Simon Stumpf

Simon Stumpf

Simon Stumpf (* in Bödigheim; † im 16. Jahrhundert) war als Pfarrer von Höngg treibende Kraft der Zürcher Reformation.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Weggefährte Zwinglis

Wenig ist über Herkunft und Jugend von Simon Stumpf bekannt. Er stammte aus Bönigheim (Franken) und soll früher ein Mönch gewesen sein. Als Anhänger der Reformation verbreitet er schon früh lutherisches Gedankengut in der Schweiz. Von Basel aus trat er spätestens 1519 mit Zwingli in Briefkontakt und war einer seiner frühen und eifrigen Mitstreiter. Wie Wilhelm Reublin verliess er Basel und wurde Leutpriester in Höngg (1520). Zusammen mit Konrad Grebel und anderen späteren Täufer nahm er an den Lesungen des Castelberger Lesekreises teil. Im Sommer 1522 war er einer der Mitunterzeichner der Bittschrift Zwinglis (Supplicatio) an den Bischof von Konstanz, in der die Aufhebung des Zölibates verlangt wurde.

Verweigerung der Zehnten und Bildersturm

Im Herbst des gleichen Jahres rief Stumpf öffentlich zur Zehntenverweigerung auf. Das Kloster Wettingen, an welches die Höngger zehntenpflichtig waren, zog Stumpf vor Gericht und bezichtigte ihn des antiklerikalen Verhaltens. Der Rat von Zürich stellte sich schlichtend hinter den Pfarrer von Höngg. Stumpf verzichtete auf seine Pfründe, war jedoch weiterhin als Prediger in Höngg tätig. Die Forderung nach Abschaffung der Zehnten wurde in anderen Dörfer der Zürcher Landschaft (Zollikon, Witikon u.a.) aufgenommen. Der Rat und mit ihm Zwingli stellte sich gegen diese Forderungen. Stumpf intervenierte bei Zwingli und forderte ihn zu radikalerem Verhalten auf.[1] Noch bevor sich Zwingli gegen die Bilderverehrung ausgesprochen hatte, schritt Stumpf in Höngg zur Tat. Im September 1523 fand in der Pfarrkirche der erste Bildersturm statt.[2]

Teilnahme an der Disputation und Wegweisung

An den der zweiten Zürcher Disputation trat er zusammen mit Manz und Grebel auf und forderte die Abschaffung der Messe. Stumpf widersprach Zwingli heftig, als dieser dem Rat gewisse Entscheidungsgewalt in religiösen Fragen einräumte. Nach Abschluss der Disputation ordnete der Rat die Wegweisung Stumpfs aus Höngg an. Stumpf weigert sich vorerst, wegzuziehen und wurde weiterhin von den Gemeindemitgliedern unterstützt. Ende 1523 erfolgte die endgültige Wegweisung aus dem Zürcher Territorium.

Nach der Wegweisung aus Zürich begab sich Stumpf vorerst nach Weiningen, wo er zusammen mit dem dortigen Pfarrer Georg Stäheli eine Doppelhochzeit feierte. Anders als Stäheli ist konnte er sich einer Verhaftung durch den badischen Landvogt nicht entziehen. Laut Tagsatzungsbericht wurde der "entlaufenen Mönch aus dem Schwabenland" mir Ruten aus dem Land gepeischt.[3] Später ist Stumpf in Basel anzutreffen, von wo aus er sich vergeblich mit Zwingli zu versöhnen suchte.

Ob Stumpf die Erwachsenentaufe angenommen hatte, ist nicht bekannt. Die Taufe seines Sohnes hatte er vorerst unterlassen. Noch 1525 stellte er ein Gesuch an den Zürcher Rat, dass seine Ausweisung rückgängig gemacht würde. Dem wurde nicht entsprochen. 1527 taucht sein Name nochmals in den Gerichtsakten von Zürich auf. Nach einem Gefängnisaufenthalt wurde er unter Androhung der Todesstrafe erneut ausgewiesen. Wohin er sich darauf begab ist unsicher. Später hielt sich Stumpf in Ulm auf, wo er sich von der lutherischen Lehre distanziert haben soll.[4]

Literatur

  • Peter Kamber: Reformation als bäuerliche Revolution. Bildersturm, Klosterbesetzungen und Kampf gegen die Leibeigenschaft in Zürich zur Zeit der Reformation (1522–1525). Zürich 2010.
  • James M. Stayer: Die Anfange des schweizerischen Täufertums im Reformierten Kongregationalismus. In: Hans-Jürgen Goertz (Hg.): Umstrittenes Täufertum 1525–1975. Göttingen 1977.
  • J. F. G. Goeters: Die Vorgeschichte des Täufertums in Zürich. In: Studien zur Geschichte und Theologie der Reformation. Neukirchen-Vluyn 1969.
  • Robert Hoppeler: Zur Charakteristik des Leutpriesters Simon Stumpf von Höngg. In: Zwingliana. Band 4, Nr. 11, 1926, S. 321–329. pdf
  • Ludwig Wirz: Helvetische Kirchengeschichte. Band 5, Zürich 1819. online

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Reformation könne nur gelingen, wenn man alle Pfaffen tot schlage. Leonhard von Muralt, Walter Schmid, (Hgg.) Quellen zur Geschichte der Taufer in der Schweiz 1: Zürich. Zürich 1952, S. 121.
  2. Lee Palmer Wandel: Iconoclast in Zurich. In: Scribner (Hg.): Bilder und Bildersturm im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit. Wiesbaden 1990, S. 125–142.
  3. Zitiert bei Goeters (1969), S. 275f.
  4. Wirz 1819.

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