- Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte
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Die Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte ist ein Verein von Geschichtsinteressierten, der sich mit der Erforschung der Vergangenheit des Raumes Emsland und Grafschaft Bentheim befasst.
Gründung und Tätigkeit
Die Gründung erfolgte durch eine Gruppe von jüngeren emsländischen Hobbyhistorikern, hauptsächlich Studenten verschiedener Fachrichtungen, die an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster studierten. Sie beschlossen am 22. April 1989, einen historischen Verein zu gründen, der dann auch im Münsteraner Vereinsregister angemeldet wurde. Ziel war Beschäftigung mit der Vergangenheit des Emslandes, wozu an den Treffen neue Erkenntnisse und Hinweise ausgetauscht wurden.
Vorsitzender der Studiengesellschaft für emsländische Regionalgeschichte wurde der Chemiker Dr. Stefan Remme aus Meppen. Am 25. August 1990 veranstaltete der junge Verein in Haren eine erste ganztätige Tagung zur Geschichte des Emslandes mit Vorträgen. Bereits 1990 kam der Band 1 der Reihe „Emsländische Geschichte“ heraus, in dem die Tagungsbeiträge abgedruckt wurden. Seitdem findet alljährlich zumeist am letzten Sonnabend im August diese Tagung statt. Schon bald stießen auch gebürtige Grafschafter zur Studiengesellschaft, so dass die Geschichte der Grafschaft Bentheim seitdem ebenfalls in das Blickfeld der Studiengesellschaft geriet. 1994 fand daher erstmals die Jahrestagung im Bentheimer Land, nämlich in Wietmarschen, statt.
Publikation und Projekte
Die Reihe „Emsländische Geschichte“ gewann nach dem 1990 publizierten ersten Band immer mehr Mitarbeiter und wurde entsprechend umfangreicher. Waren zunächst noch genealogisch nutzbare Beiträge ein wesentlicher Schwerpunkt der Veröffentlichungen und Forschungen, so rückte die seit den Anfängen betriebene Erforschung der Weimarer Republik und vor allem der NS-Zeit zunehmend in den Mittelpunkt der folgenden Jahre. Große Resonanz fand und findet ferner das 1996 begonnene Projekt „Biographien zur Geschichte des Emslands und der Grafschaft Bentheim“, in der zahlreiche Politiker, Verwaltungsmänner, Schriftsteller, Künstler, Wirtschaftsvertreter oder Kirchenleute mit zum Teil sehr ausführlichen Lebensläufen vorgestellt werden. Bis zum aktuellen Band 18 (2011) sind in diesem Projekt 189 Männer und Frauen biographisch erfasst worden, die im oder für das Emsland und das Bentheimer Land wirkten oder aus diesem Landstrich stammten. Im Laufe der Zeit wurden überdies Beiträge zur Veränderungen der regionalen Landschaft sowie zur Entwicklung der Flora und Fauna mit zahlreichen farbigen Abbildungen hinzugenommen.
Ein weiteres seit Jahren betriebenes Projekt der Studiengesellschaft ist es, in der "Emsländischen Geschichte" regionalen Museen mit ihrer Geschichte von der Gründung über die Örtlichkeiten bis zu den Ausstellungen vorzustellen. Darüber hinaus werden in Verbindung mit dem 1923 erschienenen Werk „Emsländische Burgenfahrt“ von Alexander Geppert Herrenhäuser und Burgen aus der Region in Erinnerung gerufen.
Im Unterschied zu den Jahrbüchern des Bentheimer Heimatvereins oder des Emsländischen Heimatbundes werden in der Reihe „Emsländische Geschichte“ vielfach Forschungsarbeiten veröffentlicht, so Staatsexamens- und Magisterarbeiten oder Promotionen, die vornehmlich vom Umfang, gelegentlich auch aufgrund ihrer Thematik aus Nischenbereichen der historischen Forschung, ansonsten in der Region nicht veröffentlicht werden könnten. Anfang 2011 rief die Studiengesellschaft eine weitere unregelmäßig erscheinende Reihe ins Leben. Als erster Band der "Studien und Quellen zur Geschichte des Emslandes und der Grafschaft Bentheim" erschien ein Werk über Ludwig Windthorst, der die Region Emsland/Grafschaft Bentheim u.a. im Deutschen Reichstag vertrat. Darin wird u.a. neben dessen zu Politik in bezug auf die Sozialistengesetze, der polnischen Minderheit oder dem aufkommenden Antisemitismus vor allem die Beziehung Windthorsts zu seinem Wahlkreis und sein Einsatz für die Interesse der Region untersucht.
Neben der Herausgabe der inzwischen jährlich erscheinenden „Emsländischen Geschichte“ und der großen Jahrestagung organisiert die Studiengesellschaft jährliche mehrere kleinere Veranstaltungen für Mitglieder und Interessierte, auf denen ein Vortrag im Mittelpunkt steht oder sich über neue Forschungsvorhaben und Veröffentlichungen ausgetauscht wird. Zusammen mit dem Emsländischen Heimatbund bietet die Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte auch historische Exkursionen per Rad- oder Bus an, etwa Moorexkursionen beiderseits der deutsch-niederländischen Grenze, zu den heutigen Spuren der Emslandlanger, zu Burgen, Herrenhäuser und Grenzbefestigungen beiderseits der Grenze oder auch eine Führung durch das umgebaute Osnabrücker Staatsarchiv. Seit 2008 besteht, zusammen mit dem Emsländischen Heimatbund, auch eine Zusammenarbeit mit niederländischen Historikern von der Historischen Vereniging Zuidoost-Drenthe, mit denen im Juni 2008 eine erste gemeinsame Tagung in Nieuw Schoonebeek veranstaltet wurde, der 2009 eine weitere in Hebelermeer auf der deutschen Grenzseite folgte und 2010 eine im niederländischen Zwartemeer.
1999 übernahm von Dr. Stefan Remme der Haselünner Wilhelm Rülander den Vorsitz des Vereins, der seit Jahren zwischen 50 und 60 Mitgliedern aufweist.
Literatur
- Horst H. Bechtluft: "Regionale Geschichte ohne Grenzen - Tagungsbericht zu einem Treffen von niederländischen und deutschen Geschichtsfreunden", in: Jahrbuch des Emsländischen Heimatbundes Band 55/2009, Sögel 2008, S. 323-328.
- Christof Haverkamp, 20 Jahre Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte e.V. - persönlicher Rückblick eines Gründungsmitglieds, in: Emsländische Geschichte Bd. 16, Haselünne 2009, S. 72-96.
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