12. Sinfonie (Haydn)

12. Sinfonie (Haydn)
Joseph Haydn
Joseph Haydn.jpg
Sinfonie Nr. 12 in E-Dur
Hob: I:12
Entstehungsjahr: 1763
Schaffensperiode: Esterházy
AD: ca. 20 min
Besetzung
Streicher
2 Oboen
2 Hörner
Continuo: Fagott, Cembalo
Sätze
1. Allegro
2. Adagio
3. Presto
Sinfonien Joseph Haydns

Die Sinfonie Nr. 12 in E-Dur von Joseph Haydn ist eine Sinfonie in drei Sätzen aus dem Jahr 1763.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Die Sinfonien Nr. 12, 29 und 44 bilden die einzigen im Gesamtwerk von Franz Joseph Haydn in der für die damalige Zeit ungewöhnlichen Sinfonie-Tonart E, die ersten beiden in Dur, die letzte in Moll. Die Sinfonie Nr. 12 stellt dabei ein typisches Beispiel für die österreichische Kammersinfonie um die Mitte des 18. Jahrhunderts dar.[1] Der letzte Satz ist jedoch kein leichtgewichtiges „Kehraus“ mehr, sondern besitzt bereits eigenes Gewicht, wenn auch nicht so ausgeprägt wie bei der zwei Jahre später komponierten Sinfonie Nr. 29. Die Kopfsätze beider E-Dur-Sinfonien sind durch einen sanglich-lyrischen Charakter geprägt.

Zur Musik

Besetzung: zwei Oboen, zwei Hörner in E, zwei Violinen, Viola, Cello, Kontrabass. Zur Verstärkung der Bass-Stimme wurden damals auch ohne gesonderte Notierung Fagott und Cembalo (sofern im Orchester vorhanden) eingesetzt, wobei über die Beteiligung des Cembalos in der Literatur unterschiedliche Auffassungen bestehen.[2]

Aufführungszeit: ca. 12 – 20 Minuten (je nach Tempo und Einhalten der vorgeschriebenen Wiederholungen).

Das, was später als typische Sonatensatzform bekannt werden sollte, war zum Zeitpunkt der Komposition noch in Entwicklung begriffen. Dies ist bei den hier benutzten, entsprechenden Begriffen zu berücksichtigen. – Die hier vorgenommene Gliederung der Sätze ist als Vorschlag zu verstehen. Je nach Standpunkt sind auch andere Abgrenzungen und Deutungen möglich.

1. Satz: Allegro

E-Dur, 157 Takte, 4/4-Takt (alla breve)
Die Streicher beginnen unisono und – ungewöhnlich für die Eröffnung einer Sinfonie dieser Zeit – im Piano mit einer sanften Melodie mit einem periodisch aufgebauten, achttaktigen Thema, das ab Takt 9 vom Tutti in leicht abgewandelter Form aufgegriffen wird. Ab Takt 17 folgt eine Überleitung mit gleichmäßig – pochender Tonrepetition, einem etwas energischeren Tonrepetitions-Motiv mit Achtelläufen und einem Vorhalts-Motiv. Ab Takt 34 wird dann die bis dahin relativ gleichmäßig dahinlaufende Bewegung durch Viertelpausen unterbrochen, wobei Haydn zur Dominante H-Dur moduliert.

Das zweite Thema (Takt 39 ff., H-Dur) wird nur von den Streichern vorgetragen und kontrastiert im Charakter kaum zum ersten. Die Violinen spielen sich dabei versetzt mit Viola / Bass im Piano eine fallende Terzfigur zu. Die Bewegung kommt schließlich in den Violinen fast ganz zur Ruhe, während sie bei Viola und Bass noch in Form von Viertelschlägen anhält. Auf diese Weise wechselt Haydn kurzfristig zur Doppeldominante Fis-Dur (Takt 49). Es folgt die Schlussgruppe mit kräftigen Akkorden (Wechsel von Fis-Dur und H-Dur) und gleichmäßigen Viertelschlägen im Bass (Takt 59–64 Orgelpunkt auf H).

Der anschließende Abschnitt hat mehr den Charakter einer Überleitung als einer Durchführung. Im Piano spielen die Streicher (Violinen: ganztaktige Noten, Viola / Bass: Viertelrepetition) zwei gebrochene, verminderte Akkorde, die mit ihrem Zielton Gis eine chromatisch fallende Figur bilden (Grundtöne: Ais, A, Gis). Der Abschnitt auf Gis ist in Pianissimo gehalten. Ab Takt 83 setzt stärkere Bewegung ein, als die Violinen versetzt ein Motiv mit Achtelläufen spielen, hinzu kommen ab Takt 89 Synkopen.

