Toyota Motorsport

Toyota Motorsport
Einfahrt zum Fabrikgelände der Toyota Motorsport GmbH in Köln

Die Toyota Motorsport GmbH (TMG) ist eine in Köln ansässige Abteilung des japanischen Automobilherstellers Toyota, welche auf Motorsport spezialisiert ist und bis 1993 unter der Bezeichnung Toyota Team Europe (TTE) firmierte. Ab 1972 war die 300-köpfige Abteilung verantwortlich für die Entwicklung und Produktion der Werksfahrzeuge für die Rallye-Weltmeisterschaft. 1999 stoppte Toyota seine Aktivitäten im Rallyesport nach vier Fahrer- und drei Markenweltmeistertiteln und wechselte in die Formel 1, an der das Team zwischen 2002 und 2009 mit Rennwagen und Motoren aus eigener Konstruktion teilnahm.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die seit 1979 in Köln ansässige Toyota Motorsport GmbH (TMG) ist eine 100%ige Tochtergesellschaft des japanischen Automobilherstellers Toyota. Damals noch als Toyota Team Europe (TTE) bekannt, war das Unternehmen für die Entwicklung und Produktion der Werksfahrzeuge für die Rallye-Weltmeisterschaft verantwortlich. 1993 wurde aus Toyota Team Europe die Toyota Motorsport GmbH.

Zurzeit sind ca. 200 Mitarbeiter auf einem 30.000 m² großen Betriebsgelände beschäftigt und bieten seit November 2009 der Motorsport- und Automobilindustrie Entwicklungs- und Testdienstleistungen im Hochleistungssegment an.

In den 70er und 90er Jahren gewann Toyota drei Hersteller- und vier Fahrer-Weltmeisterschaften in der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC). Insgesamt gewann Toyota 43 WRC Rallyes und schaffte es mit Fahrern wie Carlos Sainz, Didier Auriol und Juha Kankkunen 137 Mal aufs Podium. 1999 zog sich das Unternehmen dann aus der Rallye zurück, um sich auf die Formel 1 vorzubereiten.

Ab 1994 betrieb TMG zusätzlich noch eine Werkstuningabteilung für Straßenfahrzeuge, die nicht nur sportliche Zubehörartikel für Standardfahrzeuge anbot, sondern auch sportliche Komplettfahrzeuge.

1997 war TMG weltweit das erste ISO 9001 zertifizierte Motorsportunternehmen.

1998 und 1999 trat TMG beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans mit dem eigens entwickelten Toyota GT-One an. Obwohl die Toyota GT1-Autos sehr schnell waren, war ihnen das Glück nicht hold. 1999 sicherte Toyota sich zwar die Pole Position mit dem 1. Fahrzeug, jedoch wurde der Sieg durch eine Reifenpanne vereitelt. Der 3. GT-One fuhr bei dem gleichen Rennen nur noch den 2. Platz ein.

Von 2002 bis 2009 fuhr TMG als Panasonic Toyota Racing Team in der Formel 1 mit. Als eines von insgesamt nur zwei Teams entwickelte und baute es das komplette Fahrzeug in Köln. Toyota nahm insgesamt an 139 Grands Prix teil, fuhr 13 Mal aufs Podium (das erste Mal in 2005), startete mit Jarno Trulli und Ralf Schumacher 3 Mal von der Pole-Position und erzielte in ihrer kompletten Formel 1 Zeit insgesamt 278,5 Punkte.

Am 4. November 2009 verkündete Toyota den Rücktritt aus der Formel 1.

Das Unternehmen in Köln besteht weiterhin, jetzt mit einem neuen Geschäftsmodell. Kunden aus der Motorsport- und Automobilindustrie aber auch aus anderen Industriezweigen können Ingenieursdienstleistungen und die Test- und Produktionsstätten in Anspruch nehmen.

