Chöwsgöl Nuur

Chöwsgöl Nuur
Chöwsgöl Nuur
Chöwsgöl Nuur
Chöwsgöl Nuur
Geographische Lage Mongolei
Abfluss Egiin Gol → Selenga
Daten
Koordinaten 51° 6′ N, 100° 30′ O51.097222222222100.498611111111624Koordinaten: 51° 6′ N, 100° 30′ O
Chöwsgöl Nuur (Mongolei)
Chöwsgöl Nuur
Höhe über Meeresspiegel 1.624 m
Fläche 2.760 km²f5
Länge 136 kmf6
Breite 40 kmf7
Maximale Tiefe 262 mf10

Der Chöwsgöl Nuur (Chöwsgölsee, im deutschen meist Khuvsgul-See), mongolisch Хөвсгөл нуур oder Chöwsgöl dalai (mong. Хөвсгөл далай - Chöwsgöl Meer); im Volksmund auch Dalai Eedsch (mong. Далай ээж - Meeresmutter) genannt, in der internationalen Transkription Khövsgöl nuur ist der zweitgrößte See nach Fläche in der Mongolei und der größte nach Volumen. Er ist eines der wichtigen touristischen Reiseziele des Landes. Der Namenszug in klassischer Schrift:Kobsogol naghur.svg

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Der Chöwsgöl Nuur liegt im Nordwesten der Mongolei, nur wenige Kilometer südlich der russischen Grenze am Südost-Ende des Ostsajans. Der See ist 136 km lang, zwischen 20 und 40 km breit und maximal 262 m tief. Damit ist er der tiefste See Zentralasiens. Nach dem Baikalsee bietet er das zweitgrößte Frischwasser-Reservoir Asiens mit 70 % des Trinkwasser-Vorkommens in der Mongolei und 0,4 % des weltweiten Trinkwasservorrats. Sein mittlerer Wasserspiegel liegt auf 1.624 Metern Höhe. Vier teilweise bewaldete, teilweise felsige Inseln befinden sich im See und bieten vielen Vögeln Brut- und Nistplätze. Die größte ist 9 km lang und 6 km² groß.

Sein Einzugsgebiet ist relativ klein; daher speisen ihn immerhin 46, aber nur kleine Zuflüsse. Der Abfluss vom Chöwsgöl Nuur befindet sich am Südende und verläuft in Richtung Südosten über den Egiin Gol zur Selenga, welche in den Baikalsee mündet. Dabei überwindet das Wasser über 1.000 km Strecke und 1.169 m Höhenunterschied, obwohl die Distanz der beiden Seen nur etwa 200 km (Luftlinie) beträgt.

Der See ist von Lärchenwäldern, Gebirgszügen und Bergketten umgeben. Der höchste Berg ist der Munku Sardyk (3.492 m), dessen Gipfel sich nördlich des Sees direkt auf der russisch-mongolischen Grenze erhebt.

Im Winter friert der See komplett zu. Die Eisdecke wird dann 1 m bis 1,5 m stark, so dass sie auch LKWs trägt, weswegen für einige Transportrouten Abkürzungen auf dem Eis genutzt werden. Es kommt aber immer wieder mal zu Einbrüchen, so dass nach Auskunft der Einheimischen einige Fahrzeuge am Grund liegen.

Ökologische Bedeutung

Der Chöwsgöl Nuur ist einer von 17 Seen der Erde mit einem Alter von mehr als 2 Millionen Jahren. Er enthält etwa 3 Promille der Süßwasservorräte der Erde und ist damit auch das bedeutendste Süßwasserreservoir der Mongolei. Sein Wasser ist ohne Behandlung trinkbar und bietet einen Lebensraum für mehrere große Fischarten, darunter Taimen, Sibirischer Weißfisch, Sibirische Äsche, Lenok (Brachymystax lenok), Hundsfisch, Omul, Flussbarsch. In einem trockenen Land, in dem die meisten Seen Salzwasser enthalten, wird ein großer Süßwassersee als heilig angesehen.

Die Umgebung des Sees ist als Nationalpark ausgewiesen und daher streng geschützt. Der Gebirgsgroßraum um den See stellt eine weitläufige Übergangszone zwischen der zentralasiatischen Steppe und der sibirischen Taiga dar.

