Grafschaft Bentheim

Grafschaft Bentheim
Wappen der Grafschaft Bentheim
Grafschaft Bentheim um 1569
Die Grafschaft Bentheim um 1794/95 von Franz Johann Joseph von Reilly

Die Grafschaft Bentheim ist eine historische Grafschaft, deren Hauptsitz auf der Burg Bentheim im heutigen Bad Bentheim lag.

Inhaltsverzeichnis

Geschiche

Urgeschichtlich zeugen zahlreiche Hügelgrabanlagen auf dem Gebiet der späteren Grafschaft Bentheim von der früheren Besiedlung der Gebiete, so z. B. die Hügelgräberheide Halle-Hesingen oder das Gräberfeld am Spöllberg.

Die Geschichte der historischen Grafschaft Bentheim lässt sich bis in das Jahr 1050 zurückverfolgen: Damals wurden Ortsnamen des Bentheimer Landes erstmals urkundlich erwähnt.[1] Die Burg Bentheim wurde im Jahr 1116 erstmals urkundlich erwähnt. Um 1120 wurde Graf Otto II. von Northeim als Besitzer der Burg erwähnt.

1421 erbte Eberwin I. von Götterswyk Bentheim und wurde 1425 auch Herr von Ottenstein, 1451 Herr von Steinfurt. Schon unter seiner Nachkommenschaft teilten sich die Herren zu Bentheim in die Linie Bentheim-Steinfurt und Bentheim. Nachdem durch Erbschaft weitere Herrschaften hinzugekommen waren (Gemen, Tecklenburg), fanden später noch weitere Erbteilungen in die Linien Bentheim-Tecklenburg, Bentheim-Limburg und Bentheim-Alpen statt.

Im Laufe der Geschichte hat sich die Zugehörgkeit der Grafschaft Bentheim oft verändert.

In der Franzosenzeit gehörte die Grafschaft Bentheim von 1806 bis 1811 zum Département Ems des Großherzogtums Berg im von Napoleons I. begründetenen Rheinbund, ab 1811 war die Grafschaft Bentheim Teil des neuen Departments Lippe, das nach den weiteren französischen Annexionen gebildet wurde.

Nach der Niederlage Napoleons fiel die Grafschaft Bentheim dann im Rahmen des Wiener Kongresses 1815 dem Königreich Hannover zu. Mit Verlust der Unabhängigkeit des Königreichs Hannover kam auch die Grafschaft Bentheim 1866 nach dem Deutschen Krieg unter die Herrschaft des Königreichs Preußen. Von 1866 bis zur Reichsgründung 1871 war die Grafschaft Bentheim nunmehr Teil der Provinz Hannover des Königreichs Preußen im Norddeutschen Bund, ab 1871 im Deutschen Kaiserreich. Verwaltungsorganisatorisch gehörte die Grafschaft Bentheim zum Steuerkreis Lingen in der Landdrostei Osnabrück und war in die beiden Ämter Neuenhaus und Bentheim gegliedert.[2]

Mit der preußischen Kreisreform 1885 wurde der neue Landkreis Grafschaft Bentheim im Regierungsbezirk Osnabrück gegründet, der aus den beiden vorherigen Ämtern hervorgegegangen ist.

Grafen von Bentheim

Stammwappen der Grafen zu Bentheim
Fürstliches Wappen zu Bentheim und Steinfurt nach 1589

Gerulfinger

  • Otto I., deren Sohn, Graf von Bentheim, 1166/1208 bezeugt
  • Balduin I., dessen Sohn, 1209 Graf von Bentheim
  • Otto II., dessen Sohn, 1248 Graf von Bentheim, 1264 Graf von Tecklenburg
  • Egbert I. († vor 1311), dessen (jüngerer) Sohn, Graf von Bentheim
  • Johann († vor 1333), dessen Sohn, 1305 Graf von Bentheim
  • Simon I. († 1344), dessen Sohn, 1333 Graf von Bentheim
  • Otto III. († nach 1379), dessen Bruder, 1344 Graf von Bentheim, verzichtet um 1364
  • Bernhard († 1421), dessen Bruder, 1364 Graf von Bentheim
    • Hedwig, 1347/71 bezeugt, dessen Schwester; ∞ Everwin von Götterswick († 1378)

Herren und Grafen zu Bentheim

  • 1421–1454: Eberwin I. von Götterswyk

Erbteilung an seine Söhne Arnold (Steinfurt) und Bernhard (Bentheim)

Bentheim-Bentheim

  • 1454–1473: Bernhard von Bentheim
  • 1473–1530: Eberwin von Bentheim, Statthalter von Friesland

Seine Tochter erbt Bentheim und heiratet Arnold III. von Bentheim-Steinfurt.

