- Unique (Zeitschrift)
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unique Magazin Beschreibung Interkulturalität ist mehr ... Sprache deutsch Erstausgabe 2001 Erscheinungsweise 4x jährlich + Sonderausgaben Verkaufte Auflage 4.000 Exemplare Chefredakteur Frank Kaltofen, Michaela Meißner Herausgeber Unique e. V. Weblink www.unique-online.de ISSN 1612-2267 Die unique ist eine 2010 vier Mal erscheinende Zeitschrift mit den Schwerpunkten Interkulturalität und Politik, die vor allem durch Studenten herausgeben wird. Aufmerksamkeit erregte sie im Jahr 2009 durch Interviews, unter anderem mit einem Mitglied der NPD und einem Journalisten, der der palästinensischen Hamas nahe stehen soll. Die unique erscheint in Jena, Erfurt und Weimar.
Inhaltsverzeichnis
Redaktion
Die unique wurde als „Internationale Hochschulzeitschrift“ der Friedrich-Schiller-Universität Jena im Juni 2001 unter anderem auf Initiative von Cornelia Hirsch, einer späteren, heute ehemaligen Bundestagsabgeordneten der Linksfraktion, gegründet.
Als Studentenzeitschrift gegründet, ist sie heute nicht mehr institutionell mit der Universität verbunden, auch wenn sie weiterhin überwiegend von Studenten betrieben und gelesen wird. Die Zeitschrift erscheint kostenlos in Jena, Weimar und Erfurt sowie bundesweit als Abozeitschrift.
Redaktionelle Schwerpunkte der Zeitschrift sind Antirassismus, Migrationspolitik, Kultur, soziales Engagement und Interkulturalität. Neben den eigenen redaktionellen Inhalten bietet die UNIQUE auch ein Forum für zahlreiche andere internationale Organisationen, wie Amnesty International oder Erasmus-Alumni. Herausgeber der Zeitschrift ist der Verein Unique e.V., der sich ausschließlich aus aktuellen und ehemaligen Redakteuren zusammensetzt. Die gesamte Redaktion sowieso die meist zweiköpfige Chefredaktion der Zeitschrift arbeiten ehrenamtlich.
Die Redaktionsräume befinden sich im „Internationalen Centrum – Haus auf der Mauer“ in der Innenstadt Jenas. Die unique finanziert sich über Spenden, Anzeigen und Förderer, wie dem Studentenrat der Fachhochschule Jena oder dem Internationalen Büro der Friedrich-Schiller-Universität. Neben der Herausgabe der Zeitschrift organisiert die Redaktion jährlich verschiedene kulturelle Veranstaltungen mit, zum Beispiel die Jenaer Medienparty oder die Alternativ-Uni.
Interview-Kontroversen
Verschiedene Interviews in der unique waren Gegenstand teils heftiger Kontroversen. So protestierten u.a. evangelische Gemeinden nachdem in einer Ausgabe zum Thema Religionskritik, ein baptistischer Interviewpartner Parallelen zwischen dem Wirken Jesu und dem Neoliberalismus zeichnete.[1] Empörung rief auch ein Interview mit einer Pornodarstellerin und Prostituierten zum Thema Sexismus hervor.[2]
Im Januar 2009 erschien in einer Ausgabe zum Thema politischer Widerstand neben Beiträgen zu linkspolitischen Widerstand ein Interview mit einem Thüringer NPD-Funktionär, woraufhin sich der Thüringer Landtag mit der Zeitschrift befasste und die Linksfraktion im Thüringer Landtag den Rücktritt der beiden Chefredakteure forderte.[3] Auch der Verfassungsschutz soll sich während der mehrere Wochen andauernden Kontroverse zeitweise mit der Zeitschrift befasst haben.[4] Kritiker warfen der Zeitschrift vor, das Interview zu unkritisch geführt und damit rechtsextremen Positionen ein Forum gegeben zu haben.[5]
