De Gaudeif un sien Meester

De Gaudeif un sien Meester

De Gaudeif un sien Meester (Der Gaudieb und sein Meister; ndd. gauwe: flink, behende) ist ein Märchen (ATU 325). Es steht in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm ab der Zweitauflage von 1819 an Stelle 68 (KHM 68).

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Jan bekommt von hinter dem Altar vom Küster gesagt, sein Sohn solle gaudieben lernen. Da meint er, es käme von Gott, und bringt seinen Sohn in den Wald zu einer Hütte mit einer Alten und deren Sohn. Der lehrt ihn gaudieben. Der Vater soll nach einem Jahr kommen und nur zahlen, wenn er seinen Sohn nicht mehr erkenne. Er klagt es einem Männchen, das ihm rät, ein Brotkrüstchen vor einen Korb im Rauchfang zu werfen. Das Vögelchen, das herauskommt, ist sein Sohn. Auf dem Heimweg lässt der Sohn sich dann von seinem Vater als Windhund, dann als Pferd teuer verkaufen. Doch das Pferd kauft der Gaudiebmeister, und der Vater vergisst, ihm den Zaum abzunehmen. Es bittet eine Magd darum und wird ein Sperling. Sein Meister verfolgt ihn und unterliegt erst als Sperling, dann als Fisch, schließlich als Huhn, dem der Sohn als Fuchs den Kopf abbeißt.

Herkunft

Das Märchen ist in den Kinder- und Hausmärchen ab der Zweitauflage enthalten, Anmerkungen geben an Aus dem Münsterischen und berichten Aus Wien eine abweichende Erzählung: Ein Zaubermeister fragt einen Jungen, ob er schreiben und lesen könne. Als der bejaht, sagt er, dann will er ihn nicht. Da korrigiert sich der Junge, er könne schreien und essen, aber nicht schreiben und lesen. Er arbeitet für ihn, aber liest heimlich die Zauberbücher. Als ihn der Meister erwischt, verwandeln sie sich in Sing- und Raubvogel. Zum Schluss pickt der Junge als Hahn den Meister als Korn auf. Sie zählen noch viele Literaturstellen auf, sowie KHM 56, 76, 79.

Der Erzählkomplex vom Zauberer und seinem Lehrling ist, neben der magischen Flucht (KHM 51, 56) eine der ganz wenigen Stellen im europäischen Märchen mit selbstherbeigeführter Verwandlung. Die Mehrzahl der Überlieferungen erklärt und wertet sie als göttlichen oder dämonischen Fluch. Aber auch die Erklärung, dass der Junge einen Meister hatte, stellt eine Rationalisierung dar. Die Verwandlung ist also nie so selbstverständlich wie im Naturvölkermärchen, wo die Identifikation mit dem Tier gar keines übernatürlichen Akts bedarf. Vergleiche dazu auch KHM 105 Märchen von der Unke.

Siehe auch KHM 129 Die vier kunstreichen Brüder, KHM 192 Der Meisterdieb. Vgl. Der alte Zauberer und seine Kinder in Ludwig Bechsteins Deutsches Märchenbuch und Der Zauberwettkampf und Vom Knaben, der das Hexen lernen wollte in Neues deutsches Märchenbuch.

Literatur

  • Grimm, Brüder. Kinder- und Hausmärchen. Vollständige Ausgabe. Mit 184 Illustrationen zeitgenössischer Künstler und einem Nachwort von Heinz Rölleke. S. 380-382. Düsseldorf und Zürich, 19. Auflage 1999. (Artemis & Winkler Verlag; Patmos Verlag; ISBN 3-538-06943-3)
  • Grimm, Brüder. Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichter Märchen und Herkunftsnachweisen herausgegeben von Heinz Rölleke. Band 3: Originalanmerkungen, Herkunftsnachweise, Nachwort. S. 129-131, S. 473. Durchgesehene und bibliographisch ergänzte Ausgabe, Stuttgart 1994. (Reclam-Verlag; ISBN 3-15-003193-1)
  • Röhrich, Lutz: Märchen und Wirklichkeit. Wiesbaden, zweite erweiterte Auflage 1964. S. 90-91, 108, 214.

Weblinks

 Wikisource: De Gaudeif un sien Meester – Quellen und Volltexte

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Das Mädchen von Brakel — Dat Mäken von Brakel (Das Mädchen von Brakel) ist eine kurze Geschichte, die in den Kinder und Hausmärchen der Brüder Grimm an Stelle 139 enthalten ist (KHM 139, AaTh 1476). Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Interpretation 3 Herkunft und… …   Deutsch Wikipedia

  • Der Teufel Grünrock — Der Bärenhäuter ist ein Märchen (Typ 361 nach Aarne und Thompson). Es ist in den Kinder und Hausmärchen der Brüder Grimm an Stelle 101 enthalten (KHM 101). In früheren Ausgaben hieß es Der Teufel Grünrock. Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Herkunft 3 …   Deutsch Wikipedia

  • KHM 101 — Der Bärenhäuter ist ein Märchen (Typ 361 nach Aarne und Thompson). Es ist in den Kinder und Hausmärchen der Brüder Grimm an Stelle 101 enthalten (KHM 101). In früheren Ausgaben hieß es Der Teufel Grünrock. Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Herkunft 3 …   Deutsch Wikipedia

  • KHM 139 — Dat Mäken von Brakel (Das Mädchen von Brakel) ist eine kurze Geschichte, die in den Kinder und Hausmärchen der Brüder Grimm an Stelle 139 enthalten ist (KHM 139, AaTh 1476). Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Interpretation 3 Herkunft und… …   Deutsch Wikipedia

  • KHM 192 — Der Meisterdieb ist ein Märchen aus der Sammlung der Kinder und Hausmärchen der Brüder Grimm. In der Erstausgabe vom 20. Dezember 1812 trägt es die Nummer 192. Das Märchen handelt von einem Meisterdieb, der durch Klugheit und List zu großem… …   Deutsch Wikipedia

  • KHM 40 — Der Räuberbräutigam ist ein Märchen (Typ 955 und 956 B nach Aarne und Thompson), das in den Kinder und Hausmärchen der Brüder Grimm an 40. Stelle enthalten ist (KHM 40). Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Vergleiche 3 Herkunft 4 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • KHM 68a — Von dem Sommer und Wintergarten ist ein Märchen (Typ 425 nach Aarne und Thompson). Es war in den Kinder und Hausmärchen der Brüder Grimm nur in der Erstauflage von 1812 an Stelle 68 enthalten (KHM 68a). Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Herkunft 3… …   Deutsch Wikipedia

  • Kinder- und Hausmärchen — Die „Kinder und Hausmärchen“ (KHM), volkstümlich „Grimms Märchen“ genannt, sind eine berühmte deutsche Anthologie von Märchen, die Jacob Ludwig Carl Grimm und sein Bruder Wilhelm Karl Grimm, bekannt als die „Brüder Grimm“, herausgegeben haben.… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Märchen — Inhaltsverzeichnis 1 Liste von bekannten Märchen bzw. Märchen Sammlungen 1.1 Grimms Märchen 1.2 Hans Christian Andersen 1.3 Ernst Moritz Arndt 1.4 Wilhelm Hauff …   Deutsch Wikipedia

  • Dat Mäken von Brakel — (Das Mädchen von Brakel) ist ein Schwank (ATU 1476A). Er steht in den Kinder und Hausmärchen der Brüder Grimm an Stelle 139 (KHM 139). Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Interpretation 3 Herkunf …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”