Serbien im Zweiten Weltkrieg

Serbien im Zweiten Weltkrieg
Serbien unter deutscher Militärverwaltung 1941–1944

Serbien war im Zweiten Weltkrieg eines der Gebiete, in die Jugoslawien nach seiner Kapitulation 1941 zerschlagen wurde. Es wurde deutscher Militärverwaltung unterstellt und erhielt eine eigene „Regierung der nationalen Rettung“ (offizielle Bezeichnung: Vlada nacionalnog spasa; kyrillisch Влада националног спаса), die mit der Besatzungsmacht kollaborierte und von General Milan Nedić, dem Kabinettschef Nikola Kalabić und dem Chef der Geheimpolizei Dragomir Jovanović geführt wurde. Paramilitärische Verbände wie das Serbische Freiwilligenkorps und die Serbische Staatsgarde beteiligten sich am Kampf gegen die jugoslawische Partisanenbewegung. Belgrad wurde kurz vor Kriegsende gemeinsam von der sowjetischen Roten Armee und der Volksbefreiungsarmee Titos befreit. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Serbien 1945/1946 eine Republik Jugoslawiens.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Das Königreich Jugoslawien war zu Beginn des Zweiten Weltkrieges neutral. Am 25. März 1941 trat das Land dem Dreimächtepakt bei. Am 27. März wurde Ministerpräsident Cvetković durch General Dušan Simović gestürzt. Anstelle des Prinzregenten Paul übernahm der junge König Petar II. die Staatsführung. Die neue jugoslawische Regierung versuchte sich mit dem Deutschen Reich zu verständigen und schloss mit Stalin am 5. April einen Freundschafts- und Nichtangriffspakt ab. Die mit dem Staatsstreich verbundene antifaschistische Massenbewegung gefährdete die deutsche Position in ganz Südeuropa; der bevorstehende Krieg gegen Griechenland und der Aufmarsch gegen die Sowjetunion waren gefährdet. Am 6. April 1941 begannen die Achsenmächte den Balkanfeldzug. Binnen elf Tagen kapitulierte die jugoslawische Regierung.

Nach dem schnellen Sieg über das Königreich Jugoslawien wurde das Land in zehn Teile mit unterschiedlichem staatsrechtlichem Status aufgeteilt. Serbien, bestehend aus Altserbien (dem ehemaligen Gebiet Serbiens innerhalb der Grenzen von 1912, ohne Mazedonien) und dem Westbanat, wurde mit zusammen etwa 4,5 Millionen Einwohnern wegen seiner großen ökonomischen Bedeutung zur ausschließlich deutschen Einflusszone erklärt und unter Militärverwaltung gestellt. Das Gebiet umfasste mehr als ein Viertel der Gesamtfläche des ehemaligen Jugoslawien. Vor allem die Roh- und Grundstoffindustrie war für die deutsche Kriegswirtschaft wichtig, auch Weizen und Mais wurde nach Deutschland geliefert. Von den Gebieten, die vor 1941 noch zu Serbien zählten, besetzte Ungarn den Südbaranja und die Batschka, Bulgarien den Großteil von Mazedonien, Syrmien wurde dem Unabhängigen Staat Kroatien zugeschlagen. Bis Kriegsende wurden die Grenzen Serbiens zwischen den Achsenmächten noch mehrfach verschoben. Das Deutsche Reich installierte in Serbien eine Kollaborationsregierung.

Deutsche Volksgruppe

Geheimer Führerbefehl

Das serbische Banat mit seinen starken deutschen (ca. 131.000 Volksdeutsche) und ungarischen Bevölkerungsteilen blieb direkt unter deutscher Verwaltung. Ab 27. März 1941 lieferte die Sabotageabteilung des Amtes Ausland/Abwehr unter der Leitung von Erwin von Lahousen große Mengen Waffen an die deutsche Volksgruppe. Am 6. April 1941 unterstellte Volksgruppenführer Sepp Janko die gesamte Volksgruppe in militärischer Hinsicht Lahousens Abteilung. Die „Selbstschutzkommandos“ der Volksgruppe griffen nach dem Angriff der Achsenmächte auf Jugoslawien die jugoslawische Armee an, vertrieben jugoslawische Beamte.[1] Janko erhielt von der deutschen Besatzungsmacht erhebliche Autonomie-Vollmachten in Kultur- und Bildungsfragen. Dazu gehörte aber vor allem auch die Gerichtsbarkeit über alle Volksdeutschen. Die Volksgruppe, eine nationalsozialistische Zwangsorganisation, konnte ihre Angehörigen besteuern, zum Dienst zur Polizei einberufen und bewaffnete Einheiten aufstellen, die ausschließlich dem Volksgruppenführer unterstanden, wie der „Ortsschutz“ oder die „Banater Staatswache“.

