Chronograph von 354

Chronograph von 354
Darstellung einer Largition von Constantius II. im Chronographen des Jahres 354

Chronograph von 354 (der Name wurde von Theodor Mommsen geprägt) ist die moderne Bezeichnung für einen spätantiken Codex, den Furius Dionysius Filocalus im Jahre 354 n. Chr. im Auftrag des christlichen Aristokraten Valentinus schuf. Es handelte sich um ein außergewöhnlich aufwendig gestaltetes Werk, das die ersten ganzseitigen Buchmalereien der westlichen Kulturgeschichte enthielt. Das Original ist nicht erhalten.

Es enthielt Konsularfasten (fasti consulares), eine Liste der Stadtpräfekten (praefecti urbis Romae) und eine Stadtgeschichte Roms (chronica urbis Romae) bis zum Jahre 354. Letztere enthielt eine Liste der Könige, Diktatoren und Kaiser mit Angabe der Regierungslänge, Todesort und zusätzlichen Eintragungen. Sie griff nicht auf die Enmannsche Kaisergeschichte zurück und wurde vor dem Tod Konstantins I. (337) zusammengestellt. Die Schrift ist auch die erste authentische Dokumentation, welche die Geburt Jesu auf den 25. Dezember datiert.[1]

Es hat mehrere Bearbeitungen gegeben, die jeweils den Wünschen der Besteller entgegengekommen sind. Der Chronograph von 354 ist in mehreren Abschriften überliefert und wurde auch in der Folgezeit unter anderem von Eutropius benutzt.

Der Chronograph hat folgende Inhalte:

  1. Die Widmung an Valentinus.
  2. Die Darstellung der staatlichen Fortuna der Städte Rom, Konstantinopel, Trier und Alexandria.
  3. Eine kaiserliche Widmung mit einer Liste der Geburtstage der Kaiser (natales Caesarum).
  4. Die Planeten und die dazugehörigen Legenden.
  5. Die Tierkreiszeichen und ihre Bedeutung.
  6. Die Planeten und die dazugehörigen Legenden sowie ein illustrierter Kalendertext mit Distichen auf die Monate. Später wurden Vierzeiler eingefügt. Angabe von Spiel- und Senatstagen.
  7. Porträts der Konsuln, die mit Kaiser Constantius II. und dem Caesar Julian identifiziert wurden.
  8. Eine Liste der römischen Konsuln.
  9. Berechnungen des Osterfestes (Ostertafeln von 312 auf 100 Jahre)
  10. Eine Liste der Stadtpräfekten von Rom von 245 ab urbe condita bis 354 p.Chr.[2]
  11. Todestage und Begräbnisorte von 12 römischen Bischöfen von Lucius (254) bis Julius I. 352.
  12. Todestage und Begräbnisorte von Märtyrern.[3] Daraus entstanden später die Martyrologien.
  13. Eine Liste der Bischöfe von Rom von Petrus bis Liberius. Im ersten Teil bis 230 sind einige Unrichtigkeiten.
  14. Eine Weltchronik von Adam bis 354. Sie stützt sich teilweise auf die Chronik des Hippolyt (später hinzugefügt?).
  15. Eine Beschreibung der 14 Regionen Roms (später hinzugefügt?).
  16. Eine Chronik der Stadt Rom von der Königszeit bis Licinius(später hinzugefügt?).

Es sind viele Informationen aus dem Heidentum aufgenommen, wobei umstritten ist, ob es sich um aktuelle Zustände handelt (Michele Salzmann) oder um Rückschauen auf vergangene Zeiten (Theodor Mommsen).

Die Illustrationen bei den Tierkreiszeichen zeigen ein Interesse an Astrologie. Nichtillustrierte Abschnitte enthalten reichhaltiges historisches und chronologisches Material.

In karolingischer Zeit wurde eine illustrierte Kopie des Originals gefertigt, der Codex Luxemburgensis, von dem weitere Kopien im 16. und 17. Jahrhundert gefertigt worden sind. Die beste davon, der Codex Romanus, befindet sich im Vatikan. Schon bevor die Renaissance-Kopien gefertigt wurden, wurde der Codex Luxemburgensis beschädigt. Einige Seiten waren verloren. Heute ist er ganz verloren, und es gibt nur eine detaillierte Beschreibung von ihm.

Eine Reihe von Eintragungen haben sich als spätere Nachträge herausgestellt, weil sie eine A.D.-Datierung aufweisen, die erst viel später eingeführt wurde. Andere Daten sind redundant angegeben, wobei sich die Angaben aber ausschließen, so bei der Geburt Jesu.

Ausgaben

Literatur

  • Dictionnaire d’archéologie chrétienne et de liturgie. Paris 1907–1953. Band 3, Sp. 1155–1560; Band 9, Sp. 527–530.
  • Theodora Hantos: Chronograph vom Jahre 354. In: Lexikon für Theologie und Kirche. Band 2, Freiburg 2006, ISBN 978-3-451-22012-8, Sp. 1187–1188.
  • Carl Nordenfalk: Der Kalender vom Jahre 354 und die lateinische Buchmalerei des IV. Jahrhunderts. Göteborg 1936.
  • Michele Renee Salzman: Chronograph von 354. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 2, Metzler, Stuttgart 1997, ISBN 3-476-01472-X, Sp. 1172–1174.
  • Michele Renee Salzman: On Roman Time. The Codex-Calendar of 354 and the Rhythms of Urban Life in Late Antiquity. In: Transformation of the Classical Heritage. Band XVII, Berkeley 1990.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Vgl. Susan B. Roll, Toward the Origins of Christmas, Kampen 1995, S. 83 ff.
  2. Hier steht an der Nahtstelle zwischen a. u. c. (ab urbe condita) und p. Chr. (post Christum): a. u. c. 753 Lentulo et Pisone 1. Caesaro et Paulo hoc cons. Dominus Iesus Christus natus est viii kal. Ian. d. Ven. luna xv.
  3. Die Liste beginnt mit der Eintragung: „viii kal. Ian Ianuarius natus Christus in Betleem Iudeae.“

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