Sudetendeutsche

Sudetendeutsche
Siedlungsgebiete der Sudetendeutschen (Stand: 30er Jahre des 20. Jahrhunderts)
Fahne der Sudetendeutschen (ohne Wappen)

Als Sudetendeutsche wird der 1945 größtenteils vertriebene deutschsprachige Bevölkerungsteil Böhmens, Mährens und Schlesiens bezeichnet. Dies betraf insbesondere die als Sudetenland bezeichneten Grenzgebiete der heutigen Tschechischen Republik, aber auch einige im Landesinneren gelegene Sprachinseln.

Als alternative Oberbegriffe bieten sich hierbei Deutschböhmen und Deutschmährer sowie Schlesier an, seltener ist von Sudeten-Altösterreichern die Rede.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Die Vorfahren der Sudetendeutschen kolonisierten hauptsächlich im 12. und 13. Jahrhundert – im Zuge der deutschen Ostsiedlung aus Bayern, Franken, Obersachsen, Schlesien und Österreich kommend – vor allem die Grenzgebiete Böhmens und Mährens. Später zogen Einwanderer aus deutschsprachigen Gebieten in Folge der Hussitenkriege, Pestepidemien und des Dreißigjährigen Krieges in entvölkerte Landstriche Böhmens und Mährens. Weitere deutschsprachige Zuwanderer kamen im Rahmen der Binnenwanderung aus deutschsprachigen Regionen der Habsburgermonarchie nach Böhmen, Mähren und Schlesien.

In den böhmischen Ländern der Österreichisch-Ungarischen Monarchie – und ab 1919 dem nordwestlichen Teil der Tschechoslowakei, dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik, lebten entsprechend den Volkszählungen von 1910, 1921, 1930 und 1939 etwa 3,25 Millionen Deutsche (knapp ein Drittel mit leicht sinkender Tendenz) bei einer Gesamtbevölkerung von 1910 knapp zehn Millionen. Von den 3,63 Mio. Einwohnern der am 1. Oktober 1938 ins Deutsche Reich eingegliederten Gebiete waren etwa 2,9 Mio. Deutsche und etwa 700.000 Tschechen. Ein Teil des Territoriums wurde nicht Teil des am 14. April 1939 konstituierten Reichsgaues über das Sudetenland, sondern den Gauen Oberschlesien und Bayerische Ostmark sowie den Reichsgauen Oberdonau und Niederdonau zugeschlagen. Etwa 400.000 Deutschböhmen lebten im tschechischen Restgebiet, ab 15. März 1939 Reichsprotektorat Böhmen und Mähren, davon 260.000 in Prag.

Anteile der Umgangssprachen nach der Volkszählung von 1910:

Kronland Einwohner Deutsch Tschechisch Polnisch
Böhmen [1]    6,6 Mio.    2,2 Mio.    4,2 Mio.
Mähren [2]  2.604.857    719.462  1.868.985
Schlesien [3]    756.949    332.301    183.938    239.953
Summe  9.962.000  3.252.000  6.253.000    234 Tsd.

Begriffsgeschichte und Begriffskontroverse

Die Sudeten: der Hauptkamm des Riesengebirges mit Blick auf die Schneekoppe (Luftaufnahme aus ca. 300 m Höhe)

Der Name „Sudetendeutsche“ (im Egerländer Dialekt Suaderer) wurde vereinzelt schon im 19. Jahrhundert benutzt und setzte sich seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts, vor allem ab 1919 (d. h. nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Gründung der Tschechoslowakei) als Sammelbegriff für die über drei Millionen Deutschen in den böhmischen Ländern durch und ersetzte die bis dahin übliche Bezeichnung „Deutschböhmen”. Er beruht auf dem Begriff „Sudetští Nĕmci” (Sudeten-Deutsche) für den deutschen Bevölkerungsteil, den vor allem die Jungtschechen seit dem 19. Jahrhundert prägten.

Die Bezeichnung „Sudetendeutsche“ leitet sich letztendlich von Gebirgszug der Sudeten ab, der sich im Norden Böhmens, Mährens und Sudetenschlesiens auf 330 km Länge hinzieht. Mit den Sudetenländern (nicht zu verwechseln mit dem Begriff Sudetenland!) wurde in der Donaumonarchie das Gebiet umschrieben, auf dem sich heute im Wesentlichen die Tschechische Republik befindet, also Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien. Von den in den Sudetenländern lebenden Deutschen leitet sich wiederum der Begriff Sudetendeutsche ab, der somit auch Bevölkerungsgruppen umfasst, die nicht im Bereich des Gebirgszuges der Sudeten lebten, sondern beispielsweise im Böhmerwald oder Südmähren.

Nicht wenige „Sudetendeutsche“ wie etwa Peter Glotz (mit einem deutschen Vater und einer tschechischen Mutter) bezeichnen sich lieber als Deutschböhmen, was besonders in Österreich neben Deutschmährern oder Schlesiern die seit jeher bevorzugte Bezeichnung ist. Bisweilen spricht man hier auch von deutschen Randlböhmen. Häufig wird der Begriff Sudetendeutsche von Personen gemieden, die sich gezielt von der Sudetendeutschen Landsmannschaft oder von den politischen Vorgängen im Zusammenhang mit der Sudetendeutschen Partei Ende der 1930er Jahre absetzen möchten. Auch die meisten Angehörigen der heutigen deutschen Minderheit in Tschechien bezeichnen sich nicht mehr als Sudetendeutsche. Andererseits verwendet auch die sozialdemokratisch eingestellte Seliger-Gemeinde auf ihrer Internetpräsenz die Eigenbezeichnung sudetendeutsch.[4]

Sudetendeutsche Mundarten

Die Sudetendeutschen unterschieden sich nach Mundart, Herkunft und regionaler Kultur entsprechend den angrenzenden deutschen Regionalbevölkerungen der Altbaiern, Franken, Obersachsen (Thüringer) und Schlesier. Sie sprachen nordbairische, auch vom Fränkischen beeinflusste Ortsdialekte im nordwestlichen Egerland, thüringisch-obersächsische Dialekte in Nordböhmen, schlesische Ortsdialekte in Nordmähren und bairische Ortsdialekte im Süden und Südwesten des Landes.

Die verschiedenen sudetendeutschen Dialekte lassen sich in fünf Mundartlandschaften unterteilen:

  • Mittelbairisch (Südmähren, unterer und mittlerer Böhmerwald, Schönhengstgau, die Sprachinseln von Budweis, Wischau, Brünn und Olmütz).
  • Nordbairisch oder Oberpfälzisch (Westböhmen, Iglauer Sprachinsel).
  • Ostfränkisch (kleinste Sprachlandschaft; sie reichte von Nordwestböhmen mit dem Saazer Land bis zum Erzgebirge, von wo aus ein Dialektkontinuum bis in die Gegend von Bamberg reichte. Der ostfränkische Dialekt war auch noch in Sprachenklaven im Schönhengstgau und im mittleren Nordmähren vertreten).
  • Schlesisch (Glätzischer Dialekt in Ostböhmen, Gebirgsschlesisch in Nordmähren).
  • Thüringisch-Obersächsisch (Nordböhmen und als Mischdialekt mit dem Nordbairischen in der Iglauer Sprachinsel).

