- Deutsches Staatstheater Temeswar
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Das Deutsche Staatstheater Temeswar (DSTT) ist ein öffentlich bezuschusstes deutschsprachiges Berufsensemble in Timișoara (deutsch Temeswar), der Hauptstadt des Kreises (județ) Timiș im Westen Rumäniens, wo deutschsprachiges Theater erstmals 1753 urkundlich erwähnt wurde. Das neue Theater wurde 1875 eröffnet, 1899 aber infolge der zunehmenden Madjarisierung wieder geschlossen. Am 27. Juni 1953 fand die feierliche Wiedereröffnung des Deutschen Staatstheaters Temeswar (DSTT) statt.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Das Haus ist ein Repertoiretheater mit etwa 80 fest angestellten Mitarbeitern mit einem Durchschnittsalter von 30 Jahren. Alle Vorstellungen finden in deutscher Sprache statt, teilweise mit rumänischer Simultanübersetzung, sowohl in Timișoara als auch in Regionen mit deutschsprachigen Gemeinschaften. Das Angebot erstreckt sich von Klassik und zeitgenössischer Dramatik über musikalische Stücke bis hin zu Kinder- und Jugendtheater. Pro Spielzeit gibt es etwa 5 Premieren bzw. 80 Aufführungen.[1]
Das DSTT wird durch die Stadt Timișoara bezuschusst. Projektförderungen erhält es ebenso durch das Institut für Auslandsbeziehungen e.V. Stuttgart, die Donauschwäbische Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg sowie durch weitere öffentliche und private Stellen aus dem In- und Ausland.
2005 wurde die Partnerschaft zwischen dem DSTT und der Badischen Landesbühne in Bruchsal abgeschlossen, mit Unterstützung durch den baden-württembergischen Innenminister Heribert Rech und die Donauschwäbische Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg. Der Austausch von Produktionen und Künstlern, sowie auch weitere gemeinsame Projekte haben bereits beim Publikum im Banat wie in Baden-Württemberg großen Anklang gefunden. Im Herbst 2009 soll erstmals eine Koproduktion der beiden Häuser entstehen.[2]
Das DSTT wird zu 87 Prozent vom rumänischen Staat finanziert, 13 Prozent des offiziellen Etats tragen Institutionen aus der Bundesrepublik wie das staatliche Institut für Auslandsbeziehungen und die Donauschwäbische Kulturstiftung.
Geschichte
1753 boten sich günstige Voraussetzungen für ein Theater in Timișoara. Große Zahlen von Beamten und deren Angestellte aus Wien, sowie Offiziere der Garnison aus Österreich und Deutschland, brachten ein großes Kulturbedürfnis mit sich. Anfangs wurden Wandertruppen, Stegreifkomödianten und andere Künstler aus Berlin, Wien und Pest nach Timișoara verpflichtet. 1757 wurde erstmals die Absicht zur Errichtung eines eigenen Gebäudes für ein deutsches Theater geäußert, das Komödienhaus am Domplatz. 1758 wurde aus städtischen Mitteln im Gebäude des serbischen Magistrats ein Theatersaal errichtet, der ausschließlich diesem Zweck dienen sollte. Seit 1772 fanden in Timișoara regelmäßig wöchentliche Veranstaltungen statt. Das Theater fand 1776 in dem 1761 erbauten Rathaus an der Stelle der heutigen Nikolaus Lenau Lyzeum sein erstes Heim. Die Innenräume des Hauses wurden gänzlich für Theaterzwecke hergerichtet und fortan fanden regelmäßige Aufführungen statt. Zum größten Teil wurden Stücke von deutschen Klassikern in den Spielplan aufgenommen.
Der Walzerkönig Johann Strauß Sohn gastierte öfters in Timișoara, und 1796 fand die Erstaufführung der Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart dort statt. Im September 1871 wurde der Grundstein für das neue Temeswarer Franz-Josef-Theater gelegt, welches am 22. September 1875 eröffnet wurde, ein das Stadtzentrum beherrschendes Bauwerk im italienischen Renaissancestil nach den Entwürfen des Wiener Architekturbüros Fellner & Helmer.
Im Gebäude des Theaters befand sich das Grand Hotel, ein als Redouta bekannter großer Festsaal, ein luxuriöses Restaurant, ein Kaffeehaus und ab 1902 ein Sommergarten. Das Theater musste aber 1880 nach einem Brand völlig neu saniert werden. Als Folge der Magyarisierung wurde das früher hochangesehene Deutsche Theater in Temeschburg 1899 geschlossen.
