De-Zeven-Provinciën-Klasse (Fregatte)

De-Zeven-Provinciën-Klasse (Fregatte)
De-Zeven-Provinciën-Klasse
Fregatte Evertsen (F805)
Fregatte Evertsen (F805)
Übersicht
Typ Fregatte
Einheiten 4
Bauwerft

Royal Schelde, Vlissingen

Dienstzeit

seit 2002

Technische Daten
Verdrängung

6.050 t

Länge

144,24 m über alles
130,2 m Wasserlinie

Breite

18,8 m über alles
17,15 m Wasserlinie

Tiefgang

5,18 m

Besatzung

202 (Standard)
232 (Unterbringung)

Antrieb

CODOG-System:

Geschwindigkeit

29 kn maximal
18 kn Marschfahrt

Reichweite

5.000 sm bei 18 kn

Bewaffnung
Bordhubschrauber

1 Sea Lynx Mk.88A oder
1 NH90 NFH

Die De-Zeven-Provinciën-Klasse besteht aus vier als Fregatten klassifizierten Schiffen der niederländischen Marine. Die zwischen 2002 und 2005 in Dienst gestellten Einheiten sind als Mehrzweckschiffe ausgelegt, der Schwerpunkt liegt aber auf weiträumiger Luftabwehr (AAW) und der Führung (Command & Control) von Flottenverbänden. Für letztere Aufgabe verfügen die ersten beiden Schiffe über zusätzliche Ausrüstung. Entsprechend dem Aufgabenspektrum heißen sie auch LCF, was für Luchtverdedigings- en commandofregat steht.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Die Fregatte Hr. Ms. Tromp (F803), 2006

Anfangs der 1980er-Jahre nahmen die Niederlande am Projekt NATO Frigat Replacement for 90s, kurz NFR-90, teil, welches zum Ziel hatte für alle acht partizipierenden NATO-Länder ein einheitliches Fregattendesign zu entwickeln. In den Niederlanden sollten insbesondere die vier Schiffe der Jacob-van-Heemskerck- und Tromp-Klassen ersetzt werden. Aufgrund zu großer Unterschiede zwischen den Bedürfnissen der einzelnen Marinen musste das Projekt 1989 eingestellt werden. Die USA bauten auf nationaler Basis die Arleigh-Burke-Klasse, während sich Großbritannien, Italien und Frankreich sich für ein neuerliches Kooperationsprojekt, die Horizon Common New Generation Frigate (Horizon CNGF) entschieden. Die verbliebenen vier Länder, Spanien, Deutschland, die Niederlande und Kanada ließen auf nationaler Basis Machbarkeitsstudien anfertigen. Schließlich konnten sich Spanien, Deutschland und die Niederlande auf ein trilateral zu entwickelndes Grunddesign verständigen, welches national gebaut und ausgestaltet werden würde. Im Rahmen dieses Trilateral Frigate Cooperation, kurz TFC, genannten Abkommens wurden in Deutschland die Klasse 124, in Spanien die Álvaro-de-Bazán-Klasse und in den Niederlanden die De-Zeven-Provinciën-Klasse gebaut.

Alle drei im Rahmen der Trilateral Frigate Cooperation gebauten Schiffsklassen sind offiziell als Fregatten klassifiziert. Aufgrund ihrer Größe und Bewaffnung könnten sie aber auch als Zerstörer eingestuft werden.

Schiffsliste

Alle Einheiten wurden von der Schelde Werft in Vlissingen, Niederlande gebaut und tragen vor ihrem Namen das Kürzel Zr. Ms. beziehungsweise Hr. Ms. was für Zijner/Harer Majesteits schip, zu Deutsch Seiner/Ihrer Majestäts Schiff, steht. Außerhalb der Niederlande wird aber in Anlehnung an das britische Kürzel HMS oft HNLMS verwendet, was für His/Her Netherlands Majesty's Ship steht.

Die Benennung der Schiffe erfolgte – mit Ausnahme des ersten, das an die Republik der Sieben Vereinigten Provinzen erinnert – nach niederländischen Familien, die jeweils mehrere bekannte Seefahrer hervorgebracht haben.

Kennung Name Kiellegung Stapellauf in Dienst gestellt
F802 De Zeven Provinciën 1. September 1998 8. April 2000 26. April 2002
F803 Tromp 3. September 1999 7. April 2001 14. März 2003
F804 De Ruyter 1. September 2000 13. April 2002 22. April 2004
F805 Evertsen 3. September 2001 19. April 2003 10. Juni 2005

Technologie

Schiffsplattform

Die Schiffe sind über alles jeweils 144,24 m lang und 18,8 m breit. Auf Wasserlinie betragen die Werte 130,2 m respektive 17,15 m. Dabei liegt maximale Verdrängung bei rund 6050 t und der Tiefgang bei 5,18 m.

