Währungswesen des Malteserordens

Währungswesen des Malteserordens
Avers: Johannes der Täufer mit Ordenswimpel, Revers: Großmeisterwappen Pintos

Das Währungswesen des Malteserordens hat heute vorwiegend historische Bedeutung. Die Währungseinheit des Malteserordens heißt Scudo. 1 Scudo entspricht 12 Tari, die wiederum 240 Grani entsprechen.

Der Malteserorden verfügt heute, unbeschadet seines Status als Völkerrechtssubjekt, nicht mehr über ein Hoheitsgebiet mit einer dort ansässigen Bevölkerung. Somit ist eine eigene Währung volkswirtschaftlich nicht (mehr) notwendig.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ordensstaat Rhodos

Anders verhielt es sich im Ordensstaat Rhodos nebst den umliegenden Inseln, dessen souveräner Landesherr er war (ca. 1310–1522). So begann er dort ab 1318 Münzen zu schlagen, zunächst als Nachbildung Münzen anderer Staaten, was im Mittelalter durchaus gebräuchlich war. Später gegen Ende seiner dortigen Herrschaft, prägte er auch solche mit Motiven des Ordens (Ordenswappen, Ordenskreuz, Insignien des Großmeisters sowie die Abbildung des Ordenspatrons, des hl. Johannes der Täufer).[1]

Ordensstaat Malta

Tari-Münze von 1798
Grano-Münze 1601

Als der König von Sizilien dem Orden 1530 Malta zu Lehen gab, schwieg die Lehensurkunde zu einem Münzregal.[2] Der sizilianische Münstermeister ging von weiterhin bestehender Münzhoheit Siziliens aus, während der Orden sie für sich reklamierte, da er diese bereits zuvor ausgeübt habe.

Fraglich bleibt dabei, ob der Malteserorden damit auf Rechte in seiner Ordensfunktion oder auf solche als früherer rhodischer Landesherr verwies. Ob ihm als Orden ein Münzrecht unabhängig vom Sitzland zukam, bleibt unklar. Dies gilt insbesondere, da er zuvor in seinen nahöstlichen Lehensgebieten und auch später als zypriotischer Vasall keine eigenen Münzen geprägt hat. Durch Vermittlung des Papstes gestattete Kaiser Karls V., als spanischer König zugleich Inhaber der sizilianischen Krone, dem Orden die Münzprägung auf Malta. Die maltesische Währung blieb jedoch eine Binnenwährung, die aber die Ordenherrschaft auf Malta (1530–1798) überlebte und unter der anschließenden britischen Kolonialverwaltung bis 1825 im Umlauf blieb.

Ordenssitz Rom

Erst im Jahre 1961 gab der Malteserorden an seinem nunmehrigen römischen Hauptsitz in der Via Condotti wieder eigene Münzen aus, seit 1964 sogar durch eine eigene Prägeanstalt. Mit Scudi, Tari und Grani in Gold, Silber und Bronze knüpfte der Orden dabei an seine alten maltesische Währungseinheiten an. Offenbar hielt es der Orden mit seiner begrenzten Souveränität, die vielfach mit dem Schlagwort der funktionalen Souveränität belegt wird,[3] für vereinbar, eine - allerdings nicht konvertierbare - Währung in Umlauf zu setzen. Der Umlauf war völlig irrelevant, da nahezu alle Münzen in Sammlerschatullen oder anderweitig verwahrt sein dürften, weil man die "medaglie-monete" nicht zum Einkauf verwenden konnte.

Jedoch ergab sich rein rechtlich ab 1966 die Möglichkeit, dafür von der jungen Postverwaltung des Malteserordens Briefmarken zu erwerben. Schließlich erfolgte deren Wertangabe in der ordenseigenen Währung, die dadurch wohl zu einem gesetzlichen Zahlungsmittel wurde. Aber wer hätte mit einer teuren Goldmünze Frankaturen bezahlen wollen (vom Problem des Wechselgeldes einmal abgesehen)? Die Bezahlung erfolgte denn auch in italienischer Währung oder später mit Euro. Am Postschalter stand dafür eine Umrechnungstabelle. Heute gibt der Orden über seine Homepage den Wert für 1 Scudo mit 0,24 und für den Tari mit 0,02 € an.[4] Nominalwert und Metallwert liegen damit weit auseinander.

