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DATEV eG Rechtsform Genossenschaft Gründung 1966 Sitz Nürnberg Leitung Dieter Kempf (Vorstandsvorsitzender) Mitarbeiter rund 5900 (Stand 2011) [1] Umsatz 698,6 Mio. Euro (2010) [1] Branche Informationstechnik, Unternehmensberatung Produkte Datenverarbeitung, Software Website www.datev.de Die DATEV ist ein Softwarehaus und IT-Dienstleister, für Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte, aber auch für deren Mandanten, wie mittelständische Unternehmen, Kommunen, Vereine und Institutionen. Der Schwerpunkt liegt im Steuerberatermarkt.
Inhaltsverzeichnis
Rechtliches
Das Unternehmen ist eine eingetragene Genossenschaft. Mitglied können nur Angehörige der steuerberatenden, wirtschaftsprüfenden und rechtsberatenden Berufe werden.[2]
Geschichte
Die DATEV wurde am 14. Februar 1966 von 65 Steuerbevollmächtigten im Kammerbezirk Nürnberg gegründet, um die Buchführung ihrer Mandanten mit Hilfe der EDV zu erledigen.[3] Ihr ursprünglicher Name lautete DATEV Datenverarbeitungsorganisation der Steuerbevollmächtigten für die Angehörigen des steuerberatenden Berufes in der Bundesrepublik Deutschland, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht [4] Initiatoren waren Heinz Sebiger, der 1997 Ehrenbürger von Nürnberg wurde, und Joachim Mattheus.
Hintergrund für die Gründung waren die damals neuen Einsatzmöglichkeiten der EDV, die Arbeitskräfteknappheit und die für 1968 bevorstehende Einführung der Allphasen-Netto-Umsatzsteuer mit Vorsteuerabzug (vulgo: Mehrwertsteuer). Zunächst waren die Dienstleistungen der DATEV vollständig rechenzentrumsbasiert, sie umfassten Eingabe der Daten in Datenerfassungsgeräten vor Ort, Versand der Lochstreifen per Post zum Rechenzentrum (zunächst von IBM, dann seit 1969 eigenes Rechenzentrum) und Rücksendung der Auswertungen per Post an die Kanzlei. Seit 1974 besteht die Möglichkeit, die Daten per DFÜ in das Rechenzentrum zu übertragen. Der Rückversand der Auswertungen (Buchhaltungsauswertungen, Lohnabrechnungen, Steuererklärungen oder Bilanzen) blieb zunächst postalisch, weil auch zumeist noch die Papierform vorgeschrieben war. Ab 1985 wurde mit der sukzessiven Umstellung der Programme auf die sog. „Im-Haus-Verarbeitung“ in der Kanzlei begonnen, jedoch waren die ersten Anwendungen zur kompletten Im-Haus-Verarbeitung ohne Nutzung des Rechenzentrums erst 1989 verfügbar.
1998 stellte die DATEV die Software von MS-DOS auf Microsoft Windows um. Eine ursprünglich in Richtung OS/2 von IBM vorgesehene betriebene wurde aufgrund des absehbaren Niedergangs dieses Betriebssystems nicht weiter verfolgt.
Seit 1998 erweiterte die DATEV ihre Geschäftsfelder auf Software und IT-Dienstleistungen sowie Consulting und Schulungen. Die "Im-Haus"-Verarbeitung der Daten durch die Mitglieder nahm zu. In Reaktion auf die aktuellen Rückkehrtendenzen zur Nutzung zentral vorgehaltener Ressourcen ("Cloud Computing") wurde Frühjahr 2011 ein zusätzlicher Rechenzentrumsstandort in Betrieb genommen. DATEV unterstützt heute netzbasierte Lösungen, Vor-Ort-Software und Hybridmodelle.
Geschäftsfelder
Software für Finanzbuchführung: Die Finanzbuchführungen von rund 2,5 Millionen der meist mittelständischen deutschen Unternehmen werden vom Steuerberater oder im Unternehmen selbst mit DATEV-Software erstellt. Dementsprechend steht DATEV auch als Synonym für einen deutschen Standard EDV-gestützter Buchführung.
Lohn- und Gehaltsabrechnung: Rund zehn Millionen Lohn- und Gehaltsabrechnungen werden jeden Monat mit DATEV-Software erstellt. Davon kommen etwa acht Millionen Abrechnungen monatlich aus dem DATEV-Rechen-, Druck- und Logistikzentrum, schätzungsweise zwei Millionen werden über PC-Programme der DATEV direkt vor Ort in Unternehmen und Kanzleien erzeugt.