Die Besatzung besteht inklusive eines Stabs von 28 Personen aus 202 Personen. Es besteht außerdem die Möglichkeit weitere 30 Personen unterzubringen, beispielsweise kann ein Boardingteam mitgeführt werden.

Antrieb

Als Antrieb wurde ein CODOG-System gewählt. Für die Marschfahrt werden die relativ langsamen, aber effizienten Dieselmotoren genutzt, während für Höchstfahrt die Gasturbinen den Vortrieb des Schiffs übernehmen. Die Dieselkomponente besteht aus zwei Wärtsilä-Dieselmotoren von je 5 MW Leistung. Bei den Gasturbinen, wovon jedes Schiff ebenfalls zwei Stück erhält, hatte man die Wahl zwischen der LM2500 von General Electric und der Spey von Rolls-Royce. Die Entscheidung fiel auf das Modell von Rolls-Royce mit 19,5 MW Leistung. Die Kraftübertragung erfolgt über zwei Wellen und zwei Schrauben mit Verstellpropellern. Außerdem ist eine Ruder-Roll-Stabilisierungsanlage eingebaut. Diese Antriebsanlage ermöglicht eine Höchstgeschwindigkeit von 29 kn und eine Marschgeschwindigkeit von 18 kn. Die Reichweite bei 18 Knoten beträgt rund 5000 nm.

Für den Strombedarf der Schiffe sind vier Dieselgeneratoren von Paxman (Tochterunternehmen von Alstom, heute Teil von MAN) vorhanden. Die Leistung liegt bei 1650 kW.

Stealth-Technologie

Die De-Zeven-Provinciën-Klasse ist, wie die meisten aktuell in Beschaffung oder in Planung befindlichen Kriegsschiffe, nach dem Stealth-Prinzip gebaut. Das heißt, dass die Schiffe so gestaltet werden, dass sie schwerstmöglich ortbar sind. Als zentralster Punkt wird dabei der so genannte Radarquerschnitt so weit als möglich reduziert. Zu diesem Zweck müssen alle Außenwände schräg gestellt und aus radarabsorbierenden Materialien gefertigt sein. Zudem werden spezielle Farben und Beschichtungen eingesetzt, welche die Radarrückstrahlung weiter reduzieren sollen. Auch Raketenstarter, Geschütze, Beiboote etc. müssen entsprechend verkleidet werden. Ein zweiter Punkt ist die Reduktion der Wärmeabstrahlung, da diese von IR-Sensoren geortet werden kann. Das Hauptproblem sind hierbei die Abgase, die deshalb mit Frischluft durchmischt und abgekühlt werden, bevor sie ausgestoßen werden. Der Vorteil dieser Techniken besteht darin, dass die Schiffe schwerer und somit erst später vom Gegner geortet werden können. Die von den Medien teilweise vorgegaukelte totale Unsichtbarkeit ist jedoch nicht möglich. Auch sind Stealth-Schiffe nicht mit Stealth-Flugzeugen, wie zum Beispiel der Northrop B-2, zu vergleichen. Schiffe befinden sich oft monatelang auf Einsatzfahrten und sind ständig dem aggressiven Meerwasser ausgesetzt, deshalb können viele im militärischen Flugzeugbau verwendete Spezialbeschichtungen auf Schiffen nicht angewendet werden.

Sensoren & Kommunikationsmittel

Gut zu erkennen sind der hohe Turm mit dem APAR hinter der Brücke und der kleinere Turm mit dem Smart-L über dem Hangar sowie das Hauptgeschütz am Bug

Die zentralen Elemente der Elektronik sind die beiden Radaranlagen Smart-L und APAR vom europäischen Rüstungskonzern Thales. Das APAR ist ein dreidimensionales Mehrzweckradar, welches auf der AESA-Technologie basiert und X-Band arbeitet. Seine vier nicht drehbaren Antennen, die unabhängig voneinander jeweils einen 90-Grad-Sektor abtasten, sind auf dem höheren Mast hinter der Brücke montiert. Das Smart-L ist ein Langstrecken-Luftsuchradar, welches ebenfalls auf der AESA-Technik basiert und im D-Band arbeitet. Montiert ist es auf einem relativ kleinen Mast über dem Helikopterhangar.

