Truppenübungsplatz "Eugen Kvaternik"

Truppenübungsplatz "Eugen Kvaternik"
US-Marines bei einer Übung auf dem Truppenübungsplatz "Eugen Kvaternik"

Der Truppenübungsplatz "Eugen Kvaternik" (kroat. Vojni poligon "Eugen Kvaternik", alternative Übersetzung Polygonaler Heeres-Übungsplatz "Eugen Kvaternik") bei Slunj ist der größte Truppenübungsplatz Kroatiens. Er zählt ebenso zu den größten Truppenübungsplätzen Europas. Die Bezeichnung des Truppenübungsplatzes lautete vormals Truppenübungsplatz "Slunj" (oder schlicht "Vojni poligon") und wurde nach dem Kroatien-Krieg in Truppenübungsplatz Eugen Kvaternik umbenannt. Eugen Kvaternik war ein bedeutender kroatischer Politiker, Patriot und Kämpfer für einen unabhängigen kroatischen Staat. Der Hauptstützpunkt des Truppenübungsplatzes liegt unweit der Stadt Slunj.

Der Truppenübungsplatz "Eugen Kvaternik" ist der Hauptübungsplatz der kroatischen Streitkräfte und wird ganzjährig für Übungszwecke genützt. Seit dem NATO-Beitritt Kroatiens 2009 erlangte dieser Truppenübungsplatz an zunehmender Bedeutung und wird daher kontinuierlich modernisiert.[1] So finden in regelmäßigen Abständen NATO-Übungen auf diesem Gelände statt. Der Truppenübungsplatz wird auch zur spezialisierten Soldatenausbildung für Auslandseinsätze verwendet.[2]

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Truppenübungsplatz erstreckt sich über das gebirgige Karstgebiet Zentralkroatiens über die Regionen Kordun und Lika im unmittelbaren Grenzgebiet zu Bosnien und Herzegowina. Das polygonale Übungsgebiet umfasst das Gebiet südlich von Ogulin und westlich von Slunj bis hin nach Rakovica. Der Übungsplatz liegt somit in relativer Adria-Nähe (hinter den Kapela- bzw. Velebit-Gebirgszügen). Die kürzeste Luftlinie nach Karlovac beträgt etwa 40 Kilometer, nach Rijeka etwa 80 Kilometer. Das Gebiet kann den folgenden Gebietskörperschaften zugeordnet werden: der Stadt Slunj, der Gemeinde Tounj im Norden, der Gemeinde Josipdol im Nordwesten, der Gemeinde Plaški im Westen, der Gemeinde Saborsko im Südwesten und Rakovica im Südosten. Durch das Übungsgebiet fließt der Fluss Mrežnica.

In unmittelbarer Nähe zum Truppenübungsplatz befinden sich zwei einst bedeutende Militärflugplätze, die Flugzeugkaverne Željava bei Bihać auf bosnisch-herzegowinischer Seite, sowie eine weitere Flugzeugkaverne bei Udbina. Beide Flugplätze wurden während der Konflikte im ehemaligen Jugoslawien teils vorsätzlich, teils im Rahmen der Kriegshandlungen zerstört und seitdem nicht erneuert. Die nächstgelegenen Militärbasen der Kroatischen Luftstreitkräfte befinden sich in Zagreb (Pleso), Zadar (Zemunik) und Pula.

Geschichte

Ein M-95 Degman-Kampfpanzer während einer militärischen Übung auf dem Truppenübungsplatz "Eugen Kvaternik"

Der Truppenübungsplatz "Slunj" (kroat. Vojni poligon "Slunj") zählte im ehemaligen Jugoslawien zu den Hauptübungsplätzen der Jugoslawischen Volksarmee, welche einst zu den größten Streitkräften der Welt zählte. Der Übungsplatz wurde 1965 während der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien errichtet und war Hauptübungsplatz des Fünften Wehrbereichs (kroat. Peta Vojna oblast) der Jugoslawischen Volksarmee.

Am 17. November 1991, während dem Kroatienkrieg, wurde Truppenübungsplatz von paramilitärischen serbischen Einheiten bzw. der so-genannten Armee der Serbischen Republik Krajina eingenommen. Die Okkupation dauerte bis zum 6. August 1995 an, als der Truppenübungsplatz durch die Militäroperation Oluja wieder der Hoheitsgewalt des kroatischen Staates unterstellt wurde.

Eigenschaften

Das Polygon erstreckt sich über eine Fläche von nahezu 24.000 Hektar (240 km²). Der größte Truppenübungsplatz Kroatiens zählt somit auch zu den größten Europas. Die Nord-Süd Ausdehnung beträgt 28 km. Der gesamte Grenzverlauf beträgt 88 km. Das Übungsgebiet befindet sich auf einer durchschnittlichen Meereshöhe von 320 m. Die höchste Erhebung befindet sich auf 900 m. Das Gebiet ist größtenteils bewaldet.