Die Dialekte der sudetendeutschen Gebiete werden lexikographisch erfasst und beschrieben im Sudetendeutschen Wörterbuch. Die Sprachgeographie erfasst der Atlas der historischen deutschen Mundarten auf dem Gebiet der Tschechischen Republik.

Da heute kein geschlossenes sudetendeutsches Siedlungsgebiet mehr besteht, sind einige dieser Mundarten akut vom Aussterben bedroht. Dies gilt weniger für die Mundarten, die bis heute in gleicher Weise in angrenzenden Gebieten in Deutschland und Österreich gesprochen werden. Stärker sind die Mundarten der früheren Sprachinseln und die schlesischen Mundarten Nordmährens gefährdet.

Geschichte

Mittelalter und frühe Neuzeit

Tracht aus der Schönhengster Sprachinsel zwischen Böhmen und Mähren

Da „Sudetendeutsche“ ein zusammenfassender Oberbegriff für die Deutschen am Rande des Sudetengebirges – aber auch für die deutschen Bewohner hiervon weitab gelegener Regionen wie dem Böhmerwald oder Südmähren – ist, wird bei der Betrachtung der Siedlungsgeschichte zwischen den verschiedenen deutschen Volksgruppen unterschieden. Das Siedlungsgebiet verteilte sich geographisch auf das Böhmerwaldgebiet, das Egerland, Nordböhmen, Ostböhmen, Mährisch Schlesien, Nordmähren und Südmähren. Außerdem gab es einige deutsche Sprachinseln wie den Schönhengstgau (siehe Bild) und deutsche Minderheiten in Städten mit vorwiegend tschechischsprachiger Bevölkerung. Stellvertretend wird hier zunächst die Siedlungsgeschichte Böhmens, des geschlossensten und größten Gebietes, betrachtet.

Vor der Völkerwanderungszeit war Böhmen von keltischen und germanischen Stämmen besiedelt. Mit der Völkerwanderung folgten slawische Stämme. Die deutsche Besiedlung Böhmens setzte vor allem zur Zeit des Frankenreiches und des böhmischen Herrschergeschlechts der Přemysliden ein. Spätestens mit der Herrschaft Karl IV. als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und König von Böhmen entstand eine kulturelle Dominanz der Deutschen. Die 1348 gegründete Prager Karls-Universität war die erste deutsche Universität, Johannes von Saaz verfasste die wichtige Prosadichtung Der Ackermann aus Böhmen; deutsche Siedlungen, Ackerbau, Gewerbe und Kunst im Land wurden gefördert. Mit den Hussitenkriegen, die neben religiösen vor allem nationale Ursachen hatten, wurde der dominierende deutsche Einfluss verdrängt, es kam jedoch auch zu friedlichem tschechisch-deutschem Zusammenleben, beispielsweise unter dem Einfluss der Böhmischen Brüder. Während der Reformationszeit gab es auch Dorfgemeinschaften mit mehreren Konfessionen.

Die Glasindustrie nahm in der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg ihren Anfang in den böhmischen Waldgebieten.

Gastmahl der Generale Wallensteins in Pilsen

Die Zeit des Dreißigjährigen Krieges war von Gräueltaten und Opfern in der Bevölkerung geprägt; die Einwohnerzahl in Böhmen lag nach dem Krieg bei etwa einem Drittel gegenüber dem Beginn des Jahrhunderts.[5][6] Bis zur letzten ortsansässigen Generation immer noch gängige Schimpfwörter unter Deutschböhmen waren „Du Schwed’“ – das vernichtendste Verdikt überhaupt – oder „der elentige Krawat“, der „elende“ Kroate, abgeleitet von der einschlägigen Soldateska, die das Land während dieser Zeit heimsuchte. Die anschließende Gegenreformation durch die Habsburger förderte erneut die Neubesiedlung verödeter Gebiete durch Zuwanderer aus den benachbarten deutschen Grenzgebieten. Mitte des 17. Jahrhunderts kam es zu einem wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung, wenn auch die Freiheit des Einzelnen, der Bauernschaft und der Städte durch den herrschenden Absolutismus stark eingeschränkt war. Erst unter Maria Theresia und ihrem Sohn, Kaiser Josef II. besserte sich die Situation; die Einführung der Schulpflicht und die Aufhebung der Leibeigenschaft sind zwei Beispiele. Die deutsche Sprache war Verkehrs- und Bildungssprache, die Epoche der Aufklärung und der Weimarer Klassik im 18. Jahrhundert trugen ihren Teil zum verstärkten kulturellen Einfluss der deutschen Sprache nicht nur in Böhmen bei.

19. Jahrhundert

Während und nach der Zeit der Romantik im 19. Jahrhundert gewannen erneut tschechisch-nationale, später auch nach Eigenstaatlichkeit strebende Bewegungen an Kraft, wie der Austroslawismus, die ihren vorläufigen Höhepunkt nach dem Ersten Weltkrieg in der Gründung der Tschechoslowakei erreichten und die Vorherrschaft deutscher Sprache und Kultur auf die deutschen Siedlungsgebiete zurückdrängten. Während der seit dem Ausgang des 19. Jahrhunderts einsetzenden Nationalen Wiedergeburt der Tschechen veröffentlichte u. a. Josef Jungmann sein Werk Über die tschechische Sprache, erste Unterredung (O jazyku českém, rozmlouvání první).[7]

Erste Tschechoslowakische Republik

Am 28. Oktober 1918 proklamierte sich die Tschechoslowakei als selbständiger Staat. In den überwiegend von Deutschen besiedelten Grenzgebieten Böhmens, Mährens und Mährisch-Schlesiens lehnte die Mehrheit der Bewohner die Einbeziehung in den neuen Staat ab. Zwei Provinzen (Deutschböhmen und Sudetenland) sowie die Kreise Böhmerwaldgau und Deutschsüdmähren erklärten – unter Berufung auf das soeben proklamierte Selbstbestimmungsrecht der Völker – ihren Anschluss an Deutschösterreich. Die Tschechoslowakei bestand auf den „historischen Ländern der böhmischen Krone“, und im November 1918 besetzten tschechische Truppen diese Gebiete. Die am 4. März 1919 dagegen abgehaltenen Demonstrationen wurden von den Tschechen blutig aufgelöst.

Die Bezeichnung „Sudetendeutsche“ für die Deutschböhmen, Deutschmähren und Mährisch-Schlesier sowie den Namen „Sudetenland“ gibt es im allgemeinen Sprachgebrauch erst seit diesen Autonomiebestrebungen. Die deutschen Bewohner Böhmens und Mährens fühlten sich aber auch zuvor schon infolge ihrer Abstammung und ihrer Muttersprache als eine zusammenhängende Gruppe.

Durch den Vertrag von Saint-Germain vom 10. September 1919 wurde der Verbleib der von den Sudetendeutschen bewohnten Gebiete bei der Tschechoslowakei bestätigt. Im Sudetenland wurden nun von der Regierung Tschechen angesiedelt, meist Beamte und sonstige Staatsbedienstete. Die Deutschen blieben in den von ihnen bewohnten Regionen jedoch in der Mehrheit.