Des Weiteren verfügen die Schiffe noch über das Oberflächensuch- und Navigationsradar Scout von Thales, ein Decca-Navigationsradar, ein Rumpfsonar vom Typ DSQS-24C von Atlas Elektronik, ein IFF, das Sirius-IR-System von Thales und ein FüWeS (Führungs- und Waffeneinsatzsystem) von CAMS-Force Vision. Alle vier Einheiten verfügen über eine umfangreiche Kommunikationsausstattung, welche unter anderem Link 11, Link 16 und SatCom umfasst. Die Kommunikationsausstattung der ersten beiden Schiffe ist jedoch wesentlich umfassender als die der beiden anderen, da diese als spezielle Führungsschiffe konzipiert sind.

Bewaffnung

Lenkwaffen

Als Hauptbewaffnung ist ein MK 41 Vertical Launching System 41 mit 5 × 8 Zellen eingebaut. Dieses kann Luftabwehrraketen SM-2 (Langstrecke) und ESSM (Mittelstrecke) verschießen. Da die wesentlich kleinere ESSM im Quadpack, das heißt vier Flugkörper in einer VLS-Zelle, geladen werden kann, können je 32 SM-2 und ESSM mitgeführt werden. Da die kürzere „Tactical Version“ des Mk. 41 VLS verbaut wurde, ist es nicht möglich BGM-109 Tomahawk-Marschflugkörper einzusetzen. Grundsätzlich könnten sowohl die bestehenden Zellen auf die längere Strike-Version umgerüstet werde, als auch ein sechstes Modul mit acht weiteren VLS-Zellen eingerüstet werden, da für beides der notwendige Platz eingeplant wurde. Diese Modifikationen wurden 2005 auch angekündigt, dann aus Kostengründen aber doch wieder gestrichen.

Daneben sind noch zwei Vierfachstarter für Seezielflugkörper RGM-84 Harpoon und zwei Zwillingssätze Mk. 32 Torpedorohre für U-Jagd-Torpedos vom Typ Mk. 46 vorhanden.

Geschütze

Gut zu erkennen sind der Hangar und das Goalkeeper CIWS darüber

Das Hauptgeschütz ist das 127/54 Compact vom italienischen Hersteller Oto Melara. Dabei handelt sich um Schiffsgeschütz im von der NATO standardisierten Kaliber 127 mm (5 Zoll) mit 54 Kaliberlängen. Das relativ große Kaliber bietet – im Gegensatz zum anderen in der NATO verbreiteten Kaliber von 76 mm – realistische Möglichkeiten zum Landzielbeschuss. Für dedizierte Landangriffsfähigkeiten und insbesondere die Fähigkeit GPS-gesteuerte Präzisionsmunition zu verschießen müsste jedoch die Weiterentwicklung dieser Waffe, die 127/64 Lightweight, beschafft werden.

Als letzte Verteidigung gegen anfliegende Flugkörper sind außerdem noch zwei Goalkeeper-CIWS von Thales eingeplant. Um einen 360-Grad-Schutz zu erreichen, sollte jeweils ein Geschütz am Heck auf dem Helikopterhangar und eines am Bug über der Brücke montiert werden. Bildern nach zu urteilen scheint jedoch lediglich die F805 Evertsen beide Systeme erhalten haben, auf den anderen Einheiten ist jeweils nur das Heckgeschütz erkennbar.

Wie der Anschlag auf die USS Cole zeigte, besteht eine erhebliche Bedrohung durch Angriffe mit kleinen schnellen Booten. Um solche abwehren zu können, sind auf allen Schiffen der De-Zeven-Provinciën-Klasse zwei 20-mm-Maschinenkanonen von Oerlikon Contraves (heute Rheinmetall) eingebaut.

Hubschrauber

Jedes der Schiffe ist dafür ausgerüstet einen Hubschrauber einzusetzen. Dazu befindet sich am Heck ein 18,8 m breiter und 27 m langer Landeplatz und daran anschließend ein Hangar, in dem ein Hubschrauber Platz findet. Die derzeit eingesetzten U-Boot-Jagd-Hubschrauber vom Typ Westland Lynx sollen durch wesentlich modernere und leistungsfähigere Maschinen vom Typ NH90 NFH ersetzt werden.

Elektronische Kampfführung

Zur Abwehr anfliegender Flugkörper sind neben den aktiven Maßnahmen (ESSM, Goalkeeper CIWS) vier Werfer vom Typ Mk 36 SRBOC für Radar- und IR-Täuschkörper eingerüstet. Um auch angreifende Torpedos abwehren zu können, befindet sich am Heck ein gezogenes Torpedotäuschkörpersystem vom Typ AN/SLQ-25 Nixie. Des Weiteren ist das Sabre-System von Thales für die elektronische Kriegführung vorhanden.

Weblinks


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