Tittlinger Granit

Tittlinger Granit
Die Pfarrkirche in Grainet besteht aus Tittlinger Granit

Tittlinger Granit, gesteinkundlich als Tittlinger Granodiorit eingeordnet, kommt im größten Granitvorkommen des östlichen Bayerischen Waldes bei Fürstenstein/Tittling vor. Dieses Vorkommen im Intrusivgebiet von Niederbayern entstand im Oberkarbon; es hat ein Alter von etwa 320 Mio. Jahren.

Inhaltsverzeichnis

Geologie und Vorkommen

Im Bayerischen Wald gibt es mehrere Vorkommen von Granit, das größte ist das des Fürstensteiner und Tittlinger Raumes. Es hat eine Ausdehnung von 160 km². Dieses Massiv erstreckt sich in tropfenförmiger Ausbildung in Nord-Südrichtung mit rund 17 Kilometern und in Ost-Westrichung von zwölf Kilometern an der Oberfläche. Es ist Teil der Böhmischen Masse, die eine Ausdehnung von 300 × 300 Kilometern hat. Der Gesteinskomplex besteht ferner aus Dioriten, wie dem Fürstensteiner Diorit, mit einem Alter von mehr als 330 Millionen Jahren. Während der Saldenburger Granit die Hälfte des Gebietes umfasst, bildet der Tittlinger Granit das am meisten verwendete Nutzgestein des dortigen Komplexes.[1]

Geschichtlicher Überblick

Um Tittling wird dieser Granit seit Jahrhunderten abgebaut und verwendet. Neben dem Tittlinger Granit hat der Hauzenberger Granit große kulturhistorische Bedeutung. Die Abbaugebiete beider Hartgesteine liegen unweit von einander und die Granitindustriefirmen hatten teilweise sowohl in Tittling als auch in Hauzenberg Werke und Steinbrüche. Des Weiteren hatten wirtschaftliche und politische Veränderungen in beiden Abbaugebieten ähnliche Auswirkungen, wie Arbeitslosigkeit und wirtschaftlichen Niedergang in beiden Weltkriegen und Absatzkrisen seit den 1980er Jahren, als ausländische Billig-Importe aus Indien und China die Granite aus dem bayerischen Raum vom Markt verdrängten. Neuerdings verbessern sich die Wettbewerbsbedingungen für einen Absatz inländischer Gesteine wieder, da die internationalen Frachtkosten erheblich gestiegen sind.[2]

Steinbrüche und Gesteinsbeschreibung

Blick vom Steinbruch nach Tittling

Steinbrüche haben Lokalnamen wie zum Beispiel Höhenberg-Steinbruch bei Tittling, der Buchet-Steinbruch bei Fürstenstein und der Hötzendorf-Bruch bei Tittling.

Tittlinger Granit ist mittelkörnig und schwarz-weiß gesprenkelt. Er enthält 44 Prozent Quarz, 33 Prozent Plagioklas und neun Prozent Alkalifeldspat, acht Prozent Biotit, vier Prozent Muskovit, ein Prozent Chlorit und weniger als ein Prozent Akzessorien. Dieser Granodiorit hat eine mittlere Korngröße von eineinhalb Millimetern.[3]

Verwendung

Der Tittlinger Granit ist verwitterungsbeständig, polierfähig und gegen chemische Aggressorien stabil.

Granodiorite unterscheiden sich von Graniten durch einen höheren Mineralanteil an Plagioklas- als an Kalifeldpäten und sie sind nie bunt. Hinsichtlich ihrer technischen Eigenschaften unterscheiden sich Granodiorite kaum von den Graniten.

In den Tittlinger Granitsteinbrüchen wurden um 1900 Werksteine für Hochbauten und Brückenbauwerke hergestellt und nach Bayern, Württemberg, Hessen, Preußen und Hamburg geliefert. Pflastermaterial ging nach Ungarn, Bayern und Württemberg.[4]

Verwendung fand der Tittlinger Granit unter anderem an der Staatlichen Feuerwehrschule in Regensburg, der Ortskrankenkasse in Freyung, den Kirchen in Grainet und in Tittling sowie als Bordsteine und beim U-Bahn-Hauptamt in München.[3] Das Wasserbecken, in dem sich ein auf einem Wasserfilm drehender 11 Tonnen schwerer Fußball aus Impala befindet, ist aus Tittlinger Granit. Dieses Objekt wurde anlässlich der in München stattgefundenen Fußball-Weltmeisterschaft 2006 von Franz Beckenbauer der Öffentlichkeit übergeben.[5] Der sogenannte WM-Brunnen ist vor dem Eingang Nord der Neuen Messe München aufgebaut.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gerhard Lehrberger: Granit - Das Höchste und das Tiefste. In: Winfried Helm (Hrsg.): Granit, S. 42 f, Tute Druck, Salzweg 2007. ISBN 978-3-00-023087-5
  2. Stonereport: Naturstein-Clusters Ostbayern. Raus aus der Krise
  3. a b Wolf-Dieter Grimm: Bildatlas wichtiger Denkmalgesteine der Bundesrepublik Deutschland, hrsg. vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Gesteins Nr. 016, Lipp-Verlag. München 1990. ISBN 3-87490-535-7
  4. Paul Praxl: Die Haupternährungsquelle in dieser Gegend. Die Geschichte des Granitgewerbes in Ostbayern. In: Winfried Helm (Hrsg.): Granit, S. 180
  5. Information auf www.niederbayern.de
48.72579313.360577

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