Solwara 1

Solwara 1
Massivsulfidprobe von der Flanke eines hydrothermalen Schlotes

Solwara 1 (Tok Pisin Salzwasser oder Meer)[1][2] ist eine Metallsulfid-Lagerstätte am Meeresboden der Bismarcksee, vor den Küsten der zu Papua-Neuguinea gehörenden Inseln Neubritannien und Neuirland. Ab Herbst 2011[3] will die kanadisch-australische Aktiengesellschaft Nautilus Minerals Inc. hier in 1700 m Wassertiefe unter dem Meeresspiegel mit dem Abbau von Meeresboden-Massivsulfiden (Seafloor Massive Sulfides, SMS), Verbindungen aus Schwefelwasserstoff und Metallen, die Kupfer, Zink und Spuren von Gold und Silber enthalten, beginnen. Solwara 1 ist das weltweit erste Projekt zur Gewinnung von Bodenschätzen aus sulfidhaltigem Gestein in der Tiefsee.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Gebiet befindet sich im östlichen Manus-Becken, 50 km nördlich von Rabaul und 95 km westlich der Insel Niolam an der Nordflanke des aktiven submarinen Vulkans North Su,[4]innerhalb des 200 Seemeilen Bereiches der nationalen Ausschließlichen Wirtschaftszone (Exclusive Economic Zone) von Papua-Neuguinea.[5]

Geologie

Das Gebiet Solwara 1 umfasst eine mineralisierte Zone von mindestens 1,3 km Länge und 80 bis 200 m Breite.[6] Die Geologen definierten dort bisher 2,17 Millionen t abbauwürdiges, erzhaltiges Gestein mit durchschnittlich 7,22 % Kupfer, 6,24 g Gold, 31,39 g Silber und 0,64 % Zink.[7]

Metallsulfide bilden sich im Umfeld von Schwarzen Rauchern an plattentektonisch aktiven Zonen. Im Gebiet der Bismarcksee stoßen die Pazifische Platte und die Australische Platte aufeinander. Tief in die Klüfte eindringendes kaltes Meerwasser wird durch darunter liegende Magmakammern erhitzt. Das 300°C bis 360°C heiße Wasser tritt anschließend wieder aus dem Meeresboden aus. Auf diesem Weg löst es Schwefel und Metalle aus dem Gestein. Wenn die Lösung mit dem kalten Meerwasser in Berührung kommt, fallen die größeren Metallsulfid-Partikel aus und bilden einen hydrothermalen Schlot, während sich die feineren Partikel in der Umgebung ablagern. Diese Schwarzen Raucher sind in der Regel etwa zehn Meter hoch und einige Meter breit. Wenn sie zerfallen und sich an der gleichen Stelle wieder neue Schwarze Raucher bilden, können mit der Zeit Hügel größeren Ausmaßes entstehen.

Vorbereitungen für den Tiefseebergbau

Die Lagerstätte Solwara 1 wurde 1996 durch die australische Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO) entdeckt.[8] Im März 2005 führte Nautilus Minerals in einem Joint Venture mit dem kanadischen Bergbaukonzern Placer Dome Inc. im Gebiet Solwara 1 Side-Scan-Sonar-Untersuchungen und Probenentnahmen mit der Kettensack-Dredge durch. 2006 ergaben Proben, die Nautilus Minerals in Zusammenarbeit mit dem ozeanographischen Forschungsinstitut Woods Hole Oceanographic Institution analysierte, hohe Anteile von Kupfer, Zink, Gold und Silber.

1997 vergab Papua-Neuguinea an die Firma Nautilus Minerals die weltweit erste Lizenz zur Exploration von unterseeischen Vorkommen massiver Sulfiderze zu kommerziellen Zwecken auf einem kleinen Gebiet in 1700 m Tiefe am Vulkan North Su, das später den Namen Solwara 1 erhielt. Partner und Geldgeber fand Nautilus in den Rohstoffkonzernen Anglo American aus Südafrika (besitzt 11,1 % an Nautilus Minerals), Teck Cominco aus Kanada (6,8 %) und Metalloinvest aus Russland (21 %).[7]