Im Sommer 1944 wurde nach dem Umsturz in Rumänien am 23. August die kommende militärische Niederlage sichtbar. Die Evakuierungspläne der deutschen Behörden stießen zunächst auf den Widerstand der Volksgruppenführung und der SS-Führung in Belgrad. Als die Rote Armee Anfang Oktober 1944 schnell nach Westen vorstieß, gelang die Evakuierung nur noch zum Teil. Große Teile der Donauschwaben wollten Haus und Hof nicht verlassen. Aus der Batschka wurde noch etwa die Hälfte der deutschen Bevölkerung evakuiert, aus dem Banat nur etwa 10 Prozent.[2]

Deutsche Okkupation und die Aufstandsbewegung

Gehängte Zivilisten in Užička Požega (1941)

Nach der Aufteilung Jugoslawiens sicherte die Wehrmacht den serbischen Reststaat zunächst mit drei Divisionen, der 704., 714. und 717. Infanteriedivision. In Serbien operierten Sicherheitspolizei und der Sicherheitsdienst. Die Führung der Polizeikräfte der serbischen Kollaborationsregierung und aller SS-Kräfte unterstand dem SS-Gruppenführer August Meyszner. Ihm oblag auch als Befehlshaber der Einheiten der Waffen-SS die Aufstellung der 7. SS-Freiwilligen-Gebirgs-Division „Prinz Eugen“, deren Mannschaften vorwiegend aus der deutschen Minderheit in Serbien, vor allem aus dem Banat rekrutiert wurde. Trotzdem trug die Wehrmacht die Hauptverantwortung für die terroristischen Aktionen, darunter die Massaker von Kraljevo und Kragujevac; sie war für die „innere Sicherheit“ verantwortlich, vorwiegend Wehrmachtseinheiten exekutierten die Terrorpolitik, SS und Polizei waren ihr de jure und besonders bei Großeinsätzen auch taktisch unterstellt.

Den Aufständen in Serbien standen nur unzureichende deutsche Besatzungstruppen gegenüber. Hitler hatte festgelegt, dass in Serbien lediglich zwei Divisionen verbleiben sollten, zusammen mit einer weiteren Division im Kupferbergbaugebiet zwischen Morava und Donau. Um auch serbische Kräfte zur Bekämpfung der Partisanen zu gewinnen, wurde am 29. August 1941 die „Regierung“ von General Milan Nedić gebildet. Am 1. September 1941 proklamierte Nedić den Staat Serbien. Nedić war im Königreich Jugoslawien Verteidigungsminister. Er stand dem Faschismus ideologisch sehr nah. Nahezu alle Teile des alten serbischen Staatsapparates standen ihm zur Verfügung.

Die Regierung von Nedić wurde von Tschetnik-Truppen unter der Führung von Dimitrije Ljotić militärisch gestützt. Milan Nedić unterhielt auch enge Kontakte zu Oberst Dragoljub Draža Mihailović, der den Deutschen wertvolle, zeitweise auch bewaffnete Hilfe gegen die Befreiungsbewegung leistete. Seine nationalserbische Bewegung war den Deutschen jedoch suspekt, der „großserbischen Idee“ standen sie ablehnend gegenüber, zumal sie sich auch gegen das Ustascha-Regime stellte. Außerdem nutzte die nationalserbische Bewegung, geschützt durch schriftliche Abkommen mit den Deutschen, die Gelegenheit zur weiteren politischen Expansion. Trotzdem versuchte das OKW, sich auch die Verbände der Michailović-Četniks militärisch nutzbar zu machen und band sie im Sommer 1944 in zwei Großoperationen zur Partisanenbewegung ein. In der Folge schloss sich auch Nedić dieser antikommunistischen Allianz bedingungslos an. Die Deutschen standen der Allianz jedoch weiterhin misstrauisch gegenüber, lieferten ihr jedoch bis Ende August 1944 noch Waffen, wenn auch im beschränktem Umfang. Als im September 1944 die Tito-Partisanen Serbien massiv angriffen, konnten sie die mit deutscher Hilfe bewaffneten Hauptverbände der Michailović-Četniks zersprengen. Damit wurden diese militärisch wie auch politisch bedeutungslos.[3]

