Tilmann Waldthaler

Tilmann Waldthaler
Tilmann Waldthaler 2003
bei Santiago de Chile während
seiner Alaska-Patagonien-Tour

Tilmann Waldthaler (* 24. März 1942 in München) ist ein italienisch-australischer Fahrrad-Weltenbummler deutscher Herkunft, Autor und Amateurfotograf sowie Lese- und Vortragsreisender, der auch als Werbeträger für die Fahrradindustrie und für Outdoor-Ausrüster bekannt geworden ist.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Waldthaler stammt aus sehr armen Verhältnissen und kam während des 2. Weltkriegs als Sohn eines Südtirolers und einer Deutschen in München zur Welt.[1] Er hat noch zwei ältere Schwestern. Die Familie wurde ausgebombt und zog daraufhin zu Verwandten des Vaters nach Italien. Der Vater starb bereits früh. Im Alter von vierzehn Jahren verlor Waldthaler auch seine Mutter. Er zog daraufhin zunächst nach Wien zu seiner ersten Schwester und lernte dort nach Beendigung der Schulzeit Konditor. Anschließend ging er in die Schweiz, wo die zweite Schwester mit ihrem Mann ein Restaurant betrieb, und lernte dort Koch.[2]

Zu seiner Berufswahl sowie dem frühen Drang zum Reisen stellte er mit Bezug auf das früh verlorene Elternhaus im Interview rückblickend fest:

Denn zu Hause hatte man mir immer gesagt, dass man als Koch oder Konditor immer und überall arbeiten und dabei die Welt kennenlernen könne. Und so habe ich dann Konditor gelernt. … Anschließend … habe ich dann noch Koch dazugelernt. … Danach habe ich mir gesagt: ‚ So, essen muss jeder und ich kann kochen! … Also, los geht's in die Welt! ‘ Von der Schweiz aus ging ich gleich einmal nach Südafrika. Das war so quasi mein erster Aufenthalt im Ausland.[2]

Weltreisen

Im Jahr 1974 arbeitete Waldthaler in Darwin und erlebte dort den Zyklon Tracy, der die Stadt im Norden Australiens weitgehend zerstörte. Nach diesem Erlebnis und angeregt durch das Treffen mit einem belgischen Weltumradler 1975 entschloss er sich ebenfalls zu einer ersten großen Radreise. Er verkaufte sein Auto zugunsten eines teuren, maßangefertigten Reiserades, das ihm der belgische Bekannte empfohlen und besorgt hatte.

Damit reiste er zunächst durch die australischen Wüsten nach Neuseeland, um einen Job auf Antarktika zu finden. Er arbeitete vier Monate in der US-amerikanischen McMurdo-Station auf der Ross-Insel. Erst kurz vor der Überfahrt ließ der den Plan fallen, sein teures Gefährt mit ins ewige Eis zu nehmen, um auf der wenige Kilometer langen Straße zur neuseeländischen Scott Base radeln zu können. Danach führte ihn seine erste ganz große Tour 1977 bis 1981 von der Südspitze Neuseelands bis nach Spitzbergen in Norwegen über rund 55.000 Kilometer.

Begeistert von seinen Erfahrungen brach er bereits 1982 zu einer neuen Tour vom Nordkap nach Süden auf. Diese endete 1985 nach 28.000 Kilometern nicht wie geplant am Kap der guten Hoffnung, sondern schon in Zentralafrika. Wichtiges ereignete sich bereits bald nach dem Start in Reutlingen, wo er durch den nach eigener Darstellung zufälligen, jedoch nachdrücklichen Auftritt in einem Fahrrad-Zeitschriften-Verlag zur ersten Publikation seiner Abenteuer in Form einer insgesamt 15-seitigen Artikelserie gelangte. In Laufe dieser neuen Karriere als Autor hat Waldthaler seit 1989 zehn Bücher veröffentlicht, darunter mehrere Fahrradreiseführer für Südtirol.

Noch zwei weitere Reisen führten ihn mit 30.000 (von Alaska bis Feuerland) und 35.000 Kilometern (Äquator) über derart große Entfernungen, während sieben „kleinere“ Touren mit Distanzen zwischen 4.000 und 8.000 Kilometern in Europa, Afrika, Asien (zweimal) und Australien (dreimal) die Gesamtlänge seiner Touren nach eigenen Angaben auf bisher „so über den Daumen gerechnet“ 430.000 Kilometer komplettierten.[2] Insgesamt bereiste er dabei 136 Länder.