Auf die machtpolitisch geschaffenen Fakten reagierte ein großer Teil der deutschstämmigen Bevölkerung zunächst mit Verweigerung. Besonders die Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei (DNSAP) – eine radikale Gruppierung „mit antikapitalistischen, antikommunistischen, völkischen und antisemitischen Zügen“[8] – unter Hans Knirsch und die Deutsche Nationalpartei von Rudolf Lodgman von Auen verfolgten eine Politik des Negativismus, d. h. einer Ablehnung des tschechoslowakischen Staates. Demgegenüber arrangierte sich ein Teil der Sudetendeutschen mit den gegebenen Verhältnissen, und die von ihnen gewählten Parteien versuchten durch aktive Mitarbeit im Prager Parlament, die Situation der Sudetendeutschen zu verbessern. Ab 1926 waren der Bund der Landwirte und die Deutsche Christlich-Soziale Volkspartei, ab 1929 auch die Deutsche Sozialdemokratische Partei an Prager Regierungen beteiligt.

Im Zuge der Entwicklung in Deutschland geriet die DNSAP in immer größere Abhängigkeit von der ihr ideologisch nahestehenden NSDAP in Deutschland. Seit 1931 war sie praktisch eine „Gliederung der Hitlerpartei“. 1932 bildete sich in ihr eine uniformierte Parteigruppe „Volkssport“.[9] Als durch Adolf Hitlers Machtübernahme die Situation für die Tschechoslowakei bedrohlich wurde, wurde die DNSAP 1933 verboten; die DNP kam dem Verbot durch Selbstauflösung zuvor.

In dieser Situation gründete Konrad Henlein vom sudetendeutschen Turnerbund am 1. Oktober 1933 die „Sudetendeutsche Heimatfront“, die er als Sammlungsbewegung der Sudetendeutschen konzipierte. Zunächst äußerten er und andere führende Vertreter der Organisation ihre Loyalität zur Tschechoslowakei. Von Beginn an arbeiteten jedoch auch frühere Mitglieder der aufgelösten DNSAP und DNP mit. Mit dem außenpolitischen Erstarken Deutschlands gerieten Henlein und die gesamte Bewegung immer mehr unter ihren Einfluss.

Im Wahljahr 1935 waren 600.000 von 2,5 Millionen erwachsenen Sudetendeutschen arbeitslos, nachdem sudetendeutsche Industriebetriebe infolge der Weltwirtschaftskrise ihre Absatzmärkte im Ausland verloren.[10] Nur 30 % der Arbeitslosen erhielten staatliche Unterstützung.[11] Im benachbarten Deutschen Reich halbierte sich die Arbeitslosigkeit zwischen 1933 und 1935,[12] was bei zahlreichen Sudetendeutschen den Wunsch nach einem Anschluss an das wirtschaftlich erfolgreiche Nachbarland auslöste. Prag hielt an der Fiktion des „tschechischen Nationalstaates“ fest, der öffentliche Dienst wurde anhaltend tschechisiert. Bei den Parlamentswahlen 1935 errang die inzwischen in „Sudetendeutsche Partei“ umbenannte Heimatfront etwa zwei Drittel der von Sudetendeutschen abgegebenen Stimmen. Ende 1936 war bereits jeder sechste Deutsche Mitglied der SdP, die Selbstverwaltung und territoriale Autonomie für die Sudetendeutschen forderte.

Die NSDAP unterstützte Konrad Henlein und seine Partei finanziell massiv. Im weiteren Verlauf näherte sich die Sudetendeutsche Partei immer mehr an Hitler an. Henlein schrieb schon am 5. November 1937 an Hitler, die SdP sei nationalsozialistisch und ersehne „die Einverleibung des sudetendeutschen Gebiets, ja des ganzen böhmisch-mährisch-schlesischen Raumes in das Reich“.[13] Sudetendeutsche Unternehmen übten Druck auf ihre Mitarbeiter aus, der SdP beizutreten, die Namen deutscher Kinder, die tschechische Schulen besuchten, wurden im SdP-Blatt Die Zeit veröffentlicht. Sudetendeutsche Blockwarte überwachten das Verhalten der deutschen Bevölkerung. Das im Reich entwickelte totalitäre Instrumentarium wurde in das Sudetenland übertragen und diente dazu, die deutsche Bevölkerung gefügig zu machen. Erst am 15. September 1938 – während der Sudetenkrise – verkündete Henlein den Abbruch der Autonomieverhandlungen mit Prag und gab öffentlich die Losung „Heim ins Reich“ bekannt, d. h. das Ziel der Einverleibung der Sudetengebiete in das Großdeutsche Reich. Der Aufstand des Sudetendeutschen Freikorps im September 1938 war das Vorspiel zum Münchner Abkommen.

Anschluss des Sudetenlandes an das Großdeutsche Reich

Infolge des Münchner Abkommens vom 29. September 1938 wurden die deutschsprachigen Gebiete (das Sudetenland) vom Deutschen Reich annektiert. Vom 1. Oktober bis zum 10. Oktober 1938 besetzten rund 24 Divisionen der Wehrmacht die an Deutschland und Österreich angrenzenden Gebiete der Tschechoslowakei. Die beabsichtigte Trennung von Deutschen und Tschechen scheiterte, denn die neuen Grenzen des Deutschen Reiches umfassten auch Siedlungsgebiete mit tschechischer Bevölkerungsmehrheit, z. B. das Gebiet rund um Hohenstadt oder die Industriestadt Nesselsdorf. Die „alteingesessenen“ Bewohner dieser Gebiete erhielten automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft.[14]

Von den ca. 580.000 Tschechen, die 1938 im abzutretenden Grenzgebiet lebten, mussten 150.000 bis 200.000, darunter viele Staatsbeamte und deren Angehörige, das Sudetenland infolge des auf der Münchner Konferenz geschlossenen Abkommens verlassen.[15] Rund 100.000 Tschechen, die eine Sudetendeutsche beziehungsweise einen Sudetendeutschen geheiratet hatten und in Mischehen lebten, konnten die deutsche Staatsangehörigkeit erwerben. Viele, die zweisprachig aufgewachsen waren, wechselten aus Opportunismus, da sie sich daraus einen Vorteil erhofften.[16] Eine organisierte Massenvertreibung, Ermordung oder Eindeutschung fanden aus kriegswirtschaftlichen Gründen nicht statt; die endgültige Regelung war für die Zeit nach dem „Endsieg“ vorgesehen.[17]

Sozialdemokraten und andere Regimegegner, deren Zahl auf 400.000 bis 500.000 geschätzt wurde, wurden von Nationalsozialisten misshandelt.[18] Juden und prominente Regimegegner wurden verhaftet und mehrere Monate lang in Konzentrationslagern interniert.[19] Aus Angst vor Repressalien flüchteten 12.000 der 28.000 Juden noch im Oktober 1938 aus dem Sudetenland und ließen ihre leeren Wohnungen und Häuser zurück.[20]

