- Denkrichtung
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In der Wissenschaft spricht man von einer Schule oder wissenschaftlichen Schule, wenn Wissenschaftler der Denktradition oder der Arbeitsweise eines bedeutenden Vorgängers folgen, oder wenn Wissenschaftler ähnlicher Orientierung zusammenarbeiten.
Insbesondere spricht man von philosophischen und theologischen Schulen. Besonders bekannt wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Frankfurter Schule, die in Philosophie und Soziologie eine „Kritische Theorie“ der Gesellschaft vertrat. Als Erlanger Schule werden verschiedene Denkrichtungen bezeichnet, die an der Universität Erlangen entstanden sind, besonders der Methodische Konstruktivismus in der Wissenschaftstheorie. Um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert spielten in der deutschsprachigen Philosophie mit der Marburger Schule und der Südwestdeutschen Schule zwei konkurrierende Ausprägungen des Neukantianismus eine besondere Rolle.
Schulbildungen stellen auch Gruppen von Wissenschaftlern dar, die nach dem herausragendsten Vertreter einer Denktradition genannt werden, in der Philosophie etwa Kantianer und Neukantianer, Hegelianer, Junghegelianer und Neuhegelianer, sowie philosophisch-politisch Marxisten, Leninisten und Trotzkisten.
Zu den verschiedenen Schulen in der Psychologie siehe den Hauptartikel Schule (Psychologie). Ihre Bezeichnungen sind häufig vom zentralen theoretischen Ansatz der jeweiligen Schule abgeleitet (vgl. Lück/Sewz 2007).
Schulbildung in der Wissenschaft kann unterschiedlich bedingt sein und sich innovationshemmend auswirken – etwa wenn Mitglieder einer solchen Schule sich in Zitatenkartellen oder bei der Besetzung von Lehrstühlen unterstützen. Die zeitgeschichtlich zögerliche Aufarbeitung der Rolle von Wissenschaftlern während des Dritten Reiches hing teilweise auch damit zusammen, dass akademische Schüler eine Schädigung des Ansehens ihres Lehrers insbesondere bei bedenklichen Verstrickungen in den Nationalsozialismus zu verhindern suchten.
Wie gebräuchlich der Terminus „Schule“ im Zusammenhang mit Wissenschaft ist, zeigt sich an dem Ausdruck Wiener Schule, der sich auf acht Schulen aus sechs Wissenschaftsdisziplinen bezieht, die Schulen aus der bildenden Kunst und der Musik nicht mitgerechnet.
Weitere Wissenschaftliche Schulen
Siehe zum Beispiel Leipziger Schule, Wiener Kreis, Historische Rechtsschule, Bielefelder Schule.
Quellen
- H. E. Lück/G. Sewz: In Vielfalt vereint. In: Gehirn und Geist, Heft 4/2007.
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