Nörten-Hardenberg

Nörten-Hardenberg
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Nörten-Hardenberg
Nörten-Hardenberg
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Nörten-Hardenberg hervorgehoben
51.6166666666679.9333333333333159
Basisdaten
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Northeim
Höhe: 159 m ü. NN
Fläche: 54,08 km²
Einwohner:

8.255 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 153 Einwohner je km²
Postleitzahl: 37176
Vorwahl: 05503
Kfz-Kennzeichen: NOM
Gemeindeschlüssel: 03 1 55 010
Gemeindegliederung: 8 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Burgstraße 2
37176 Nörten-Hardenberg
Webpräsenz: www.noerten-hardenberg.de
Bürgermeister: Frank Priebe (parteilos)
Lage der Gemeinde Nörten-Hardenberg im Landkreis Northeim
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Über dieses Bild

Nörten-Hardenberg ist ein Flecken und eine Gemeinde im Landkreis Northeim in Niedersachsen (Deutschland).

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Nörten-Hardenberg liegt am westlichen Ausläufer des Nörtener Walds im Tal der in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Leine und grenzt im Süden an Bovenden und im Norden an Northeim; Göttingen befindet sich 10 Kilometer südlich. Etwa 20 Kilometer nordwestlich liegt der Solling, etwa 30 km nordöstlich beginnt der Harz.

In Nörten-Hardenberg bzw. seinen Ortsteilen münden diese Fließgewässer in die Leine: Harste (bei Parensen), Weende und Rodebach (jeweils bei Angerstein), Espolde (bei Lütgenrode) sowie Bever (bei Nörten-Hardenberg).

Nachbargemeinden

Bovenden (Süden), Hardegsen (Westen), Northeim (Norden), Katlenburg-Lindau (Osten)

Ortsgliederung

Zu Nörten-Hardenberg gehören die Ortsteile

Geschichte

Die Besiedlung des Gebiets um Nörten-Hardenberg reicht, wie Scherbenfunde belegen, etwa bis in die Eisenzeit zurück. Im frühen 8. Jahrhundert wurde die Region von Mainz aus christianisiert, was auch damit Zusammenhing, dass der Ort im damaligen Nordgau oberhalb des Leinegaues, eine günstige Ausgangsposition für die Zwecke der Missionierung bot. Weiterhin begünstige die Lage, gelegen an der Gabelung der mittelalterlichen Harster Heerstraße und der Leinetalstraße, die bereits frühe Ausbildung eines Jahrmarktes. In der Mitte des Jahrhunderts wurde der Grundstein der St.-Martini-Pfarrkirche gelegt. Zwischen 800 und 1000 wurde eine Burganlage im Leineholz bei Nörten errichtet. 995 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt. 60 Jahre später kam es zur Gründung des St.-Peter-Stiftes. 1098 und 1103 hielt sich Bischof Ruthard von Mainz in Nörten auf. Während dieser Zeit wurde die Burganlage ausgebaut, die nach ihrem Umbau 1105 erstmals urkundlich erwähnt wurde, sowie das Archidiakonat Nörten konstituiert. Es reichte um 1500 über Einbeck hinaus, im Westen wurde es vom Solling und zwischen Lippoldsberg und Hann. Münden begrenzt. Im Süden bildeten sodann die Orte Hedemünden, Friedland, Rustenfelde und Etzenborn die Begrenzung. Zwei Jahre zuvor wurde das Kloster Steina (später Marienstein) gegründet. Nörten wird Archidiakonat und damit das Verwaltungszentrum der Region. Die Burg wird 1287 vom Mainzer Bischof an die Dynasten von Hardenberg und von Rosdorf verpfändet. 1303 geht der gesamte Gerichtsflecken an die Familie von Hardenberg. 1346 wird der Ort samt Stift komplett zerstört. 1357 treten die Herren von Hardenberg als Eigentümer der Burg auf. Nörten wird 1360, vom Erzbischof Gerlach von Mainz mit der Erlaubnis Karls IV., zur Stadt erhoben, gleichzeitig erlaubte er auch den Mauerbau in Nörten, sowie mit den Frankfurter Stadtrechten ausgestattet[2], ehe die Stadt 1365 erneut zerstört wird. Zwischen den Jahren 1369 und 1389 fand wahrscheinlich der Ausbau der Marktsiedlung statt. Gefördert wurde dieser Umstand durch die Abgabe von Marktgefällen und der Erhebung von Zollgebühren, da Nörten wesentlich von seiner Lage an den bereits erwähnten beiden Straßen profitierte. Dies mag auch die Ursache dafür sein, dass Impulse des Fernhandels wesentlich stärker auf die Infrakstruktur des Ortes wirkten, als etwa die Gründung des Archidiakonats.

