- Cinema for Peace
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Cinema for Peace ist eine Initiative, die es sich selbst zur Aufgabe gemacht hat, „ein Bewusstsein für die gesellschaftliche und soziologische Relevanz von Filmen zu schaffen sowie den Einfluss von Filmen auf die Wahrnehmung und Behebung von weltweiten sozialen, politischen und humanitären Missständen zu verdeutlichen“.
Sie tritt insbesondere mit der jährlich während der Berlinale stattfindenden Preisverleihung und Charitiy-Veranstaltung in die Öffentlichkeit.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Initiative wurde 2002 von Jaka Bizilj gegründet; maßgeblich beteiligt war zu anfangs auch Isa Gräfin von Hardenberg mit ihrer Eventagentur.[1]
Nach dem ersten Jahr der Gala kam es zu Unstimmigkeiten zwischen Jaka Bizilj und anderen Initiatoren der Gala. Volker Schlöndorff und Jürgen Schau distanzierten sich von der Initiative, weil sie den Umgangston Biziljs und die Zusammenarbeit mit ihm als schwierig empfanden. Schlöndorff störte sich zudem am „Business“-Charakter des karitativen Events. Andere Mitglieder des Komitees und Mit-Initiatoren wie Ingrid Rexrodt unterstützten Bizilj; er trage das finanzielle Risiko allein und mache seine von vielen unterstützte Arbeit sehr gut.[2]
Seit 2008 ist die Initiative auch als gemeinnützige Stiftung „Cinema for Peace Foundation“ mit Sitz in Berlin organisiert.
Tätigkeiten
Seit 2002 lädt die Cinema for Peace-Initiative einmal im Jahr Mitglieder des internationalen Films und Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur zur Cinema for Peace Gala nach Berlin ein.
Bei der Gala werden Filme vorgeführt, denen ein Komitee der Stiftung besondere gesellschaftliche Relevanz zumisst, die Cinema-for-peace-Preise verliehen sowie Spendengelder für soziale Projekte gesammelt.
Zu den Mitgliedern des Komitees der Gala zählen namhafte Persönlichkeiten wie Catherine Deneuve, Sir Bob Geldof, Joschka Fischer, Sir Christopher Lee oder beispielsweise die Friedensnobelpreisträger Jody Williams und Oscar Arias Sánchez. In den vergangenen Jahren wurde die Veranstaltung unterstützt von Persönlichkeiten wie George Clooney, Robert Altman, Antonio Banderas, Dustin Hoffman, Susan Sarandon, Nicole Kidman, Hilary Swank, Michael Gorbatschow und Leonardo DiCaprio.
Kritik
Kritik hat die Organisation vom Direktor des Berlinale-Festivals, Dieter Kosslick, erfahren.
Dieter Kosslick, der Leiter der Berlinale, unterstützte in der Anfangszeit als Komitee-Mitglied die „Cinema for Peace“-Gala, die jährlich während der Berlinale stattfindet. 2009 behauptete er jedoch in verschiedenen Gesprächen mit Journalisten,dass die Veranstalter von „Cinema for Peace“ die Berlinale für ihre eigenen Interessen nutzen würden und bezweifelte den Charity-Charakter der Gala.[3] Er bemängelte, dass die Verantwortlichen seinen Forderungen, die Verwendung der eingenommenen Spendengelder offenzulegen, nicht nachgekommen waren. Zudem wehrte er sich gegen den falschen Eindruck, die Gala sei ein Bestandteil der Berlinale.[4][5]. Diese Behauptung Kossliks bestritt Jaka Bizilj, Veranstalter der Gala.[6][7]
Jaka Bizilj hat zwischenzeitlich verlauten lassen, der sei Konflikt ausgeräumt und in Zukunft solle wieder stärker gemeinsam der guten Sache gedient werden.[8] Dieter Kosslick ist zu einem gemeinsamen Auftreten allerdings nach wie vor nicht bereit.[9]
CharityWatch bemängelt, es könne zu Interessenkonflikten kommen, da Bizilj nicht nur Geschäftsführer der Cinema-for-peace-Stiftung, sondern auch einer gewinnorientierten GmbH sei, und beide organisatorisch verschränkt seien – sie haben beispielsweise den gleichen Geschäftssitz. Einer Aufforderung, CharityWatch gegenüber die Finanzen der Stiftung offenzulegen, sei nicht nachgekommen worden. CharityWatch ruft daher zur „Vorsicht“ auf.[10]
Awards
Zielsetzung der Stiftung
Durch die Preisvergabe an sozial bedeutsame Filme will Cinema for Peace einen Focus auf wichtige Themen setzen und wertvolle Filme fördern. Demzufolge möchte Cinema for Peace den Einsatz der Filmemacher für Frieden, kritisches Bewusstsein, ethische Werte, Toleranz und interkulturellen Austausch würdigen und fördern. Der Preis berücksichtigt im Gegensatz zu Festival-Awards nicht nur die Qualität der Arbeit, sondern vor allem das soziale Engagement einer Person und den humanitären Wert des Projekts. In diesem Zusammenhang präsentiert Cinema for Peace gemeinsam mit Amnesty International und dem Human Rights Film Network den „International Human Rights Film Award“. Seit 2007 vergibt Cinema for Peace zusätzlich einen Preis für Filme bzw. für ein persönliches Engagement von Filmschaffenden im Bezug auf den Umweltschutz. 2009 wurde der erste sogenannte „Green Oscar“ von Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow an Leonardo DiCaprio für sein jahrelanges Engagement für den Umweltschutz sowie für seinen Film „The 11th Hour“ vergeben.