Auf dem Übungsplatz verweilen täglich etwa 600 Soldaten: 400 Soldaten der Artillerie-Raketen Landstreitkräfte, 80 Angehörige des Dienstpersonals, 20 Angehörige des Zentrums für Kampfausbildung, sowie 20 Angehörige anderer Formationen. Während großer Übungen sind über 1.500 Soldaten anwesend. Zu den großen Übungen zählten etwa folgende Übungen: Die Ingenieurs-Übung „Adriatic Philbex 04-2 ENGINEEREX“ im Jahr 2004, „Noble Midas 07“ im Jahr 2007 und „Jackal Stone“ im Jahr 2009.

2009 wurde ein neues Militär-Restaurant, sowie zwei spezialisierte Übungsplätze errichtet, das so-genannte „Shoot House“ und die „Konvoi-Straße“.

  • Das „Shoot House“ ist ein Objekt, das für Häuserkampf-Simulationen auf urbanen Schauplätzen errichtet wurde. Es besteht aus Holzbalken, welche Gebäude darstellen. Dieses Objekt ist oben offen und wurde mit Kameras ausgestattet. Dies ermöglicht die Beobachtung der Übungssituation aus der Vogelperspektive bzw. von einem Kontrollraum aus.
  • Die „Konvoi-Straße“ dient zu Zwecken von Kampfübungen im Falle eines Überfalls auf einen Konvoi.

Verwendungszweck

Der Truppenübungsplatz ist mit zahlreichen Übungs- und Schießplätzen ausgestattet und enthält zahlreiche Militärobjekte, einen Hubschrauber-Landeplatz, sowie einen Bereich zur Beseitigung von Kampfmunition.

Der Truppenübungsplatz "Eugen Kvaternik" dient der Übung, Ausbildung, Formierung und zahlreichen Testmethoden. Eine wesentliche Rolle hierbei spielt das System „Miles 2000“, ein fortgeschrittenes Simulationssystem zur realistischen taktischen Ausbildung. Dabei werden Laserstrahlen aus unterschiedlichen Waffen abgefeuert. Während einer Übung wird alles per Video aufgezeichnet, was nachträgliche Analysen ermöglicht. Der Vorteil von Laserwaffen liegt gerade im Realitätsbezug, da Treffer eines Soldaten klar gesehen werden können, was bei der Anwendung üblicher Manövermunition nicht möglich ist.

Aufgrund der guten Ausstattung und insbesondere aufgrund der Vielfalt des Terrains (Wälder, Wiesen, Gebirge, Schluchten,...) wird der Truppenübungsplatz "Eugen Kvaternik" oft als zukünftiges regionales NATO-Ausbildungszentrum angeführt.[3] Ebenso möglich ist die kommerzielle Verwendung des Übungsplatzes durch Vermietung an andere Armeen. Noch vor dem NATO-Beitritt Kroatiens haben die USA mit bedeutenden Finanzierungsmitteln zur Modernisierung und Ausstattung der Übungsplätze beigetragen. Im Rahmen der Renovierung wurde mit diesen Mitteln nicht nur für den Truppenübungsplatz, sondern auch für die Stadt Slunj und die umliegenden Ortschaften ein modernes Wasserversorgungssystem geschaffen.

Umweltbedenken

Die lokale Bevölkerung in dieser Gegend äußerte Anfang der 2000er Jahre Bedenken hinsichtlich der Umweltverträglichkeit bei der Nutzung des Truppenübungsplatzes "Eugen Kvaternik". Angesichts der Lage auf karstigem Untergrund wurden insbesondere Verschmutzungen des Grundwassers bzw. des Flusses Mrežnica durch den intensiven Gebrauch von Munition befürchtet, welche sich auch negativ auf die touristische Entwicklung der Region auswirken könnten. Die kroatischen Streitkräfte ließen beteuern, dass es zu keinerlei Verschmutzungen bei der Nutzung von allgemein-gebräuchlicher Übungsmunition kommen kann. Die lokale Bevölkerung wurde zudem dazu eingeladen, sich ein Bild von der Lage zu machen. Das Thema wurde seitdem nicht erneut aufgenommen, auch aufgrund der Tatsache, dass insbesondere der Truppenübungsplatz wesentlich zur wirtschaftlichen Revitalisierung dieser abgelegenen Gegend beiträgt. So werden zur Zeit in Slunj Unterkünfte für aktuelle und ehemalige Soldaten mit Staatshilfe errichtet.

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Einzelnachweise

  1. Nacional, "SAD će u Slunju za pola milijuna dolara izgraditi najveći vojni poligon u Europi" (25. Februar 2002)
  2. Kroatisches Verteidigungsministerium (MORH). "President Josipović visited "Eugen Kvaternik" military training ground" (8. Juni 2010)
  3. Vjesnik. "U Slunju NATO gradi regionalno vojno vježbalište" (1. August 2004) (kroatisch)

Weblinks


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