Eine erneute Kontroverse entfachte sich um ein im Mai 2009 veröffentlichtes Interview mit dem palästinensischen Journalisten Khalid Amayreh, welcher u.a. für den arabischen Fernsehsender Al-Jazeera, die iranische Nachrichtenagentur IRNA und die palästinensische Hamas arbeitet und im Verlauf des Interviews das Existenzrecht Israels in Frage stellte. Nachdem eine Ausgabe zuvor der stellvertretende Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde Thüringens zum gleichen Thema interviewt wurde, empörte sich vor allem die Jüdische Landesgemeinde und warf der unique vor, unter dem Deckmantel der Interkulturalität antisemitische Stereotype zu verbreiten.[6]
Die Redaktion selbst bezeichnet ihren Ansatz als bewussten Bruch mit „verlogenenen journalistischen Tabus“,[7] der den Lesern die Möglichkeit geben soll, sich mit medial nicht zugänglichen Positionen auseinanderzusetzen und so die Ignoranz und Stereotypsierung gegenüber gesellschaftlicher Problemen wie Rechtsextremismus und Antisemitismus aufbrechen zu wollen.[8] Auch andere Medien unterstützen den Ansatz der unique[9] oder bezeichnen die teils wütenden Reaktionen als blinden Aktionismus und Ausdruck fehlender demokratischer Diskussionskultur.[10]
Auf dem Höhepunkt der Kontroverse vernichteten Unbekannte, die dem Spektrum der Antifa zugerechnet werden, im Zentrum Jenas öffentlichkeitswirksam Hunderte Exemplare der Zeitschrift.[11]
Chefredakteursstreit 2009
Ende Oktober 2009 veröffentlichte eine Jenaer Antifa-Gruppe den gehackten E-Mail-Verkehr eines bekannten Jenaer Neonazis. Die auf einer eigens dafür eingerichteten Website veröffentlichten privaten E-Mails machten neben Informationen zum Privatleben des damaligen NPD-Mitgliedes, Informationen über seinen Arbeitgeber und regionale NPD-Strukturen auch die mehrmonatige Bekanntschaft zwischen diesem und dem damaligen unique-Chefredakteur Fabian Köhler öffentlich.[12] Kritiker bezeichneten dies als „Racheaktion“,[13] nachdem in der nur wenige Tage zuvor erschienen Oktober-Ausgabe der unique unter anderem linksextremen und bürgerlichen Gruppierungen Islamophobie, die Ausgrenzung und Diskriminierung von Muslimen und eine inhaltliche Nähe zur extremen Rechten vorgeworfen wurden.[14]
Mit dem Argument, dass ein Chefredakteur mit Kontakten in die rechte Szene untragbar sei, distanzierten sich in den folgenden Wochen mehrere studentische Institutionen, die Friedrich-Schiller-Universität[15] und die Deutsch-Israelische Gesellschaft[16] von der unique, forderten den Rücktritt Fabian Köhlers oder sahen frühere Antisemitismus-Vorwürfe nun als bestätigt an.[17]
Die Redaktion wies die Anschuldigungen und Rücktrittsforderungen als verleumderisch und unhaltbar zurück.[18] Auch andere Medien und studentische Gruppen, wie das Referat für interkulturellen Austausch, Erasmus Alumni oder Amnesty International Jena protestierten gegen die Verletzung der Persönlichkeitsrechte des damaligen unique-Chefredakteurs und beschrieben den Kontakt als übliches journalistischen Vorgehen.[19]
Chefredakteure
- 1: Florin Schneider (V.i.S.d.P.)
- 2-7: Undine Schmidt (V.i.S.d.P.)
- 8/9: Ellen Sauer (V.i.S.d.P.)