Am 30. Oktober 1938 wurde der Reichsgau Sudetenland gebildet. Er umfasste Nordböhmen sowie Nordmähren und damit den größten Teil der besetzten Gebiete. Sein Gauleiter wurde Konrad Henlein. Der südwestliche Teil Böhmens kam an den Reichsgau Bayerische Ostmark, der südliche Teil Böhmens und Mährens an die Reichsgaue Ober- und Niederdonau. Von den 1,3 Millionen Mitgliedern der Sudetendeutschen Partei wurden lediglich 520.000 in die NSDAP aufgenommen, die zudem wesentlich höhere Mitgliedsbeiträge verlangte.[21] Viele Beamtenstellen im neugeschaffenen Reichsgau wurden mit Beamten aus benachbarten Regionen (z. B. Sachsen) besetzt, was bei den übergangenen Sudetendeutschen Ärger und Enttäuschung auslöste.[22] Im Zuge der Gleichschaltung wurde die Zahl der Vereine drastisch reduziert: von 81.000 sudetendeutschen Organisationen des Jahres 1938 blieben Ende 1940 nur noch 15.000 Verbände übrig. Die nationalsozialistische Gleichschaltung betraf nicht nur konfessionelle und sozialdemokratische Verbände, sondern auch Traditionsverbände sowie deutschnationale und unpolitische Organisationen.[23]

Während des Novemberpogroms am 9. November 1938 wurden auch im Sudetenland mindestens 44 Synagogen beschädigt oder zerstört.[24] Die Zerstörung jüdischer Einrichtungen stieß bei vielen Sudetendeutschen auf Unverständnis.[25]

Hitler hatte im Münchner Abkommen zugesagt, lediglich die deutschsprachigen Gebiete Böhmens und Mährens – das Sudetenland – zu annektieren. Unter Bruch dieses Vertrages besetzte die Deutsche Wehrmacht im März 1939 die bis dahin unabhängigen Gebiete, die „Rest-Tschechei“. Hitler erklärte dieses Territorium zum „Protektorat Böhmen und Mähren“.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden Tschechen auch im Sudetenland als Arbeitskräfte in der deutschen Kriegswirtschaft eingesetzt. Tschechische Arbeiter erhielten infolge der nationalsozialistischen Rassendiskriminierung geringere Löhne als deutsche Arbeiter, sie zahlten jedoch keine Mitgliedsbeiträge für nationalsozialistische Organisationen und mussten aufgrund des geltenden Steuerrechts weniger Steuern und Abgaben bezahlen, so dass sie faktisch ein höheres Nettoeinkommen als ihre deutschen Kollegen erzielten.[26]

Inschrift über dem Eingang zum „Hof I“ der Kleinen Festung des KZ Theresienstadt

Während des Zweiten Weltkrieges beteiligte sich das „Sudetendeutsche Freikorps“ an der „Endlösung der Judenfrage“ (Schoah) und am Porrajmos (Ermordung von Sinti und Roma). Ein Beispiel für Untaten gegenüber Juden von Sudetendeutschen über den „Reichsgau Sudetenland“ hinaus ist neben Karl Hermann Frank Josef Pfitzner. Zwischen dem 13. November 1942 und dem 29. März 1945 wurden 611 Juden aus dem Sudetenland in das Ghettolager (KZ) Theresienstadt deportiert.[27]

Sudetendeutscher Widerstand gegen den Nationalsozialismus wurde erst im Jahre 2007 durch ein tschechisches Forschungsprojekt zum Gegenstand des öffentlichen Interesses.[28] Wie in anderen Teilen Deutschlands setzte auch ein Teil der Sudetendeutschen der nationalsozialistischen Politik aktiven oder hinhaltenden Widerstand entgegen. Oskar Schindler gilt als bekanntestes Beispiel. Einige demokratische sudetendeutsche Politiker gingen ins Exil z. B. Wenzel Jaksch, andere wurden ermordet oder kamen in Lagern ums Leben z. B. Ludwig Czech.

Gedenktafel für Oskar Schindler in Regensburg

In den letzten Tagen des Krieges verübten die verbliebenen SS-Einheiten noch zahlreiche Gräueltaten. Unter anderem löste dies am 5. Mai 1945, drei Tage vor Kriegsende, den Prager Aufstand aus, dem Angehörige der Wehrmacht und SS, aber auch zahlreiche deutsche Zivilisten zum Opfer fielen. So schreibt Peter Glotz in seinem Buch Die Vertreibung: „Dies alles erklärt die entfesselte Orgie gegen alles, was nicht tschechisch war, übrigens auch gegen unbestreitbare Antinazis.“[29]

Schließlich wurde der Westen Böhmens durch US-amerikanischen, der übrige Teil Böhmens und Mährens und damit auch des Sudetenlandes durch sowjetischen Truppen befreit.

Vertreibung

Odsun: Vertriebene Sudetendeutsche warten mit Handgepäck auf ihren Abtransport

Hauptartikel: Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei

Nach der Abtrennung des Sudetenlandes und vor allem den Erfahrungen der deutschen Besatzungsherrschaft im Reichsprotektorat Böhmen und Mähren entschloss sich die tschechoslowakische Exilregierung in London unter Edvard Beneš noch während des Krieges, die deutsche Bevölkerung nach Kriegsende aus der Tschechoslowakei auszusiedeln.

Am 12. Mai 1945 verkündete der aus dem Exil zurückgekehrte tschechoslowakische Präsident Beneš in Brünn: „Das deutsche Volk hat in diesem Krieg aufgehört, menschlich zu sein, menschlich erträglich zu sein, und erscheint uns nur noch als ein einziges großes menschliches Ungeheuer […]. Wir haben gesagt, dass wir das deutsche Problem in der Republik völlig liquidieren […] müssen.“[30]

Unmittelbar nach der Beendigung der deutschen Besatzung durch sowjetische und amerikanische Truppen begannen irreguläre tschechische Einheiten – die aber staatlicherseits geduldet und ermuntert wurden – mit der Vertreibung deutscher Einwohner über die Grenze nach Österreich und Deutschland. Dabei wurden an der sudetendeutschen Bevölkerung zahlreiche Verbrechen verübt. Die Angaben der Todesopfer durch Hinrichtung, willkürliche Tötungen, Krankheiten und Hunger schwanken stark zwischen 30.000 (Historiker Ferdinand Seibt) und 270.000. Das Bundesarchiv rechnet mit 60.000–70.000 Toten.[31] Mitunter wurden dabei Deutsche durch das Eingreifen von Offizieren der Roten Armee gerettet.[32] Die Vertreibungen wurden von den vier Hauptalliierten geduldet und von ihnen, der Sowjetunion, den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich (später auch Frankreich), im Potsdamer Abkommen dann bestätigt; sie verlangten lediglich nach „einem geordneten Transfer der deutschen Bevölkerungsteile“. Die im Münchener Abkommen an Deutschland übertragenen Territorien wurden im Rückgriff auf den Vertrag von St. Germain wieder der Tschechoslowakei zurückgegeben.

In den Nachkriegsmonaten erließ der wieder amtierende tschechoslowakische Präsident Beneš die nach ihm benannten Dekrete. Sie regelten die Vertreibung und Konfiskation (Beneš-Dekret 108) des beweglichen und unbeweglichen Vermögens der Sudetendeutschen, die für die wilden Enteignungsmaßnahmen lediglich den formalen Anschein einer staatlichen Ordnung erweckte, sowie amnestierten die Ausschreitungen tschechischer Bürger an Deutschen (Beneš-Dekret 115/46). Diese Beneš-Dekrete wurden im Nachhinein vom tschechoslowakischen Parlament gebilligt und haben bis in die Gegenwart Rechtsgültigkeit, werden jedoch nach tschechischer Interpretation „nicht mehr angewendet“ und sind für Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus seit März 2002 vollständig aufgehoben.