Das Nedić-Regime blieb bis 1945 bestehen, als sowjetische Truppen an die Grenzen Serbiens vorstießen. Am 20. Oktober 1944 wurde Belgrad gemeinsam von Tito-Partisanen und der Roten Armee befreit.

Wirtschaftspolitik

Durch Partisanenkrieg und Besatzung sank die Produktion Serbiens. Soweit möglich, wurden seine Kapazitäten für die Besatzungsmacht eingesetzt, Betriebe wurden mit Rüstungsaufträgen belegt. Serbien lieferte einen bedeutenden Anteil des deutschen Bedarfs an Kupfer und anderen Rohstoffen. Große Mengen an Agrarprodukten, in der Hauptsache Mais, Weizen und Ölfrüchte, wurden nach Deutschland gebracht, vorwiegend aus dem Banat. Darüber hinaus waren die deutschen und die landeseigenen Truppen zu ernähren. Der Zivilbevölkerung wurde kaum noch etwas zur Verfügung gestellt. Ein großer Teil des Gegenwert der an Deutschland gelieferten Güter wurde zwar in Dinar bezahlt, doch konnte Serbien für diese Dinar in Deutschland fast nichts kaufen. Dazu hatte es die Besatzungkosten zu tragen. Die Folge waren eine Ausdehnung des Geldumlaufes, der eine Verknappung der Güter gegenüberstand, was zu einer Inflation führte. Der Dinarumlauf stieg von 1941 bis 1944 fast um das Zehnfache. Die Preise stiegen stark an, und das weitgehende Einfrieren der Löhne führte zu Verarmung und Massenelend.

Zwangsarbeit und Deportationen

Die Kupferbergwerke von Bor waren für die deutsche Wirtschaft der wichtigste industrielle Komplex in Serbien. Er stand unter der Leitung von Siemens und der Organisation Todt. Im Herbst 1942 arbeiteten ca. 30.000 serbische Arbeiter in diesen Gruben- und Hüttenbetrieben für den Bedarf des Reiches an kriegswichtigen Metallen. Nur ein Drittel davon arbeitete freiwillig dort, die überwiegende Zahl waren Zwangsarbeiter. Weitere 50.000 waren als Arbeitskräfte ins Reich „vermittelt“. Obwohl nach der Entwicklung an der deutsch-sowjetischen Front der Bedarf des Reiches an Zwangsarbeitern stark anwuchs, mussten die Deportationen aus Serbien eingestellt werden. Durch den Zustrom zur Befreiungsbewegung, der sich nach der Niederschlagung des Aufstandes 1941/1942 verstärkt hatte, waren sogar für die Fertigung für die Wehrmacht nicht mehr genügend Arbeitskräfte vorhanden. Im Juli 1943 wurden in den Bergwerken von Bor auch 6.000 ungarische Juden als Schwerarbeiter eingesetzt, deren Arbeit mit Kupferlieferungen bezahlt wurde - die jugoslawischen Juden waren zuvor schon von den Deutschen ermordet worden. Außerdem wurden 4.000 italienische Militärinternierte eingesetzt.

Wegen des Arbeitskräftemangels befahl Hitler schließlich im Sommer 1943, gefangene Partisanen nicht mehr grundsätzlich zu erschießen, sondern zur Arbeit zu deportieren. Nach den Statistiken des Reichsarbeitsamtes waren 1943 etwa 115.000 zivile Arbeitskräfte aus dem nicht-kroatischen Jugoslawien in Deutschland, 1944 etwa 100.000. Dazu kamen ca. 100.000 Kriegsgefangene der alten jugoslawischen Armee.