Die am See ansässige Fauna ist sehr vielseitig, und umfasst Sibirischer Steinbock, Argali-Schaf, Elch, Wolf, Moschushirsch, Braunbär, Rentier sowie Vielfrass und Zobel.

Wirtschaftliche Bedeutung

Der einzig relevante Wirtschaftszweig ist der seit Beginn des Jahrtausends zunehmende Tourismus, der sich vor allem am Südwestufer in den wie Pilze aus dem Boden schießenden Jurtencamps und im ganzen Nationalpark auch in einem vermehrten Aufkommen von Müll manifestiert. Die Urlaubergruppen stammen zum großen Teil aus Südkorea (einwöchiger Jahresurlaub im Camp), aus Europa (Reiterferien) und aus der Hauptstadt Ulaan Baatar (Familienerholung mit Angeln, Paddeln, Schwimmen, aber auch Aufsuchen von Heilquellen und sogar heißen Quellen, letztere allerdings am weniger frequentierten Ostufer). Eins der ersten Jurtenlager am Westufer inszeniert seit 1999 jährlich einen Marathon, der viele Teilnehmer aus aller Welt anzieht und nicht unwesentlich zur touristischen Erschließung der Region beigetragen hat.

Trotz des zunehmenden Tourismus verirrt sich kaum ein Segel- oder Motorboot auf den See, so dass man hier wirklich den Eindruck von unberührter Natur haben kann.

War die Anreise bisher von Mörön, der Hauptstadt des Chöwsgöl-Aimags (Verwaltungsbezirks) und letzten Inlandsflughafens, nur auf schwieriger Piste mit allradangetriebenen Transportern möglich, so sorgt seit 2008 eine neue Asphaltstraße bis direkt an den See für eine schnellere Verbindung - und für Unmut bei den Umweltschützern, weil breite Schneisen durch die Gebirgstaiga den Artenreichtum von Fauna und Flora bedrohen.

Schiffsverkehr auf dem See gibt es seit 1913. Der mittlerweile einzige übrig gebliebene rostige Dampfer ist aber inzwischen nur noch auf Abruf zu mieten.

Ein ehemaliges Geologencamp 30 km nördlich von Khatgal am Westufer des Sees zeugt von später aus Umweltschutzgründen aufgegebenen Phosphorit-Abbau-Plänen aus sowjetrussischer Zeit und dient jetzt als Erholungsheim.[1]

Viele Nomaden schlagen ihr Sommerlager am Ufer des Sees auf und versorgen die Touristencamps mit Milchprodukten, Kunsthandwerk und Reittieren und bieten ihre Dienste als Führer an. Teilweise geben ökologisch orientierte Reiseveranstalter über den Winter Reparaturen und Neuanfertigung von Sattelzeug u.ä. in Auftrag, um den Nomaden zusätzliche Einnahmequellen zu ermöglichen. Auch einige Familien der sonst eher zurückgezogen und viel weiter nordwestlich jenseits der Hochebene lebenden tuvinischen Rentierzüchter, die von den Mongolen "Tsaatan" oder "Rentierleute" genannt werden, sich selber aber lieber als "Taigaleute" bezeichnen, schlagen ihr Sommercamp in der Nähe des Sees auf und bieten Reiten auf Rentieren an, erlauben den Touristen sich mit den Tieren zu filmen oder inszenieren pseudo-Schamanistische Rituale, und zwar gegen teilweise horrendes Entgelt.

Im Winter ziehen die Nomaden in die geschützteren Täler der umgebenden Gebirge. Einige Jurten-Camps bieten dann Fischen und Schlittenfahren auf dem zugefrorenen See an.

Film

Die zunehmende Bekanntheit des Chöwsgöl-Sees und des Chöwsgöl-Nationalparks spiegelt sich auch darin wieder, dass der Schlussteil des Films Liu San - Wächter des Lebens, im Original Le Concile de Pierre (2006), von Guillaume Nicloux, in dem es um einen Mythos der Tsaaten geht, dort spielt.[2]

Einzelnachweise

  1. Forkert/Stelling, S. 344
  2. Der FIlm ist auf DVD bei der Concorde Home Entertainment, Best.-Nr. 2596, erhältlich.

Literatur

  • Fred Forkert/Barbara Stelling, Mongolei, Reise Know-How Verlag, Bielefeld 1997, 4., komplett aktualisierte und neu gestaltete Auflage 2003, ISBN 3-8317-1165-8

Weblinks


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