Aufgrund des spontanen Charakters und des häufig mit gewalttätigen Ausschreitungen verbundenen Ablaufs werden die Ereignisse bis Dezember 1945 als „wilde Vertreibung“ bezeichnet, die jedoch auch in dieser Phase stets nach dem gleichen Muster ablief und daher einer gewissen Systematik nicht entbehrte. Danach übernahmen mehr und mehr offizielle staatliche tschechoslowakische Organe die Zwangsaussiedlung, die im Wesentlichen Ende 1946 abgeschlossen war. Nach verschiedenen Angaben wurden zwischen 2,5 und 3 Millionen Deutsche aus der Tschechoslowakei vertrieben.

Rund 200.000 Deutschsprachige, etwa sechs Prozent der Vorkriegsbevölkerung, wurden nach 1945 nicht vertrieben. Dies waren zum Teil Angehörige von Mischehen, in denen ein Elternteil die deutsche, der andere die tschechische Volkszugehörigkeit hatte. Solche Familien bekamen manchmal die Wahl zum Bleiben, zumeist wenn der Vater (also das Familienoberhaupt, das in der damaligen Sicht die Nationalität der ganzen Familie bestimmte) tschechisch war. Oft handelte es sich auch um Antifaschisten, z. B. solche, die mit dem tschechoslowakischen Widerstand zusammengearbeitet hatten oder aufgrund der Mitgliedschaft in der DSAP durch das Hitler-Regime verfolgt worden waren. Diese Personen erhielten später von den Behörden einen Antifaschisten-Ausweis und konnten frei wählen, ob sie bleiben oder ausreisen wollten; bei der Ausreise konnten sie – im Gegensatz zu den tatsächlich Vertriebenen (in tschechischer Lesart: den „Abgeschobenen“) – sämtliches bewegliches Hab und Gut mitnehmen, während den Zwangsausgesiedelten nur 40 Kilogramm pro Kopf zugestanden wurden. Antifaschisten mussten auch nicht die N-Armbinde tragen, die sie auf den ersten Blick als Angehörige der deutschen Bevölkerungsgruppe (N für „Nĕmec“) zu erkennen geben sollte. Hinzu kamen Fachleute und Experten, denen von der tschechoslowakischen Nachkriegsregierung die gewollte Ausreise verweigert wurde, weil der Staat ihr Fachwissen benötigte. Eine weitere große Gruppe waren Deutsche, die als „wirtschaftlich Unentbehrliche“ eingestuft wurden, unter anderem viele deutsche Bergleute.

Nachkriegszeit

Neue Siedlungsgebiete der Sudetendeutschen

Die Sudetendeutschen siedelten sich nach der Vertreibung überwiegend in den deutschen Ländern Bayern (dort die mit Abstand größte Gruppe), Sachsen, Thüringen, Hessen, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein an. Weitere Sudetendeutsche fanden Aufnahme in Österreich und ungefähr 500 Familien auch in Ungarn. Einige Sudetendeutsche haben sich in anderen Staaten niedergelassen oder sind nach Übersee ausgewandert.

In Vertriebenenverbänden organisierten sich viele Menschen, um damit ein politisches Sprachrohr zu haben. Als Anwalt der Sudetendeutschen stellt sich vor allem die CSU dar, die die Vertriebenen zu einem „vierten Volksstamm Bayerns neben Altbayern, Schwaben und Franken“ (Franz Josef Strauß) erklärte, was allerdings ethnologisch keine Grundlage hat. Insbesondere in Bayern, aber auch in anderen Bundesländern wandelten sich durch den starken Zuzug von Vertriebenen die Bevölkerungsstrukturen. Die vielen Vertriebenen, darunter die Sudetendeutschen, wurden von der heimischen Bevölkerung in der Nachkriegszeit häufig mit Argwohn betrachtet und abfällig pauschal als „Flüchtlinge“ bezeichnet. Ganze Flüchtlingssiedlungen oder Vertriebenenstädte entstanden neu, wie etwa Neutraubling bei Regensburg, das zu Kaufbeuren gehörige Neugablonz, Geretsried, Traunreut oder Waldkraiburg.

Wirtschaft und Kultur nach der Vertreibung

Im niederrheinischen Rheinbach beispielsweise siedelte sich eine große Anzahl von Glaskünstlern und Glasraffineuren aus Steinschönau und Umgebung an und baute dort ihre heimatliche Glasindustrie neu auf, darunter auch die Staatliche Glasfachschule Rheinbach und Teile der Lüsterindustrie. Die Bamberger Symphoniker wurden nach dem Zweiten Weltkrieg durch wesentliche Mitwirkung sudetendeutscher Musiker gegründet.

Einwohner der Grenzgebiete nach Vertreibung der Sudetendeutschen

Nach der Vertreibung wohnten in den ehemaligen Sudetengebieten, die nun meist als Pohraničí („Grenzland“) bezeichnet wurden, neben 200.000 verbliebenen Deutschen, die für die Aufrechterhaltung der Wirtschaft als notwendig angesehen wurden und oft später ihre Heimat verließen, rund 600.000 bereits vorher ansässige Tschechen.[33] Hinzu kamen in den ersten Nachkriegsjahren mindestens 1,7 Millionen Tschechen aus dem Landesinneren. Unter diesen befanden sich häufig Personen, die aus Sicht der Regierenden als politisch „unzuverlässig“ oder „schwer sozialisierbar“ galten. Außerdem kamen tschechische Repatrianten und zu einem geringeren Anteil Slowaken, Roma und andere ethnische Gruppen als Neusiedler hinzu. Nach dem Abschluss des Wiederbesiedlungsprozesses bestand die neue Gesellschaft in den ehemaligen Sudetengebieten im Durchschnitt zu über zwei Dritteln aus Neusiedlern. Die ethnische, kulturelle und wirtschaftliche Struktur der Regionen änderte sich durch die Wiederbesiedlung innerhalb von wenigen Jahren grundlegend.[34] Oft bestand eine hohe Fluktuation in der Einwohnerschaft, die sich in den meisten Fällen mit den neuen Wohnorten nicht identifizierte und mit deren Geschichte und Gebräuchen weder vertraut noch sonderlich daran interessiert war. Die Neusiedler übernahmen Bauernhöfe, Betriebe, Häuser und anderen von den Deutschen konfiszierten Besitz. Sehr viele Häuser wurden nicht wieder besiedelt und entweder abgerissen oder dem Verfall preisgegeben, insbesondere, wenn diese sehr nahe an der Staatsgrenze lagen.

Gegenwart

Sudetendeutsche und deren Nachkommen in Deutschland und Österreich

Der mit Abstand größte Teil der Sudetendeutschen und deren Nachkommen leben seit der Vertreibung in Deutschland. Weitere Sudetendeutsche und ihre Nachfahren wohnen in Österreich. Nur jeweils kleine Anteile haben sich beispielsweise im Rahmen von Landsmannschaften oder vergleichbaren Organisationen organisiert, so dass von Kritikern dieser Organisationen eine nur geringe Identifikation mit deren Zielen und Auftreten vermutet wird (siehe hierzu auch im Absatz Vertretungen).