Datendistribution und Informationsbereitstellung: Weitgehend automatisiert werden über das DATEV-Rechenzentrum Informationen zwischen mittelständischen Unternehmen und deren Steuerberatern sowie rund 200 Institutionen in Deutschland ausgetauscht - darunter Finanzverwaltungen, Sozialversicherungsträger, Krankenkassen, Banken, Berufsgenossenschaften oder statistische Ämter. Damit unterstützt DATEV mittelständische Unternehmen bei den im Rahmen verschiedener E-Government-Projekte zunehmend elektronisch zu erledigenden Meldepflichten. In Datenbanken stehen den DATEV-Mitgliedern mehr als 520.000 Dokumente zu den Themen Steuer-, Zivil-, Handels- und Gesellschaftsrecht im Volltext zur Verfügung.
Sicherheitsdienstleistungen: Ein zentrales Element der DATEV-Unternehmenskultur macht seit jeher der Bereich Datenschutz und -sicherheit aus. Ursprung dieses Schwerpunktes ist die berufliche Verschwiegenheitspflicht, der die Mitgliedsberufsgruppen der DATEV unterliegen. Auf Basis des einschlägigen Know-how entwickelte die Genossenschaft auch eine Reihe von Sicherheitsdienstleistungen, die vom Schutz des Internet-Zugangs sowie von Rechnern und Netzwerken über die Datensicherung und Möglichkeiten zur sicheren Nutzung mobiler Arbeitsmittel bis hin zu differenzierten Beratungsleistungen und dem physischen Schutz von Geschäftsräumen reichen. So können Anwender beispielsweise einen Managed Security Service nutzen, bei dem über die kanzlei- bzw. unternehmenseigenen Kommunikationseinrichtungen (DSL) eine ausschließliche Einwahl per VPN-Tunnel ins DATEV-Rechenzentrum erfolgt. DATEVnet-Nutzer werden über eine zentrale Sicherheitszone bei DATEV ins Internet geleitet. Darin befinden sich gestaffelte und redundant ausgelegte Schutz-Systeme, wie zum Beispiel Virenscanner oder Firewall-Systeme, die permanent von Sicherheits-Spezialisten überwacht und aktualisiert werden. Die Mehrstufigkeit des Sicherheitssystems bedeutet auch bei neu auftretenden Schädlingen schnellstmöglichen Schutz. Ebenso bietet die DATEV gesicherten E-Mail-Verkehr mit kaskadierten, zentralen Virenscan und verschlüsselten Mails. Ein besonderes Alleinstellungsmerkmal ist der so genannte Reverse-Scan, für den Kopien aller E-Mails, die den DATEVnet-Anwendern zugestellt wurden, über den Zeitraum von zwölf Stunden in einem zentralen Speicherpuffer permanent mit den stetig aktualisierten Schutzmechanismen überprüft werden. So können auch Viren, Trojaner oder Keylogger schnell entdeckt werden, die es geschafft haben sollten, sich in der kurzen Zeit ins System zu schleichen, bevor ihr Auftauchen bekannt wurde. Zur Komplettierung des Schutzgürtels wurde DATEVnet mit dem Web-Radar incl. Reverse-Scan eingeführt. Der Web-Radar ist ein mehrstufiges Sicherungskonzept mit statischen und dynamischen Schutzfiltern. Es werden als besonderes Sicherheitsservice alle Seitenaufrufe der vergangenen 24 Stunden auf Web-Adressen geprüft, die auf einen Schädlingsbefall hinweisen.
Consulting: Das Consulting der DATEV berät Kanzleien und in Kooperation mit deren Steuerberatern auch Unternehmen in strategischen und organisatorischen Fragen ebenso wie zum Einsatz von Informationstechnologie sowie zu Sicherheit und Datenschutz.
Software für die Wirtschaftsprüfung: Wirtschaftsprüfer unterstützt DATEV speziell mit Lösungen rund um die Abschlussprüfung. Neben den klassischen Produkten für die Abschlussprüfung mit Arbeitspapieren, Checklisten und Vorlagen für Prüfungsberichte gibt es Angebote für die in diesem Berufsstand besonders anspruchsvolle Qualitätskontrolle und -sicherung sowie für die digitale Datenanalyse.
Lösungen für Rechtsanwälte: Seit 1998 engagiert sich DATEV im Rechtsanwaltsmarkt. Inzwischen belegt der IT-Dienstleister Platz Vier unter den entsprechenden Anbietern in Deutschland. Besonders stark ist die DATEV-Software traditionell im Marktsegment der interdisziplinären Kanzleien vertreten. Kern des spezifischen Angebots ist das Kanzleisystem Anwalt classic pro.
