Zahmheit

Zahmheit
Zahmer Papagei

Unter Zahmheit versteht man furcht- und aggressionsloses Verhalten von Tieren gegenüber Menschen oder anderen Arten, das entweder von Natur aus bestehen kann oder durch Zähmung erlernt wird. Zahmheit tritt neben domestizierten Tieren und Haustieren auch bei Wildtieren auf, die den Menschen oder die entsprechende Art nicht als Bedrohung kennen. Dies kann zum Verhängnis für einzelne Arten werden, so etwa dem Dodo (Raphus cucullatus), dessen Zutraulichkeit sein Aussterben beschleunigte.

Im übertragenen Sinne wird der Begriff auch als Gegenteil von Wildheit auf andere Objekte angewendet, etwa allgemein auf das ruhige Wasser von Flüssen – sogenanntes „Zahmwasser“ im Gegensatz zu Wildwasser – oder auch beim konkreten Flussnamen „Zahme Gera“.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Die Gebrüder Grimm vermerken in ihrem Deutschen Wörterbuch: „zahm ist der gegensatz zu wild.“ Abgeleitet ist es vom althochdeutschen zam, eine verwandte Bedeutung besitzt das mittelhochdeutsche zæme mit „geziemend“, „passend“, „angenehm“.[1] Es handelt sich um eine Wurzel, auf die auch Zimmer, zimmern und ähnliche zurückgehen, in der Urbedeutung von fügen – geringfügig machen oder eventuell in der Bedeutung an das Haus anpassen.[2] Also wurde es seit jeher vor allem im Bezug auf die Abrichtung und Domestizierung von Tieren verwendet.

Funktion

Zahmheit kommt in der Tierzucht die Rolle eines Selektionskriteriums zu, da zahme Tiere in der Regel kooperativer sind und durch dieses Verhalten Vorteile (mehr Futter, Belohnung, Fortpflanzung) erhalten.[3][4]

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: zahm – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Gebr. Grimm: Deutsches Wörterbuch. Band 31, Spalten 93–122.
  2. Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch, de Gruyter, Berlin/New York 1995, ISBN 3-11-012922-1
  3. Carola Otterstedt: Gefährten – Konkurrenten – Verwandte: Die Mensch-Tier-Beziehung im wissenschaftlichen Diskurs. Vandenhoeck & Ruprecht, 2009. ISBN 3525404220, S. 68.
  4. Peter M. Kappeler: Verhaltensbiologie. Springer, 2005. ISBN 354024056X, S. 447.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Zahmheit — Wer sich auf die Zahmheit eines Wolfs verlässt, muss nicht bei Sinnen sein …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Zahmheit — Zahm|heit 〈f. 20; unz.〉 das Zahmsein * * * Zahm|heit, die; : das Zahmsein; zahmes Wesen. * * * Zahm|heit, die; : 1. a) das Zahmsein, zahmes (1 a) Wesen: ein zu spätes Erlöschen aller Triebe, die auf die Eltern Bezug haben, und eine damit… …   Universal-Lexikon

  • Zahmheit — Zahm|heit …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Evolutionäre Entwicklungsbiologie — Die evolutionäre Entwicklungsbiologie oder kurz Evo Devo (abgeleitet vom englischen Begriff evolutionary developmental biology) ist eine Forschungsrichtung der Biologie, die untersucht, wie die Systeme der Individualentwicklung (Ontogenese) der… …   Deutsch Wikipedia

  • Heini Hediger — (* 30. November 1908 in Basel; † 29. August 1992 in Bern) war ein Schweizer Zoologe und Zoodirektor. Hediger ist die Gründung der modernen Tiergartenbiologie zu verdanken. In der Fachwelt findet sein Ratgeber Wildtiere in Gefangenschaft für die… …   Deutsch Wikipedia

  • Domestizierung — oder Domestikation ist ein innerartlicher Veränderungsprozess von Wildtieren oder pflanzen, bei dem diese durch den Menschen über Generationen hinweg von der Wildform genetisch isoliert gehalten werden. Damit wird ein Zusammenleben mit dem… …   Deutsch Wikipedia

  • tamō- — *tamō , *tamōn, *tama , *taman germ.?, schwach Maskulinum (n): nhd. Zahmheit; ne. tameness; Rekontruktionsbasis: ae.; Hinweis: s. *tama ; Etymologie: s. ing. *demə , *domə …   Germanisches Wörterbuch

  • Albinismus — Klassifikation nach ICD 10 E70.3 Albinismus …   Deutsch Wikipedia

  • Albinotisch — Klassifikation nach ICD 10 E70.3 Albinismus …   Deutsch Wikipedia

  • Dmitri Beljajew — Dmitri Konstantinowitsch Beljajew (russisch Дмитрий Константинович Беляев; * 17. Juli 1917 in Protassowo, Kostroma; † 14. November 1985) war ein russischer Genetiker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wissenschaftliche Arbeit …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”