St. Martin (Nörten-Hardenberg)

St. Martin (Nörten-Hardenberg)
St. Martin (Zeichnung um 1900)

St. Martin ist die katholische Pfarrkirche in Nörten-Hardenberg im niedersächsischen Landkreis Northeim. Die neuromanische Basilika wurde 1894/95 nach Plänen von Richard Herzig erbaut.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Ursprünge der Nörtener St.-Martins-Pfarrei reichen in die Zeit des heiligen Bonifatius und der Sachsenmission Karls des Großen zurück. Die Urpfarrei wurde Archidiakonat über zwölf Hauptkirchen mit mehreren hundert zugeordneten Kirchen und Kapellen.[1] Jahrhundertelang war ihre Geschichte mit der des Petersstifts Nörten verbunden. Seit dessen Gründung 1055 diente die Pfarrkirche zugleich der Stiftsliturgie; von 1269 bis zur Aufhebung 1809 war sie dem Stift inkorporiert. Sie teilte dessen wechselvolle Schicksale in den Auseinandersetzungen zwischen dem Erzstift Mainz, zu dem das Petersstift als Exklave gehörte, den welfischen Herzögen, der Stadt Göttingen und den Hardenbergern. Reformationszeit und Dreißigjähriger Krieg hinterließen schwere Schäden, die nur notdürftig ausgebessert werden konnten. Die um 1300 nach einem Brand errichtete gotische Martinskirche war gegen Ende des 19. Jahrhunderts so baufällig, dass sie abgerissen wurde. Für den repräsentativen Neubau steuerte der Hannoversche Klosterfonds Mittel aus der Säkularisierungsmasse des Petersstifts bei. Die neue Pfarrkirche wurde am 6. Oktober 1895 durch Bischof Wilhelm Sommerwerck geweiht. Heute gehören zur St.-Martins-Gemeinde zusammen mit St. Marien in Hardegsen knapp 3.000 Katholiken.[2]

Architektur

Richard Herzig entwarf die Nörtener Pfarrkirche als Werksteinbau in nachempfundenen Formen der Hochromanik. Stil und Aufwand – besonders die beiden Chorflankentürme – sollten der großen Zeit des Nörtener Stifts ein Denkmal setzen. Die geostete dreischiffige Kirche besteht aus den beiden Langhaus-Jochen, dem Querhaus, dem Chor mit seinen beiden Flankentürmen und der polygonalen Apsis. Der Hauptturm über dem Westportal ragt auf quadratischem Grundriss viergeschossig auf und endet in vier Giebeln mit Spitzhelm. Alle Wandflächen sind mit Bogenfriesen und Lisenen gegliedert.

Im Tympanon des Hauptportals sind im Halbrelief Christus als Pantokrator zwischen dem Stiftspatron Petrus und dem Pfarrpatron Martin abgebildet. An der Südwand ist die Szene der Mantelteilung des hl. Martin dargestellt. Die Skulpturen schuf Carl Dopmeyer. Der Crucifixus an der Nordwand wurde um 1900 im Grödnertal geschnitzt.[3]

Der flach gedeckte Innenraum erhält seinen Charakter vor allem durch die weiten Bögen der Vierung sowie die Bögen, Pfeiler und Dienste der Mittelschiffwände, zwischen denen der Blick auf den Hauptaltar und die Apsis mit ihren drei Rundbogenfenstern fällt.

Ausstattung

Die Ausstattung der Kirche verbindet Bilder und Statuen aus der Erbauungszeit mit neugeschaffenen Stücken aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Bedeutend ist die Orgel, die 1904 von der Orgelbaufirma Furtwängler und Hammer erbaut worden ist. Das deutsch-romantisch disponierte Instrument ist nahezu original erhalten und wurde 1995 von dem Orgelbauer Christian Scheffler umfassend restauriert. Es hat 24 Register (ca. 1.300 Pfeifen) auf zwei Manualen und Pedal. Die Trakturen sind pneumatisch (Röhrenpneumatik). Das Orgelgehäuse ist wahrscheinlich älter als das Orgelwerk. Es weist barocke und klassizistische Stilelemente auf. Es verfügt über einen Gesamtschweller.[4]

I Hauptwerk C–f3
Bordun 16′
Principal 8′
Offenflöte 8′
Gamba 8′
Dolce 8′
Oktave 4′
Flute harmonique 4′
Mixtur III-IV
Trompete 8′
II Nebenwerk C–f3
Geigenprincipal 8′
Liebl. Gedackt 8′
Salicional 8′
Vox coelestis 8′
Aeoline 8′
Fugara 4′
Zartflöte 4′
Piccolo 2′
Oboe 8′
Pedal C–d1
Violon 16′
Subbaß 16′
Principal 8′
Gedacktbass 8′
Choralbaß 4′
Posaune 16′
  • Koppeln: II/I, I/P, II/P (Pedalklappe); I/I, II/II, II/I als Superoktavkoppeln.
  • Spielhilfen: Absteller, Registercrescendo

Einzelnachweise

  1. Geschichte
  2. Schematismus der Diözese Hildesheim 2011
  3. Architektur und Bauschmuck
  4. Zur Orgel

Weblinks

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