- Rolls-Royce (Triebwerke)
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Rolls-Royce Group plc Rechtsform PLC ISIN GB0032836487 Gründung 1973 (1906) Sitz Derby, Vereinigtes Königreich Leitung John Rishton (CEO) (2011) Mitarbeiter 39.000 (2009)[1] Umsatz 9,1 Mrd. Pfund Sterling (2008) Branche Luftfahrt und Rüstung Produkte Zivile und militärische Flugzeugtriebwerke, Fahrzeug- und Panzertriebwerke, Schiffsantriebe, Turbinen und Generatoren Website www.rolls-royce.com Rolls-Royce ist ein international tätiger Konzern, der vor allem durch seine luxuriösen Rolls-Royce-Automobile bekannt wurde. Die Rolls-Royce plc ist ein im Financial Times Stock Exchange Index in London gelistetes Unternehmen, das vor allem für die Herstellung von Triebwerken und Komponenten für die zivile und militärische Luftfahrt, aber auch in den Bereichen Schifffahrt und Energietechnik bekannt ist.
Der älteste Teil des Unternehmens, die Automobilproduktion, gehört seit 2000 als Rolls-Royce Motor Cars Ltd. zum deutschen BMW-Konzern.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Gründungszeit
Bereits im Frühjahr 1904 schlossen sich der Ingenieur Henry Royce und der Kaufmann Charles Rolls zusammen. Royce selbst bezeichnete sich stets als „Mechanic“, nie jedoch als Ingenieur.
Sie wollten gemeinsam Autos bauen. Am 15. März 1906 gründeten sie in Manchester die Firma Rolls-Royce Limited. Als erstes Modell wurde der 40/50 HP (1906–1925) auf einer öffentlichen Automobilmesse in London vorgestellt. Er kostete damals 305 Pfund. Das Fahrzeug verschaffte dem Unternehmen den Ruf, das beste Automobil der Welt zu bauen, da es einen neuen Langstreckenrekord aufstellte. Der erst ab 1907 als Silver Ghost bezeichnete Rolls-Royce 40/50 HP bewährte sich auch im Militäreinsatz. Der als „Lawrence von Arabien“ berühmt gewordene Lt. Col. T.E. Lawrence schrieb in seinem Buch „Die sieben Säulen der Weisheit“ über dieses famose, zuverlässige Automobil: „Ein Rolls-Royce in der Wüste ist mehr wert als Rubine“. Ab 1911 trug er als Kühlerfigur den legendären „Spirit of Ecstasy“, eine Frauengestalt, für die Miss Eleanor Velasco Thornton dem Bildhauer Charles Sykes Modell gestanden haben soll. Der Ursprung der im deutschsprachigen Raum bekannten Bezeichnung „Emily“ für die Spirit of Ecstasy ist unbekannt. Eleanor Thornton jedenfalls wurde nie so genannt.
Expansion
Während der Weltwirtschaftskrise übernahm Rolls-Royce 1931 den in wirtschaftlichen Schwierigkeiten stehenden Konkurrenten Bentley. Zunächst wurde Bentley als sportliche Marke im Unternehmen geführt; ab 1965 waren Rolls-Royce- und Bentley-Fahrzeuge weitgehend baugleich. Bereits 1946 wurde die Automobilproduktion nach Crewe verlegt.
Im Jahre 1914 stieg Rolls-Royce mit dem Hawk in den Flugmotorenbau ein, der später mit Typen wie dem Rolls-Royce-Merlin bald den größten Teil der Geschäftstätigkeit ausmachte. Während des Zweiten Weltkriegs waren ca. 50 Prozent der alliierten Flugzeuge mit Motoren von Rolls-Royce und seinen Lizenznehmern ausgestattet.
Die Entwicklung von Strahltriebwerken übernahm Rolls-Royce im Jahre 1943 von der Rover Company und lieferte 1943 mit dem Welland den Antrieb für den Prototyp der Gloster Meteor; das erste ab 1944 in Serie produzierte strahlgetriebene Jagdflugzeug der Royal Air Force. Später wurden, beginnend 1948 mit dem Dart, auch Turboprop-Triebwerke (PTL) serienmäßig hergestellt. Nach der Übernahme von Bristol Siddeley im Jahr 1966 hatte Rolls-Royce das umfassendste Triebwerksprogramm der Welt.
Das ursprüngliche Firmenzeichen waren rote Buchstaben auf silbernem Grund. Das schwarze Logo wurde erstmals 1931 verwendet. Henry Royce gab im Jahr 1933 Anweisung, die Schriftfarbe der Buchstaben „RR“ im Firmenlogo dauerhaft von rot auf schwarz zu ändern. Diese Änderung erfolgte auf Grund zahlreicher Beschwerden hochrangiger Kunden (u.a. des Prince of Wales), dass das Rot mit manchen Wagenfarben nicht harmonierte. Schwarz wurde gewählt, weil es für alle Farben passend erschien. Die Legende, dass dieser Farbwechsel aufgrund des Todes von Henry Royce im April 1933 vorgenommen wurde, widerspricht den gegebenen Fakten.[2][3][4][5]
Konkurs – Teilung – Renaissance
1971 meldete Rolls-Royce Konkurs an, da die Entwicklung des Dreiwellentriebwerkes Rolls-Royce RB.211 für die Lockheed L-1011 TriStar das Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten stürzte. Die britische Regierung verhinderte den Zusammenbruch mit einem großen Aufwand an Steuergeldern. Rolls-Royce wurde verstaatlicht, und 1973 wurde der Triebwerks-Hersteller vom Automobil-Hersteller getrennt.