Die als Zwangsarbeiter eingesetzten ungarischen Juden wurden im September 1944 in Todesmärschen nach Norden getrieben. Mindestens 700 von ihnen fielen einem Massaker der SS bei Crvenka zum Opfer. Ein Teil konnte zu den Partisanen fliehen, der Rest wurde in die Konzentrationslager Buchenwald, Flossenbürg und Sachsenhausen geschafft, von denen nur wenige überlebten.[4]

Vernichtung von Juden und Roma

In Serbien wurden Rassegesetze eingeführt, Juden, Roma und Regimegegner systematisch verfolgt und in Konzentrationslagern ermordet. Die beiden größten Konzentrationslager auf dem Gebiet des heutigen Serbien waren das KZ Sajmište (damals zum Gebiet der Stadt Zemun und damit von 1941 bis 1944 zum Unabhängigen Staat Kroatien gehörend) in dem etwa 48.000 Menschen getötet wurden und das KZ Banjica, in dem etwa 4.200 Menschen getötet wurden.

Die Juden und Roma Serbiens wurden in sehr kurzer Zeit und ohne Deportationen ermordet, wobei die überwiegende Mehrheit von der Wehrmacht erschossen wurde. Am 30. Mai 1941 verfasste der Militärbefehlshaber in Serbien, Helmuth Förster, eine Verordnung über Maßnahmen gegen Juden und Roma. Sie regelte die Einstufung als Jude oder Zigeuner, die Kennzeichnung mit gelben Armbinden und Aufschriften sowie Berufsverbote. Juden konnten zur Zwangsarbeit herangezogen werden, für sie bestand nächtliches Ausgehverbot. Jüdische Unternehmen konnten unter kommissarische Verwaltung gestellt werden. Vier Wochen später begannen Festnahmen und Liquidierungen. Als im Herbst 1941 der bewaffnete Befreiungskampf in Serbien die Wehrmacht in Bedrängnis brachte, befahl am 10. Oktober 1941 der Bevollmächtigte Kommandierende General in Serbien, Franz Böhme, Geiseln zu nehmen: „...alle Kommunisten, als solche verdächtigen männlichen Einwohner, sämtliche Juden, eine bestimmte Anzahl nationalistisch oder demokratisch gesinnter Einwohner...“.[5] Einen Tag zuvor hatte bereits die Erschießung von 2.200 jüdischen Gefangenen aus dem Lager Belgrad begonnen. Ein Woche später berichtete SS-Gruppenführer Harald Turner, Chef des Verwaltungsstabes bei Böhme in einem privaten Brief, bereits etwa 5.800 liquidiert zu haben, und weitere 2.200 in den nächsten acht Tagen erschießen zu wollen: „Es ist ja eigentlich falsch, wenn man es genau nimmt, dass für ermordete Deutsche, bei denen ja das Verhältnis 1:100 zu Lasten der Serben gehen müsste, nun 100 Juden erschossen werden, aber die haben wir nun mal im Lager gehabt, schließlich sind es auch serbische Staatsangehörige, und sie müssen ja auch verschwinden.[5] Am 24. Oktober 1941 verhandelten Turner und Franz Rademacher, Referatsleiter in der Abteilung Deutschland des Auswärtigen Amtes, eine grundsätzliche Lösung: Die Juden und Zigeuner Serbiens, die nicht als Repressalie erschossen werden, sollten zunächst im Zigeunerviertel Belgrads zusammengefasst und dann nachts zur serbischen Insel Mitrovica abtransportiert werden. Dort sollte ein Lager für sie und ein weiteres für ca. 50.000 serbische Geiseln errichtet werden. „Sobald dann im Rahmen der Gesamtlösung der Judenfrage die technische Möglichkeit besteht, werden die Juden auf dem Wasserwege in die Auffanglager im Osten abgeschoben...[5] Dazu kam es nicht mehr.

Im Juni 1942 meldete SS-Standartenführer Emanuel Schäfer, Befehlshaber der Sipo und des SD in Serbien, an das Reichssicherheitshauptamt, dass „Serbien judenfrei“ sei. Von einem Einsatzkommando des Reichssicherheitshauptamtes waren zwischen März und Juni 1942 etwa 6.000 bis 8.000 Juden, darunter Frauen und Kinder, aus dem Lager in Semlin am Ufer der Save gegenüber von Belgrad, in Gaswagen umgebracht worden. In diesem Lager waren auch 292 Roma-Frauen und -Kinder eingesperrt, deren Männer als „Sühnegeiseln“ exekutiert worden waren. Entsprechend der Rassenhierarchie des nationalsozialistischen Weltbildes wurden jene unmittelbar vor Beginn der Morde freigelassen. Jüdische Frauen und Kinder wurden unterschiedslos umgebracht. Nach Beendigung der Gaswagenaktion wurden die serbischen Strafgefangenen, die die getöteten Juden beerdigen mussten, erschossen.[6] Noch im selben Monat begann die Verwertung des Vermögens der Ermordeten, in erster Linie durch Verkauf an die deutsche Volksgruppe.[7]

