Wolkenberg

Wolkenberg
Wolkenberg
Klěšnik
Stadt Spremberg
Koordinaten: 51° 36′ N, 14° 16′ O51.60666666666714.259166666667105Koordinaten: 51° 36′ 24″ N, 14° 15′ 33″ O
Höhe: 105–136 m ü. NN
Eingemeindung: 1. Jan. 1991

Wolkenberg, niedersorbisch Klěšnik, war ein Dorf und eine Gemeinde in der Niederlausitz. Die Ortsflur gehört seit dem 1. Januar 1991 aufgrund der Auflösung des Ortes zugunsten des Braunkohletagebaus Welzow zur Stadt Spremberg.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Wolkenberg lag zwischen Spremberg und Drebkau in der Niederlausitz. Der Ort befand sich am Rande des durch die Elstereiszeit aufgeschobenen Höhenzuges „Steinitzer Alpen“ und leitet von der hügeligen Landschaft auch seinen deutschen Namen ab. Der Tagebau Welzow-Süd hat das Ortsgebiet in den Jahren 1991 bis 1993 zur Braunkohlegewinnung abgebaggert. Der Ort Paproth, 1,5 Kilometer nördlich von Wolkenberg, blieb erhalten. Heute entsteht eine neu geformte Landschaft.

Geschichte

Wolkenberg ist eine im frühen Mittelalter entstandene sorbische Siedlung, die 1353 erstmals in einem deutschen Dokument erwähnt wurde. Wolkenberg war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ein Bauerndorf von 20 Gehöften, größtenteils in einer Rundform mit Einschluss der Kirche aufgebaut und einem Gut. Die vorherrschende Sprache war das Niedersorbische. Das Gutshaus war Wohnsitz der wechselnden deutschen Besitzer der Ländereien. Beide Sprachen existierten in Wolkenberg über einen langen Zeitraum parallel. In vielen Familien wurde zu Hause sorbisch gesprochen, während der Kontakt zur Gutsbesitzerfamilie, zum Pfarrer und später auch zum Lehrer im Ort deutsch war. Gemäß einer statistischen Erhebung waren im Jahr 1880 97 % der Einwohner Sorben, in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurde allerdings aufgrund von Repressalien in der Öffentlichkeit kaum noch sorbisch gesprochen. Während sich Sorbisch als Haussprache in den Dörfern südlich noch bis heute behaupten konnte, war in Wolkenberg in den 1950er Jahren bereits Deutsch die hauptsächlich gesprochene Sprache. Ernst Tschernik zählte 1956 nur noch 3 Sprecher des Sorbischen. Die sorbischen Trachten wurden jedoch auch nach dem Zweiten Weltkrieg gelegentlich zu festlichen Anlässen getragen.

Wolkenberg lag lange Zeit an oder nahe der sächsisch-preußischen Grenze. Durch die unterschiedlichen Zukäufe und Ländereiaufgaben im 18. und 19. Jahrhundert waren zwischen Cottbus und Ortrand eine Vielzahl von Grenzverläufen zwischen preußischen, sächsischen und schlesischen Besitztümern.

Die vermutlich in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts erbaute Kirche von Wolkenberg prägte das Ortsbild, nicht nur durch die Lage auf einer kleinen Erhebung in der Mitte des Dorfes. Für eine Umsetzung der gesamten Kirche kam die politische Wende 1989 zu spät, lediglich der historische Holzturm wurde 1993 nach Pritzen versetzt, einem ebenfalls zu devastierenden Dorf in der Lausitz, welches aber letzten Endes nicht dem Tagebau weichen musste.

Im Jahr 1973 wurde Wolkenberg aufgrund des durch den nahen Tagebau stetig sinkenden Grundwasserspiegels an das Trinkwassernetz angeschlossen. Am 1. Januar 1991 wurde Wolkenberg in die Stadt Spremberg eingemeindet.[1] Im Januar 1990 siedelten die letzten der ehemals etwa 350 Einwohner von Wolkenberg nach Spremberg um. Die amtliche Umsiedlerzahl betrug 172. In der nahen Kreisstadt war in Plattenbauten neuer Wohnraum geschaffen worden. Wolkenberg wurde in den folgenden Monaten komplett abgerissen und ist dann dem vorrückenden Tagebau Welzow Süd zum Opfer gefallen. Heute ist die ehemalige Ortslage Wolkenberg wieder rekultiviert und an einem künstlich aufgeschütteten Berg ist ein 2010 gepflanzter Weinberg entstanden.

Einzelnachweise

  1. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt

Quellen

  • Förster, Frank: Verschwundene Dörfer - Die Ortsabbrüche des Lausitzer Braunkohlenreviers bis 1993, Domowina-Verlag, Bautzen 1995, S. 288 ff.

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