Das 15. Jahrhundert war für Nörten-Hardenberg gekennzeichnet durch Fehden und weitere kriegerische Auseinandersetzungen, die auch dazu beitrugen, dass sich der Ort nicht zur Stadt entwickeln konnte. Unter diesen Fehden befand sich auch jene, an der Herzog Wilhelm von Sachsen teilnahm. 1447 zog er mit einem großen Heer, in welchem sich viele Hussiten befanden, nach Soest, das mit dem Erzbischof von Köln in Fehde lag und berührte dabei auch das Fürstentum Göttingen. Berichten zufolge lag Wilhelm drei Tage vor dem Hardenberg, ohne die Burg jedoch angegriffen zu haben[3]. Bevor sie aufbrachen, brannten sie Nörten nieder. Eine weitere Fehde ereilte den Ort während der Auseinandersetzungen 1485 zwischen Bischof Bertold von Hildesheim und der Stadt Hildesheim. Bertold fand Unterstützung bei Herzog Wilhelm von Braunschweig und dessen Sohn Heinrich, die Bürger Hildesheims wiederum fanden Beistand bei den Städten Einbeck, Northeim und Göttingen. Heinrich von Hardenberg schloss sich den Herzögen an und hatte somit die Stadt Göttingen zum Feind. Wahrend der Fehde brannten Lütgenrode und Bishausen ab, Nörten-Hardenberg wurde 1486 während der Belagerung der Burg von den eigenen Einwohnern angezündet, um damit den anderen Städten zuvorzukommen. Bei weiteren Fehden der Hardenberger wurde der Ort fast immer zwangsläufig in Mitleidenschaft gezogen, was eine stetige Entwicklung des Ortes hemmte.

1599 und 1616 kam es zu zwei Großbränden, bei denen erhebliche Teile der Stadt zerstört wurden. Im Jahr 1700 wird die gräfliche Kornbrennerei gegründet. Seit 1717 darf Nörten drei Jahrmärkte abhalten. Mainz erkennt 1744 die Besitz- und Gerichts-Ansprüche derer von Hardenberg in Nörten endgültig an. 1812 kommt es zur Aufhebung des Stiftes. 1851 löst sich das adlige Gericht Hardenberg ebenfalls auf. Von 1852 bis 1859 war Nörten königliches Amt. 1854 wird Nörten als Streckenpunkt der Hannöverschen Südbahn aufgenommen, was dem Ort neue Entwicklungsmöglichkeiten bot. So wurden in dieser Zeit Industriebetriebe angesiedelt, die ehemalige Brauerei entstand, ebenso wurden Fertigungsstätten für Papier und Holzwaren errichtet. Der älteste Betrieb Nörtens bildet jedoch die Branntweinbrennerei, deren Anfänge bis in das 16. Jahrhundert zurückreichen. 1873 wurde eine der größten Zuckerfabriken in Nörten eröffnet. Seit der Verwaltungsreform 1885 gehört der Flecken Nörten zum Kreis Northeim, dessen Amtsgericht in Gerichtssachen zuständig wurde. 1894 wurde die katholische Martini-Kirche neu gebaut, ehe man zehn Jahre später die evangelisch-lutherische Kirche errichtete.

