Desktop-Publishing

Desktop-Publishing

Desktop-Publishing (Abkürzung DTP; engl. für „Publizieren vom Schreibtisch aus“) ist das rechnergestützte Setzen von Dokumenten, die aus Texten und Bildern bestehen und später als Publikationen, wie zum Beispiel Broschüren, Magazine, Bücher oder Kataloge, ihre Verwendung finden. Im Mittelpunkt des DTP stehen ein Desktop-Computer, Software für die Erstellung des Layouts und ein Drucker zur Ausgabe.

Der Begriff entstammt dem Vergleich zu den herkömmlichen Technologien zur Printmedien- bzw. Druckvorlagenerstellung, die meist aus mehreren aufeinanderfolgenden fotografischen Arbeitsschritten bestehen. Seit etwa 1992 werden Printprodukte fast ausschließlich im Rahmen von DTP produziert. Die fotografischen Techniken der Druckvorstufe sind zwischenzeitlich fast vollständig durch digitale Verfahren des DTP verdrängt worden.

Desktop-Publishing und Textsatz werden gemeinhin von der Textverarbeitung unterschieden. Zwischen den beiden Anwendungstypen gibt es keine klare Trennlinie, im Allgemeinen bieten aber DTP-Programme dem Benutzer mehr Möglichkeiten bei der Gestaltung komplex aufgebauter Seiten sowie beim Umgang mit Grafik und Farbe, während Textverarbeitungen eher für die Eingabe und für die Gestaltung von längeren Fließtexten ausgelegt sind.[1]

Inhaltsverzeichnis

Voraussetzungen

DTP bedeutet die Herstellung eines Dokumentes am Computer mit Hilfe geeigneter Hard- und Software. Mindestkonfiguration eines DTP-Arbeitsplatzes ist ein Computer (zum Beispiel PC oder Apple Macintosh) mit Großbildschirm als Erfassungsgerät, (gegebenenfalls) ein Tisch-Scanner zur Reproduktion von Grafiken und Bildvorlagen, die entsprechende Software und ein hochauflösender Drucker, in der Regel zum Ausdrucken von Korrekturbelegen.[2]

Vorstufen

Eine Vorstufe des Desktop-Publishing waren Fotosatzsysteme mittels Großrechneranwendungen in den 1960er und frühen 1970er Jahren, die eine Erfassung von Text und die Bestimmung von Grafikplatz in einer rudimentären Seitenbeschreibungssprache mittels Lochstreifen ermöglichten. Diese Lochstreifen wurden in Belichtungscomputer mit schnell rotierenden Scheiben eingespeist, auf denen die Schriften im Umlauf per Blitzlicht passend „abgeschossen“, so auf Filme belichtet und für die Erstellung von Druckformen zum Beispiel für den Tiefdruck genutzt wurden. Ein bekannter Hersteller solcher Systeme war zum Beispiel Harris Intertype aus den USA, deren Belichtungsrechner sich mit einem speziellen 6-Kanal-Lochstreifen (ähnlich dem Fernschreiber) steuern ließen. Mit solchen Systemen wurde die rationelle Satzherstellung großer Wochenzeitschriften wie zum Beispiel Quick, Neue Revue und die ersten Jahre der deutschen Ausgabe des Playboys ermöglicht. Nachdem die Texte und Bilder zu Seiten „umbrochen“ waren, wurden im Rotations-Tiefdruckverfahren hohe Druckauflagen in kurzer Zeit produziert. Man kann sagen, dass an schnellen Arbeitsplätzen per Lochstreifensteuerung die Fotosetzer die ersten Offline-„Desktop-Publisher“ waren, mit einer fotografischen Film-Zwischenstufe.

Desktop-Publishing per PC

Eingeführt wurde das heute bekannte DTP 1985 von den Firmen Apple, Adobe, Aldus und Linotype, die damit Gutenbergs Erfindung (Satz und Druck) zum ersten Mal seit über 500 Jahren tiefgreifend revolutionierten. Die ersten Programme, die genutzt wurden, waren Ventura Publisher und Pagemaker, die Firma Quark sprang 1987 mit QuarkXPress auf den Zug auf.[3]

Dabei steuerte Adobe die Seitenbeschreibungssprache PostScript, Aldus das erste Layout-Programm (PageMaker), Apple den ersten voll grafikorientierten Rechner (Macintosh) und einen PostScript-fähigen Laserdrucker (LaserWriter) bei. Linotype lieferte die ersten PostScript-Schriften und den ersten PostScript-fähigen Belichter.

In den Anfangstagen war die Qualität der Drucksachen, die mit Hilfe von Desktop-Publishing erstellt wurden, derjenigen herkömmlicher Verfahren deutlich unterlegen. Das lag insbesondere an der schlechten Auflösung der Drucker, die oft 230 bis 300 dpi kaum überstieg.[2] Deshalb wurde das DTP in seinen Anfangszeiten von vielen als Spielerei abgetan. Auch heute wird mit DTP häufig noch das Publizieren durch Laien bezeichnet. Deshalb spricht man stattdessen auch gerne vom Electronic Publishing. Dieser Begriff sollte aber streng genommen nur für das Publizieren elektronischer Medien (zum Beispiel Websites im Internet, CD-ROM, DVD, E-Books usw.) verwendet werden.