Militär

Serbische Staatsgarde

Die Serbische Staatsgarde (serb.: Srpska državna straža, kurz SDS) wurde am 3. März 1942 gegründet und diente der Polizei als Unterstützung im Kampf gegen die Tito-Partisanen. Die SDS unterstand dem serbischen Innenministerium. Der Hauptsitz befand sich in Belgrad. Bei deren Gründung umfasste die SDS 17.000 Soldaten und wuchs bis Januar 1943 auf nahezu 37.000 Personen. Diese wurden größtenteils aus Angehörigen der königlich Jugoslawischen Armee angeworben, die entweder nicht in Gefangenschaft gerieten oder bereits daraus entlassen waren.

Militärische Kollaboration

Die serbische Regierung wurde in jenen Jahren von Dimitrije Ljotić und den Tschetniks der ultrarechten ZBOR-Bewegung gestützt. Die Zbor-Bewegung orientierte sich vor dem Krieg am italienischen Faschismus. Ähnlich wie Ante Pavelićs Ustaša-Partei wies sie eine Nähe zum Christentum auf, bekannte sich jedoch zu dessen serbisch-orthodoxer Variante. Die Zbor-Bewegung forderte die Abschaffung der Demokratie und die Errichtung eines autoritären Ständestaates. Während sie vor dem Krieg keine nennenswerte politische Mehrheit im jugoslawischen Parlament errang, stieg ihr Einfluss nach der deutschen Besatzung beträchtlich. Sie verschrieb sich dem Kampf gegen Juden, Freimaurerei, Kommunisten und den westlichen Kapitalismus. Wegen der weitgehenden ideologischen Verwandtschaft zum Nationalsozialismus stellte Ljotić sich von Anfang an auf die Seite der deutschen Besatzer, die ihn ihrerseits als uneingeschränkt verläßlichen Bündnispartner akzeptierten. Nach dem Ausbruch des bewaffneten Aufstands im August 1941 erhielt die Zbor-Bewegung das Recht zur Aufstellung bewaffneter Formationen zum Kampf gegen die Partisanen. Aufgrund ihrer relativ geringen Zahl betätigten sich Mitglieder der Bewegung vorwiegend als Übersetzer, Informanten und Berater der Besatzungsmacht, einige Male auch als Vermittler zwischen Mihailović und den Besatzern. Die Zbor-Bewegung blieb dem Nationalsozialismus über das Kriegsende hinaus treu und forderte die Fortführung des Kampfes in Form eines Guerilla-Krieges.

Das Serbische Freiwilligenkorps (serb.: Srpski Dobrovoljački Korpus, kurz SDK), in dem die Ljotić-Verbände in fünf Bataillonen organisiert waren, wurde bereits im September 1941 gegründet. Im Februar 1942 hatte es eine Stärke von rund 3.000 bis 4.000 Mann und wurde von General Kosta Mušicki, einem ehemaligen deutschfreundlichen Offizier der österreichisch-ungarischen Armee, kommandiert.

Ende Dezember 1942 wurde ein Teil des SDK in die Waffen-SS überführt. Diese Einheit erhielt den Namen Serbisches Freiwilligen-Korps der SS und bestand seit Oktober 1943 aus fünf Regimentern, die zunächst aus je zwei, später drei Bataillonen gebildet wurden. Es wurde an mehreren Fronten im Kampf gegen die Befreiungsbewegung eingesetzt. Im Dezember 1944 wurde es nach Istrien verlegt, dort aber von der Ustascha bekämpft. Zuletzt war es in Slowenien stationiert. Zwei seiner Regimenter ergaben sich britischen Streitkräften in Italien nordwestlich von Triest, die anderen drei im Drautal in Kärnten. Diese drei Regimenter wurden an Titos Partisanen ausgeliefert und von diesen ermordet.