Bentheim-Steinfurt (bis 1606)

  • 1454–1466: Arnold II. von Bentheim-Steinfurt
  • 1466–1498: (Graf) Eberwin II. von Bentheim-Steinfurt, Steinfurt wird 1495 Grafschaft
  • 1498–1544: Graf Arnold III. zu Bentheim und Steinfurt (in der Grafschaft Bentheim benannt als Arnold I.), heiratet Marie Gräfin von Bentheim-Bentheim und vereinigt so die Grafschaften wieder
  • 1544–1562: Graf Eberwin III. zu Bentheim und Steinfurt (1536–1562), heiratet Anna, Erbtochter der Grafschaft Tecklenburg
  • 1562–1606: Graf Arnold IV. zu Bentheim und Steinfurt (1554–1606) (in der Grafschaft Bentheim benannt als Arnold II.), erbt Tecklenburg und Rheda, heiratet Magdalena von Neuenahr-Alpen, Erbin von Limburg, Alpen, Linnep, Wevelinghoven und Helpenstein sowie der Erbvogtei Köln.

Erbteilung an seine Söhne Adolf (Tecklenburg, Rheda), Arnold Jobst (Bentheim, Steinfurt und Wevelinghoven), Konrad Gumbrecht (Limburg) und Friedrich Ludolf (Alpen). Die Linien Limburg und Alpen sterben schnell wieder aus und fallen an Steinfurt zurück.

Häuser Bentheim und Steinfurt (bis 1918)

Territorien der Grafschaften Bentheim und Steinfurt (Blaeu 1645)

Bentheim und Steinfurt (1606–1693)

  • 1606–1643: Graf Arnold Jobst zu Bentheim und Steinfurt
  • 1643–1693: Graf Ernst Wilhelm zu Bentheim und Steinfurt

Erbteilung an seinen Sohn Ernst (Steinfurt) und seinen Neffen Arnold Moritz Wilhelm (Bentheim, s. u.)

Bentheim-Bentheim (1693–1819)

  • 1693–1701: Graf Arnold Moritz Wilhelm von Bentheim-Bentheim
  • 1701–1731: Graf Hermann Friedrich von Bentheim-Bentheim
  • 1731–1753: Graf Friedrich Karl von Bentheim-Bentheim, verpfändet Bentheim 1753 an Hannover

1819 fällt Bentheim von Hannover an die Linie Bentheim-Steinfurt.

Bentheim-Steinfurt (1693–1819)

  • 1693–1713: Graf Ernst von Bentheim-Steinfurt
  • 1713–1733: Graf Karl Friedrich von Bentheim-Steinfurt
  • 1733–1780: Graf Karl Paul Ernst von Bentheim-Steinfurt (1729–1780)
  • 1780–1817: Graf Ludwig Wilhelm von Bentheim-Steinfurt, wird am 17. Januar 1817 zum Fürsten ernannt
  • 1817–1819: Fürst Alexius zu Bentheim-Steinfurt (1781–1866), erhält 1819 das vorübergehend hannoversche Bentheim zugesprochen, seit dem wieder Haus zu Bentheim und Steinfurt

Bentheim und Steinfurt (1819–1918)

Haus Bentheim-Tecklenburg (bis 1918)

  • 1606–1625: Graf Adolf von Bentheim zu Tecklenburg, Rheda und Hoya
  • 1625–1674: Graf Moritz von Bentheim-Tecklenburg
  • 1674–1701: Graf Johann Adolf von Bentheim-Tecklenburg, verliert 1696 durch einen Prozess Tecklenburg
  • 1701–1710: Graf Friedrich Moritz von Bentheim-Tecklenburg
  • 1710–1768: Graf Moritz Casimir I. von Bentheim-Tecklenburg
  • 1768–1805: Graf Moritz Casimir II. von Bentheim-Tecklenburg
  • 1805–1837: Graf Emil Friedrich von Bentheim-Teckenburg (1765–1837), 20. August 1817 zum Fürst ernannt
  • 1837–1872: Fürst Moritz Casimir I. von Bentheim-Tecklenburg zu Rheda und Hohenlimburg.
  • 1872–1885: Fürst Franz von Bentheim-Tecklenburg
  • 1885–1909: Fürst Gustav von Bentheim-Tecklenburg
  • 1909–1918: Fürst Adolf von Bentheim-Tecklenburg (1889–1967)

Oberhäupter des Hauses zu Bentheim und Steinfurt (ab 1918)

  • 1918–1919: Alexius II. Fürst zu Bentheim und Steinfurt
  • 1919–1961: Victor Adolf Prinz zu Bentheim und Steinfurt
  • seit 1961: Christian Prinz zu Bentheim und Steinfurt

Oberhäupter des Hauses Bentheim-Tecklenburg (ab 1918)

  • 1918–1967: Adolf Fürst von Bentheim-Tecklenburg
  • seit 1969: Moritz Casimir Prinz von Bentheim-Tecklenburg

Literatur

  • Steffen Burkert (Hrsg.): Die Grafschaft Bentheim – Geschichte und Gegenwart eines Landkreises. Verlag Heimatverein Grafschaft Bentheim e. V., Bad Bentheim 2010.
  • Hermann Grote: Stammtafeln. Hahn, Leipzig 1877.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Landkreis Grafschaft Bentheim (Hrsg.): Zahlen, Daten, Fakten 2011. Nordhorn/Bentheim, 2011, S. 7.
  2. Zur Gründung des Amtes Neuenhaus durch das Königreich Hannover vgl. Christian H. Ebhardt (Hrsg.): Gesetze, Verordnungen und Ausschreiben für das Königreich Hannover aus dem Zeitraume von 1813 bis 1839. Band 2, Hannover 1839, S. 39 und 42.

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