1928/29 wurden aufgrund des „Gesetz[es] über die Regelung verschiedener Punkte des Gemeindeverfassungsrechts“ Marienstein und der Hardenberg im Flecken Nörten-Hardenberg zusammengefasst. Dieses Gesetz wurde unter dem damaligen preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun und seinem Innenminister Albert Grzesinski verabschiedet, um einerseits Gutsbezirke (wie Hardenberg) zu demokratisieren und andererseits Verwaltungskosten durch die Zusammenlegung mehrerer Landgemeinden (wie Maienstein) einzusparen.

1947 fand die Wiedereröffnung des Kaliwerks „Königshall-Hindenburg“ im Rodetal bei Reyershausen statt. 1958 kam es zur Einweihung des Autobahnabschnittes der A7 von Nörten bis Northeim als Teil der wichtigen Nord-Süd-Achse. 1974 gab es eine Gebiets- und Verwaltungsreform in Nörten. Im Jahr 1987 begann die Städtepartnerschaft mit der Gemeinde Bondoufle in Frankreich.

Adelsgeschlechter

Die wohl ursprünglich aus Nörten stammende Familie von Nörten ist seit dem Spätmittelalter ausgestorben. Zuletzt waren sie vermutlich im benachbarten Göttingen beheimatet.

Um 1000 werden Vertreter einer eingewanderten edel-freien Familie als Dienstherren des Mainzer Erzbischofs auf seiner Burg bei Nörten beschäftigt. Dieser Familie gelingt es durch eine konsequente Familien- und Herrschaftspolitik, Besitzungen und Rechte im Nörtner Raum zu erwerben. Bald nennt sie sich nach ihrem Dienstort, der Burg auf dem Hardenberg, von Hardenberg.

Noch heute lebt in der Gemeinde eine Linie der Familie von Hardenberg. Dieser Familie entstammten unter anderem

Politik

Bürgermeister

Frank Priebe wurde am 9. September 2001 zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister des Fleckens Nörten-Hardenberg gewählt. Er ist parteilos. Ortsbürgermeister des Ortsteils Nörten-Hardenberg ist Manfred Helbig (CDU).

Städtepartnerschaften

Seit 1987 besteht eine vitale und freundschaftliche Partnerschaft mit der französischen Gemeinde Bondoufle (35 km südlich von Paris). Eine Straße wurde nach der Partnerstadt benannt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Burgruine Hardenberg

Die Besichtigung der Burgruine Hardenberg und die Begehung des Aussichtsturmes sind im Rahmen von Führungen möglich.

Weitere Sehenswürdigkeiten sind:

Sport

In Nörten-Hardenberg findet jedes Jahr das Burgturnier statt, ein wichtiger Termin der internationalen Springreiterelite. Nörten-Hardenberg verfügt über mehrere Sporthallen und Sportplätze, z. B. auch Schützenhaus und Tennisplatz. Der SSV Nörten-Hardenberg trägt „An der Bünte“ seine Fußball-Heimspiele aus. Ein Golfresort mit 36 Löchern findet man in der Nähe.

Regelmäßige Veranstaltungen

Alle 6 Jahre (zuletzt 2009) findet der traditionelle mehrtägige Schüttenhoff statt. Eröffnet wird das Fest am Donnerstag mit dem Ausgraben des Schüttenhoffs, einer Sammlung von Dokumenten über den letzten Schüttenhoff. Zum Programm gehören verschiedene Musikveranstaltungen im Festzelt, eine Kranzniederlegung, ein großer Festzug sowie das Barrikadenstürmen am Montag. Beendet werden die Feierlichkeiten mit dem Begraben des Schüttenhoffs aus dem aktuellen Jahr auf dem Marktplatz.