Siehe auch

Quellen

  1. Bundesarchiv (Hrsg.): Europa unterm Hakenkreuz, Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus in Jugoslawien, Griechenland, Albanien, Italien und Ungarn (1941-1945); Hüthig Verlagsgemeinschaft, Band 8 , ISBN 3-7785-2338-4, S.275f.
  2. Immo Eberl, Konrad G. Gündisch, Ute Richter, Annemarie Röder, Harald Zimmermann: Die Donauschwaben. Deutsche Siedlung in Südosteuropa, Ausstellungskatalog (hrsg. vom Innenministerium Baden-Württemberg), Wiss. Leitung d. Ausstellung Harald Zimmermann, Immo Eberl, Mitarb. Paul Ginder, Sigmaringen, 1987, ISBN 3-7995-4104-7, S. 258
  3. Klaus Schmider: Der jugoslawische Kriegsschauplatz in: Karl-Heinz Frieser, Klaus Schmider, Klaus Schönherr, Gerhard Schreiber, Krisztián Ungváry, Bernd Wegner: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Band 8, Die Ostfront 1943/44 - Der Krieg im Osten und an den Nebenfronten, im Auftrag des MGFA hrsg. von Karl-Heinz Frieser, Deutsche Verlags-Anstalt, München 2007, ISBN 978-3-421-06235-2, S. 1043ff.
  4. Mark Spoerer: Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz, Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart München 2001, ISBN 3-421-05464-9, S.68
  5. a b c Bundesarchiv (Hrsg.): Europa unterm Hakenkreuz, Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus in Jugoslawien, Griechenland, Albanien, Italien und Ungarn (1941-1945), Hüthig Verlagsgemeinschaft, Band 6, ISBN 3-8226-1892-6
  6. jur.uva.nl, Justiz und NS-Verbrechen, Urteil des LG Köln gegen Emanuel Schäfer
  7. Karl-Heinz Schlarp: Wirtschaft und Besatzung in Serbien. 1941–1944. Ein Beitrag zur nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik in Südosteuropa., Steiner-Verlag-Wiesbaden-GmbH, Stuttgart 1986, ISBN 3-515-04401-9 (Quellen und Studien zur Geschichte des östlichen Europa 25), (Zugleich: Hamburg, Univ., Habil.-Schr., 1983), S.320, hier S. 301.

Literatur

  • Hermann Neubacher: Sonderauftrag Südost. Bericht eines fliegenden Diplomaten, Göttingen 1956
  • Martin Seckendorf; Günter Keber; u.a.; Bundesarchiv (Hg): Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus in Jugoslawien, Griechenland, Albanien, Italien und Ungarn (1941-1945) Hüthig, Berlin und R.v.Decker/ C.F.Müller, Heidelberg 1992 Reihe: Europa unterm Hakenkreuz Band 6, ISBN 3-8226-1892-6 & ISBN 3-326-00411-7 (ISBN für die gesamte mehrbändige Dokumentenedition im Deutschen Verlag der Wissenschaften)
  • Walter Manoschek: Serbien ist judenfrei. Militärische Besatzungspolitik und Judenvernichtung in Serbien 1941/42 Schriftenreihe des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, 2. Auflage, München 1995 ISBN 3-486-55974-5
  • Karl-Heinz Schlarp: Wirtschaft und Besatzung in Serbien 1941 -1944. Ein Beitrag zur nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik in Südosteuropa, Franz Steiner Verlag, Wiesbaden 1986 ISBN 3-51504401-9
  • Jewish Historical Museum Belgrade (Hg); Federation of Jewish Communities in Serbia (bzw./ in Yugoslavia); Aleksandar Gaon (Kompilator); Stephen Agnew & Jelena Babsek Labudović (Übers.) : We survived the Holocaust. Yugoslav Jews on the Holocaust Band 1. Verlag wie Hg., Beograd 2005 ISBN 86-903751-2-0 (40 Zeitzeugen-Berichte) - Band 2: ebd. 2006 ISBN 86-903751-4-7 (42 Berichte & mehrere Register; Engl. aus dem Serbokroatischen u.a.) DNB Bd. 2 am Standort Leipzig vorhanden; ebenfalls Bd. 3 und 4 in Serbokroatisch

Weblinks


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