Rallye-Geschichte

Toyota Celica ST185
Toyota Corolla WRC

Der erste Kontakt und somit der Grundstein von TTE wurde 1972 in London gelegt, als Toyota Repräsentanten an den Rennfahrer Ove Andersson herangingen, der 1971 die Rallye Monte Carlo gewann, um im Herbst des gleichen Jahres die Toyota Celica bei der britischen RAC-Rallye zu fahren. Andersson nahm an und konnte sich schon im ersten Rennen gegen etliche japanische Topteams beweisen, welche vorwiegend den Datsun 240Z fuhren. Er belegte den 9. Platz.

Ove Andersson gründete 1973 „Andersson Motorsport“ in Uppsala, Schweden aus dem Umstand heraus, dass die Rennwagen immer wieder von Japan zu den Europarennen transportiert werden mussten und dabei Beschädigungen am Fahrzeug entstanden. Aus Andersson Motorsport entstand später das erste europäische Toyota Team. Andersson Motorsport wurde kurze Zeit später nach Brüssel, Belgien verlegt. Von hier aus fuhr das Team, mit Unterstützung des japanischen Unternehmens, erfolgreich mit Toyota Corollas und Celicas bei Rallyes mit.

Im Februar 1975 startete Toyota zum ersten Mal als Toyota Team Europe. Nur 6 Monate später - im August 1975 - gewann Hannu Mikkola in einem Corolla 1600 die erste Rallye für TTE bei der 1000 Lakes Rally.

1979 zog das Toyota Team Europe mit 11 von 20 Mitarbeitern von Brüssel in die Toyota-Allee nach Köln. Im gleichen Jahr setzten sie erstmalig die Celica Turbo ein und gewannen die nächsten beiden Safari Rallyes.

Im September 1987 zog das Team wiederum um, dieses Mal in größere Geschäftsräume, allerdings blieben sie in der Toyota-Allee, wo sie auch heute noch ansässig sind. Zu jener Zeit enthüllte Toyota die Celica GT4, ihr erstes allradgetriebenes Auto, welches Juha Kankkunen und Kenneth Eriksson fuhren. Carlos Sainz gewann 1990 mit dem ST165 den Fahrertitel bei der FIA Rallye-Weltmeisterschaft. Der neuere GT4, ST185, gab sein Debüt 1992 bei der Rallye Monte Carlo und verhalf Sainz im gleichen Jahr wiederum zum Fahrertitel. Der ST185 gewann in den folgenden Jahren die WRC Fahrer- und Herstellertitel: 1993 mit Juha Kankkunen und 1994 mit Didier Auriol.

1993 kaufte die Toyota Motor Corporation (TMC) TTE und firmierte die Firma in Toyota Motorsport GmbH um. Das Team nahm weiter unter dem Namen TTE an Rallyes teil. Zu dem Zeitpunkt beschäftigte TMG, als 100%ige Tochtergesellschaft von TMC, rund 300 Mitarbeiter aus 17 Ländern.

1995 wurde TTE für 12 Monate von der WRC ausgeschlossen, wegen eines illegalen Luftmengenbegrenzers an dem ST205, der sowohl einen Bypassmechanismus als auch ein Federkraftbauteil beinhaltete, um ihn vor den technischen Kommissaren zu verbergen.

Wegen des Ausschlusses durfte TTE selbst nicht als Team teilnehmen und unterstützte daher in den Jahren 1996 und 1997 diverse andere Teams, wie das italienische HF Grifone Team, Toyota Team Schweden, Marlboro Toyota Team Belgien und Teint Sport, die mit der Celica ST205 bei ausgewählten WRC Veranstaltungen teilnahmen, bevor der Corolla WRC 1997 bei der Finnland Rallye vorgestellt wurde.

1998 war TTE wieder bei der WRC dabei und trat mit zwei Crews Carlos Sainz/Luis Moya und Didier Auriol/Denis Giraudet mit der Corolla WRC an. Sie fuhren auf den zweiten Platz in der Fahrer- und Herstellerwertung. 1999 holten sie sich zum 3. Mal den Herstellertitel in der WRC.