In der entsprechenden Branche, der Druckvorstufe sowie den Werbeagenturen, werden heute üblicherweise wieder die Begriffe Satz (Typografie), EBV (elektronische Bildverarbeitung) sowie (Computer-)Grafik verwendet. Hinzu kommt, dass es im medialen Gesamtkontext neuartige Anforderungen gibt, die auch mit der Mehrfachverwendung von einmal erstellten Daten zu tun haben. (Siehe auch: Cross Media Publishing, Database Publishing, Farbmanagement).

Ein wesentlicher Vorteil des DTPs: Von einem Autor auf dem PC verfasste und als reiner Text ohne jede Formatierung abgespeicherte Werke oder Artikel brauchen nicht mehr vom „Setzer“ noch einmal völlig neu komplett erfasst zu werden, sondern können als Textdatei direkt in die speziellen Layout-Programme, wie zum Beispiel Quark XPress oder InDesign, eingelesen und darin entsprechend den typografischen Verlagsvorgaben formatiert werden. Die Rechtschreibprüfung dieser Programme übernimmt auch einen Großteil des „mechanischen“ Korrekturlesens, die „letzte Instanz“ bleibt allerdings nach wie vor der Mensch.

Seit einiger Zeit wird das DTP durch den Einsatz von so genannten Redaktionssystemen revolutioniert. Immer häufiger setzen vor allem größere Verlage und Unternehmen solche Systeme zur Erstellung von Printmedien, Webinhalten oder technischer Dokumentation ein. Mit Hilfe der Redaktionssysteme lässt sich der Ablauf beim DTP stark automatisieren. Redaktionssysteme wurden schon im Fotosatz entwickelt und seitdem kontinuierlich weiter gepflegt. Systeme, die den Kunden in den Produktionsprozess einbeziehen, werden auch als Customer Publishing bezeichnet.

Software

Marktbeherrschende Programme (auch historisch; alphabetisch)

In den Anfangsjahren beherrschten PageMaker und Ventura den Markt, diese wurden Mitte der 90er Jahre von Quark verdrängt, die damals eine Monopolstellung hatten. Mittlerweile ist InDesign marktbeherrschend.[4][5]

Andere DTP-Programme

Sämtliche weiteren Programme spielen auf dem Markt keine nennenswerte Rolle. Selbst Microsoft ist es nicht gelungen, sein Produkt zu platzieren. Da DTP eine lange Einarbeitungsphase hat, reagiert der Markt sehr träge und Programmwechsel sind vergleichsweise selten und werden von den Endanwendern selten in allen Versionen angenommen. Klassisches DTP orientiert noch heute am Bleisatz, weshalb Neuerungen kaum noch erwartet und durchgeführt werden. Im Gegensatz zu anderen Computerbranchen wurde der DTP-Bereich bereits 1996 als nicht sehr innovativ und zukunftsweisend angesehen.[6]

Hilfsprogramme

Literatur

  • Ulrich Schurr: DTP und PDF in der Druckvorstufe. Arbeiten mit Acrobat 6, QuarkXPress 6 und InDesign CS. 2. aktualisierte und erweiterte Auflage. dpunkt, Heidelberg 2004, ISBN 3-89864-209-7.
  • Uwe Baufeld, Hans Rösner, Jürgen Scheuermann, Hans Walk: Informationen übertragen und drucken. 13. völlig überarbeitete und erweiterte Auflage. Verlag Beruf + Schule, Itzehoe 1998, ISBN 3-88013-560-6.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. „Desktop Publishing and Word Processing“. In: Computer Graphics Companion. Hoboken: Wiley, 2003. Credo Reference. Abgerufen am 25. Mai 2011.
  2. a b „DESKTOP PUBLISHING“. In: Encyclopedia of Computer Science. Hoboken: Wiley, 2003. Credo Reference. Abgerufen am 25. Mai 2011.
  3. Vgl. den Rückblick: Jürgen Siebert: Die Geburtsstunde des Desktop Publishing. 26. August 2010, abgerufen am 26. August 2010 (deutsch).
  4. InDesign und Quark sind Marktführer auf macgadget.de
  5. Verbreitung und Marktführer auf Kunstuniversität Linz
  6. Deutscher Desktop-Publishing-Markt wird nicht boomen. In: ChannelPartner. 19. Januar 1996. Abgerufen am 16. November 2011.
  7. Johannes Asal: Notensatz mit PriMus 1.1. 12. Oktober 2010, abgerufen am 6. September 2011: „Bei meinen Recherchen bezüglich neuer Notationssoftware bin ich in diesem Zusammenhang auf PriMus gestoßen, das sich nicht nur als Konkurrenz zu Sibelius und Finale versteht, sondern gleichzeitig, ganz nebenbei, DTP Funktionen integriert.“

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