Preisträger
2011
- Cinema for Peace Award for Most Valuable Movie of the Year für Von Menschen und Göttern für die Hervorhebung der Wichtigkeit einer moralischen Gemeinschaft
- Cinema for Peace Award for the Most Valuable Documentary of the Year für Skateistan – Four Wheels and a Board in Kabul für die Darstellung der versöhnenden Kraft des Sports in einem kriegsgeteilten Land
- Cinema for Peace Award for Justice für Blood in the Mobile für die Aufdeckung des Zusammenhangs zwischen der Handy-Industrie und dem Bürgerkrieg im Kongo
- International Human Rights Film Award in cooperation with Amnesty International and the Human Rights Film Network für Pater Marco Arana Zegarra in The Devil Operation für die Verteidigung seiner Gemeinde gegen eine aggressive Bergbauoperation
- Cinema for Peace International Green Film Award presented by Opel Project Earth, 1st Prize für Jane’s Journey für die Darstellung von Jane Goodalls Kampf für die Rettung bedrohter Spezies
- Cinema for Peace International Green Film Award presented by Opel Project Earth, 2nd Prize für A Message from Pandora für die Unterstützung des Überlebenskampfs indigener Völker im Amazonas
- Cinema for Peace International Green Film Award presented by Opel Project Earth, 3rd Prize für Harmony für die Veranschaulichung der globalen Erwärmung
- Cinema for Peace Honorary Award für Sean Penn für seine Hilfsarbeit mit der J/P Haitian Relief Organization
- Cinema for Peace Award for Fighting AIDS für den MTV-Vorsitzenden Bill Roedy für die „Staying Alive“-Kampagne, die „Ignite“-Kampagne und „Shuga“
2010
- Cinema for Peace Award for Most Valuable Movie of the Year für Das weiße Band[11] und Stefan Arndt, Klaus Chatten und Burghart Klaußner, für die Darstellung des Ursprungs von Terrorismus
- Cinema for Peace Award for Most Valuable Documentary für The Picture of the Napalm Girl und Marc Wiese, Nick Út und Kim Phúc, für die Porträtierung der Geschichte der Fotografie, welche die Perspektive der gesamten Welt auf den Krieg in Vietnam geändert hat
- Cinema for Peace Award for Justice, präsentiert von Luis Moreno-Ocampo
- für Children of War und Bryan Single, für die Darstellung der Reise einer Gruppe früherer junger Kindersoldaten vom Krieg zum Frieden
- für „The Stoning of Soraya M.“ und Cyrus Nowrasteh, für die Darstellung der Lebensgeschichte einer Iranischen Frau, welche 1986 zu Tode gesteinigt wurde
- für Women in Shroud und Mohammad Reza Kazemi und Farid Haerinejad, für die Erforschung der gewalttätigen Ungerechtigkeit im Iranischen System, vor allem gegenüber Frauen
- Cinema for Peace Award for Most Valuable work of a Director/Actor/Producer of the year für Triage und Danis Tanovic, Cedomir Kolar und Sir Christopher Lee, für die Darstellung der Kriegsschrecken
- International Human Rights Film Award in cooperation with Amnesty International and the Human Rights Film Network für Tibet in Song und Ngawang Choephel, für die Verbreitung traditioneller Tibetischer Musik und die Darstellung kultureller Repression innerhalb des durch China kontrollierten Tibet
- Cinema for Peace Award for Reconciliation für Five Minutes of Heaven und Oliver Hirschbiegel, Liam Neeson und James Nesbitt, für die Darstellung des erfolgreichen Versöhnungsprozesses in Nordirland
- Cinema for Peace International Green Film Award für Crude und Joe Berlinger, President Michail Gorbatschow und Leonardo DiCaprio, für die Unterstützung von tausenden Ecuadorianern in einem Gerichtsverfahren gegen den Konzern Chevron und zur Verschmutzung des Ecuadorianischen Amazonasgebietes