Der Automobil-Hersteller firmierte nun unter dem Namen Rolls-Royce Motor Cars und der Triebwerks-Hersteller nach der Reprivatisierung 1987 als Rolls-Royce plc. 1980 wurde Rolls-Royce Motor Cars von dem Rüstungskonzern Vickers übernommen. 1998 wollte Vickers Rolls-Royce Motor Cars verkaufen, und alles sprach für einen Zuschlag für BMW, da diese bereits Motoren für Rolls-Royce- und Bentley-Wagen lieferten. Jedoch wurde BMW von Volkswagen überboten; Volkswagen übernahm Rolls-Royce. Nun wollte aber Rolls-Royce plc, die nach wie vor die Rechte an dem Markennamen Rolls-Royce besaßen, diese nicht an Volkswagen, sondern an BMW weitergeben, da sie mit BMW zusammen Flugzeug-Triebwerke herstellten (BMW-Rolls-Royce). Volkswagen besaß nun zwar das Werk und die Rechte an der „Spirit of Ecstasy“, nicht aber die an dem Namen Rolls-Royce. Daher wurde vereinbart, dass ab 2003 Rolls-Royce und Bentley getrennt werden, Volkswagen behielt Bentley, das Werk in Crewe und die Mitarbeiter, BMW übernahm ausschließlich das Nutzungsrecht am Namen Rolls-Royce und startete einen kompletten Neubeginn mit einem neuen Werk, neuen Mitarbeitern und einem neuen Fahrzeug (Phantom), das zwischen 1998 und 2003 entwickelt wurde. Eigentümerin des Namens „Rolls-Royce“ bleibt jedoch die in Derby befindliche, für den Flugmotorenbau zuständige Rolls-Royce PLC. Ironie des Schicksal ist, dass nur kurz nachdem Vickers den Verkauf und die Trennung der Marken Bentley und Rolls-Royce hinter sich gebracht hatte, Vickers selbst in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet und für einen Bruchteil des Erlöses aus dem Rolls-Royce-Verkauf durch Rolls-Royce PLC übernommen wurde.
Seit 2003 fertigt Rolls-Royce Motor Cars Automobile im südenglischen Goodwood bei Chichester, West-Sussex, dem sechsten Produktionsstandort in der mehr als 100-jährigen Geschichte der Marke. Circa 10 km entfernt, in West-Wittering an der Küste, verbrachte Sir Henry Royce seine letzten Lebensjahre; sein Haus und sein Studio befinden sich noch dort und sind in Privatbesitz.
Produkte
Luftfahrt-Triebwerke
Rolls-Royce plc bietet eine große Palette von Triebwerken für zivile und militärische Flächenflugzeuge und Hubschrauber. Die in Deutschland produzierten Triebwerke bzw. Komponenten sind bei Rolls-Royce Deutschland aufgeführt.
Zivile Triebwerke
Strahltriebwerke
- AE 3007 für Geschäftsreiseflugzeuge und Regionalflugzeuge (z. B. in Cessna Citation X, Embraer ERJ 145 Familie)
- BR710 für die Geschäftsreiseflugzeuge mit großer Reichweite
- BR715 für die Boeing 717 und die Tupolew Tu-334
- BR725 für die Gulfstream G650
- RB211-524/-22 für die Boeing 747, Lockheed L-1011 TriStar und Boeing 767
- RB211-535 für die Boeing 757 und Tupolew Tu-204
- Trent 500 für den Airbus A340-500 und -600
- Trent 700 für den Airbus A330
- Trent 800 für die Boeing 777
- Trent 900 für den Airbus A380
- Trent 1000 für die Boeing 787 Dreamliner
- Trent XWB für den Airbus A350 (geplante Zulassung: Frühjahr 2010)
- Tay für die Boeing 727, die Fokker 100, die Fokker 70 und die Gulfstream G400
- Spey für die Gulfstream II, die Gulfstream III und die Fokker F-28
Wellentriebwerke
- Allison 250, ein Hubschrauberantrieb, z. B. Bo 105
- RR300, Triebwerk für Kleinhubschrauber, z.B. Robinson R66
Militärische Triebwerke
Auf dem militärischen Markt ist Rolls-Royce plc der zweitgrößte Hersteller von Triebwerken weltweit und der größte in Europa.
