Curtiss NC

Curtiss NC
Curtiss NC-4 nach geglückter Atlantiküberquerung 1919 in Lissabon

Bei der Curtiss NC handelt es sich um eine Flugbootbaureihe des US-amerikanischen Flugzeugbauers Glenn Curtiss.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Während des Ersten Weltkrieges entwarf Curtiss für die US-amerikanische Marine ein Langstrecken-Flugboot, das dazu verwendet werden sollte, amerikanische Schiffe im Atlantik gegen Angriffe deutscher U-Boote zu schützen. Eine Forderung der Marine war, dass die Maschinen aus eigener Kraft in der Lage sein sollten, von den USA aus den europäischen Kriegsschauplatz zu erreichen.

Curtiss legte den Verantwortlichen der Marine verschiedene Entwürfe vor, darunter auch ein fünfmotoriges Modell, das aber als zu komplex abgelehnt wurde. Letztlich einigte man sich auf eine dreimotorige Variante, welche die Bezeichnung NC erhielt. NC stand für "Navy-Curtiss"; die Bezeichnung sollte die enge Zusammenarbeit der Marine mit Curtiss dokumentieren. Im Volksmund wurden die Flugzeuge auch "Nancy-Boats" genannt.

Ein Vertrag zwischen der Marine und Curtiss über den Bau von zunächst vier Exemplaren der NC-Reihe, NC-1 bis NC-4, wurde am 8. Januar 1918 abgeschlossen. Da der Schwerpunkt von Curtiss seinerzeit auf dem Bereich der Entwicklungen lag und ihm nur geringe Produktionskapazitäten zur Verfügung standen, war sein Unternehmen nicht in der Lage, das Flugzeug in größeren Stückzahlen zu bauen. So vergab die Marine etliche Aufträge an Zulieferunternehmen, beispielsweise wurden die Liberty L-12 Motoren von den Firmen Ford und Packard hergestellt.

Weitere Maschinen als die vier, die man als Vorserie bezeichnen könnte, wurden auf Grund des Kriegsendes und des damit fehlenden Bedarfs nicht mehr gebaut.

NC-1

Curtiss lieferte den Rumpf der NC-1 im Sommer 1918 aus. Im September 1918 war diese Maschine komplett montiert und führte den Erstflug am 4. Oktober 1918 durch. Am 27. November 1918 folgte ein Flug mit insgesamt 51 Personen an Bord, ein Rekord für die damalige Zeit. Die Maschine war mit drei Liberty-Motoren mit je 360 PS Leistung ausgestattet und wog beim Start mehr als 10 Tonnen. Im Frühjahr 1919 stellte man bei Curtiss Berechnungen an, die ergaben, dass man bei Verwendung von vier höher verdichteten Liberty-Motoren mit einer Leistung von je 400 PS ein Startgewicht von 12.730 kg erreichen könne.

NC-2

Verwirklicht wurde die viermotorige Variante bereits bei der NC-2, die Triebwerke waren in Doppeltandem-Ausführung montiert. Der Erstflug der NC-2 fand am 1. April 1919 statt.

NC-3 und NC-4

Diese beiden Maschinen folgten kurz auf die NC-2 und hatten eine geänderte Triebwerksanordnung; zwei Motoren waren außen auf den Tragflächen angebracht, die beiden anderen in Tandemanordnung mittig des Rumpfes.

Der Transatlantikflug der NC-4

Die Besatzung des Atlantikfluges: E.F. Stone, E.C. Rhoads, W. Hinton, H.C. Rodd, J.L. Breese, A. Read. Der ganz rechts stehende Kapitän R.H. Jackson nahm am Flug nicht teil.

Pläne für die erste Atlantiküberquerung mit Flugbooten der NC-Reihe bestanden bereits seit längerem in der US-Navy, wurden aber erst Anfang 1919 konkretisiert und mit Ernsthaftigkeit vorbereitet. Man wollte nicht eine einzelne Maschine im Alleinflug auf die Reise schicken, sondern bereitete alle verbliebenen drei Flugboote vor; die NC-2 war zuvor als Ersatzteillieferant für die Aufrüstung der NC-1 ausgeschlachtet worden.

Man wollte nichts dem Zufall überlassen und das Leben der Teilnehmer nicht unnötig gefährden; so sollten 56 Zerstörer der US-Navy auf der geplanten Strecke in Position gehen, um bei einer eventuellen Notwasserung Hilfe leisten zu können. Außerdem sollten fünf Schlachtschiffe an den Start- und Endpunkten der Route Station beziehen.

Der erste Abschnitt der Strecke führte über 864 km von New York bis nach Halifax/Nova Scotia, von dort führte die Route über 736 km bis nach Neufundland. Der größte Abschnitt mit einer Länge von 2.080 km führte bis zu den Azoren, die nächste Etappe über 1.280 km bis nach Lissabon. Von dort aus war der letzte Abschnitt bis Plymouth mit 1.240 km zu bewältigen.

Und so starteten die drei Flugzeuge am 8. Mai 1919 vom Stützpunkt der Marineflieger in Rockaway Beach im US-Staat New York und flogen entlang der durch die Kriegsschiffe gesetzten Positionslichter.

Jedoch erreichte nur eine der Maschinen, die NC-4, am 31. Mai 1919 den Zielort Plymouth. Die beiden anderen Flugboote wurden bei der Landung bei den Azoren beschädigt, die NC-1 schwer, sie sank später. Die NC-4 benötigte für die insgesamt 6.200 km eine reine Flugzeit von 51 Stunden und 31 Minuten und war damit das erste Flugzeug, mit dem eine Atlantiküberquerung gelang.

Verbleib der NC-4

Triebwerk der NC-4 im Museum Pensacola

Nach der Rückkehr der NC-4 in die USA wurde sie dort zunächst im Central Park in New York, später an anderen Orten ausgestellt und später zerlegt. Aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums ihres Fluges wurde sie komplett restauriert und ausgestellt. Nach einer erneuten Demontage wurde sie 1974 wieder aufgebaut und steht seitdem bis heute (Stand 2007) im National Museum of Naval Aviation auf der Naval Air Station Pensacola, Florida.

Technische Daten

Navy-Curtiss NC-4
Kenngröße Daten
Länge    20,80 m
Flügelspannweite     38,40 m
Antrieb    Vier Liberty 12-Zylinder-V-Motoren mit einer Leistung von je 298 kW (406 PS)
Höchstgeschwindigkeit    146 km/h
Dienstgipfelhöhe    1.372 m
Steigrate    305 m in 4 min 30 sek.
Reichweite vollgetankt    2.366 km

(Flugdauer bei Reisegeschwindigkeit: ca. 15 Std.)

Leergewicht    7.257 kg
max. Startgewicht    12.422 kg
Besatzung    2 Mann

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