Starogard (Resko)

Starogard (Resko)
Starogard
Starogard führt kein Wappen
Starogard (Polen)
Starogard
Starogard
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Westpommern
Landkreis: Łobez
Gmina: Resko
Geographische Lage: 53° 46′ N, 15° 32′ O53.76027777777815.533611111111Koordinaten: 53° 45′ 37″ N, 15° 32′ 1″ O
Einwohner:

670

Telefonvorwahl: (+48) 91
Kfz-Kennzeichen: ZLO
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW 152: Płoty - Resko - Świdwin - Buślary
(- Połczyn Zdrój)
DW 148: Starogard - Łobez - Drawsko Pomorskie
Schienenweg: kein Bahnanschluss
Nächster int. Flughafen: Stettin-Goleniów

Starogard (deutsch Stargordt, früher auch Stargord) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Es bildet ein Schulzenamt der Stadt- und Landgemeinde Resko (Regenwalde).

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Das Dorf liegt in Hinterpommern, einige Kilometer östlich der Stadt Resko (Regenwalde), am rechten Ufer des Flusses Rega, der hier die Grenze zu dem Nachbardorf Łagiewniki (Elvershagen) bildet.

Geschichte

Schloss Stargord um 1860, Sammlung Alexander Duncker

Südwestlich des Dorfes befindet sich ein Slawischer Burgwall, der die für den Ort namensgebende alte Burg sein dürfte.[1] Nach Heinrich Berghaus (1868) soll in Stargordt im Mittelalter eine Burg gestanden haben, von der noch nach Jahrhunderten Mauerreste erhalten geblieben waren, und diese Burg die in der Lebensbeschreibung des Missionars Otto von Bamberg für 1124 genannte Burg Zitarigroda sein.[2] Seit dem 12. Jahrhundert gehörten Dorf und Gut Stargordt einem Zweig der Adelsfamilie Borcke. Die Familie pflegte ihre Stargordter Linie später durch Anhängen des Ortsnamens an den Namen Borcke zu kennzeichnen.[3][4]

Die von 1578/1579[1] stammende Fachwerkkirche erhielt erst 1908 einen Turm.

Von 1717 bis 1721 erbaute sich Generalfeldmarschall Adrian Bernhard von Borcke auf seinem Besitz in Stargordt ein Schloss im Stil des norddeutschen Barock. Das Schloss wurde 1743 durch Heinrich Adrian von Borcke um einen Seitenflügel ergänzt.[1] Zu der Einrichtung des Schlosses gehörten eine Ahnengalerie mit 20 Porträts und eine Gobelinsammlung mit Motiven aus antiken Sagen.

In dem Gutsbezirk wurde Ackerbau, Viehzucht und Forstwirtschaft betrieben, außerdem Fischerei auf dem Doeberitzschen See sowie auf dem Carowschen See. Nach 1764 hatte der experimentierfreudige Generalmajor Heinrich Adrian von Borcke, ein landwirtschaftlicher Autodidakt, die von dem Gutsbetrieb erwirtschafteten Erträge von 700 Talern im Jahr 1770 durch Meliorationen, Fruchtwechsel, Innovationen[5], Viehbestandserhöhung und andere betriebliche Maßnahmen auf 3000 Taler pro Jahr in den nächsten 14 Jahren steigern können.[6] Er beschrieb seinen Gutsbetrieb in dem Buch Beschreibung der Stargordtschen Wirtschaft (Breslau 1778), von dem 1792 in Berlin eine Neuauflage erschien.[7] Um 1780 gab es in dem Gutsbezirk das Schloss, ein Vorwerk, neun Bauern, einen Kossäten, eine Ziegelei, eine Schmiede, eine Häckselmühle, einen Gasthof, einen Prediger, einen Küster und insgesamt 36 Feuerstellen (Haushalte).[8] Die Stargordter Häckselmühle ist in der Literatur detailliert beschrieben worden.[9] Adrian Heinrich von Borcke hatte auf dem Schloss eine naturkundliche Sammlung angelegt. Er hatte unter anderem auch physikalische Instrumente gesammelt[10] In Stargordt und Umgebung hatte er meteorologische Messungen durchgeführt.[11] Das Schloss beherbergte auch eine bedeutende Büchersammlung.[12]