Rallye-Siegestabelle

Jahr Rallye Fahrer/Beifahrer Fahrzeug Ergebnis
1973 Press-on-Regardless W. Boyce / D. Woods Corolla (TE20) 1.
1975 1000 Lakes Rally H. Mikkola / A. Aho Corolla Levin (TE27) 1.
1979 Nationalmeisterschaft (Frankreich) J.-L. Therier / M. Vial Celica (RA20) 1.
1980 Deutsche Nationalmeisterschaft A. Warmbold / W. Inhester Celica (RA40) 1.
  Nationalmeisterschaft (Frankreich) J.-L. Therier / M. Vial Celica (RA40) 1.
1982 Motogard Rally B. Waldegard / H. Thorzelius Celica (RA63) 1.
1983 Ivory Coast Rally B. Waldegard / H. Thorzelius Celica Twincam Turbo (TA64) 1.
1984 Safari Rally B. Waldegard / H. Thorzelius Celica Twincam Turbo (TA64) 1.
1985 Safari Rally J. Kankkunen / F. Gallagher Celica Twincam Turbo (TA64) 1.
  Ivory Coast Rally J. Kankkunen / F. Gallagher Celica Twincam Turbo (TA64) 1.
1986 Safari Rally B. Waldegard / F. Gallagher Celica Twincam Turbo (TA64) 1.
  Ivory Coast Rally B. Waldegard / F. Gallagher Celica Twincam Turbo (TA64) 1.
  Middle East Rally Championship M. Bin Sulayem / R. Morgan Celica Twincam Turbo (TA64) 1.
1987 Rally Hong Kong - Beijing B. Waldegard / F. Gallagher Supra 3.0i (MA70) 1.
  Middle East Rally Championship M. Bin Sulayem / R. Morgan Celica Twincam Turbo (TA64) 1.
1988 Safari Rally K. Eriksson / P. Diekmann
J. Kankkunen / J. Piironen
B. Waldegard / F. Gallagher
Celica Supra Turbo (MA70) Team Preis
  Cyprus Rally B. Waldegard / F. Gallagher Celica GT-Four (ST165) 1.
  Middle East Rally Championship M. Bin Sulayem Celica Twincam Turbo (TA64) 1.
1989 Rally Australia J. Kankkunen / J. Piironen Celica GT-Four (ST165) 1.
1990 Safari Rally B. Waldegard / F. Gallagher Celica GT-Four (ST165) 1.
  Acropolis Rally C. Sainz / L. Moya Celica GT-Four (ST165) 1.
  Rally New Zealand C. Sainz / L. Moya Celica GT-Four (ST165) 1.
  1000 Lakes Rally C. Sainz / L. Moya Celica GT-Four (ST165) 1.
  RAC Rally C. Sainz / L. Moya Celica GT-Four (ST165) 1.
  Middle East Rally Championship (Drivers) M. Bin Sulayem / R. Morgan Celica GT-Four (ST165) 1.
  Asian-Pacific Rally Championship (Drivers) C. Sainz / L. Moya   1.
  World Championship of Drivers C. Sainz / L. Moya Celica GT-Four (ST165) 1.
  World Championship of Manufacturers     2.
1991 Monte Carlo Rally C. Sainz / L. Moya Celica GT-Four (ST165) 1.
  Portugal Rally C. Sainz / L. Moya Celica GT-Four (ST165) 1.
  Corsica Rally C. Sainz / L. Moya Celica GT-Four (ST165) 1.
  Rally New Zealand C. Sainz / L. Moya Celica GT-Four (ST165) 1.
  Rally Argentina C. Sainz / L. Moya Celica GT-Four (ST165) 1.
  Rally Catalunya A. Schwarz / A. Hertz Celica GT-Four (ST165) 1.
  World Championship of Drivers C. Sainz / L. Moya Celica GT-Four (ST165) 2.
  World Championship of Manufacturers     2.
1992 Safari Rally C. Sainz / L. Moya Celica GT-Four (ST185) 1.
  Rally New Zealand C. Sainz / L. Moya Celica GT-Four (ST185) 1.
  Rally Catalunya C. Sainz / L. Moya Celica GT-Four (ST185) 1.
  RAC Rally C. Sainz / L. Moya Celica GT-Four (ST185) 1.
  World Championship of Drivers C. Sainz / L. Moya Celica GT-Four (ST185) 1.
  World Championship of Manufacturers     2.
1993 Monte Carlo Rally D. Auriol / B. Occelli Celica GT-Four (ST185) 1.
  Swedish Rally M. Jonsson / L. Backman Celica GT-Four (ST185) 1.
  Safari Rally J. Kankkunen / J. Piironen Celica GT-Four (ST185) 1.
  Rally Argentina J. Kankkunen / N. Grist Celica GT-Four (ST185) 1.
  1000 Lakes Rally J. Kankkunen / D. Giraudet Celica GT-Four (ST185) 1.
  Rally Australia J. Kankkunen / N. Grist Celica GT-Four (ST185) 1.
  RAC Rally J. Kankkunen / N. Grist Celica GT-Four (ST185) 1.
  World Championship of Drivers J. Kankkunen / N. Grist Celica GT-Four (ST185) 1.
  World Championship of Manufacturers     1.
1994 Portugal Rally J. Kankkunen / N. Grist Celica GT-Four (ST185) 1.
  Safari Rally Ian Duncan / David Williamson Celica GT-Four (ST185) 1.
  Corsica Rally D. Auriol / B. Occelli Celica GT-Four (ST185) 1.
  Rally Argentina D. Auriol / B. Occelli Celica GT-Four (ST185) 1.
  Rallye Sanremo D. Auriol / B. Occelli Celica GT-Four (ST185) 1.
  World Championship of Drivers D. Auriol / B. Occelli Celica GT-Four (ST185) 1.
  World Championship of Manufacturers     1.
1995 Safari Rally Y. Fujimoto / A. Hertz Celica GT-Four (ST185) 1.
  Tour de Corse D. Auriol / D. Giraudet Celica GT-Four (ST205) 1.
1996 European Rally Championship A. Schwarz / D. Giraudet Celica GT-Four (ST205) 1.
  RAC Rally A. Schwarz / D. Giraudet Celica GT-Four (ST205) 1.
1998 Monte Carlo Rally C. Sainz / L. Moya Corolla WRC 1.
  Rallye Catalunya D. Auriol / D. Giraudet Corolla WRC 1.
  Rally New Zealand C. Sainz / L. Moya Corolla WRC 1.
  World Championship of Drivers C. Sainz / L. Moya Corolla WRC 2.
  World Championship of Manufacturers     2.
1999 China Rally D. Auriol / D. Giraudet Corolla WRC 1.
  World Championship of Manufacturers     1.

