Adolf Haas (KZ-Kommandant)

Adolf Haas (KZ-Kommandant)

Adolf Haas (* 14. November 1893 in Siegen/Westfalen; † vermutlich 1. Mai 1945) war SS-Obersturmbannführer und der erste Lagerkommandant des KZ Bergen-Belsen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Adolf Haas besuchte als Sohn eines Gastwirts die Volksschule in Hachenburg im Westerwald und absolvierte nach dem Schulabschluss eine Ausbildung als Bäcker. Kurz vor Kriegsausbruch wurde er 1913 zur Marine eingezogen und kam im November 1914 in japanische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung im März 1920 heiratete er 1922 Emma Lina Müller, mit der er vier Kinder hatte. Ab 1929 betrieb er eine eigene Bäckerei.

Parteikarriere

Noch vor der Machtergreifung trat Adolf Haas 1931 der NSDAP (Mitglieds-Nr. 760.610) und im April 1933 der SS (Nr. 28.943) bei. Dort machte er schnell Karriere und wurde SS-Hauptsturmführer. Doch wirtschaftlich hatte Haas keinen Erfolg. Wegen seiner Aktivitäten für die SS und die NSDAP hatte er bereits 1935 seine Bäckerei aufgegeben. Er wurde am 1. März 1940 in das Konzentrationslager Sachsenhausen versetzt, um Lagerführer zu werden.

Lagerkommandant im KZ Niederhagen

Nachdem Heinrich Himmler 1934 die ehemalige Jugendherberge Wewelsburg, ein Renaissance-Schloss, für die SS in Erbpacht übernommen hatte, wurde sie als Kultstätte der SS umgebaut. Bauträgerin des ehrgeizigen Bauprojekts wurde 1936 die „Gesellschaft zur Förderung und Pflege deutscher Kulturdenkmäler e.V.“, die rund hundert Bauarbeiter des RAD einsetzte, bis diese 1939 für kriegsvorbereitende Maßnahmen abgezogen wurden. Als Ersatz für das private Bauprojekt wurden KZ-Häftlinge vorgesehen. Deshalb kam es 1939 zur Errichtung eines Konzentrationslagers, das Häftlinge des KZ Sachsenhausen aufbauen mussten. Als Name wurde die Flurbezeichnung „Niederhagen“ gewählt, um die Verbindung zur Kultstätte der SS zu verschleiern. Haas wurde im September 1941 der erste Kommandant des neu errichten KZs.

Lagerkommandant in Bergen-Belsen

1943 erhielt er dann den Befehl, ein neues Lager mit dem Namen Bergen-Belsen zu errichten. Als Kommandant des Konzentrationslager Niederhagen beteiligte sich mit dem Niederhagener SS-Personal am Aufbau des Aufenthaltslager in Bergen-Belsen und wurde erster Kommandant des KZ Bergen-Belsen.

Im Mai 1943 kam der SS-Obersturmbannführer Adolf Haas mit "Baukommando" nach Bergen-Belsen, das als „Aufenthaltslager“ unter anderem für prominente jüdische Häftlinge gedacht war. Als erster Kommandant von Bergen-Belsen wirkte Haas inkompetent. Er ließ Baracken ohne entsprechende sanitäre Anlagen errichten. Diese Entscheidung begünstigte später die Ausbreitung von Epidemien im Lager. Nachfolger als Lagerkommandant wurde ab Dezember 1944 Josef Kramer. Am 20. Dezember 1944 übernahm Haas das Kommando des SS-Panzergrenadierbataillons 18 und gilt seit 1. Mai 1945 als vermisst.

Dienstliche Beurteilung

Über Haas findet sich eine dienstliche Beurteilung, die man ohne Weiteres als vernichtend bezeichnen kann:

... Gemäss Ziffer 16) des Befehls RFSS, SS-Personalkanzlei, Tgb.Nr. 428/37 Schm./Bü. vom 15. September 1937 gibt die 78. SS-Standarte nachfolgende Beurteilung über SS-Sturmbannführer HAAS:
SS-Sturmbannführer HAAS ist als Führer eines Sturmbannes im allgemeinen geeignet. Es hat sich jedoch erwiesen, dass er in der Führung eines ländlichen Sturmbannes besser ist.
Im Schriftwechsel sind seine Leistungen nicht immer ausreichend; hier bedarf er dringend der Unterstützung schriftgewandter Referenten.
Seine Verwendung in höheren Stäben oder überhaupt höheren Dienststellen ist nicht gegeben. Bei den wachsenden Anforderungen, die an einen SS-Führer gestellt werden müssen, wird jedoch in späterer Zeit auch seine Belastung in der jetzigen Dienststellung in Frage gestellt sein. Sein Können liegt im besonderen in der Beherrschung der Kommando-Sprache sowie im Exerzierdienst; sein Auftreten führt leicht zu einer Überschätzung seiner Person und seines Könnens.[1]

Weblinks

Quellen und Einzelnachweise

  1. Nachzulesen hier, offenbar zitiert aus KARL HÜSER: Wewelsburg 1933-1945. Kult- und Terrorstätte der SS, Seite 333

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