Die Temeswarer Deutsche Staatsbühne wurde am 1. Januar 1953 durch einen Erlass des Bukarester Ministerrates vorerst als deutsche Sektion des Temeswarer Staatstheaters gegründet.[2] Am 27. Juli 1953 wurde die festliche Eröffnung mit dem Stück Die Karlsschüler von Heinrich Laube, gefeiert.
1956 erlangte das Haus administrative Selbstständigkeit unter der Bezeichnung „Deutsches Staatstheater Temeswar“, die es auch heute trägt. Seit der Gründung wurden über 370 Inszenierungen produziert, das Theater spielte vor etwa 2,5 Millionen Zuschauern etwa 10.000 Aufführungen in fast allen Ortschaften mit deutscher Bevölkerung in Rumänien, sowie in der DDR, und nach 1989 in der Bundesrepublik Deutschland, in Österreich, Polen, Ungarn, Frankreich, Kroatien und Serbien.[2]
Das Theater befindet sich heute nicht mehr im Hauptgebäude, sondern in der ehemaligen Redouta, mit dem Eingang in der Alba-Iulia-Straße.[3] [4]Das repräsentative Gebäude prägt heute das Zentrum von Timișoara und beherbergt Sprechtheater in drei verschiedenen Sprachen: Rumänisch, Deutsch und Ungarisch, sowie auch die Temeswarer Nationaloper.[2]
Persönlichkeiten
Intendanten
- Karl Stelzer (1875–1891)[5]
- Emmanuel Raul (1891–1899)[6]
- Rudolf Chati (1953–1956)[7]
- Johann Székler (1956–1971)
- Bruno Würz (1971–1974)
- Hans Linder (1974–1983) [8]
- Ildiko Járcsek–Zamfirescu (1983–2001)
- Alexandra Gandi–Ossau (2001–2003)
- Ida Járcsek–Gaza (2003–2007)
- Lucian Vărșăndan (2007 bis heute)[9]
Schauspieler
- Ottmar Strasser (1905–2004), Schauspieler [10]
- Hans Kehrer (1913–2009), Schauspieler und Dramatiker
- Margot Göttinger (1920–2001), Schauspielerin [11]
- Irmgard Chati (1921–1992), Schauspielerin
- Peter Schuch (1925–2002), Schauspieler [12]
- Josef Jochum (* 1930), Schauspieler
- Hadamut Martha Becker (* 1938), Schauspielerin
- Colin Buzoianu (* 1979), rumänischer Schauspieler
- Alexandru Mihăescu (* 1980), rumänischer Schauspieler
Weblinks
- dstt.ro, Homepage des Deutschen Staatstheaters Temeswar
- hermannstaedter.ro, Hermannstädter Zeitung, Beatrice Ungar: Ausgezeichnete Galavorstellung zum 55. Gründungsjubiläum des DSTT, Ausgabe Nr. 2111 vom 5. Dezember 2008
- temeswarernachrichten.ro, Die Geschichte des Deutschen Staatstheaters Temeswar in Wort und Bild
Einzelnachweise
- ↑ bukarest.diplo.de, Deutsche Botschaft Bukarest: Deutsches Staatstheater Temeswar, Zugriff Juli 2008
- ↑ a b c d dstt.ro, Istoric, Zugriff Juli 2008
- ↑ banaterra.eu, Temeswar, Zugriff Juli 2008
- ↑ temeswarernachrichten.ro, Die Geschichte des Deutschen Staatstheaters Temeswar in Wort und Bild
- ↑ Erwin Lessl: Temeschburg/Temeswar, Hrsg. HOG Temeswar, 1994
- ↑ Erwin Lessl: Temeschburg/Temeswar, Hrsg. HOG Temeswar, 1994
- ↑ nauy.de, Das Deutsche Staatstheater wurde 50, Banater Post, Februar 2003
- ↑ nauy.de, Lucian Vărşăndan: Pressemitteilung des DSTT Nr. 2532 vom 8. November 2004, Nachruf
- ↑ banaterra.eu, Hans Fink: Temeswar als kulturelles Zentrum der Banater Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg
- ↑ nauy.de, Rudolf Krauser: Ein strahlendes Licht unserer Bühnenwelt ist erloschen, Nachruf
- ↑ nauy.de, Dieter Michelbach: Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze
- ↑ nauy.de, Stefan Heinz Kehrer: Abschied von Peter Schuch, Nachruf
Kategorien:- Theatergebäude
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