Das traditionelle Reit- und Springtunier um die Goldene Peitsche findet jeden Sommer am Fuße der Burgruine statt, hierzu trifft sich die Reitsportelite der Welt. Ein besonderes Erlebnis ist das große Feuerwerk, das zum Abschluss des Turniers am Samstagabend von der Burg aus abgefeuert wird.

Wirtschaft und Infrastruktur

Das Bier des Fleckens - inzwischen wird es von einer Brauerei in Kassel als Marke gebraut.

In Nörten-Hardenberg ist das Stammhaus der Kornbrennerei Hardenberg-Wilthen AG (gegründet 1507) ansässig und im südlichen Industriegebiet findet sich die Firma Rohde AG (gegründet 1925), ein Produzent von Industriegriffen und Spezialist für Oberflächentechnik.

Im Ortsteil Lütgenrode hat der Saft-Hersteller beckers bester (gegründet 1932) seinen Sitz.

Persönlichkeiten

Personen, die mit dem Ort in Verbindung stehen

  • Bartold Kastrop (* um 1460 in Nörten, † um 1531 in Göttingen), Holzschnitzer der Spätgotik
  • Johann Vinzenz Wolf (* 19. Juli 1743 in Kreuzebra (Eichsfeld); † 26. April 1826 in Nörten-Hardenberg), deutscher Historiker
  • Christian Eberl (* 9. März 1954 in Göttingen), Forstwissenschaftler und Politiker, wuchs in Nörten-Hardenberg auf und war von 1981 bis 1987 Vorsitzender des FDP-Ortsverbandes und als Gemeinderatsmitglied von 1981 bis 1986 auch stellvertretender Bürgermeister. Von 1991 bis 2002 war er Vorsitzender der FDP-Ratsfraktion.
  • Carl Albrecht Jost Graf von Hardenberg, Unternehmer. Er leitet die Kornbrennerei und stammt aus einer deutschen Adelsfamilie, welche sich um das Jahr 1100 im Ort niederließ.

Literatur

  • Nörten-Hardenberg. 6. Auflage. Mering: WEKA, Informationsschriften- und Werbefachverlag, 1997. 26 S.
  • Flecken Nörten-Hardenberg: Hrsg. in Zusammenarbeit mit dem Flecken Nörten-Hardenberg. - Nordhorn: BVB-Verlags-Gesellschaft, 2007, 36 S.
  • Adolf Kellner (Hrsg.): Nörten-Hardenberg : mit den Ortsteilen Angerstein, Bishausen, Elvese, Lütgenrode, Parensen, Sudershausen, Wolbrechtshausen ; gestern und heute. Geiger, Horb am Neckar, 2005. ISBN 3-86595-033-7
  • Anne-Christin Wien: Nörten-Hardenberg : eine Siedlung der jüngeren vorrömischen Eisenzeit ; die Grabung 1984. Halle an der Saale, 1994.
  • Carl Osseforth: Geschichte der St.-Martini-Kirche und des Chorherrenstiftes St. Peter zu Nörten-Hardenberg. Lax, Hildesheim, 1955.
  • Alfred Bruns: Der Archidiakonat Nörten. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 1967. (Zugleich: Göttingen, Univ., Diss., 1967)

Weblinks

 Commons: Nörten-Hardenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen – Bevölkerungsfortschreibung (Hilfe dazu)
  2. Gudrun Pischke: Die Entstehung der niedersächsischen Städte. Stadtrechtsfiliationen in Niedersachsen. Lax, Hildesheim 1984, ISBN 3-7848-2003-4, S. 64.
  3. Erhard Kühlhorn: Historisch-Landeskundliche Exkursionskarte. Blatt Moringen am Solling. Lax, Hildesheim 1976, ISBN 3784836240, S. 102.
  4. Flecken Nörten-Hardenberg (Hrsg.): Internationaler Pi-Day 2010. 11. März 2010 (HTML, abgerufen am 21. November 2010).

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