Deutsches Hauptdreiecksnetz

Deutsches Hauptdreiecksnetz
Hauptdreiecksnetz um 1900, Tafel am Denkmal des TP Rauenberg

Das Deutsche Hauptdreiecksnetz (DHDN) ist das übergeordnete Triangulationsnetz der Bundesrepublik Deutschland, auf dem die Gebrauchskoordinaten der Landesvermessung in den alten Bundesländern beruhen. Die meisten raumbezogenen Informationen liegen daher heute in diesem Datum vor. Hierzu zählen insbesondere amtliche Vermessungspunkte, topografische Karten und Katasterrahmenkarten, automatisiertes Liegenschaftskataster, Bestandspläne von Leitungsbetreibern usw.

In der DDR wurde für zivile Zwecke ein weitgehend identisches System mit bewusst begrenzter Genauigkeit verwendet (Ausgabe für die Volkswirtschaft, S40)[1]; für militärische Zwecke wurde in der DDR wie in den osteuropäischen Ländern das Koordinatensystem 1942 (S42) eingeführt (Krassowski-Ellipsoid mit dem Zentralpunkt Pulkowo).

Vermessungsverfahren

Die Punktbestimmung des DHDN erfolgte seit dem 19.Jahrhundert durch Triangulation. In langen Ketten wurden ganze Provinzen umspannt (z.B. Hannoversche Dreieckskette) und die Zwischenräume durch Füllnetze (z.B. Wesernetz) geschlossen. Das Hauptdreiecksnetz wurde durch Folgenetze in stufenweiser Anordnung „vom Großen ins Kleine“ verdichtet.

Zur Winkelmessung dienten große Theodolite mit Genauigkeiten besser als 1". Die Zielpunkte wurden bei günstiger Witterung am Tage durch Heliotropen, die das Sonnenlicht in die Richtung des Zielstrahles spiegelten, oder bei Nacht durch künstliche Leuchtgeräte sichtbar gemacht. Die Länge der Dreiecksseiten wurde indirekt bestimmt: in Abständen von 200 bis 300 km legte man Grundlinien (Basen) von 6 bis 10 km Länge an, die mit großer Genauigkeit (bis 1905 mit Metallstäben, danach mit Invardrähten) gemessen wurden.

Die preußischen Netze sind im Punkt Rauenberg (Berlin) gelagert und beziehen sich auf das Bessel-Ellipsoid als Referenzfläche. Zur genauen Orientierung diente das Azimut vom TP Rauenberg zur Marienkirche. Der Maßstab ist aus fünf Basismessungen (Berlin, Braak, Göttingen, Meppen, Bonn) abgeleitet.

Entstehungsgeschichte

Erste Dreiecksnetze wurden in Preußen ab 1832 von Ostpreußen an entlang der Küste bis nach Berlin und Lübeck beobachtet. Im Königreich Hannover war durch den in London residierenden König Georg IV. bereits im Jahr 1828 eine Landesvermessung angeordnet worden, die von dem Mathematiker Carl Friedrich Gauß geleitet wurde.

Das Hauptdreiecksnetz auf dem Gebiet Niedersachsens wurde von der preußischen Landesaufnahme in den Jahren 1875 bis 1887 gemessen.

Ab 1866 wurden die Netze von Oskar Schreiber nach Westen weitergeführt (Schreiberscher Block: nördlich des Mains, westlich der Linie Flensburg-Hof), so dass ein das gesamte preußische Staatsgebiet überdeckendes Triangulationsnetz entstand.

In den Jahren 1955 bis 1973 wurden im niedersächsischen Anteil am DHDN Ergänzungsmessungen durchgeführt; bis zum Beginn der 1990er Jahre wurden die Verdichtungsnetze (zuletzt mit GPS) neu vermessen.

Einzelnachweise

  1. http://www.vermessungsseiten.de/vermessungstechniker/bezsyst.htm

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