Für den Abbau benötigt Nautilus Minerals ein Spezialschiff, das für rund 25 Millionen US-Dollar pro Jahr gemietet werden soll.[7] Am 20. Juni 2008 wurde eine Vereinbarung mit der norwegischen North Sea Shipping Holding AS über den Bau und die anschließende Charterung eines solchen Bergbauunterstützungsschiffes, (Mining Support Vessel) unterzeichnet. Die Vereinbarung sah vor, das Schiff für fünf Jahre zu chartern, mit der Option den Chartervertrag für weitere fünf Jahre zu verlängern. Mit dem Bau des Rumpfes auf der türkischen Werft RMK Marine in Tuzla südlich von Istanbul wurde im August 2008 begonnen.[9] Nach Abschluss der Rumpffertigung sollte das Schiff in der Werft Astilleros Barreras in Vigo, Nordspanien ausgestattet werden, die Fertigstellung war für Juni 2010 geplant.[10] Das geplante Spezialschiff war 160 m lang, 30 m breit, hatte einen Tiefgang von 7 m, eine Decksfläche von 2.900 m², sowie eine Tragfähigkeit von 14200 t. Ein 400 t Kran mit aktiver Seegangskompensation und einer Leistung von 21 MW sollte es in die Lage versetzten, in Tiefen von 2500 m zu arbeiten. Das Schiff war für eine Besatzung von 120 Mann vorgesehen.[10]

Ein spezielles unterseeisches Abbaugerät, das Seafloor Mining Tool, (SMT),[11] eine Art ferngesteuerte Planierraupe, soll auf dem Meeresboden fahren und mit Schneidewerkzeugen das erzhaltige Gestein an den Schwarzen Rauchern zerteilen. Zwei SMT wurden bei Soil Machine Dynamics Ltd. in Newcastle upon Tyne für 65,5 Millionen US-Dollar geordert.[11] Das abgebaute Erz soll mit einem bei Technip USA Inc. für 116 Millionen US-Dollar bestellten Liftsystem zum Transport der Erze an die Oberfläche, dem Riser and Lifting System (RALS).[11][12] in 30 cm im Durchmesser starken Rohren zum Schiff hoch gepumpt und auf dem Bergbauschiffs vorverarbeitet werden. Anschließend wird es auf Lastkähne umgeladen, an Land zu einer Erzaufbereitungsanlage gebracht, zu einem stark goldhaltigen Kupferkonzentrat verarbeitet und in eine Kupferschmelzerei abtransportiert.[6]

Nachdem Nautilus Minerals im Dezember 2008 verschiedenen Aufträge, darunter die Vereinbarung vom 20. Juni 2008 mit North Sea Shipping Holding AS über den Bau des Bergbauunterstützungsschiffes wegen der globalen Konjunkturabschwächung gestoppt hatte und den Bau der Anlagen aufschob,[13] erklärte die Firma im Mai 2009 rund 80% des Systems Engineerings seien abgeschlossen.[14]

Das Ministerium für Umwelt und Naturschutz von Papua-Neuguinea (Department of Environment and Conservation (DEC)) erteilte im September 2009 die grundsätzliche Genehmigung (Approval in Principle) zur Umweltverträglichkeitsprüfung des Projektes.[15] Die endgültige Umweltgenehmigung für das Solwara 1 Projekt wurde am 29. Dezember 2009 vom DEC für eine Laufzeit von 25 Jahren erteilt. [16]

Im Oktober 2009 schloss Nautilus Minerals Inc. mit der Verwaltungsgesellschaft der Häfen von Papua-Neuguinea (PNG-Ports Corporation Limited, PNGPC), eine vertragliche Vereinbarung, die für drei Jahre den Umschlag von 1,5 Millionen Tonnen Erz pro Jahr im Hafen von Rabaul sichert. Eingehende Lastkähne können hier entladen, das Erz zwischengelagert und zum Export wieder auf Schiffe verladen werden. Nach der Erteilung der Abbauerlaubnis ist die Aufnahme der Verladearbeiten im Hafen von Rabaul für den 1. Januar 2012 vorgesehen.[17]

