Himmler mit Bestürzung: “Es ist unmöglich, dass Deutsche in Europa irgendwo als Pazifisten herumhocken und sich von unseren Bataillonen beschützen lassen …“ [4] Janko bot Himmler daraufhin an, ein Regiment von etwa dreitausend Volksdeutschen aufzustellen, wovon turnusweise jeweils tausend Mann den Dienst versehen sollten, während die anderen inzwischen daheim notwendige Arbeiten verrichten konnten. Sie sollten unter Eid stehen, von Deutschland eingekleidet, bewaffnet und besoldet werden, jedoch als Heimatschutz ausschließlich und unwiderruflich Jankos Verfügungsgewalt unterstehen.
Als Gegenleistung bot Janko an:
- Die Möglichkeit, alle reichsdeutschen Soldaten aus dem Banat abzuziehen.
- Die Übernahme der Verpflichtung, jede vom Militärbefehlshaber geforderte Anordnung durchzuführen.
- Die Sicherung des Ablieferungssolls an Lebensmitteln und sonstigen kriegswichtigen Gütern zu übernehmen.
Dieser mit Branimir Altgayer abgestimmte Plan fand auch die Zustimmung des kommandierenden Generals in Serbien, General Ludwig von Schröder, der allerdings das Betätigungsfeld der Banater Schutztruppe notfalls auch auf Serbien ausgedehnt haben wollte, was Janko jedoch ablehnte. [5]
Im April 1942 wurde im Banat und in Rumänien auf direktem Befehl Himmlers die 7. SS-Freiwilligen-Gebirgs-Division „Prinz Eugen“ von Brigadeführer Artur Phleps, aufgestellt.
Janko wird vorgeworfen, gemeinsam mit dem Höheren SS- und Polizeiführer von Serbien, Hermann Behrends, die rechtzeitige Evakuierung des Banats verhindert bzw. verboten zu haben.
Der nach dem Einmarsch der Roten Armee und der Partisaneneinheiten im Banat verbliebene Teil der deutschen Bevölkerung war dadurch in den ersten Wochen Massenerschießungen, Verhaftungen, Misshandlungen, Plünderungen, Vergewaltigungen und der Internierung in die so genannten Vernichtungslager ausgeliefert.
Flucht
Janko gelang es, mit einem umgebauten Holzgasauto von Budweis in die Obersteiermark zu gelangen. Dort wurde er von den Amerikanern verhaftet und ins Lager Wolfsberg in Kärnten (britische Zone) gebracht. Im Lager befanden sich schon der deutsche Gesandte in Zagreb, Siegfried Kasche, und der deutsche Volksgruppenführer in Kroatien, Branimir Altgayer. Beide wurden von den Briten an die Tito-Regierung ausgeliefert und hingerichtet. Janko konnte vor seiner Auslieferung aus dem Lager fliehen. Über Italien gelang ihm 1951 die Flucht nach Argentinien mit einem Pass des Roten Kreuzes, ausgestellt auf den Namen José Petri. [6] José steht für Josef, Petri ist der Geburtsname seiner Frau Leni Petri, mit der er 1936 kirchlich getraut wurde.[7]
Janko wurde von der jugoslawischen Regierung wegen Kriegsverbrechen angeklagt. Auf Betreiben der Jugoslawischen Regierung wurde Janko in Buenos Aires festgenommen und auf einer Insel bis zu seiner Auslieferung inhaftiert. Nach persönlichem Einsatz des argentinischen Präsidenten wurde Janko jedoch freigesprochen und demzufolge nicht ausgeliefert.
Das gegen Janko von Jugoslawien auf Verlangen der Bundesrepublik nach Ludwigsburg ausgelieferte Belastungsmaterial reichte ebenfalls nicht aus, um Janko wegen Kriegsverbrechen anzuklagen. Die Anklage stützte sich im Wesentlichen darauf, Janko habe die deutsche Volksgruppe systematisch nazifiziert.
Janko blieb bis zu seinem Tod in Belgrano, einen deutschgeprägten Stadtteil in Buenos Aires. Dort fand er eine Anstellung in einem Molkereibetrieb. Nebenbei veröffentlichte er noch Bücher. Ein politisches oder ehrenamtliches Amt hat er nach dem Krieg nicht mehr bekleidet.
Werke
- 1943: Reden und Aufsätze
- 1982: Weg und Ende der deutschen Volksgruppe in Jugoslawien
- 1983: Weg und Ende der deutschen Volksgruppe in Jugoslawien, 2. Auflage
Literatur
- Literatur von und über Sepp Janko im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Karner, Stefan: Die deutschsprachige Volksgruppe in Slowenien. Aspekte ihrer Entwicklung 1939-1997, Klagenfurt u. a. 1998, Anm. 95, S. 45 (nachfolgend zit. als: Karner, Die deutschsprachige Volksgruppe19)
- ↑ Arnold Suppan: Jugoslawien und Österreich 1918-1938: bilaterale Aussenpolitik , S:721ffVerlag für Geschichte und Politik Oldenbourg
- ↑ Hans Rasimus: Als Fremde im Vaterland: der Schwäbisch-Deutsche Kulturbund und die ehemalige deutsche Volksgruppe in Jugoslawien im Spiegel der Presse, Arbeitskreis für donauschwäbische Heimat- und Volksforschung in der Donauschwäbischen Kulturstiftung, München, 1989, ISBN 3-926276-05-3, 674 Seiten, hier S. 524
- ↑ Bundesarchiv Koblenz: R57/165
- ↑ Sepp Janko. Weg und Ende der deutschen. Volksgruppe in Jugoslawien. 2. Auflage. Leopold Stocker Verlag. Graz—Stuttgart. S.214 - 215
- ↑ Anton Scherer: Suevia Pannonica, Graz 2009. S.112 - 114
- ↑ Hans Rasimus: Als Fremde im Vaterland, München 1989. S.568
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