Die Bauernstellen, die Ende des 18. Jahrhundert noch neben dem Gutsbetrieb existiert hatten, hörten mit der Regulierung der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse Anfang des 19. Jahrhunderts zu bestehen auf.[1]

Bis 1945 gehörte Stargordt zum Kreis Regenwalde der preußischen Provinz Pommern. Das zuständige Amtsgericht befand sich in Naugard, das zuständige Landgericht in Stettin.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Region im Frühjahr 1945 von der Roten Armee erobert. Die Rote Armee brannte das Schloss mit seiner Einrichtung nieder. Anschließend wurde die Region zusammen mit ganz Hinterpommern unter polnische Verwaltung gestellt. Das deutsche Dorf Stargordt erhielt nun den polnischen Namen Starogard. Es begann die Zuwanderung von Polen, die die deutschen Einheimischen aus ihren Häusern und Gehöften drängten. Die Deutschen wurden in der darauffolgenden Zeit unter Berufung auf die sogenannten Bierut-Dekrete aus dem Dorf vertrieben.

Entwicklung der Einwohnerzahl

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter des Ortes

  • Ernst Kuhlo (1843–1923), deutscher Elektrotechniker und Gründer der Stettiner Electricitäts-Werke

Sonstige

  • Adrian Bernhard von Borcke (1668-1741), Erbherr auf Stargordt, ließ Schloss Stargordt erbauen.
  • Heinrich Adrian von Borcke (1715–1788), Erbherr auf Stargordt, formte aus dem Stargordter Vorwerk einen von der zeitgenössischen Fachwelt anerkannten landwirtschaftlichen Musterbetrieb

Literatur

  • Johannes Hinz: Pommern. Wegweiser durch ein unvergessenes Land. Flechsig-Buchvertrieb, Würzburg 2002, ISBN 3-88189-439-X, S. 341–342.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Ernst Bahr: Stargordt. In: Helge bei der Wieden, Roderich Schmidt (Hrsg.): Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands. Band 12. Mecklenburg Pommern. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1996, S. 279.
  2. Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. II. Teil, 4. Band, Anklam 1868, S. 108 unten.
  3. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser für das Jahr 1855. Gotha 1855, S. 104 ff..
  4. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser für das Jahr 1859. Gotha 1859, S. 115.
  5. Karl Friedrich von Benekendorff: Kleine ökonomische Schriften. Band 2, Küstrin 1784, S. 98 ff..
  6. Allgemeine deutsche Bibliothek. Band 39, Berlin und Stettin 1779, S. 19.
  7. Adrian Heinrich von Borcke: Beschreibung der Stargordtschen Wirtschaft in Hinterpommern, nebst G. M. L von Wedells Vorlesung in der patriotischen Gesellschaft zu Breslau über diesen Gegenstand und von Eickstädts Beschreibung der Hohenholzischen Wirtschaft in Vorpommern. Berlin 1792, Volltext, ohne gefaltete Seiten. Rezension:Göttinger Anzeiger vom 5. Juni 1783, S. 904. Rezension: Allgemeine deutsche Bibliothek, Band 57 (1784), S. 261-266.
  8. Ludwig Wilhelm Brüggemann (Hrsg.): Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Kgl.-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. II. Teil, 1. Band, S. 353-354, Nr. 58.
  9. Ökonomische Enzyklopädie, oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- und Lamdwirtschaft in alphabetischer Ordnung (Johann Georg Krünitz, Hrsg.). Band 20, Berlin 1780, S. 616 ff., digitalisiert mit Ausnahme der technischen Zeichnungen.
  10. Johann Bernoulli: Sammlung kurzer Reisebeschreibungen Band 3, Berlin 1781, S. 386.
  11. Gottfried Erich Rosenthal: Briefe an Graf von Borcke über die wichtigsten Gegenstände der Meteorologie. Band 1, Leipzig und Nordhausen 1784, S. 49 ff..
  12. Christian Friedrich Wutstrack (Hrsg.): 'Nachtrag zu der Kurzen historisch-statistisch-geographischen Beschreibung des Kgl.-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern°°. Stetin 1795, S. 191.
  13. °°Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.). Berlin 1856, S. 594.
  14. a b http://www.verwaltungsgeschichte.de/regenwalde.html

Weblinks


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