Mit dem Jahre 2004 entfiel die einzige, eher theoretische Möglichkeit, mit der Ordenswährung wenigstens Ordensbriefmarken kaufen zu können. Denn der Malteserorden schloss mit Italien am 4. November ein Postabkommen.[5] Das war für ihn besonders wichtig, da seine Postverwaltung im Weltpostverein auf vehemente Ablehnung gestoßen war. Im Abkommen wurde unter anderem vereinbart, dass Wertangaben auf den Ordensmarken künftig in Euro erfolgen werden. Weitere Ausführungen erfolgten dazu nicht, auch nicht ein Hinweis auf ein Währungsabkommen. Die erste im Jahre 2005 ausgegebene Marke zur Erinnerung an das Postabkommen des Vorjahres trug vertragsgemäß das Eurozeichen.[6] Nichtsdestotrotz gab der Orden weiterhin jährlich einen neuen Münzsatz heraus. Fraglich ist, ob die Prägungen wegen ihrer nunmehr endgültigen Unverwendbarkeit als Zahlungsmittel den Charakter einer Münze verloren haben und nunmehr lediglich Medaillen (mit Wertzahl) sind. Die Währung des Malteserordens teilt somit das Schicksal des Diner von Andorra, der allerdings niemals als gesetzliches Zahlungsmittel im Umlauf war.[7] Hat es mit diesen Umständen zu tun, dass der Orden nach 2008 keine neuen, jährlichen Münzsätze mehr prägen lässt?

Die letzten Prägungen sind eine Sedisvakanzmünze sowie solche, die auf der Vorderseite die Büste des 2008 neu gewählten Fürst-Großmeisters Fra' Matthew Festing sowie auf der Rückseite sein Wappen unter der Malteserkrone zeigen.[8]

Da der Briefmarkenerwerb die einzige, theoretische Möglichkeit war, die Ordenswährung einzusetzen, ist die Wertangabe auf den Marken in Euro tatsächlich eine vollständige Euroisierung des Malteserordens, sei sie nun eigenmächtig (rechtmäßig?) vorgenommen (unilateral) oder im Einvernehmen mit der Europäischen Union (bilateral) erfolgt. Da andere Völkerrechtssubjekte wie zum Beispiel Kosovo oder Montenegro wohl bei Duldung der EU unilateral euroisiert wurden, erscheint es denkbar, dass auch der Malteserorden unilateral den Euro in seinem Amtsbetrieb einführte. Die Fragen um eine (denkbare) unilaterale Euroisierung werfen Probleme auf.[9]

Einzelnachweise

  1. http://www.orderofmalta.org/emissionen/38609/ein-wenig-geschichte/?lang=de (Stand Dezember 2010).
  2. Barz, Wolf-Dieter: Das Währungswesen des Johanniter-/Malteserordens, Erscheinungsformen und staatsrechtliche Fragestellungen, in: Der Johanniterorden in Baden-Württemberg, Heft 105 (2002), S. 20-25 (mit weiteren Nachweisen auch für die folgenden Angaben)
  3. Georg B. Hafkemeyer: Der Malteserorden und die Völkerrechtsgemeinschaft, in: Wienand, Adam (Hrsg.): Der Johanniterorden, der Malteserorden, der ritterliche Orden des hl. Johannes vom Spital zu Jerusalem, seine Geschichte, seine Aufgaben, 3. Aufl., Köln 1988, S. 427-438 (432 ff.). – Turriziani Colonna, Fabrizio: Sovranita e indipendenza nel Sovrano Militare Ordine di Malta, rapporto con la Santa Sede e soggettiva internazionale, Citta de Vaticano 2006, S. 147 ff.
  4. Vgl. (1).
  5. Köck, Heribert Franz: Völkerrecht, Das Recht der unviresellen Staatengemeinschaft, 6. Aufl., Wien 2004, S. 242, gibt dafür das Jahr 1979 an
  6. http://www.orderofmalta.org/emissioni/filatelia/?lang=it (Stand Januar 2011).
  7. http://en.wikipedia.org/wiki/Andorran_diner
  8. http://www.orderofmalta.org/emissionen/38609/ein-wenig-geschichte/category/emissionen/numismatik/?lang=de (Stand Dezember 2010).
  9. Ziogas, Alexis: Rechtsfragen der Euroisierung (Magisterarbeit, Universität Saarbrücken 2005). – Wessly, Andreas: The legal and political framework of euroization, in: Legal issues of economic integration, 2009, S.197-213. – Winkler, Adalbert u.a.: Official dollarisation/Euroisation, motives, features and policy implications of current cases, Frankfurt am Main 2004. - Proctor, Charles: Mann on the legal aspect of money, 6. Aufl., Oxford 2005, S. 571 f., 798-800.

Weblinks

 Commons: Münzen des Malteserordens – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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