Comité International de Dachau

Comité International de Dachau

Das Comité International de Dachau (CID) ist die Organisation der ehemaligen Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau bei München.

Inhaltsverzeichnis

Gründung im Jahr 1945

Am Sonntag, dem 29. April 1945 kam es zur Befreiung des Lagers Dachau. In Zusammenarbeit mit der Amerikanischen Leitung nahm ein Internationales Häftlingskomitee am selben Tag die Tätigkeit im Lager auf. Es war zusammengesetzt aus folgenden Personen:

Die Exekutivbefugnis blieb beim Lagerältesten Oskar Müller sowie beim Lagerschreiber Jan Domalaga. Für Ernährungsfragen beauftragte man Jan Marcinkowkski.

Die Tätigkeiten erstreckten sich über die Weiterführung des organisatorischen Betriebes, die Überfüllung der Wohnblöcke abzuschaffen, teilweisen Verlegung der Häftlinge an andere Orte und um hygienische Verhältnisse herzustellen. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Medikamenten war durch die Amerikaner sichergestellt. Die schwierigste Aufgabe war die Bewältigung der hohen Sterblichkeit und die Eindämmung von Krankheiten. Häftlingsärzte und Personal aus den US-Truppen impften alle Insassen gegen Typhus und isolierten einen Teil der Wohnblöcke und sorgten für bessere hygienische Verhältnisse. [1]

Wiedergründung mit internationaler Vernetzung

Viele der früheren Häftlinge hatten sich seit der ersten Gründung 1945 regelmäßig getroffen und sich unter anderem für die Einrichtung einer dauerhaften Gedenkstätte eingesetzt. Auf dem Lagergelände selbst war nach 1948 jahrzehntelang ein Barackenlager für Flüchtlinge und Vertriebene eingerichtet gewesen, von denen einige Bewohner, insbesondere Sozialdemokraten aus dem Sudetenland, bereits im KZ Dachau eingesperrt gewesen waren.

Wiedergründungen erfolgten 1950 und 1955 auch mit internationaler Vernetzung. So trafen sich z.B. viele ehemalige Dachauer Häftlinge bei der Eröffnung eines Museums in Buchenwald im April 1954. Der Kongress der "Foederation internationale des Résistants" im Dezember 1954 in Wien hielt den Folgekongreß zum 10. Befreiungstag 1955 in Dachau ab.

Das CID wird mittlerweile vom Sohn des Gründers Dietz de Loos geleitet und spielt nach wie vor eine aktive Rolle bei der 2003 gegründeten Stiftung Bayerische Gedenkstätten, die auch die 1964 nach vielfältigen Diskussionen und gegen erhebliche Widerstände errichtete Gedenkstätte KZ Dachau trägt. Ruth Jakusch, die seit April 1963 hauptamtlich für das CID gearbeitet hatte, stellte zusammen mit einer Arbeitsgruppe aus ehemaligen Häftlingen und Fachberatern die Ausstellung nach den Konzeptionen des CID zusammen und wurde erste Leiterin der Gedenkstätte.

Die kürzlich von Peter Dietz de Loos erhobene Forderung nach der Erhebung von Eintrittsgeldern in der Gedenkstätte, welche auch der Arbeit des CID zugute kommen sollten, stieß auf breite Ablehnung.[2]

Dachauer Hefte

Seit 1985 erscheinen die Dachauer Hefte. Im Auftrag für das Comité International de Dachau enthalten sie Studien und Dokumente zur Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Der Inhalt der Hefte bezieht sich auf alle Konzentrationslager, nicht nur auf das KZ in Dachau.

  • Heft 1, 1985: Die Befreiung (vergriffen)
  • Heft 2, 1986: Sklavenarbeit im KZ (vergriffen)
  • Heft 3, 1987: Frauen – Verfolgung und Widerstand (vergriffen)
  • Heft 4, 1988: Medizin im NS-Staat (vergriffen)
  • Heft 5, 1989: Die vergessenen Lager (vergriffen)
  • Heft 6, 1990: Erinnern oder Verschweigen (vergriffen)
  • Heft 7, 1991: Solidarität und Widerstand
  • Heft 8, 1992: Überleben und Spätfolgen
  • Heft 9, 1993: Die Verfolgung von Kindern und Jugendlichen (vergriffen)
  • Heft 10, 1994: Täter und Opfer (vergriffen)
  • Heft 11, 1995: Orte der Erinnerung 1945 – 1995
  • Heft 12, 1996: Konzentrationslager – Lebenswelt und Umfeld (vergriffen)
  • Heft 13, 1997: Gericht und Gerechtigkeit (vergriffen)
  • Heft 14, 1998: Verfolgung als Gruppenschicksal (vergriffen)
  • Heft 15, 1999: KZ-Außenlager – Geschichte und Erinnerung
  • Heft 16, 2000: Zwangsarbeit
  • Heft 17, 2001: Öffentlichkeit und KZ – Was wusste die Bevölkerung (vergriffen)
  • Heft 18, 2002: Terror und Kunst
  • Heft 19, 2003: Zwischen Befreiung und Verdrängung
  • Heft 20, 2004: Das Ende der Konzentrationslager
  • Heft 21, 2005: Häftlingsgesellschaft
  • Heft 22, 2006: Realität – Metaphor – Symbol
  • Heft 23, 2007: Nationalitäten im KZ
  • Heft 24, 2008: KZ und Nachwelt
  • Heft 25, 2009: Zukunft der Erinnerung