Insbesondere die nach der Vertreibung in den neuen deutschen und österreichischen Siedlungsgebieten geborenen Nachkommen haben sich nahezu vollständig der jeweiligen regionalen Bevölkerung assimiliert und pflegen oft gar keine oder nur wenige als solche bewusst gewählte Verbindungen zu anderen Sudetendeutschen oder zu entsprechenden Organisationen. Wie auch bei anderen ehemaligen Flüchtlings- oder Vertriebenenfamilien lässt sich die sudetendeutsche Abstammung häufig lediglich durch – bei oberflächlicher Betrachtung nur wenig auffällige – Spezifika wie beispielsweise bestimmte familiäre Bräuche, typische Familiennamen, Ausdrucksweise und mundartliche Färbung, Speisevorlieben, eine im gesamten deutschsprachigen Raum verstreut lebende Großfamilie oder eine von der regional vorherrschenden sich unterscheidende Konfession oder politische familiäre Prägung erkennen.

Deutsche Minderheit in Tschechien

Die nach der Vertreibung im Land – überwiegend im tschechischen Landesteil – verbliebenen Deutschen waren sofort dem Druck ausgesetzt, sich in die tschechoslowakische Gesellschaft zu integrieren, u. a. durch die völlige Verdrängung der deutschen Sprache aus dem öffentlichen Raum. Die jahrhundertelange Vermischung der beiden Sprachgruppen ließ sich allenfalls anhand von häufig vorkommenden Familiennamen deutschen Ursprungs wie Gottwald, Klaus, Fischer und anderen erahnen.

Die Anzahl der deutschsprachigen Bewohner nahm seitdem, zuerst durch Auswanderung oder als Aussiedler, in späteren Generationen durch zunehmende Assimilation immer mehr ab. Heute bezeichnen sich die Angehörigen der deutschen Minderheit in Tschechien als Deutsche in Tschechien, tschechische Deutsche, Tschechien-Deutsche oder Deutschböhmen.

1953 erhielten die zu diesem Zeitpunkt noch im Land lebenden Deutschen die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft.[35]

1989 kam es in der Tschechoslowakei zur Samtenen Revolution. Von den ehemals deutschen Bewohnern, die am Ende des 20. Jahrhunderts meist im hohem Alter waren, und deren Nachkommen kehrten nur wenige in die frühere Heimat zurück; ihre einstigen Güter aber blieben enteignet.

Bei einer Volkszählung 2001 bezeichneten sich 38.321 Einwohner Tschechiens als Deutsche.[36]

Gegenwärtige deutsch-tschechische Beziehungen

Trotz vieler freundschaftlicher Kontakte auf privater oder kommunaler Ebene ist das Verhältnis mancher Tschechen zu Vertriebenen aus dem Sudetenland – und umgekehrt – bis heute angespannt und teilweise von erheblichen Vorurteilen belastet. Nach wie vor sind Aussöhnung und Ausgleich problematisch und der Dialog zwischen den Nachbarn wird weiterhin durch Misstrauen auf beiden Seiten erschwert. Die Beneš-Dekrete wurden entgegen von Forderungen der Vertriebenenverbände von der tschechischen Seite nicht für ungültig erklärt.

Die Ängste vieler Tschechen beziehen sich hauptsächlich auf die mögliche Geltendmachung von Eigentumsansprüchen, sollten die Beneš-Dekrete auch für andere ehemalige Bevölkerungsteile aufgehoben werden. In der Tat verbliebe dem tschechischen Volk nur ein kleiner Teil des eigenen Landes, würde es z. B. den Ansprüchen etwa der katholischen Kirche – die bedeutende Teile des Landes ihr Eigen nannte – und jenen der ehemaligen deutschen, ungarischen und polnischen Grundbesitzer nachgeben, wie sie sogleich nach der Wende 1990/91 erhoben wurden.

Die Bundesrepublik Deutschland hat das Münchner Abkommen anfänglich als völkerrechtlich bindend betrachtet. Dagegen forderte die tschechische Regierung in der Vergangenheit dessen Ungültigkeitserklärung von Anfang an (juristisch ex tunc) als unabdingbare Voraussetzung für die vollständige Aufhebung der Beneš-Dekrete. Später wurde das Abkommen im „Normalisierungsvertrag“ der Bundesrepublik mit der Tschechoslowakei (ČSSR) vom 11. Dezember 1973, ratifiziert 1974, als nichtig (aber nicht ex tunc!) erklärt; die vertragschließenden Staaten des Abkommens hatten sich 1938 zu Lasten eines Drittstaates, der Tschechoslowakei, geeinigt.[37]

Seit dem Ende der Blockkonfrontation gelten die Beneš-Dekrete vielen Tschechen als elementarer Bestandteil des staatlichen Selbstverständnisses (so z. B. dem Präsidenten Václav Klaus – obgleich sich dieser bei seinem Amtsantritt so wohlwollend gegenüber den „deutschen Böhmen“ zeigte, dass er bisweilen sehr heftige Kritik erntete[38]) – nicht zuletzt aus den genannten Gründen. Der Beitritt der Tschechischen Republik zur Europäischen Union relativiert die Wirksamkeit und Folgen des Abkommens wie der Dekrete für die gemeinsamen Beziehungen erheblich.

Dazu Kernsätze aus der am 21. Januar 1997 von den Regierungen beider Staaten vereinbarten Deutsch-Tschechischen Erklärung:

  • Aus der Einleitung: „… zugefügtes Unrecht nicht ungeschehen gemacht, sondern allenfalls gemildert werden kann, und daß dabei kein neues Unrecht entstehen darf, …“
  • Aus Absatz I.: „der gemeinsame Weg in die Zukunft ein klares Wort zur Vergangenheit erfordert, wobei Ursache und Wirkung in der Abfolge der Geschehnisse nicht verkannt werden dürfen.“
  • Aus Absatz II.: „Die deutsche Seite … bedauert das Leid und das Unrecht, das dem tschechischen Volk durch die nationalsozialistischen Verbrechen von Deutschen angetan worden ist.“
  • Aus Absatz III.: „Die tschechische Seite bedauert, daß durch die nach dem Kriegsende erfolgte Vertreibung sowie zwangsweise Aussiedlung der Sudetendeutschen aus der damaligen Tschechoslowakei, die Enteignung und Ausbürgerung unschuldigen Menschen viel Leid und Unrecht zugefügt wurde.“
  • Aus Absatz IV.: „Beide Seiten stimmen darin überein, daß das begangene Unrecht der Vergangenheit angehört und …, daß sie ihre Beziehungen nicht mit aus der Vergangenheit herrührenden politischen und rechtlichen Fragen belasten werden.“
  • Aus Absatz VIII.: „Beide Seiten … treten … für die Fortführung der bisherigen erfolgreichen Arbeit der deutsch-tschechischen Historikerkommission ein.“

Vertretungen

Der weitaus größte Teil der Sudetendeutschen und ihrer Nachkommen gehört keiner Organisation an, die sich als sudetendeutsche Vertretung versteht. Diese Tatsache wird in Medien und Politik häufig wegen des offensiven Auftretens einzelner Organisationen wie der Landsmannschaft verkannt.

Die Sudetendeutsche Landsmannschaft gibt sich als die führende Vertretung der Vertriebenen aus Böhmen und Mähren. Ihr gehört jedoch nur ein kleiner Teil der vertriebenen Sudetendeutschen beziehungsweise Deutschböhmen, Deutschmährer und deutschsprachigen Sudetenschlesier an. Sie zählt rund 250.000 Mitglieder, was 7,3 Prozent der 3,4 Millionen Vertriebenen entspricht. Keineswegs alle teilen ihre Ziele – etwa dass sie mit Unterstützung der Bayerischen Staatsregierung fordert, von der Prager Regierung als Verhandlungspartner anerkannt zu werden.