Le-Mans-Geschichte

Toyota GT-One

Zusätzlich zur Spitzenführung in der Rallye-Weltmeisterschaft entwickelte das Kernteam in Köln den Toyota GT-One für Le Mans. Der GT-One trat 1998 und 1999 beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans an. Innerhalb dieser 2 Jahren war Toyotas bestes Ergebnis der 2. Platz beim Rennen 1999. Wegen einer Reifenpanne in der letzten Rennstunde gelang der Sieg nicht.

Neben ihren Motorsportaktivitäten untersuchte und entwickelte TMG im Auftrag von Toyota auch noch Fahrzeugproduktionen und bot hochqualifizierte und reaktionsschnelle Engineering–Diensteistungen an. Vom Kölner Werk kamen so diverse modifizierte Toyota Straßenmodelle auf den Markt.

2011 belieferte Toyota des Schweizer Sportwagenteam Rebellion Racing mit Motoren. Im Oktober 2011 gab TMG die Wiederaufnahme seines Sportwagen-Programms für die Saison 2012 bekannt. Geplant sind Starts bei einigen Läufen der neuen FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft, darunter auch das 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Der LMP1-Prototyp soll bei TMG in Köln konstruiert werden. Als Antrieb soll ein in Japan entwickelter Hybrid-Benziner zum Einsatz kommen.[1] Wenige Tage später verkündete TMG die Zusammenarbeit mit der ORECA-Mannschaft um Hugues de Chaunac.[2]

Weblinks

 Commons: Toyota racing cars – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Offiziell: Toyota kehrt nach Le Mans zurück! (Motorsport-Total.com am 14. Oktober 2011)
  2. Toyota holt Oreca an Bord! (Motorsport-Total.com am 26. Oktober 2011 2011)

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