- St. Bartholomä (Königssee)
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St. Bartholomä ist eine Wallfahrtskapelle am Westufer des Königssees auf der Halbinsel Hirschau. Umgangssprachlich wird die kleine Ansiedlung auf der Halbinsel als St. Bartholomä bezeichnet. Die Halbinsel ist nur per Schiff bequem erreichbar; zu Fuß kann sie nur über lange, teils hochalpine Wege erreicht werden. Die Kapelle stammt in einigen Teilen noch aus dem 12. Jahrhundert. Seit dem 17. Jahrhundert ist sie im Stil des Barock gestaltet. St. Bartholomäus galt als Schutzherr der Almbauern und Sennerinnen. Die Kapelle besitzt zwei unterschiedliche Zwiebeltürme und rote Kuppeldächer. Der Grundriss imitiert von der Form den Salzburger Dom. Die Kirche enthält Stuckaturen des Salzburger Künstlers Josef Schmidt und einen Dreikonchenchor, die Altäre in den einzelnen Konchen sind jeweils St. Bartholomäus, St. Katharina und St. Jacobus geweiht.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Vorgängerbau der heutigen Kirche von St. Bartholomä war laut einer Urkunde eine „bescheidene Kapelle“ mit „Spitzhelm“, die am 24. August 1134 als Basilica Chunigesee eingeweiht und 1522 mit päpstlichen Indulgenzen ausgestattet wurde. 1697 und 1698 ist diese Kapelle abgerissen und als Kuppelbau neu errichtet worden. Weitere bauliche Veränderungen ließ im 18. Jahrhundert Fürstpropst Cajetan Anton Notthafft von Weißenstein vornehmen.[1]
Der bayerische König Ludwig II. ließ die baufällige Kapelle aus seiner Kabinettskasse restaurieren, nachdem die dafür zuständige Kirchenstiftung St. Andrä in Berchtesgaden leistungsunfähig geworden war. Geweiht wurde die Kapelle am 25. Juli 1868.[2]
Almer Wallfahrt
Jedes Jahr ist St. Bartholomä am Samstag nach dem 24. August (Bartholomäustag) das Ziel der traditionellen Almer Wallfahrt. Es handelt sich um die älteste Gebirgswallfahrt Europas, ihre Anfänge gehen vermutlich auf die Zeit um 1635 zurück. Die Wallfahrer, im Jahr 2006 waren es über zweitausend, steigen in einem langen Fußmarsch, beginnend von Maria Alm im österreichischen Pinzgau, über die Ramseider Scharte mit dem Riemannhaus und den Funtensee durch das Steinerne Meer nach Sankt Bartholomä ab. Ursprüngliches Ziel der Pilger war die Kirche in Dürrnberg. Nachdem am 23. August 1688 mehr als 70 Wallfahrer beim Übersetzen des Königssees ertrunken waren, wurde St. Bartholomä Ziel der Pilger[3].
Erreichbarkeit
Kürzer als der Weg der Wallfahrer ist der Weg westlich des Sees vom Ort Königssee zunächst entlang der Bob- und Rodelbahn Königssee und dann über den Klingersteig hinauf zur Kührointalm (1420 m), hinüber zur Archenkanzel und wieder hinunter über den Rinnkendlsteig, mit einer Gehzeit von vier bis fünf Stunden (Schwindelfreiheit nötig).
Übrige Gebäude
Mit St. Bartholomä ist im Sprachgebrauch nicht nur die Kapelle sondern der gesamte Gebäudekomplex auf der Halbinsel gemeint. Auch in der amtlichen Statistik ist mit St. Bartholomä die gesamte Siedlung (Gemeindeteil: Einöde) gemeint. Neben der Kapelle liegt das ehemalige Jagdschloss, das aus einem Fischerhaus aus dem 14. Jahrhundert in den Jahren 1506 bis 1522 erbaut und anschließend noch mehrmals umgebaut wurde.[4] Das Gebäude war bis 1803 eine Beherbergungsstation der Berchtesgadener Fürstpröpste. Nach 1810, als das Gebiet der Fürstpropstei Berchtesgaden dem Königreich Bayern angegliedert wurde, diente es den Wittelsbachern als Jagdschloss. Heute ist es eine Gaststätte. Dazu kommen noch ein Souvenirstand, eine Informationsstätte des Nationalparks Berchtesgaden (früher eine Holzknechtshütte), das Watzmannostwand-Lager, die Königssee-Fischerei und einige weitere Gebäude.
Tourismus
An Wochenenden mit schöner Witterung wird St. Bartholomä von Tausenden Touristen per Schiff aufgesucht. Sobald nachmittags das letzte Schiff zum Dorf Königssee zurückgefahren ist, kehrt in St. Bartholomä Stille ein; lediglich die Aspiranten für die Watzmann-Ostwand haben das Recht, auf Hirschau zu übernachten.
Am 29. Januar 2006 waren zirka 60.000 Menschen auf dem zugefrorenen Königssee unterwegs, wovon ein Großteil auch St. Bartholomä erreicht haben dürfte.
Weblinks
Commons: St. Bartholomä (Königssee) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien47.54476388888912.972566666667Koordinaten: 47° 32′ 41″ N, 12° 58′ 21″ OEinzelnachweise
- ↑ A. Helm: Berchtesgaden im Wandel der Zeit, S. 289 f.
- ↑ D. van Endert: Organ für christliche Kunst, Nr. 21 vom 1. November 1868, Köln 1868, S. 250, Digitalisat (Doppelseite 137)
- ↑ Das Steinerne Meer. Verschiedene Sektionen des OeAV und DAV, Naturfreunde München in Zusammenarbeit mit der Bundesgeschäftsstelle des DAV, April 2008, abgerufen am 28. März 2010.
- ↑ geschichte.digitale-sammlungen.de Historischer Atlas von Bayern - Vergriffene Bände; Band: Altbayern Reihe I Heft 7: Fürstpropstei Berchtesgaden. S. 18
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