Im Mai 2010 startete Waldthaler zu seiner letzten großen Tour, die ihn in Gegenrichtung zu seiner ersten bisher von Norwegen aus rund um die Ostsee nach Weil am Rhein brachte und 2011 weiter nach Neuseeland führen soll, das er 2012 im Alter von dann 70 Jahren erreichen möchte. Dazu schrieb er auf seiner Homepage:

Nach meiner Ankunft in Neuseeland kann ich auf 35 wunderbar verradelte Jahre zurückblicken. Zu diesem Zeitpunkt wird sich der Kreis des Rades schließen, der sich 1977 am südlichsten Zipfel von Neuseeland für mich geöffnet hatte.[3]

Nach einer in Australien zu Hause verbrachten Winterpause und einer kurzen Aufwärmtour in Deutschland ist Waldthaler seit April 2011 von Basel aus unterwegs über den Balkan in Richtung Istanbul.[4]

Extremsport

Waldthaler wird von außen häufig als Person dargestellt, die Extremes geleistet hat, so etwa durch die Deutsche Nationalbibliothek als „Extremradfahrer“.[5] Auch wird er in Anlehnung an seinen weltberühmten Südtiroler Landsmann als „Reinhold Messner der Mountainbike Globetrotter“ bezeichnet.[6] Er selbst grenzt sich jedoch von dieser Rezeption im Interview ab und legt Wert darauf, sich nie unter Zeitdruck gesetzt zu haben:

Unterwegs habe ich mir die Zeit geschenkt, das heißt ich habe nicht um ein bestimmtes Pensum kämpfen müssen. … Ich habe so etwas nie gemacht, ich habe mich nie vergewaltigt in diesem Sinne. Ich bin immer mit der Natur gefahren.[2]

Persönliches

Nach einer Kindheit ohne Geld für eine höhere Bildung lernte Waldthaler auf seinen Weltreisen Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch sowie, wie er selbst betont, „die Sprache, die wir alle kennen, nämlich die wunderbare Körpersprache“.[2]

Waldthaler wurde bereits vor seiner Karriere als Weltenbummler Vegetarier und lernte in den 1980er Jahren auf einer seiner Reisen seine heutige Frau Renate kennen, die mit ihm in Australien lebt und bis vor kurzen als Krankenschwester bei Aborigines arbeitete. Waldthaler selbst hält sich für seine Vortragsreisen sowie die Arbeit mit Sponsoren und Verlagen während des australischen Sommers häufig in Europa auf.

Tourenüberblick

Tilmann Waldthaler 2010
bei einer Veranstaltung in Osnabrück
kurz vor Beginn seiner letzten Weltreise
Zeitraum Distanz Bezeichnung
1977–1981 55.000 km Von der Antarktis bis in die Arktis („Solo zwischen den Polen“)[7]
1982–1985 28.000 km Vom Nordkap bis zu den Medizinmännern in Afrika
1986–1986 04.000 km Die Zentralgebirge-Tour
1987–1988 06.000 km Die Nil-Reise
1989–1992 35.000 km Die Äqua-Tour
1994–1994 06.000 km Quer durch Australien
1995–1995 04.500 km Rund um die 14 Achttausender der Erde
1997–1998 07.400 km Bike Camel Bike
2001–2003 30.000 km Die Alaska-Patagonien-Tour
2004–2005 05.300 km DeutschlandTürkei
2006–2007 08.000 km Cape to Cape Tour
2010–2012 30.000 km Von Norwegen bis nach Neuseeland („Zurück in die Zukunft“)[7]

Veröffentlichungen

Zeitschriften

Seit seiner zweiten großen Tour Anfang der 1980er Jahre berichtet Tilmann Waldthaler in Zeitschriftenbeiträgen über seine Reiseerlebnisse.

Bücher

Neben diesen als Hauptautor veröffentlichten Titeln schrieb Tilmann Waldthaler Beiträge in verschiedenen Sammelbänden.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Persönliche Daten und Bild von Tilmann Waldthaler 2008 unter alpha-Forum auf BR-online, abgerufen am 27. April 2010.
  2. a b c d e Text der Sendung alpha-Forum des Bayerischen Rundfunks vom 14. Februar 2008.
  3. Die neue Tour 2010 bis 2012, abgerufen auf der neuen Homepage am 13. Oktober 2009.
  4. Aktuelle Eiträge auf der Webpräsenz, abgerufen am 15. April 2011.
  5. Personaleintrag bei der DNB.
  6. Tillmann Waldthaler präsentiert sein neues Buch..., abgerufen auf der Website von Magura am 13. Oktober 2009.
  7. a b Zurück in die Zukunft, abgerufen auf der neuen Homepage am 24. November 2009.

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