- Colin Ross
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Colin Ross (auch falsch „Roß“ geschrieben; * 4. Juni 1885 in Wien; † 29. April 1945 in Urfeld am Walchensee) war ein österreichischer Journalist, ehemaliger Ingenieur und Reiseschriftsteller.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Colin Ross studierte an der TU Berlin und TU München Maschinenbau und Hüttenwesen, sowie in München Volkswirtschaft, Geschichte und 'Geopolitik' bei Prof. Karl Haushofer. 1910 beendete er erfolgreich sein Studium mit einer Promotion zum Dr. phil. in Heidelberg. Schon während des Studiums war er journalistisch tätig, schließlich wurde der Journalismus sein Beruf. Als Mitarbeiter des Deutschen Museums für Naturwissenschaft und Technik reiste er erstmalig 1912 nach Amerika, in die USA, nach New York City und nach Chicago. Ebenfalls 1912 wurde er als Kriegsberichterstatter der Münchener Illustrierten Zeit im Bild an die Balkanfront entsandt, und Anfang 1914 berichtete er als solcher von der Revolution in Mexiko.
Nach dem Ersten Weltkrieg unternahm Ross ausgedehnte Reisen um die Welt und berichtete in seinen Büchern davon. Vor dem Hintergrund seines rassistischen Weltbildes beschrieb er die Völker Afrikas als minderwertig, schmutzig und verkommen. Nur die Bodenschätze und Ressourcen schienen ihm für Europa interessant. Das Schicksal Afrikas sollte ausschließlich von Europa bestimmt werden. Im Vorwort Die erwachende Sphinx (1927) „Ein Kontinent ohne Vergangenheit“ stellte er in Frage, ob die Völker Afrikas, außer Ägyptens, je eine eigene Kultur und politische Gebilde besessen hätten und je dazu in der Lage wären, sie zu erreichen. Auf den Seite 66 bis 71 beschreibt er in dem Kapitel „Die Bastardin“ tanzende Buschmannfrauen:
- „ Das Alter der Frauen war gänzlich unbestimmbar. Alle glichen sie jedenfalls abscheulichen Hexen, mit ihrer schmutzig gelben Haut, den abstoßend eingedrückten Gesichtern und den schlaffen, hängenden Brüsten. Nur eine fiel gänzlich aus diesem Rahmen allgemeiner Häßlichkeit. … „Sie ist eine Bastardin.“ sagte der Bur, „ihr Vater war ein Weißer.“ … Mitten in diesem jämmerlichen Volk saß die Bastardin … all der Schmutz und all die Verkommenheit konnten ihre Schönheit nicht zerstören. …Dieses schöne Mischlingsmädchen trug noch ungeweckt in sich das Geheimnis und den Trieb ihres edlen weißes Blutes, dessen Anteil sie von Rechts wegen über diese Sphäre von Elend und Jämmerlichkeit weit hinausgehoben hätte. Wenn man sie aus dieser Welt herausnähme, sie wüsche und kleidete, …müßte es … reizvoll sein zu erleben, wie sich dieses jetzt dem Verkommenen geweihte Blut langsam erschließen und all das in sich entfalten würde, was jetzt dumpf und unerlöst in ihr steckt und auf ihr lastet wie ein schwerer Traum.“
Nach längerem Aufenthalt in Amerika ließ er sich in München nieder. Zu Baldur von Schirach und Henriette v. Schirach bestand eine enge freundschaftliche Verbindung. Gemeinsam formten sie in den Aufbaujahren der Hitlerjugend deren ideologische und formale Struktur. Der Nationalsozialist Colin Ross beging zusammen mit seiner Ehefrau Elisabeth am 29. April 1945 in Urfeld am Walchensee Selbstmord.
Zwischen den Weltkriegen war Ross neben Richard Katz und Alfred E. Johann der erfolgreichste Reiseschriftsteller deutscher Sprache. Er pflegte stets mit seiner Familie zu reisen und wurde durch den griffigen (Unter-)Titel „Mit Kind und Kegel...“ bekannt, der zu seinem Markenzeichen wurde. Allerdings kommt seine Familie in den meisten Büchern kaum vor.
Colin Ross war - neben Sven Hedin, der wie er einen jüdischen Urgroßvater hatte - einer der wenigen Schriftsteller, die in der Zeit des Nationalsozialismus ungestraft gegen die antisemitische Politik der Nationalsozialisten Stellung nehmen durfte. Bis 1941 schützte ihn der Umstand, dass er - wie Rudolf Heß - einer der Lieblingsschüler des Geopolitik-Professors Karl Haushofer gewesen war, danach, dass er ein persönlicher Freund Henriette von Schirachs war, der Tochter von Hitlers Fotografen Heinrich Hoffmann und Frau Baldur von Schirachs, der als Gauleiter von Wien bis zuletzt seine schützende Hand über ihn hielt.
Ross hatte einen Sohn, Ralph Colin Ross (1923-1941) und eine Tochter, Renate (1915-2004).
Werke
- Im Banne des Eises (1911)
- Südamerika, die aufsteigende Welt (1922)
- Der Weg nach Osten - Reise durch Rußland, Ukraine, Transkaukasien, Persien, Buchara und Turkestan (1923)
- Heute in Indien (1924) (aufgrund einer neuen Indienreise ist 1937 eine überarbeitete Auflage erschienen)
- Das Meer der Entscheidungen - Beiderseits des Pazifik (1925)
- Fahrten- und Abenteuerbuch (1925)
- Mit dem Kurbelkasten um die Erde (1926)
- Die erwachende Sphinx - Durch Afrika vom Kap nach Kairo (1927) - Leipzig/F.A. Brockhaus/1927
- Mit Kind und Kegel in die Arktis (1928)
- Mit Kamera, Kind und Kegel durch Afrika (1928)
- Der unvollendete Kontinent (1930)
- Die Welt auf der Waage - Der Querschnitt von 20 Jahren Weltreise (1931)
- Der Wille der Welt (1932)
- Haha Whenua - das Land, das ich gesucht. Mit Kind und Kegel durch die Südsee (1933)
- Der Balkan Amerikas. Mit Kind und Kegel durch Mexiko zum Panamakanal (1937)
- Das neue Asien (1940)
- Die 'Westliche Hemisphäre' als Programm und Phantom des amerikanischen Imperialismus (1941)
- Unser Amerika - Der deutsche Anteil an den Vereinigten Staaten (1942)
- Amerikas Schicksalsstunde - Die Vereinigten Staaten zwischen Demokratie und Diktatur (undatiert)
- Zwischen USA und dem Pol - Durch Kanada, Neufundland, Labrador und die Arktis (undatiert)
- Aus dem umkämpften Afrika (1944)
- Vier Jahre am Feind (undatiert)
- L' Avènement d'une nouvelle Europe dans le cadre d'un nouvel ordre mondial (1941, nur in Franz. überliefert). Die Schrift propagiert ein nationalsozialistisches Europa, darüber hinaus eine faschistische „neue Weltordnung“ (Reihe: Les Conferences du Groupe Collaboration)
Von Ralph Colin Ross :
- Von Chicago nach Chungking (1941)
Literatur
- Baumunk, Bodo-Michael: Colin Ross: ein deutscher Revolutionär und Reisender 1885-1945, Magisterarbeit Tübingen 1991, Eigenverlag, Berlin 1999
Weblinks
- Colin Ross. In: Österreich-Lexikon, online auf aeiou.
- Literatur von und über Colin Ross im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
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