Strahltriebwerke
- RB.108: Hubtriebwerk für VTOL-Flugzeuge
- RB.145: Hub- und Marschtriebwerk für VTOL-Flugzeuge
- RB.162: Hubtriebwerk für VTOL-Flugzeuge
- F136 für die F-35A/C Joint Strike Fighter
- RRLS für die F-35B Joint Strike Fighter
- EJ200 für den Eurofighter Typhoon
- Turbo-Union RB199 für den Panavia Tornado
- Pegasus 11-21 für den Harrier/Sea Harrier
- Pegasus 11-61 für den Harrier II/II+/AV-8B
- Adour 106 für die SEPECAT Jaguar
- Adour 871 für die BAE Hawk
- Adour 951 für die BAE Hawk
- Avon 200 für den English Electric Lightning und Saab Draken
- Spey 202 für die F-4 Phantom
- Spey 251 für die BAe Nimrod
- Spey 807 für die AMX
Wellentriebwerke
- Tyne Mk 21/22, ein Turbopropantrieb, z. B. Transall C-160
- TP400-D6 für den Airbus A400M (Joint-Venture Europrop International)
Kolbentriebwerke
Rolls Royce war über Jahrzehnte einer der bedeutendsten Flugmotorenhersteller. In einer Reihe von Triebwerken wurde die Entwicklungslinie über 30 Jahre fortgesetzt.
- Rolls-Royce Buzzard
- Rolls-Royce Condor
- Rolls-Royce Crecy
- Rolls-Royce Eagle
- Rolls-Royce Exe
- Rolls-Royce Falcon
- Rolls-Royce Goshawk
- Rolls-Royce Griffon
- Rolls-Royce Hawk
- Rolls-Royce Kestrel
- Rolls-Royce Merlin
- Rolls-Royce Pennine
- Rolls-Royce Peregrine
- Rolls-Royce R
- Rolls-Royce Vulture
- Rolls-Royce/Teledyne Continental Motors Lizenz Motoren (C-90, O-200, O-240, IO-360)
Weitere Geschäftsfelder
Wehrtechnik
Insbesondere für die britischen Streitkräfte wurden an Fahrzeug- und Panzertriebwerken nach einem Baukastensystem die folgenden Triebwerksmodelle gebaut:
- B40 2,8 l, Vierzylinder, Benzin z. B. im Austin Champ
- B60 4,2 l, Sechszylinder, Benzin, 129 bhp, z. B. im Daimler Ferret
- B80 5,6 l, Achtzylinder, Benzin, 170 bhp, z. B. im Alvis Saladin
- B81 6,5 l, Achtzylinder, Benzin, 220 bhp, z. B. im Alvis Stalwart, Saracen
- K60 Zweitakt, Sechszylinder, Multi-Fuel, 240 bhp, z. B. im FV 432
Marine
Weitere Produkte sind technische Ausrüstungen für Schiffe, unter anderem verschiedene Antriebe für Schiffe.
Energie- und Nukleartechnik
Vergleichsweise wenig bekannt ist, dass Rolls-Royce auch in der Energieerzeugung aktiv ist. So werden beispielsweise Aeroderivative-Turbinen für Elektrizitätswerke und die Energietechnik hergestellt. Darüber hinaus verfügt Rolls-Royce auch über einen Unternehmensbereich, der Nukleartechnik entwickelt, z.B. für den Antrieb von Atom-U-Booten.[6]
Rolls-Royce Deutschland
Dieser in Deutschland ansässige Unternehmensteil begann 1913 als Motorenfabrik Oberursel, wurde später von Klöckner-Humboldt-Deutz übernommen und 1990 als BMW Rolls-Royce neu formiert, um mit der BR-Serie eine Reihe von Triebwerken für Geschäftsreiseflugzeuge und kleinere Verkehrsflugzeuge zu entwickeln und zu produzieren. 1999 wurde das Unternehmen in Rolls-Royce Deutschland umbenannt.
Heute liegt die Verantwortung für folgende Rolls-Royce Triebwerke in Deutschland:
- Rolls-Royce Dart Turboprop für die Propellerflugzeuge Grumman Gulfstream I, Fokker F-27 und BAe 748
- Rolls-Royce Spey Turbofan für Grumman Gulfstream II und Gulfstream III sowie BAC 1-11 und Fokker F-28
- Rolls-Royce Tay Turbofan für Grumman Gulfstream IV, Fokker 70 und Fokker 100
- Rolls-Royce BR710 Turbofan für Grumman Gulfstream V und Bombardier Global Express, sowie British Aerospace Nimrod MRA4
- Rolls-Royce BR715 Turbofan für Boeing 717 und Tupolew Tu-334
- Rolls-Royce BR725 Turbofan für Grumman Gulfstream G650
Ende 2005 wechselte der Rolls-Royce-Anteil an dem Triebwerk V2500 des Joint-Ventures International Aero Engines für die Airbus A319/A320/A321-Familie vom englischen Derby an das deutsche Tochterunternehmen, wo jetzt in Dahlewitz bei Berlin alle Fäden zusammenlaufen. Der Grund für diese Verlagerung war die Schaffung neuer Kapazitäten für die Expansion der Trent-Familie. Der Anteil besteht aus der Produktion des Hochdruckverdichters und der Komplettmontage.
Weblinks
Einzelnachweise
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