- Collegium Carolinum (Institut)
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Das Collegium Carolinum e.V. (Kurzform: CC) ist eine Forschungsstelle für die böhmischen Länder mit Sitz im Sudetendeutschen Haus in München. Der Name bezieht sich auf das Hauptgebäude der 1348 gegründeten Prager Karlsuniversität, deren deutscher Teil, die Karl-Ferdinands-Universität, 1945 von den tschechoslowakischen Behörden geschlossen wurde. Das Collegium Carolinum knüpft teilweise an die Geschichte der Karl-Ferdinands-Universität an.[1]
Inhaltsverzeichnis
Aufgaben
Das wissenschaftliche Institut in München wird getragen vom gleichnamigen eingetragenen gemeinnützigen Verein, mit finanzieller Förderung durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Das CC hat satzungsgemäß die Aufgabe, historische, zeitgeschichtliche und kulturwissenschaftliche Forschung verschiedener Fachgebiete über die böhmischen Länder, die Tschechische und die Slowakische Republik bzw. die Tschechoslowakei im europäischen Rahmen zu betreiben. Gegenstand sind dabei sowohl die Probleme, die sich aus dem Zusammenleben der Völker dieses Raumes ergeben, wie allgemein die gesellschaftliche, rechtliche, geschichtliche, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung einschließlich des Schicksals der vertriebenen Sudetendeutschen und der verschiedenen Exilgruppen.
Geschichte
Das CC wurde 1956 in München gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern zählen:
- Eugen Lemberg (1903–1976)
- Theodor Mayer (1883–1972)
- Kurt Oberdorffer (1900–1980)
- Hermann Raschhofer (1905–1979)
- Ernst Schwarz (1895–1983)
- Heribert Sturm (1904-1981)
Mitarbeiter
Das CC vereinigt mehr als 40 Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen aus der Bundesrepublik Deutschland, Österreich, der Tschechischen und der Slowakischen Republik, Frankreich und den Vereinigten Staaten, deren Forschungsarbeit den böhmischen Ländern gilt. Dem Institut gehören in München drei wissenschaftliche Mitarbeiter, überwiegend aus dem Fachgebiet Geschichte an; daneben besteht in Gießen die Außenstelle „Sudetendeutsches Wörterbuch“, in der drei Germanisten tätig sind. Hinzu kommen Mitarbeiter im Rahmen von Drittmittelprojekten.
Vorsitzender des Vereins war ab 1980 bis zu seinem Tod 2003 Ferdinand Seibt. Ihm folgte Martin Schulze Wessel; Geschäftsführer ist Martin Zückert.
Forschungsarbeit
Das Institut tritt mit den Bad Wiesseer Tagungen, den Münchner Bohemisten-Treffen, den Münchner Freitagsseminaren sowie speziellen Forschungskonferenzen und Projektworkshops an die Fach- bzw. breitere Öffentlichkeit.
Folgende Themengebiete stehen neben prosopographischen und editorischen Vorhaben zur Zeit im Mittelpunkt der Forschungstätigkeit des Instituts:
- die Geschichte der Tschechoslowakei 1918-1992 (mit den Arbeitsfeldern: Staat, Gewerkschaften und Industriearbeiterschaft in der Kommunistischen Ära; Phasen und Formen der Transformation seit 1918; Diskurse der tschechischen Publizistik 1945/48)
- die Entwicklung von Gesellschaften und Mentalitäten im 19. und frühen 20. Jahrhundert (Kategorie des Nationalen; Kunst, Identität und emanzipatorische Prozesse; politische und nationale Kultur)
- die Einbindung der böhmischen Länder in europäische Bezüge durch komparative und beziehungsgeschichtliche Studien zur ostmitteleuropäischen Entwicklung im 19. und 20. Jahrhundert
- Zeitgeschichte der Tschechoslowakei seit 1945
- Religionsgeschichte der böhmischen Länder und der Tschechoslowakei
- Erinnerungs- und Gedächtnisgeschichte der Tschechischen Republik im internationalen Kontext
- Geschichte von Zivilgesellschaft in den böhmischen Ländern
Publikationen
Zu der umfangreichen Publikationstätigkeit des Instituts zählen:
Zeitschriften
- BOHEMIA – Zeitschrift für Geschichte und Kultur der böhmischen Länder (1960 ff., zwei Hefte pro Jahr, Jg. 45/2004)
- Berichte zu Staat und Gesellschaft in der Tschechischen und in der Slowakischen Republik (vierteljährlich, 1993 ff.)