- Cinema for Peace Honorary Award für As We Forgive und Laura Waters Hinson und für Präsident Paul Kagame von Ruanda, für die enormen Errungenschaften der Regierung und vor allem der Bevölkerung der Republik Ruanda
2009
- Cinema for Peace Award for Most Valuable Movie of the Year für Milk und Gus Van Sant, Bruce Cohen, Dan Jinks, Dustin Lance Black, Michael London und Sean Penn, für die Darstellung eines großartigen Kämpfers für die Rechte der Homosexuellen
- Cinema for Peace Award for Most Valuable Documentary of the Year für The Heart of Jenin und Ismael Khatib, Leon Geller, Marcus Vetter, Ulli Pfau und Ernst Ludwig Ganzert, für die Förderung der Versöhnung in Israel und Palästina
- Cinema for Peace Award for Justice für Pray the Devil Back to Hell und Gini Reticker, Abigail Disney, Vaiba Flomo und die Frauen von Liberia, für die friedliche Beendigung des Bürgerkrieges in Liberia
- International Human Rights Film Award in cooperation with Amnesty International and the Human Rights Film Network für Burma VJ – Reporting form a Closed Country und Anders Østergaard, Lise Lense-Møller, Aung Htun und The Democratic Voice of Burma, für den Einsatz für Frieden und Demokratie in Burma
- Cinema for Peace Award for Most Inspirational Movie of the Year
- für The Day After Peace und Jeremy Gilley & Peace One Day, für die Darstellung der Möglichkeit eines Individuums, die Welt zu verändern
- für Menachem and Fred und Menachem Mayer, Fred Raymes, Jens Meurer, Ofra Tevet und Ronit Kertsner für die Darstellung des Schicksals zweier deportierter jüdischer Brüder
- für Valkyrie und Tom Cruise, Bill Nigh, Christian Berkel, Matthias Schweighöfer, Bryan Singer und Philipp von Schulthess, für das Setzen eines Beispiels des Widerstandes gegen Diktatur, Totalitarismus und Faschismus
- Cinema for Peace Award for Contribution to the UN-Millennium Development Goals für 8 und Jane Campion, Gael Garcìa Bernal, Jan Kounen, Mira Nair, Gaspar Noé, Abderrahmane Sissako, Gus van Sant und Wim Wenders für die Thematisierung der 8 UN Millenniumsziele
- International Green Film Award an Leonardo DiCaprio für sein Engagement für den Umweltschutz sowie für seinen Film The 11th Hour
- Cinema for Peace Honorary Award an Roger Walters für sein Engagement für Frieden, Freiheit und Menschenrechte, illustriert durch das höchst einflussreiche künstlerische Album und den Film The Wall.
2008
- Cinema for Peace Award for Most Valuable Movie of the Year für Persepolis und Vincent Paronnaud & Marjane Satrapi
- Cinema for Peace Award for Most Valuable Documentary of the Year für Trouble und Ralf Schmerberg & „Dropping Knowledge“
- Cinema for Peace Award for Most Valuable Work of Director, Producer or Screenwriter für Juno und Jason Reitman, Diablo Cody, John Malkovich, Mason Novick, Russel Smith und Lianne Halfon
- Cinema for Peace Best Short Film Award für The Spirit und Joseph Fiennes
- International Human Rights Film Award in cooperation with Amnesty International and the Human Rights Film Network an Malalai Joya und Enemies of Happiness
- Clean Energy Award an Alix Tidmarsh, Sophokles Tasioulis, Alastair Fothergill, Mark Linfield, Nikolaus Weil und Stefan Beiten für Earth
- Cinema for Peace Honorary Award an Ben Kingsley für die Darstellung von Simon Wiesenthal, Itzhak Stern in Schindlers Liste und Mahatma Gandhi
2007
- Cinema for Peace Award for Most Valuable Movie of the Year an Clint Eastwood für Flags of our Fathers und Letters from Iwo Jima
- Cinema for Peace Award for Most Valuable Director of the Year an Bille August für Goodbye Bafana
- Cinema for Peace Award for Most Valuable Actor of the Year an Forest Whitaker in The Last King of Scotland
- Pioneer Award an Bob Geldof
