Rauenberg (Trigonometrischer Punkt)

Rauenberg (Trigonometrischer Punkt)
TP Rauenberg von Osten
TP Rauenberg von Südwesten

Der TP Rauenberg (TP = Trigonometrischer Punkt) ist der Fundamentalpunkt des Deutschen Hauptdreiecksnetzes (DHDN). Er befand sich auf der früher als „Rauenberg“ bzw. „Rauhenberg“ benannten Anhöhe im Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg. Seit 1985 steht dort ein Denkmal in Form des stark vergrößerten Kopfteils einer Granitsäule, mit der trigonometrische Bodenpunkte signalisiert werden. Das Denkmal befindet sich zehn Meter oberhalb der historischen Gipfelhöhe des Rauenberges. Die Marienhöhe (73 m über NHN) wurde in den Jahren 1949–1951 mit Trümmerschutt aus den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges aufgeschüttet und bildet heute eine öffentliche Grünanlage.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der trigonometrische Punkt Rauenberg war der Fundamentalpunkt des DHDN und lieferte bei der ab 1832 von Ostpreußen beginnenden Triangulation der preußischen Landesaufnahme mit der astronomischen Azimutrichtung zu der acht Kilometer entfernten Berliner Marienkirche die Lagerung des auf der Rechenfläche des Bessel-Ellipsoids basierenden Netzes.

Dieses 2D-Lagesystem wird als Rauenberg-Datum bezeichnet, das auch Grundlage für das Reichsdreiecksnetz (RDN, 1940) bzw. seit 1945 des Deutschen Hauptdreiecksnetzes war. Die früher als Rauenberg bzw. Rauhenberg benannte Anhöhe wurde um 1910 durch den Abbau von Kies zerstört,[1] womit auch der trigonometrische Punkt mit seinem Steinpfeiler und einer 21 Meter hohen hölzernen Sockelpfeilerpyramide ersatzlos verschwand. Daher erklärte man danach den Helmertturm auf dem Potsdamer Telegrafenberg zum „Zentralpunkt“. Obwohl dieser TP nicht neu bestimmt wurde, sondern seine alten – im Rauenberg-Datum ausgeglichenen – Koordinaten behielt, wird seitdem häufig in unzutreffender Weise vom Potsdam-Datum gesprochen. Das Datum des DHDN basierte jedoch weiter auf den ursprünglichen Festlegungen am TP Rauenberg.

Denkmal

Das Denkmal selbst ist aufgrund einer Initiative der Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Länder, der Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen und des DVW e.V. Berlin-Brandenburg e.V. entstanden und besteht aus einem überdimensionierten TP-Stein aus Granit, der aus einem turmähnlichen Aufbau herausragt. Auf Ost- und Westseite sind in den Stein Bronzeplatten mit einer Abbildung des preußischen Hauptdreiecksnetzes bzw. textlichen Erläuterung zum Denkmal eingelassen. Der Entwurf für dieses Denkmal ist das Ergebnis eines Ideenwettbewerbes, den der Berliner DVW ausgelobt hatte. Das Denkmal befindet sich am geometrischen Ort des früheren TP, etwa zehn Meter oberhalb der historischen Gipfelhöhe des Rauenberges. Es besteht keine Sicht mehr zu der noch existierenden Marienkirche nahe dem Alexanderplatz.

Nachdem im Jahr 2008 das technische Denkmal durch Graffiti verschmiert und durch Metalldiebstahl teilweise zerstört war, hat der Berliner DVW beim Landesdenkmalamt die Unterschutzstellung als Denkmal, d. h. die Eintragung in die Denkmalliste, beantragt; dies ist bis heute nicht geschehen. Das Denkmal wurde mit einer Kostenbeteiligung des Berliner DVW bis Juni 2010 restauriert.

Funktion

Solange sich die meisten amtlichen Vermessungspunkte in Deutschland auf das DHDN bezogen (Gauß-Krüger-Koordinaten), spiegelten die Kartenwerke – und damit beispielsweise Grundstücksgrenzen – die historische Bedeutung dieses Fundamentalpunktes implizit wider. Technisch-geodätisch hat jedoch der Punkt und die heutige Marke als Replika keine Bedeutung mehr, da bundesweit der Wechsel des deutschen geodätischen Koordinatensystems zum System ETRS89 beschlossen und in den meisten Bundesländern auch schon vollzogen ist.

Bronzeplatten

Beschriftung der Bronzeplatten:

Ostseite

TP Rauenberg, Schriftplatte

TP RAUENBERG

GEOGRAPHISCHE LÄNGE 31° 02' 04'' 928 ÖSTLICH VON FERRO

GEOGRAPHISCHE BREITE 52° 27' 12'' 021

AZIMUT RAUENBERG – BERLIN MARIENKIRCHE 19° 46' 04'' 87

DER TRIGONOMETRISCHE PUNKT 1. ORDNUNG RAUENBERG IST DER AUSGANGSPUNKT FÜR DIE BERECHNUNG DER GEOGRAPHISCHEN KOORDINATEN DES PREUSSISCHEN HAUPTDREIECKSNETZES. ALS ZENTRALPUNKT BESTIMMT ER AUCH DIE LAGE UND DIE ORIENTIERUNG DES HEUTIGEN DEUTSCHEN HAUPTDREIECKSNETZES AUF DEM ALS BEZUGSFLÄCHE GEWÄHLTEN BESSEL-ELLIPSOID. LÄNGE UND BREITE (LAGE) SOWIE AZIMUT (ORIENTIERUNG) WURDEN AUS ASTRONOMISCHEN MESSUNGEN DER JAHRE 1853 UND 1859 ABGELEITET.

Westseite

TP Rauenberg, Hauptdreiecksnetz

Auf der Westseite befindet sich eine Abbildung des preußischen Hauptdreiecksnetzes mit dem Stand von 1900.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Christian Simon: Die „Berge“ in Steglitz. In: Steglitzer Heimat, Mitteilungsblatt des Heimatvereins Steglitz e.V., 53 (2008) H. 2, S. 47f.
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