Daniel Kempin

Daniel Kempin

Daniel Kempin (* 22. Juli 1964 in Wiesbaden) ist ein deutscher Sänger und Gitarrist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Daniel Kempin studierte zunächst klassische Gitarre und Musik in Darmstadt. Im Anschluss hieran Judaistik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main und in Jerusalem, wo er eine Sammlung von rund 6000 jiddischen Liedern anlegte. Auch während des irakischen Raketen-Bombardements auf Israel im Golfkrieg verließ Daniel Kempin die Talmud-Hochschule nicht. Nach zehnjährigen Überlegungen bekannte sich der Sohn eines katholischen Kirchenmusikers zum Judentum, womit er die Entscheidung seiner Großmutter rückgängig machte.[1] Diese hatte sich, ebenso wie Kempins Mutter, aufgrund der nationalsozialistischen Verfolgung taufen lassen.

In Großbritannien und Israel belegte er Intensivsprachkurse in Jiddisch. Seit 1983 gibt er auch international Konzerte mit jüdischen Liedern, unter anderem in der Schweiz, in Luxemburg, Großbritannien, Polen, Russland, Litauen, Lettland, Israel und den USA. 1992 begann seine Zusammenarbeit mit dem Violinisten Dimitry Reznik (* 1969 in Petrosawodsk), der dem Ensemble der Kölner Philharmonie angehört.

Seine dritte CD mir lebn eybik! von 1994 erhielt den Preis der deutschen Schallplattenkritik, ein Erfolg, den Kempin 1998 mit seiner sechsten CD benkshaft (Sehnsucht) wiederholen konnte. Die Aufnahme für sein viertes Album Krakow ghetto-notebook mit Liedern von Mordechaj Gebirtig aus dem Krakauer Ghetto geschah auf Einladung des Holocaust Memorial Museums in Washington, ebenso wie für sein darauffolgendes: rise up and fight!. Kempin interpretierte auch den Jiddischn tojtngesang von Aleksander Kulisiewicz: „Zwei Menschen auf der Welt singen dieses Lied noch - einer davon bin ich“.[2]

Als Vorstandsmitglied gehört Kempin dem 1994 gegründeten Kehillah Chadascha e. V. an, der 2000 als Egalitärer Minjan in der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main konstituiert wurde.[3] Seit einigen Jahren macht Daniel Kempin eine Ausbildung zum Kantor.

Veröffentlichungen

Rosinkess mit mandlen. Jiddische Wiegenlieder als Spiegel jüdischen Lebens in Osteuropa. In: musikblatt. Zeitschrift für Gitarre, Folklore und Lied Jg. 21 (1994), Nr. 168 (5/94), S. 23-26; Nr. 169 (6/94), S. 29-34; Nr. 170 (1/95), S. 23-27; Nr. 171 (2/95), S. 31-33; Nr. 172 (3/95), S. 21-30 ISSN 0172-8989

Diskographie

  • 1990: gesang un tants. Das 2. Festival des Jiddischen Liedes in Fürth
  • 1992: mazl un shlamazl. Jiddische Lieder. Melisma
  • 1994: mir lebn eybik! lider fun getos un lagern. Melisma
  • 1995: Krakow ghetto-notebook. Koch international classics
  • 1996: rise up and fight! Songs of Jewish partisans. Theodore Bikel with Daniel Kempin (guitar) and others. United States Holocaust Memorial Museum
  • 1998: benkshaft. Melisma
  • 2002: Profolk. Die CD zum Preis für Folk, Lied und Weltmusik in Deutschland. TFF Rudolstadt (darin, gemeinsam mit Dimitry Reznik: Oy, mame, bin ikh farlibt; Yoshke fort avek; Vot ken yu makh - s'iz Amerike)
  • 2006: O bittre Zeit. Lagerlieder 1933 bis 1945. Hrsg. v. Fietje Ausländer, Susanne Brandt und Guido Fackler. 3 CDs, Papenburg, Dokumentations- und Informations-Zentrum (DIZ) Emslandlager (darin: Nisht keyn roshinkes; Tsu eyns, tsvey, dray), ISBN 978-3-926277-14-5

Auszeichnungen

Literatur

  • Naomi Bodemann und Dirk Vogel: Augenblicke. Portraits von Juden in Deutschland. Mosse-Verlag, Berlin 2003
  • Micha Brumlik: Zuhause, keine Heimat? Junge Juden und ihre Zukunft in Deutschland. Bleicher-Verlag, Gerlingen 1998
  • Nikolaus Gatter: Das Jerusalem des Ostens ist unwiederbringlich dahin. Interview mit dem jiddischen Liedermacher Daniel Kempin. In: musikblatt. Zeitschrift für Gitarre, Folklore und Lied Jg. 21 (1994), Nr. 168 (5/94) S. 17-22 ISSN 0172-8989

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hans Riemann: Daniel Kempin - Musiker einer ungewöhnlichen Familie. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 11. Juni 1999 digitalisiert
  2. Jens Höhner: Mit dem moralischen Zeigefinger. Mazl un Shlamazl: Daniel Kempin singt jiddische Lieder vom Glück und Unglück. In: Westdeutsche Zeitung, 11. November 1995
  3. Webseite des Egalitären Minjan in Frankfurt am Main

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