Mit dem Heft 25 wird diese Reihe im Jahr 2009 eingestellt. Der Verlag wird aber weitere Veröffentlichungen herausgeben.[3]

Referenzen

  1. Stanislav Zámečník: (Hrsg. Comité International de Dachau): Das war Dachau. Luxemburg, 2002. S.396-397
  2. http://www.foerderverein-dachau.de/showstructure.php?s_name=EG NEIN zum Eintrittsgeld in die KZ-Gedenkstätte Dachau, Erklärung des Fördervereins für Internationale Jugendbegegnung und Gedenkstättenarbeit in Dachau e.V.
  3. Robert Probst, Die Saat ist aufgegangen - Nach 25 Jahren werden die "Dauchauer Hefte als Periodikum eingestellt - die KZ-Forschung hat sich etabliert, in: Süddeutsche Zeitung vom 21. November 2009

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Dachau-Massaker — Als Dachau Massaker wurde ein Kriegsverbrechen bezeichnet, das bei der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau am 29. April 1945 durch US Soldaten an Angehörigen der SS verübt wurde. Kritiker des Begriffes weisen darauf hin, dass in… …   Deutsch Wikipedia

  • Konzentrationslager Dachau — DMS …   Deutsch Wikipedia

  • International Red Cross and Red Crescent Movement — Red Cross redirects here. For other uses, see Red Cross (disambiguation). Ibrahim Foundation The Red Cross and Red Crescent emblems, the symbols from which the movement derives its name. Founded 1863 Location Gen …   Wikipedia

  • International Committee of the Red Cross — ICRC redirects here. For other uses, see ICRC (disambiguation). The International Committee of the Red Cross (ICRC) is a private humanitarian institution based in Geneva, Switzerland. The community of states has given the ICRC a unique role,… …   Wikipedia

  • Die Toten des KZ Dachau — Das nationalsozialistische Regime betrieb das Konzentrationslager Dachau zwölf Jahre lang, vom 22. März 1933 bis zur Befreiung durch ein Bataillon der 7. US Armee am 29. April 1945. Im Häftlingsverzeichnis waren mindestens 180.000 Personen… …   Deutsch Wikipedia

  • Opferzahlen des KZ Dachau — Das nationalsozialistische Regime betrieb das Konzentrationslager Dachau zwölf Jahre lang, vom 22. März 1933 bis zur Befreiung durch ein Bataillon der 7. US Armee am 29. April 1945. Im Häftlingsverzeichnis waren mindestens 180.000 Personen… …   Deutsch Wikipedia

  • Todeszahlen des KZ Dachau — Totenbenachrichtigung Das nationalsozialistische Regime betrieb das Konzentrationslager Dachau zwölf Jahre lang, vom 22. März 1933 bis zu seiner Befreiung durch ein Bataillon der 7. US Armee am 29. April 1945. Im Häftlingsverzeichnis waren… …   Deutsch Wikipedia

  • Pfarrerblock (KZ Dachau) — Pfarrerblock, auch Priesterblock, wurden in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern jene Baracken (euphem: Wohnblocks) genannt, in denen Geistliche verschiedener Konfessionen und verschiedener, größtenteils aber polnischer, Nationalität… …   Deutsch Wikipedia

  • Geistliche im KZ Dachau — Pfarrerblock wurden zur Zeit des Nationalsozialismus in reichsdeutschen Konzentrationslagern jene Wohnblocks genannt, in denen Geistliche verschiedener Konfessionen und verschiedener aber größtenteils polnischer Nationalität inhaftiert waren. Im… …   Deutsch Wikipedia

  • KZ Dachau — 48.27027777777811.468055555556 Koordinaten: 48° 16′ 13″ N, 11° 28′ 5″ O …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”