KZ Niederhagen

KZ Niederhagen

Das KZ Niederhagen war ein temporäres und relativ kleines Konzentrationslager am Ortsrand von Büren-Wewelsburg. Es entstand 1941 aus dem Außenlager Wewelsburg, einem Nebenlager des KZ Sachsenhausen.

Seit 1939 setzte der Reichsführer-SS Himmler KZ-Häftlinge zum Umbau des Bergschlosses Wewelsburg ein. Gemäß Himmlers Vorstellungen sollte nach dem „Endsieg“ die Wewelsburg Mittelpunkt der Welt werden. Aus dem KZ Sachsenhausen wurden Häftlinge in das Außenkommando Wewelsburg geschickt. Auch beim Bau des Führerhauses I, der Villa des Architekten Hermann Bartels, in der Waldsiedlung, im Straßenbau und im Steinbruch setzte die SS die KZ-Häftlinge als Zwangsarbeiter ein.

Die Arbeitsgruppe, die zunächst noch als Außenkommando arbeitete, war den Wetterverhältnissen schutzlos ausgesetzt. Daher wurde schließlich ein Schutzhaftlager in Niederhagen neu erbaut, genannt Außenlager Wewelsburg. In das neue Lager wurde weitere Häftlinge geschickt. 1941 erklärte die SS dieses Lager, das noch zum KZ Sachsenhausen gehörte und etwa 480 Gefangene zählte, zum eigenständigen KZ.[1]

Zu den rund 3.900 Häftlingen zählten sog. Bibelforscher (Zeugen Jehovas), politische Häftlinge, Roma,[2] Homosexuelle, Juden, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter aus Polen, der Sowjetunion, der Tschechoslowakei, Frankreich, den Niederlanden und Belgien. Fast ein Drittel von ihnen überlebte die Haft nicht.

Nachgewiesen ist der Tod von 1.285 Häftlingen. Sie starben an Hunger, Kälte, Krankheiten und den Folgen von Misshandlungen. Im Jahr 1942 wurde ein lagereigenes Krematorium gebaut.

Die Gestapo nutzte das KZ auch als Exekutionsstätte, es wurden hier auf Befehl Heinrich Himmlers insgesamt 56 Menschen, darunter Frauen und Kinder, aus Westfalen-Lippe hingerichtet.

In der Zeit von 1. September 1941 bis 1. Mai 1943 war das Lager selbständig. Vorher war es als Außenlager dem KZ Sachsenhausen, danach als Außenlager dem KZ Buchenwald unterstellt. Ab 1943 saßen nur noch etwa 50 Häftlinge im Lager ein, am 2. April 1945 wurden die Häftlinge durch Soldaten der 3. US-Armee befreit.

Das ehemalige Torhaus des Konzentrationslagers Niederhagen. Es wurde nach dem Krieg umgebaut und wird heute als Wohngebäude genutzt.

Vom Lager ist wenig erhalten. In der ehemaligen Lagerküche sind das Feuerwehrhaus der Freiwilligen Feuerwehr und Wohnungen untergebracht, das Torhaus wird heute als Zweifamilienhaus genutzt, auf dem übrigen Gelände liegt eine Wohnsiedlung. Am Ort des früheren Appellplatzes ist heute ein dreieckiges Mahnmal, dies soll an die dreieckigen Aufnäher auf der Kleidung der ehemaligen Häftlinge erinnern.

Literatur

  • Karl Hüser, Wulff E. Brebeck: Wewelsburg 1933-1945. Das Konzentrationslager. Überarbeitung: Kirsten John-Stucke. 4. Auflage. Münster: Westfälisches Landesmedienzentrum 2002. (= Reihe: Dokumente der Zeitgeschichte, Heft 5).
  • Andreas Pflock, Gerrit Visser (1894-1942) - Von Hengelo nach Wewelsburg - Van Hengelo naar Wewelsburg, Lebensstationen und Briefe des niederländischen Gewerkschafters aus nationalsozialistischer Gefangenschaft - Levensloop en brieven van de Nederlandse vakbondsman uit het nationaal-socialistische gevangenschap. Niederländisch-Deutsch (2005). 279 Seiten, 67 Photos, fester Einband, ISBN 3-932610-35-0
  • Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. 9 Bände (bis 2008 erschienen: 8 Bände). C. H. Beck, München 2005– . ISBN 978-3-406-52960-3 (i. Dr.; Inhaltsregister)
    • 7: Wewelsburg, Majdanek, Arbeitsdorf, Herzogenbusch (Vught), Bergen-Belsen, Mittelbau-Dora, ISBN 978-3-406-52967-2
  • Kirsten John-Stucke, Andreas Pflock, Markus Moors: Jehovas Zeugen im Nationalsozialismus, Dokumentation einer Tagung (Historische Schriften des Kreismuseums Wewelsburg, Beiheft 1). Klartext Verlag, Essen, 1998 - ISBN 3-88474-670-7.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Das Konzentrationslager Niederhagen
  2. Kirsten John-Stucke, Kreismuseum Wewelsburg. Büren-Wewelsburg, in: Arbeitskreis NS-Gedenkstätten u.a. (Hg.), Abgemeldet ... 60. Jahrestag des Befehls zur Deportation der Sinti und Roma in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau vom 16. Dezember 1942, Köln 2002, S. 51-54.
51.607728.661926

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