Handbücher
- Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder (in Lieferungen 1974 ff., bislang drei Bände)
- Sudetendeutsches Wörterbuch - Wörterbuch der deutschen Mundarten in Böhmen und Mähren-Schlesien (in Lieferungen 1982 ff., bislang 3 Bände)
- Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder (1967-1974)
- Ortslexikon der böhmischen Länder 1910-1965 (1995)
Reihen
- Veröffentlichungen des Collegium Carolinum (1958 ff., bislang 96 Bände)
- Bad Wiesseer Tagungen (1969 ff., bislang 22 Bände)
- Lebensbilder zur Geschichte der böhmischen Länder (1974 ff., bislang 7 Bände)
Kooperationen und Mitgliedschaften (Auswahl)
Das CC ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft außeruniversitärer historischer Forschungseinrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland e.V. (AHF).
Das Institut nimmt teil am Bayerischen Forschungsverbund Ost- und Südosteuropa (FOROST) und am 2004 von der Bayerischen Staatsregierung bewilligten Elitestudiengang „Osteuropa-Studien“.
Weitere Tätigkeiten
Zu den weiteren Tätigkeiten des Collegium Carolinum gehören insbesondere:
- die Vergabe und Betreuung von Forschungsaufträgen
- die Zusammenarbeit bzw. Entwicklung und Ausarbeitung gemeinsamer Forschungsvorhaben mit der tschechischen und der slowakischen Geschichtswissenschaft, vor allem mit wissenschaftlichen Einrichtungen und Universitäten der Tschechischen und der Slowakischen Republik
- die Koordination der Forschungen über die böhmischen Länder in Deutschland und auf internationaler Ebene
- Betreuung und Beratung in- und ausländischer Wissenschaftler und Studierender
- wissenschaftliche Gutachtertätigkeit
- Erschließung von Archivmaterial und Ausbau von biographischen, philologischen und kunsthistorischen Sammlungen auf nationaler und internationaler Ebene (tschechische Exilzeitschriften 1945-1970)
- Betreuung von Editionsvorhaben (Deutsche Gesandtschaftsberichte aus Prag 1918-1938; Briefe und Dokumente zur Geschichte der österreichisch-ungarischen Monarchie: Der Verfassungstreue Großgrundbesitz 1880-1918)
- Leitung und Erweiterung der wissenschaftlichen Bibliothek, die mit mehr als 140.000 bibliographischen Einheiten die größte Spezialsammlung zur Geschichte der böhmischen Länder und der Tschechoslowakei in der Bundesrepublik bzw. in Westeuropa bildet
Literatur
Zur Geschichte des CC gibt es u.a. folgende Publikationen:
- Karl Bosl: Gründung, Gründer, Anfänge des Collegium Carolinum in München. Ein aktuelle Epiolog zum zwanzigjährigen Bestehen der Forschungsstelle für die böhmischen Länder, Bohemia - Zeitschrift für Geschichte und Kultur der böhmischen Länder, 19 (1978).
- 25 Jahre Collegium Carolinum München 1956-1981, 1. Aufl., München 1982 (vergriffen), 2. Aufl., München: Collegium Carolinum Selbstverlag 2002.
Anmerkungen
Weblinks
- Offizielle Webpräsenz des Collegium Carolinum e.V.
- Forschungsverbund Ost- und Südosteuropa
- Osteuropastudien der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Universität Regensburg
- Arbeitsgemeinschaft außeruniversitärer historischer Forschungseinrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland e.V. (AHF)
- Bohemistik, Zentrum gegen Vertreibungen Das Projekt der "Arbeitsstelle Historische Stereotypenforschung (AHS)" am Institut für Geschichte der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg kritisiert u.a. frühere Mitarbeiter des Collegium Carolinum.
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