- 10-13: Ellen Sauer (V.i.S.d.P.) / Tino Nazareth
- 14/15: Norman Hera (V.i.S.d.P.) / Kati Firnhaber
- 16-18: Norman Hera (V.i.S.d.P.) / Sebastian Bucher
- 19-24: Katja Meyer (V.i.S.d.P.) / Ellen Sauer
- 25-27: Christine Probst (V.i.S.d.P.) / Katja Meyer
- 28/29: Katja Meyer (V.i.S.d.P.) / Roman Lietz
- 30: Norman Hera (V.i.S.d.P.) / Roman Lietz
- 31/32: Katja Barthold (V.i.S.d.P.) / Karin Kießling
- 33-36: Katja Barthold (V.i.S.d.P.) / Christin Lüttger
- 37-39: Katja Barthold (V.i.S.d.P.) / Christin Lüttger / Carola Wlodarski
- 40-43: Katja Barthold (V.i.S.d.P.) / Fabian Köhler
- 44: Fabian Köhler (V.i.S.d.P.) / Christine Seifert
- 45/46: Fabian Köhler (V.i.S.d.P.)
- 47-50: Fabian Köhler (V.i.S.d.P.) / Lutz Thormann
- 51: Fabian Köhler (V.i.S.d.P.)/ Lutz Thormann / Frank Kaltofen
- 52: Fabian Köhler (V.i.S.d.P.) / Frank Kaltofen
- seit 53: Frank Kaltofen (V.i.S.d.P.) / Michaela Meißner
Auszeichnungen
Im Februar 2002 gewann die unique den Förderpreis für interkulturelle Studien und Projekte.
Siehe auch
Weblinks
- UNIQUE Online
- Warum die Unizeitung UNIQUE nur Scheiße ist
- Der andere Weg, Zeit-Störungsmelder
- Das heiße Eisen – was dürfen Nachwuchsmedien?
Einzelnachweise
- ↑ [1]Jesus wäre neoliberal, UNIQUE Magazin Dez 2008, S.7
- ↑ [2]Rede Fabian Köhlers zur studentischen Vollversammlung, 12. November 2009
- ↑ Ein Gespräch mit einem anonymen NPD-Funktionär in der Jenaer Studentenzeitung Unique sorgt für Streit in Thüringen, Thüringer Allgemeine, 23. Januar 2009
- ↑ Der andere Weg, ZEIT Störungsmelder, 30. März 2009
- ↑ Warum die Unizeitung UNIQUE nur Scheiße ist, Indymedia
- ↑ Empörung über Interview in Studentenzeitschrift, Ostthüringer Zeitung, 7. Mai 2009
- ↑ Persönliche Stellungnahme von Lutz Thormann an die Jenaer Antifa, 25. Januar 2009
- ↑ und Fakten zum Interview mit Khalid Amayreh, UNIQUE Online, 20. Mai 2009
- ↑ Was dürfen Nachwuchsmedien, Spiesser, 17. Februar 2009
- ↑ Blinder Aktionismus, Akrützel, 28. April 2009
- ↑ Ein bisschen Krieg in Jena, Akrützel, 28. April 2009
- ↑ Nazi Packt aus, Indymedia 26. Oktober 2009
- ↑ Investigativ oder Illegal, 13. November 2009
- ↑ UNIQUE 50: 1001 Vorurteil – Islamophobie in Deutschland, Oktober 2009
- ↑ Studierendenzeitung UNIQUE wegen Kontakt mit Rechts in der Kritik, Deutschlandfunk 29. Oktober 2009
- ↑ Die Jenaer Hochschulzeitschrift ‚Unique‘ muss sich von ihrem Redaktionsmitglied Fabian Köhler trennen, DIG Erfurt 11. November 2009
- ↑ Zwischen Nazi-Kontakten, Antisemitismus und Interkulturalität, MUT gegen rechte Gewalt, 4. November 2009
- ↑ Ein Chefredakteur kriegt die Krise
- ↑ Interkulturelle Hochschulgruppen kritisieren Umgang mit der UNIQUE, Jenapolis, 9. November 2009
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