Nautilus Minerals verfügt über mehr als zehn weitere potenzielle Lagerstätten in der Bismarcksee (Solwara 2–13).[5] Zwei aussichtsreiche Projekte befinden sich nahe dem Solwara 1 Gebiet in rund 1700 m Tiefe.[7]

Kritik

Schwarze Raucher sind die am dichtesten besiedelten bekannten Lebensräume der Tiefsee. Auf einer Versammlung des Bismark Solomon Seas Indigenous People's Council Ende Juni 2008 wurden die Bedenken zahlreicher Dörfer und Stämme bezüglich negativer Auswirkungen auf die Umwelt und Lebensgrundlagen in den Küstengewässern Papua-Neuguineas formuliert. Die Vertreter der Küstenbevölkerung befürchten große Eingriffe in ihre Lebensumwelt und verlangten, dass die zuständigen Stellen die Risiken prüfen und ihre Bedenken ausräumen sollen.[18]

Einzelnachweise

  1. SMS History, Papua New Guinea Exploration Nautilus Minerals Inc. (abgerufen 4. Januar 2010)
  2. Evangelisch-Lutherisches Dekanat Ansbach Kleines Wörterbuch in Pidgin (abgerufen 4. Januar 2010)
  3. Michael Odenwald (21. September 2009) Rohstoffe, Schatzkammer am Meeresgrund Focus Nr. 39, 2009 (abgerufen 2. Januar 2010)
  4. Detaillierte Karte Solwara 1 Nautilus Minerals Inc. (abgerufen 2. Januar 2010)
  5. a b Nautilus Minerals Inc. (3. November 2009) Location of Solwara Prospects, Karte Solwara 1-13 (abgerufen 2. Januar 2010)
  6. a b Martin Leuch (14. Februar 2007). Kupfer und Gold aus der Tiefsee Neue Zürcher Zeitung (abgerufen Januar 2010)
  7. a b c d Johannes Heinritzi (11. März 2009) Rohstoffaktien, Darwins Prinzip, Nautilus Minerals – Goldene Fantasie Focus-Money Nr. 12, 2009 (abgerufen 2. Januar 2010)
  8. Michael Mittelstädt Tiefseebergbau im Südpazifik. Forum für Mitglieder und Freunde des Pazifik-Netzwerkes e.V., Rundbrief Nr. 72, 2007 (abgerufen 2. Januar 2010)
  9. Tony O’Sullivan China Nautilus Minerals Inc. Mining Presentation, November 2008, S. 27 (abgerufen 2. Januar 2010)
  10. a b Vessel Contract for Solwara 1 Development Signed Nautilus Minerals Inc., News Releases, 20. Juni 2008 (abgerufen 2. Januar 2010)
  11. a b c Nautilus Minerals Inc. Company Fact Sheet, September 2008 (abgerufen 2. Januar 2010)
  12. Technip (21. Oktober 2008) Nautilus Minerals, RALS Projekt presentation to AFTP Paris 2008 (abgerufen 2. Januar 2010)
  13. Nautilus Announces Deferral of Solwara 1 Mining System Equipment Build Nautilus Minerals Inc., News Releases, 17. Dezember 2008 (abgerufen 2. Januar 2010)
  14. Solwara 1 Development Project Update Nautilus Minerals Inc., News Releases, 19. Mai 2009 (abgerufen 2. Januar 2010)
  15. Nautilus Granted Environmental Permit Approval in Principle for Solwara 1 Nautilus Minerals Inc., News Releases, 11. September 2009 (abgerufen 2. Januar 2010)
  16. Solwara 1 Environmental Permit Granted Nautilus Minerals Inc. News Releases, 5. Januar 2010 (abgerufen 3. August 2010)
  17. Nautilus Secures Port Capacity at Rabaul for Solwara 1 and Announces Board Changes Nautilus Minerals Inc., News Releases, 7. Oktober 2009 (abgerufen 2. Januar 2010)
  18. Wence Magun (1. Juli 2008) People of Bismark and Solomon Seas Petition PNG Government to suspend sea bed mining in their territorial seas Radio New Zealand International (abgerufen 2. Januar 2010)

Weblinks


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