Cryptoporticus

Cryptoporticus

Ein (fachsprachlich auch: eine) Kryptoportikus (von griechisch kryptós = „verborgen“ und lateinisch porticus = „Laufgang“) ist ein ganz oder teilweise unterirdisch gelegener Gewölbegang.

In der römischen Architektur wurden Kryptoportiken genutzt, um Höhenunterschiede bei der Planung und Schaffung von Gebäuden zu kompensieren und diesen ein festes Fundament zu verschaffen.

Ein erstes Auftreten dieser Gewölbegänge ist im 2. Jahrhundert v. Chr. in Mittelitalien bezeugt und auf die zu dieser Zeit stark verbesserte Technik des Gewölbebaus zurückzuführen. Zuerst auf Terrassenbauten beschränkt, trat der Kryptoportikus ab der Zeitenwende auch als oberirdischer Bauträger auf, häufig in Verbindung mit ein- oder mehrflügeligen Säulenhallen. Eine Blüte erreichte der Bautypus im 1. Jahrhundert n. Chr. und war in den westlichen Provinzen des Römischen Reiches beispielsweise bei Foren weit verbreitet.

In den Briefen Plinius des Jüngeren (1. Jahrhundert n. Chr.) wird der Begriff auch für einen oberirdisch verlaufenden überdachten, von seiner Umgebung abgeschlossenen Wandelgang innerhalb von Villenanlagen verwendet.[1]

Abgesehen von ihrem rein architektonischen Nutzen dienten Kryptoportiken zu verschiedensten Zwecken, bei denen man ihre Dunkelheit und Frische nutzt, so zum Beispiel bei der Aufbewahrung bestimmter verderblicher Lebensmittel wie Fleisch oder Weizen (horreum) oder als schattiger Wandelgang zum Promenieren in den Hitzestunden des Tages.

Im modernen Sprachgebrauch wird der Terminus allgemein für langgezogene Gewölbegänge verwendet. Besonderes Kennzeichen dieses Bautypus ist die gezielte Aufwertung des Innenraumes mittels Fenstern, Wandmalerei, Mosaiken etc. Dadurch unterscheidet sich der Kryptoportikus von reinen Substruktionsräumen und erhält einen eigenen Stellenwert.

Beispiele

Kryptoportikus des Nero

Kryptoportiken finden sich unter anderem an folgenden Standorten:

Quellen

  1. Plin. epist. 2, 17, 16−20; 5, 6, 27−32; 7, 21, 9; 9, 36,3)

Literatur

  • Reinhard Förtsch: Archäologischer Kommentar zu den Villenbriefen des jüngeren Plinius, von Zabern, Mainz 1993 (Beiträge zur Erschliessung hellenistischer und kaiserzeitlicher Skulptur und Architektur, Bd. 13) ISBN 3-8053-1317-9
  • E. M. Luschin: Cryptoporticus. Zur Entwicklungsgeschichte eines multifunktionalen Baukörpers, Ergänzungshefte zu den Jahresheften des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien 5 (2002).
  • Les Cryptoportiques dans l’ Architecture Romaine. Colloque international 19. - 23. avril 1972. Collection de L’ École Française de Rome 14 (1973).

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