- Christian de Chergé
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Dom Christian de Chergé OCSO (* 18. Januar 1937 in Colmar, Dep. Haut-Rhin; † 21. Mai 1996 in Algerien) war ein französischer Trappist und Prior des Klosters »Notre-Dame de l'Atlas« in Tibhirine, Algerien (Erzbistum Algier). Er wurde 1996 zusammen mit sechs Mitbrüdern ermordet. Täter sollen -nach offizieller Version- muslimische Fundamentalisten der GIA gewesen sein.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Christian de Chergé war der Sohn eines französischen Berufssoldaten. Er stammte aus vornehmer aristokratischer Familie (Wappenspruch semper recte) und hatte sieben Geschwister. Während des zweiten Weltkriegs lebte die Familie drei Jahre in Algerien, wo Christian später während des Algerienkrieges ebenfalls als Offizier seinen Militärdienst leistete.
Da er schon seit seinem achten Lebensjahr Priester werden wollte, trat Chergé am 6. Oktober 1956 in das Seminar der Karmeliten in Paris ein. 1959 wurde sein Studium unterbrochen, als er zum Militärdienst einberufen wurde. Chergé wurde als Offizier nach Algerien geschickt.
Während dieser Zeit hatte Christian, wie sein Bruder Hubert berichtet, sein Damaskus-Erlebnis, als ein muslimischer Freund ihm 1959 das Leben rettete, der zwei Tage später tot aufgefunden wurde – erschlagen von radikalen Landsleuten. Das Lebensopfer des Freundes habe Pater de Chergé später rückblickend als die größte Liebeserfahrung seines Lebens bezeichnet und ihn in seinem Entschluss, Mönch zu werden, bestärkt.
1961 kehrte Chergé nach Frankreich zurück. Nach dem Theologiestudium wurde er am 21. März 1964 in Paris zum Priester geweiht und Kaplan der Basilika »Sacré Cœur« auf dem Montmartre. Fünf Jahre später, am 20. August 1969, dem Fest des hl. Bernhard von Clairvaux, trat er in das Noviziat der Abtei »Notre-Dame d’Aiguebelle« der Reformierten Zisterzienser (Trappisten) in Südostfrankreich ein. Am 15. Januar 1971 geht er wieder nach Algerien, in das Bergkloster »Notre-Dame de l'Atlas« in Tibhirine bei Médéa, 90 km südlich von Algier im Atlasgebirge, einer Tochtergründung von Aiguebelle (1938). Von 1972 bis 1974 studierte er in Rom und legte am 1. Oktober 1976 in Tibhirine die ewige Profess ab. 1984 wurde er zum Titularprior des Klosters gewählt, dessen Mönche als Ärzte und Lehrer in der überwiegend islamisch geprägten Umgebung arbeiteten.
In der Nacht vom 26. zum 27. März 1996 wurden Dom Christian de Chergé und sechs weitere französische Mönche (P. Christophe Lebreton, Br. Michel Fleury, P. Bruno Lemarchand, P. Célestin Ringeard, Br. Paul Favre-Miville und der Konverse Luc Dochier) aus ihrem Kloster verschleppt und enthauptet. Ihre verstümmelten Leichen wurden acht Wochen später in der Nähe von Medéa gefunden. Die radikale „Groupe Islamique Armé“ (GIA), eine extremistische Splittergruppe, bekannte sich zu der Tat. Der ehemalige Prokurator der Trappisten, Armand Vieilleux, ist jedoch von einem Komplott der algerischen Armee überzeugt, deren Absicht es gewesen sei, die Weltöffentlichkeit gegen die Guerilla und ihre Brutalitäten aufzubringen.
Die drei überlebenden Mitglieder des Konvents verließen Algerien und schlossen sich dem Trappistenkonvent im marokkanischen Fes an. Das Kloster Tibhirine ist bis heute verwaist.[1]
Nachlass
Chergé, der den Islam seit seiner Kindheit kannte, setzte sich sehr für den christlich-muslimischen Dialog ein. Er war Mitglied des von den benediktinischen Orden (OSB, OCist und OCSO) initiierten Forums »Dialogue interreligieux monastique« (DIM). Sein wahrscheinlich am 6. Januar 1994 aus früheren Niederschriften zusammengestelltes, an Pfingsten 2006 (26. Mai) eröffnetes Testament zählt, obwohl nur ein kurzer Text, heute zu den Klassikern moderner religiöser Literatur. Der schriftliche Nachlass Chergés, der vor allem Betrachtungen über die Gemeinschaft der Heiligen und die Eschatologie hinterlassen hat, wird heute von der Abtei Aiguebelle verwaltet und veröffentlicht.
Schriften
- L’invincible espérance., Texte von Christian de Chergé, zusammengestellt und herausgegeben von Bruno Chenu. – Bayard/Centurion, 1997. – ISBN 2-227-43657-3
- Idem. Dieu pour tout jour, Chapitres de Père Christian de Chergé à la communauté de Tibhirine (1986-1996). – Abbaye d’Aiguebelle, 2004
Literatur
- Iso Baumer: Die Mönche von Tibhirine. Die algerischen Glaubenszeugen - Hintergründe und Hoffnungen. Verlag Neue Stadt, München, 2010; ISBN 978-3-87996-911-1
- John W. Kiser: Die Mönche von Tibhirine. Märthyrer der Versöhnung zwischen Christen und Moslems, Interlaken, Schweiz: Ansata, 2002 ISBN 3-7787-7196-5
- Marie-Christine Ray: Christian de Chergé, Prieur de Tibhirine. – Bayard/Centurion 1998 – ISBN 2-227-43665-4
- Bernardo Olivera: Mönch, Märtyrer und Mystiker: Christian de Chergé (1937–1996).In: Erbe und Auftrag. - 76. 2000 [2]
- Christian Salenson: Den Brunnen tiefer graben. Meditieren mit Christian de Chergé, Prior der Mönche von Tibhirine. Verlag Neue Stadt, München, 2010; ISBN 978-3-87996-910-4
Filme
- 2006: Le testament de Tibhirine – Dokumentarfilm von Emmanuel Audrain
- 2010: Von Menschen und Göttern (Originaltitel: Des hommes et des dieux) – Spielfilm von Xavier Beauvois (Darsteller: unter anderem Lambert Wilson, Michael Lonsdale, Philippe Laudenbach und Jacques Herlin)
Quellen
- ↑ ZENIT: Französische Ordensleute gedenken der 1996 in Algerien ermordeten Trappisten vom 9. November 2006
- ↑ Biographia Cisterciensis
Weblinks
- Das Testament von Christian de Chergé (mehrsprachig, auch Deutsch)
- Informationen über die sieben Mönche von Tibhirine auf der internationalen Website des OCSO
- Christian de Chergé in: Biographia Cisterciensis - Ein Zisterzienserlexikon
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