Weniger bekannt bzw. öffentlichkeitswirksam ist die katholisch inspirierte Ackermann-Gemeinde, die sich nach dem Prosagedicht Der Ackermann aus Böhmen des mittelalterlichen Mystikers Johannes von Tepl nennt. Sie sieht ihre Haupttätigkeit in der „praktische[n] Friedensarbeit im Dienste der Völkerversöhnung“.

Sozialdemokratisch inspiriert ist die Seliger-Gemeinde, benannt nach Josef Seliger.

Unter den kulturellen und künstlerischen Austausch zwischen Deutschen und Tschechen fördernden Organisationen ist der Adalbert-Stifter-Verein (München) hervorzuheben.

Die meisten genannten Organisationen haben ihren Sitz im Sudetendeutschen Haus in München.

Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit

In einem Rechtsgutachten, das im Auftrag der Bayerischen Staatsregierung 1991 erfolgte, kam der Völkerrechtler Felix Ermacora zum Ergebnis:

„Die Vertreibung der Sudetendeutschen aus der angestammten Heimat von 1945 bis 1947 und die fremdbestimmte Aussiedlung nach dem Zweiten Weltkrieg widersprach nicht nur der in der Atlantik-Charta und dann in der Charta der UN verheißenen Selbstbestimmung, sondern die Vertreibung der Sudetendeutschen ist Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die nicht verjährbar sind.“[39]

Forschung

Heute ist das von Eugen Lemberg, Theodor Mayer, Kurt Oberdorffer und Hermann Raschhofer sowie Ernst Schwarz gegründete Collegium Carolinum die herausragende Forschungseinrichtung für die gemeinsame deutsch-tschechische Geschichte.

Siehe auch

Literatur

  • Alfred Bohmann: Das Sudetendeutschtum in Zahlen. Die kulturellen, soziologischen und wirtschaftlichen Verhältnisse im Spiegel der Statistik. Sudetendeutscher Rat, München 1959.
  • Konrad Badenheuer: Die Sudetendeutschen. Eine Volksgruppe in Europa. Sudetendeutscher Rat, München 2007, ISBN 978-3-00-021603-9.
  • Bayer. Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung (Hrsg.): In der Obhut Bayerns: Sudeten- und ostdeutsche Patenschaften im Freistaat Bayern.
  • Amtliches Zahlenmaterial zum Flüchtlingsproblem in Bayern. Statistischer Informationsdienst des Staatskommissars für das Flüchtlingwesen in Bayern, bearbeitet von Martin Kornrumpf, München, 1. Folge Oktober 1946, 2. Folge Januar 1947, mit Ausgangsbahnhof, Zielbahnhof und Zahl der beförderten Ausgewiesenen. In: Walli Richter (Hrsg.): Letzte Tage im Sudetenland, Langen/Müller, 5. Aufl. (1991), München 2002, ISBN 3-7844-2223-3, S. 408–426. (Zahlr. s/w Bildtfl., Vors.-Karten; mit Beiträgen von Maria Schiffner, Hans Watzlik, Marianne Wintersteiner, Leo Breitschmädel, Josef C. Grund, Maria Anna Gräfin Magnis, Therese Erkner, Alfred Görgl, Maria Kühne u.v.a., Gesamtübersicht über die sudetendeutschen Vertriebenentransporte nach und durch Bayern u. a.)
  • Jan Berwid-Buquoy: Integration und Separation der Sudetendeutschen in der ČSR 1918–1920. Theorien der Nationalismen (Dissertation), České Budějovice 2005, ISBN 3-924933-08-1.
  • Detlef Brandes: Der Weg zur Vertreibung 1938–1945. Oldenbourg, München 2005, ISBN 3-486-56731-4.
  • Detlef Brandes: Die Sudetendeutschen im Krisenjahr 1938, München 2008, ISBN 3-486-58742-0.
  • Ota Filip: Die stillen Toten unterm Klee. Langen Müller, München 1992, ISBN 3-7844-2417-1. – Literarische Aufarbeitung des „Brünner Todesmarsches“, eines der berüchtigtsten Massaker an Vertriebenen. Der als Tscheche geborene Autor ist Wahldeutscher.
  • Emil Franzel: Die Sudetendeutschen. Aufstieg Verlag, München 1980.
  • Emil Franzel: Sudetendeutsche Geschichte. Adam Kraft Verlag, Mannheim 1978, ISBN 3-8083-1141-X.
  • K. Erik Franzen: Der vierte Stamm Bayerns. Die Schirmherrschaft über die Sudetendeutschen 1954–1974, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2010, ISBN 978-3-486-59150-7.
  • Peter Glotz: Die Vertreibung. Ullstein, Hamburg 2003, ISBN 3-550-07574-X.
  • Fritz Peter Habel: Dokumente zur Sudetenfrage, 5. Aufl., München 2005.
  • Alois Harasko: Bilder aus dem Sudetenland. Über 500 Fotos vom Leben wie es damals war. Nebel Verlag, Utting (Ammersee) 2000, ISBN 3-89555-305-0.
  • Walter Koschmal, Marek Nekula, Joachim Rogall (Hg.): Deutsche und Tschechen. Geschichte – Kultur – Politik. – Mit einem Vorwort von Václav Havel (= Beck’sche Reihe 1414), C.H. Beck, München 2001, ISBN 3-406-45954-4. (in tschechischer Sprache: Češi a Němci. Dějiny – Kultura – Politika. Slovo úvodem: Václav Havel. Paseka, Prag 2001, ISBN 80-7185-370-4)
  • Peter Lang (Hrsg.): Hundert Jahre sudetendeutsche Geschichte. Eine völkische Bewegung in drei Staaten. Aus der Reihe: Die Deutschen und das östliche Europa. Studien und Quellen. Frankfurt a.M. 2007.
  • Robert Luft et al. (Hrsg.): Ferdinand Seibt – Deutsche, Tschechen, Sudetendeutsche. Festschrift zu seinem 75. Geburtstag. Oldenbourg, München 2002, ISBN 3-486-56675-X.
  • Rudolf Meixner: Geschichte der Sudetendeutschen. Helmut Preußler Verlag, Nürnberg 1988, ISBN 3-921332-97-4.
  • Friedrich Prinz (Hrsg.): Deutsche Geschichte im Osten Europas: Böhmen und Mähren. Siedler, Berlin 2002, ISBN 3-88680-773-8. (Teilband eines zehnbändigen Gesamtwerks)
  • Bernd Rill: Böhmen und Mähren – Geschichte im Herzen Mitteleuropas. Casimir Katz Verlag, Gernsbach 2006, ISBN 3-938047-17-8.
  • Ferdinand Seibt: Deutschland und die Tschechen. Geschichte einer Nachbarschaft in der Mitte Europas. 3. Aufl., Piper, München 1997. (Standardwerk)
  • Erich Später: Kein Frieden mit Tschechien – Die Sudetendeutschen und ihre Landsmannschaft. KVV konkret, Hamburg 2005, ISBN 3-930786-43-5.
  • Ernst Stade: Sudetendeutsche Corps. Handbuch des Kösener Corpsstudenten, 6. Auflage. Würzburg 1985, S. 92–97.
  • Tomáš Staněk: Verfolgung 1945: Die Stellung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien (außerhalb der Lager und Gefängnisse). Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2002 (Buchreihe des Institutes für den Donauraum und Mitteleuropa; 8), ISBN 3-205-99065-X (Original: Perzekuce 1945, Übersetzung aus dem Tschechischen).
  • Tomáš Staněk: Internierung und Zwangsarbeit. Das Lagersystem in den böhmischen Ländern 1945–1948. In: Veröffentlichungen des Collegium Carolinum Band 92. Aus dem Tschechischen von Eliska und Ralf Melville, München 2007, ISBN 978-3-486-56519-5.
  • Andreas Wiedemann: Komm mit uns das Grenzland aufbauen! Ansiedlung und neue Strukturen in den ehemaligen Sudetengebieten 1945–1952. Klartext, Essen 2007, ISBN 978-3-89861-734-5.