Die Reprise ab Takt 97 wird über einem Orgelpunkt auf H vorbereitet und ist ähnlich der Exposition strukturiert, jedoch wird z. B. das erste Thema bei der Wiederholung im Pianissimo etwas abgewandelt, und auch der Überleitungsabschnitt ist etwas variiert.

2. Satz: Adagio

e-moll, 69 Takte, 6/8-Takt, nur Streicher
Der Satz weist insgesamt durch seine Forte-Unisonoausbrüche, die Chromatik, „trügerische Kadenzen“[1] und die Dissonanzen Anklänge an die Oper (Opera seria) auf. Das Adagio eröffnet mit einem typischen Siciliano-Motiv in der stimmführenden 1. Violine, beantwortet im scharfen Kontrast durch einen gebrochen-fallenden, verminderten Akkord im Forte-Unisono. Die Antwort wird einmal wiederholt. Ab Takt 12 kommt das Eingangsmotiv wieder, nun in h-Moll, gefolgt von neuem Material, für das eine z. T. chromatische Bewegung charakteristisch ist. Haydn wechselt zur Doppeldominante Fis-Dur, um mit energischen Oktavsprüngen in der Molldominanten h-Moll den ersten Teil abzuschließen. Dies ist insofern ungewöhnlich, als Haydn die Exposition sonst meist in der entsprechenden Paralleltonart (hier: G-Dur) beendet.[1]

Der zweite Teil beginnt wieder im Piano mit einer Variante des Siciliano-Motivs in E-Dur. Es folgen stark kontrastierende Läufe im Unisono und Forte, chromatische Abschnitte in a-Moll und G-Dur sowie ein sequenziertes Motiv mit Quarte, das bereits in Takt 20 auftauchte. In Takt 44 setzt wieder das Anfangsmotiv in e-Moll ein, gefolgt von einem chromatischen Abschnitt mit dem Quart-Motiv. Den Abschluss bilden wieder die energischen Oktavsprünge, unterbrochen von einem kurzen Solo für die Violinen.

Holland[3] meint, dass Haydn „nie zuvor (...) in ähnlicher Weise musikalische Haltungen und Charaktere so vollendet im Ausdruck entworfen“ habe wie hier.

3. Satz: Presto

E-Dur, 133 Takte, 2/4-Takt
Das erste Thema basiert auf einem aufsteigenden E-Dur-Dreiklang mit Tonrepetition. Es ist periodisch aufgebaut, wird im Forte vorgetragen und einmal mit verändertem Nachsatz wiederholt, der direkt in die Überleitungspassage ab Takt 17 hinführt. Hier wird das Tonrepetitionsmotiv in einer auftaktigen Variante fortgesponnen. Nach einer Zäsur auf der Dominante H-Dur schließt sich ab Takt 39 eine weitere Variante des Motivs an, nun im Piano und mit Pralltriller, die man je nach Sichtweise als zweites Thema auffassen kann. Die Schlussgruppe bis Takt 57 ist durchweg in Forte gehalten und besteht aus Unisono-Figuren und Tremolo.

In der Durchführung tritt das Dreiklangsmotiv von verschiedenen Stufen aus auf, unterbrochen von einem neuen, fallendem Motiv im versetzen Einsatz. Ab Takt 85 setzt die Reprise mit verkürztem Überleitungsteil ein. Auffällig ist, dass der gesamte Satz mit Ausnahme des „zweiten Themas“ im Forte gehalten ist.

Einzelnachweise

  1. a b c James Webster: Hob.I:12 Symphonie in E-Dur. Informationstext zu Haydns 12. Sinfonie beim Projekt „Haydn 100&7“, siehe unter Weblinks
  2. Die Haydn-Festspiele Eisenstadt (http://www.haydn107.com/index.php?id=21&pages=besetzung, Stand September 2009), schreiben hierzu: „Haydn setzte, außer in London, für seine Symphonien höchstwahrscheinlich kein Tasteninstrument ein. Diese Ansicht, die von früheren Meinungen abweicht, wird heute unter Musikwissenschaftlern weithin anerkannt.“
  3. Dietmar Holland: Joseph Haydn. In: Attila Csampai & Dietmar Holland (Hrsg): Der Konzertführer. Orchestermusik von 1700 bis zur Gegenwart. Rowohlt-Verlag, Reinbek bei Hamburg 1987, ISBN 3-8052-0450-7, S. 77 ff.)

Weblinks, Noten


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