Software für Kommunen und kommunale Betriebe: Die Verwaltungen setzen verstärkt auf betriebswirtschaftliche Steuerungskonzepte. Gemeinsam mit dem steuerlichen Berater liefert DATEV speziell auf die kommunalen Belange abgestimmte Beratung sowie ein durchgängiges Software-System rund um das Finanzwesen. Besonders engagiert ist der IT-Dienstleister in Doppik-Umstellungsprojekten.
Strategische Ausrichtung
Seit Anfang 2000 gab es interne Auseinandersetzungen unter den Genossenschaftsmitgliedern über die strategische Ausrichtung, was das Anbieten der DATEV-Software auch für Personen, die nicht Berufsträger sind, angeht (Stichwort „Mandantendirektgeschäft“). Mit der Gründung der „IDA“ (Interessengemeinschaft der DATEV Anwender e.V.) bildete sich ein genossenschaftsorientierter Gegenpol innerhalb der Mitglieder. Es trat das Spannungsverhältnis „genossenschaftliche Verpflichtung“ (d.h. die Genossenschaft soll nur das tun, was den Genossen direkt nutzt) und „wirtschaftlicher Erfolg“ (jede sinnvolle Umsatzausweitung ist prinzipiell gut) zutage. Die Auseinandersetzung scheint seit der außerordentlichen Vertreterversammlung vom 18. Februar 2005 beendet. Mit ausdrücklicher Billigung und Unterstützung der IDA wurde die Satzung mit einer Mehrheit von 86,5% geändert, um das nun sog. „mitgliedsgebundene Mandantengeschäft“ zu ermöglichen. Erforderlich ist aber stets die vorherige Einwilligung des Beraters, die auch zurückgezogen werden kann.
Seit dem Jahr 2000 ist DATEV auch im Ausland aktiv. Das internationale Engegement umfasst derzeit die Länder Tschechien, die Slowakei, Österreich, Italien, Polen, Spanien und Ungarn.
Produkte
Das Leistungsspektrum der DATEV umfasst vor allem die Bereiche Rechnungswesen, Personalwirtschaft, betriebswirtschaftliche Beratung, Steuern, Enterprise Resource Planning (ERP) sowie Organisation und Planung. Es reicht von mehr als 200 PC-Programmen über Cloud-Dienste wie Online-Anwendungen, Datenverarbeitung und -archivierung im Rechenzentrum bis hin zu Outsourcingleistungen sowie Sicherheitsdienstleistungen. Abgerundet wird das Angebot durch Beratungsleistungen und Angebote zur Wissensvermittlung in Deutschland und einigen anderen europäischen Ländern.
Plattformen
Die DATEV-Software basiert grundsätzlich auf den Betriebssystemen von Microsoft, also den gängigen Versionen von Microsoft Windows. Für Apple-Nutzer existieren im Markt aber auch Emulatoren, die die Programme auf Mac-Rechnern lauffähig machen. Die Datenhaltung erfolgt über den Microsoft SQL Server. Die meisten Programme sind neben der Unterstützung der Microsoft Office-Formate auch mit Schnittstellen zu OpenOffice.org bzw. OracleOffice ausgestattet. Die DATEV-Programme zur Lohn- und Gehaltsabrechnung verfügen darüber hinaus über abgenommene Schnittstellen zu den ERP-Systemen SAP Business One, SAP Business ByDesign und Microsoft Dynamics NAV.
Beteiligungsunternehmen
- DATEV IT Dienstleistungs- und Service GmbH, Nürnberg, Deutschland
- TeleTax GmbH, Berlin, Deutschland
- DATEV.at GmbH / Wien, Österreich
- DATEV.cz s.r.o. / Brünn, Tschechien
- DATEV.pl sp. z o.o. / Warschau, Polen
- DATEV KOINOS s.r.l. / Mailand, Italien
- DATEV.it S.p.A., Assago, Italien
- DATEV SGS s.r.l., Salerno, Italien (Beteilungunsunternehmen der DATEV.it S.p.A.)
- DATEV SINFOPAC S.L.U. / Barcelona, Spanien
Kennzahlen
(Stand 2011, Quelle DATEV)
- Umsatz 2010: 698,6 Mio. Euro[1]
- Mitglieder: 39.721 (30. Juni 2011)[1]
- Mitarbeiter: 5.870 (30. Juni 2011)[1]
- Lohn- und Gehaltsabrechnungen: mehr als 10 Mio. pro Monat
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e DATEV-Umsatz wächst stärker als Branche. Abgerufen am 8. Juli 2010.
- ↑ Mitglied bei DATEV. DATEV. Abgerufen am 26. Februar 2010.
- ↑ Chronologischer Überblick 1966 bis 1976. DATEV. Abgerufen am 26. Februar 2010.
- ↑ Gemeinsames Registerportal der Länder. Abgerufen am 26. Februar 2010.
Weblinks
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