- International Human Rights Film Award in cooperation with Amnesty International and the Human Rights Film Network für Coca – The Dove from Chechnya von Eric Bergkraut
- Cinema for Peace Brehm & V. Moers Talent Grant für I Don’t Feel Like Dancing
2006
- Cinema for Peace Award for Most Valuable Movie of the Year an George Clooney und Grant Heslov für Good Night, and Good Luck
- Cinema for Peace Award for the Most Valuable Work of a Director, Producer or Screenwriter an David Yates und Richard Curtis für The Girl in the Café
- Cinema for Peace Honorary Award an Michael Winterbottom
2005
- Cinema for Peace Award for Most Valuable Movie of the Year an Terry George, Alex Kitman Ho, Sam Bhembe, Roberto Cicutto und Don Cheadle für Hotel Rwanda
2004
- Cinema for Peace Award for Most Valuable Movie of the Year an John Boorman und Robert Chartoff für Country of My Skull
- Cinema for Peace Honorary Award an Lars von Trier
2003
- Cinema for Peace Award for Most Valuable Movie of the Year an Danis Tanovic für No Man's Land
2002
- Cinema for Peace Honorary Award an Istvàn Szabo
Charity
Bei der Cinema for Peace-Gala werden Hilfsgelder für wohltätige Zwecke gesammelt, die in Zusammenhang mit Themen des Abends stehen. Die CINEMA FOR PEACE-Gala ist gleichzeitig eine international beachtete Charity-Gala. Der Erlös der Gala wurden bislang verschiedenen Projekten, darunter einigen UN-Initiativen, zugeordnet. Beispiele sind:
- Sean Penns J/P Haitian Relief Organization
- UNICEF: The United Nations Children's Fund
- Amnesty International
- UNIFEM: The United Nations Development Fund for Women
- Healing the Divide: Völkerverständigung und Flüchtlingshilfe
- Motion Picture and Television Fund
- Elton John AIDS Foundation
- amfAR: The American Foundation for AIDS Research
- Leonardo DiCaprio Foundation: Förderung des Umweltbewusstseins
- Raisa Gorbachev Foundation: Kinderkrebshilfe und -forschung in Russland
Künstlerische Arbeit
Die Cinema for Peace-Stiftung vertreibt und produziert sozial engagierte Filme, darunter:
- 2003: No Man’s Land (Verleih)
- 2006: Not the Same Procedure as Every Year – Dinner for All
- 2007: Frühstück mit einer Unbekannten
- 2008: I don’t Feel Like Dancing (ausgezeichnet als Best Short Fiction Film beim GoEast Film Festival in Wiesbaden im April 2008)
- 2008: Letter to Anna (von Vaclav Havel 2008 ausgezeichnet mit dem Audience Award beim International Human Rights Film Festival in Prag)
Einzelnachweise
- ↑ Artikel in der Berliner Morgenpost vom 14. August 2002 (hier online, Abruf am 12. November 2011).
- ↑ Artikel in der Berliner Morgenpost vom 14. August 2002 (hier online, Abruf am 12. November 2011).
- ↑ Die Welt Clinch vor dem Filmfest (29. Januar 2009)
- ↑ Artikel der Berliner Morgenpost vom 11. Februar 2009 (hier online).
- ↑ BZ-Berlin Interview in der BZ mit Dieter Kosslick (12. Februar 2009)
- ↑ BZ-Berlin Gegendarstellung von Jaka Bizilj zum Interview mit Dieter Kosslick (24. Februar 2009)
- ↑ Morgenpost Veranstalter der Friedensgala wehrt sich gegen Kritik (19. Februar 2009).
- ↑ BZ-BerlinDie großen drei und eine gemeinsame Mission (21. April 2010).
- ↑ Artikel im Tagesspiegel vom 14. Februar 2011 (hier online).
- ↑ Artikel auf CharityWatch, abgerufen am 25. Oktober 2011.
- ↑ Vgl. dasweisseband.x-verleih.de
Quellen
- Interview mit Veranstalter Jaka Bizilj auf cicero.de (1. Dezember 2008)
- swr.de "Cinema for Peace Award" für zwei SWR-Koproduktionen (10. Februar 2009)
- Leonardo DiCaprio Honored By Cinema For Peace (10. Februar 2009)
- Preisträger 2010 (20. April 2010)
- Human Rights Film Network (20. April 2010)
- Webseite von Children of War (20. April 2010)
Weblinks
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