Einzelnachweise

  1. Archiv verlag: Kronland Böhmen
  2. Archiv verlag: Kronland Mähren
  3. Archiv verlag: Kronland Schlesien
  4. Die Geschichte der Seliger-Gemeinde, auf: www.seliger-gemeinde.de
  5. „Böhmen, das bei Beginn des Krieges etwa zwei Millionen Einwohner zählte, hatte bei Kriegsende nur mehr 600.000“ – zitiert nach Emil Franzel, Sudetendeutsche Geschichte, 2002, S. 150.
  6. „Bei der zwischen 1653 und 1655 durchgeführten Revision der Steuerkataste (Berní rula) wurde festgestellt, daß die Bevölkerungszahl in Böhmen auf unter eine Million Menschen abgesunken war; […] Rund ein Drittel der 1618 ansässigen Einwohner war durch die Vertreibung der Akatholiken, durch Kampfhandlungen, Hungersnöte und Seuchen dem Land verloren gegangen, wobei vor allem die mehrfach […] grassierende Pest zahllose Opfer forderte.“ – in: Jörg K. Hoensch, Geschichte Böhmens, C.H. Beck, 1997, S. 235.
  7. Leseprobe: Josef Jungmann, O jazyku českém, rozmlouvání první
  8. Peter Glotz: Die Vertreibung. Böhmen als Lehrstück. München 2003, S. 119.
  9. Peter Glotz: Die Vertreibung. Böhmen als Lehrstück. München 2003, S. 119.
  10. http://www.bpb.de/publikationen/T80IHC,1,0,Republik_unter_Druck.html
  11. Rede des Parlamentsabgeordneten Sandner vom 25. Juni 1935
  12. http://www.dhm.de/lemo/objekte/statistik/arbeits12/index.html
  13. Helmuth K.G. Rönnefarth/Heinrich Euler/Johanna Schomerus, Konferenzen und Verträge. Vertrags-Ploetz, ein Handbuch geschichtlich bedeutsamer Zusammenkünfte und Vereinbarungen. Teil II/Bd. 4 (Neueste Zeit 1914–1959). 2. erw. u. veränd. Aufl., Ploetz, Würzburg 1959, S. 154.
  14. Gesetz über die Wiedervereinigung der sudetendeutschen Gebiete mit dem Deutschen Reich vom 21. November 1938. RGBl. 197/1938.
  15. Ralf Gebel: „Heim ins Reich!“, Konrad Henlein und der Reichsgau Sudetenland (1938–1945), Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2000, S. 278.
  16. Ralf Gebel: „Heim ins Reich!“, S. 276.
  17. Ralf Gebel: „Heim ins Reich!“, Konrad Henlein und der Reichsgau Sudetenland (1938–1945), Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2000, S. 284 ff.
  18. Jörg Osterloh: Nationalsozialistische Judenverfolgung im Reichsgau Sudetenland 1938–1945, S. 185–186.
  19. Jörg Osterloh: Nationalsozialistische Judenverfolgung im Reichsgau Sudetenland 1938–1945, S. 193.
  20. Jörg Osterloh: Nationalsozialistische Judenverfolgung im Reichsgau Sudetenland 1938–1945, S. 203.
  21. Peter Wassertheurer: Die Sudetendeutschen während des Zweiten Weltkrieges. In: Heinz Timmermann: Die Benes-Dekrete, S. 177.
  22. Ralf Gebel: „Heim ins Reich!“, Konrad Henlein und der Reichsgau Sudetenland (1938–1945), Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2000, S. 177.
  23. Ralf Gebel: „Heim ins Reich!“, Konrad Henlein und der Reichsgau Sudetenland (1938–1945), Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2000, S. 123.
  24. Jörg Osterloh: Nationalsozialistische Judenverfolgung im Reichsgau Sudetenland 1938–1945, S. 214.
  25. Jörg Osterloh: Nationalsozialistische Judenverfolgung im Reichsgau Sudetenland 1938–1945, S. 220.
  26. Ralf Gebel: „Heim ins Reich!“, Konrad Henlein und der Reichsgau Sudetenland (1938–1945), Oldenbourg, München 2000, S. 320.
  27. Jörg Osterloh: Nationalsozialistische Judenverfolgung im Reichsgau Sudetenland 1938–1945, Oldenbourg, München 2006, S. 635.
  28. „Vergessene Helden“: Sudetendeutscher Widerstand gegen das NS-Regime – ein tschechisches Forschungsprojekt
  29. Vgl. Peter Glotz: Die Vertreibung. Böhmen als Lehrstück. München 2003, S. 202.
  30. Emilia Hrabovec: Vertreibung und Abschub. Deutsche in Mähren 1945–1947. Frankfurt a.M. 1995, S. 70.
  31. Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Abt. Präs. 9 – Medienservice: Sudetendeutsche und Tschechen, Austria, Reg.Nr. 89905
  32. Nach einer Aussage der Zeitzeugin Johanna Werner, Deutschmährin, geboren in Stará Ves (Altendorf), Vertriebene, am 2. Dezember 2007
  33. Adrian von Arburg: Die Besiedlung der Grenzgebiete der böhmischen Länder 1945–1950 als Kehrseite von Vertreibung und Zwangsaussiedlung der Deutschen. In: Wolfgang Mueller, Michael Portmann (Hrsg.): Osteuropa vom Weltkrieg zur Wende. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2007, ISBN 978-3-7001-3791-7, S. 71–98.
  34. Andreas Wiedemann: „Komm mit uns das Grenzland aufbauen!“ Ansiedlung und neue Strukturen in den ehemaligen Sudetengebieten 1945–1952. Klartext, Essen 2007, ISBN 978-3-89861-734-5 (Inhaltsverzeichnis).
  35. Die Entwicklung nach 1948
  36. Landeszeitung – Zeitung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien
  37. Jörg K. Hoensch, Geschichte der Tschechoslowakischen Republik, Kohlhammer, Stuttgart 1978, S. 168.
  38. Sudetendeutsche über Václav Klaus empört (NetZeitung, 7. Juni 2005); Erklärung des Präsidenten der Tschechischen Republik Václav Klaus zum deutsch-tschechischen Verhältnis (KAS, März 2003)
  39. Felix Ermacora: Die sudetendeutschen Fragen. Rechtsgutachten. Langen Müller Verlag, ISBN 3-7844-2412-0, S. 235.

Weblinks


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