Adam Schall von Bell

Adam Schall von Bell
Adam Schall von Bell in einem Mandaringewand

Johann Adam Schall von Bell, SJ (chinesisch 湯若望 / 湯若望 Tāng Ruòwàng; * wahrscheinlich 1. Mai 1592 in Lüftelberg; † 15. August 1666 in Peking) war Jesuit, Wissenschaftler und Missionar.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Schall von Bell entstammte dem alten rheinischen Adelsgeschlecht von Schall zu Bell. Die weitaus meisten Quellen nennen Köln oder Lüftelberg (heute Teil der Stadt Meckenheim) als wahrscheinlichen, aber nicht sicher belegten Geburtsort[1]. Nach dem Besuch des damals von den Jesuiten geleiteten Dreikönigsgymnasium in Köln ging er 1608 nach Rom, um am Collegium Germanicum u. a. Mathematik und Astronomie zu studieren.

In Rom trat Schall 1611 in die Societas Jesu, den Jesuitenorden, ein. Er wechselte an das Collegio Romano und studierte überwiegend bei Christoph Grienberger.

Zusammen mit einer Gruppe von Missionaren unter der Leitung des Prokurators Nicolas Trigault, SJ, trat er Mitte April 1618 von Lissabon aus die Reise nach China an. 1619 erreichte die Gruppe China und die portugiesische Kolonie Macao.

1630 wurde Schall zusammen mit dem Mailänder Giacomo Rho, SJ, als Nachfolger des verstorbenen Johann Schreck, SJ, mit der Reform des chinesischen Kalenders beauftragt. Als Nachweis für die legitime Herrschaft des jeweiligen Herrschers hatte dieser Kalender sehr große politische Bedeutung.

In den Jahren 1627 bis 1630 war Schall in Singanfu als Seelsorger tätig und wirkte ab 1630 wieder in Peking. Als Hofastronom avancierte Schall bald zum Vorstand einer mathematischen Lehranstalt. 1640 übersetzte er „De re metallica“ ins Chinesische und stellte das Werk am Kaiserhof vor. 1644 wurde er als erster Europäer zum Präsidenten des kaiserlichen astronomischen Instituts berufen. Dieses Amt blieb bis 1744 in den Händen der Jesuiten. Zwischen 1651 und 1661 war er zusätzlich noch einer der wichtigsten Berater des ersten Mandschu-Kaisers Shunzhi. Dieser beförderte ihn 1658 sogar zum Mandarin 1. Klasse.

Als 1661 der Kaiser Shunzhi plötzlich starb, wurde Schall beschuldigt, den Tod des Herrschers absichtlich provoziert zu haben: er habe absichtlich Ort und Zeit der Beerdigung eines Sohnes von Shunzhi falsch berechnet. Schall wurde eingekerkert und in einem Schauprozess zum Tode verurteilt. Fast alle Jesuiten wurden anlässlich dieses Gerichtsverfahrens nach Kanton ausgewiesen.

Vor Gericht durfte sich Schall von Ferdinand Verbiest, SJ, verteidigen lassen, da er selbst nach einem Schlaganfall dazu nicht mehr in der Lage war. Am 15. April 1665 wurde Schall zum Tode verurteilt. Doch als sich daraufhin einige schwere Naturkatastrophen ereigneten, wurden diese von den Richtern als göttliche Antwort und Beweis für Schalls Unschuld interpretiert.

Parallel dazu wurde Schall fast zeitgleich von Papst Alexander VII. der Unterstützung des Aberglaubens angeklagt. Auch seine politisch-wissenschaftlichen Ämter lösten nun erhebliche Kritik aus, da die Jesuiten eigentlich keine weltlichen Ämter bekleiden sollten. Da Schall bei einigen Mitbrüdern auf Grund seines eigenwilligen Wesens äußerst unbeliebt war, fanden sich hier auch genügend Zeugen.

Am 15. Mai 1665 wurde Schall auf Veranlassung des neuen Kaisers Kangxi aus der Haft entlassen und starb in der Jesuiten-Mission in Peking am 15. August 1666 im Alter von 74 Jahren.

Sein Grabstein befindet sich heute auf dem Campusgelände des Beijing Administrative College in Peking, direkt neben dem Grabstein des jesuitischen Mitbruders Matteo Ricci.

Werke

  • Historiam narrationem de inition & progressu missionis Socitate Jesu apud Chinenses praesertim in Regi pequinensi ab anno 1581 ad 1661. - Regensburg, 1665
  • Historia relatio de ortu ac progressibus fidei in regno Chinensi. - Regensburg, 1671

Literatur

Sachbücher

  • Günther: Schall von Bell, Adam. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 30, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 556 f.
  • Claudia von Collani: SCHALL, Johann Adam S. von Bell. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 8, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-053-0, Sp. 1575–1582.
  • Werner Neite (Hrsg.): Johann Adam Schall von Bell, SJ, 1591-1666. Ein Kölner Astronom am chinesischen Hof. Diözesanbibliothek, Köln 1992 (Ausstellungskatalog)
  • Alfons Väth: Johann Adam Schall von Bell, SJ. Missionar in China, kaiserlicher Astronom und Ratgeber am Hofe von Peking 1592–1666. Steyler Verlag, Nettetal 1991, ISBN 3-8050-0287-4
  • Ernst Stürmer: Meister himmlischer Geheimnisse - Adam Schall, Ratgeber und Freund des Kaisers von China. Verlag St. Gabriel, Mödling 1980, ISBN 3-85264-143-8
  • Eckart Roloff: Johann Adam Schall von Bell: Ein Kölner Missionar unterwegs in riskanter Mission für Kalender und Kanonen, Sonne und Mond. In: Eckart Roloff: Göttliche Geistesblitze. Pfarrer und Priester als Erfinder und Entdecker, Verlag Wiley-VCH, Weinheim 2010, ISBN 978-3-527-32578-8, S. 93–114 (mit Hinweisen auf Erinnerungsstätten, Archive, Verbände u. ä.)

Belletristik

  • Uli Franz: Im Schatten des Himmels.Roman. dtv permium, München 2004, ISBN 3-423-20739-6
  • Wilhelm Hünermann: Der Mandarin des Himmels. Das Leben des Kölner Astronomen P. Johann Adam Schall am Kaiserhof zu Peking. Theodor Oppermann, Hannover 1954.

Weblinks

 Commons: Johann Adam Schall von Bell – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Nach Franz Volkmer und Wilhelm Hohaus: Denkwürdige Männer aus und in der Grafschaft Glatz. In: Vierteljahrsschrift für Geschichte und Heimatskunde der Grafschaft Glatz, VII. Jahrgang 1887/88, S. 53f wird als Geburtsort Glatz angegeben, wo er zunächst das dortige Jesuitenkolleg besucht haben soll. Diese Angabe bezieht sich auf die Tatsache, dass sich im Glatzer Jesuitenkolleg bis in die Neuzeit ein Portrait Bells befand, auf dem Glatz als Geburtsort angegeben wurde. Zudem soll es Brauch gewesen sein, Portraits nur von jenen Patres aufzuhängen, die aus dem Kolleg hervorgegangen waren.

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