Dhow

Dhow
Daus um 1906 vor Daressalam
Dau um 1936 im Golf von Aden
Eine iranische Dau im Oktober 2004 im Persischen Golf

Eine Dau oder auch Dhau ist ein in allen Anliegerländern des Indischen Ozeans zu findender Segelschiffstyp. Die Besonderheiten einer Dau sind ein- bis drei einteilige Masten mit zum Teil ausgeprägten vorlichen Fall, großen trapezförmigen Segeln (sog. Settie-Besegelung), sowie weit ausfallende Steven.

Eine Dau hat einen ebenen, zuweilen zu einer „Hacke“ ausgeprägten Kiel, der die Abdrift auf Kursen hoch am Wind verringert. Während ursprünglich Planken untereinander und mit dem Spant mit Kokosfasern verschnürt wurden, ist diese Technik durch das Nageln verdrängt worden.

Inhaltsverzeichnis

Begriff

Die Bezeichnung Dau, auch Dhau, oder im englischen Dhow geschrieben, steht nicht für einen einzelnen Schiffstyp wie Kogge oder Brigg, sondern für eine ganze Familie unterschiedlicher Gattungen mit zum Teil gravierenden Unterschieden. Unter dem Sammelbegriff „Dau“ werden zur Zeit etwa 60 verschiedene Schiffstypen, von kleinen einmastigen Booten mit 10 Tonnen Verdrängung für die Fischerei bis hin zu 200 Tonnen tragenden Transportschiffen beschrieben. Das gemeinsame Merkmal aller Daus ist ein langer Vorsteven, der schräg aus dem Kiel hervorgeht.

Ursprung und Bedeutung des Wortes Dau sind ungewiss. Erstmals findet sich die Bezeichnung in den Aufzeichnungen des russischen Handlungsreisenden Athanasius Nikitin, der 1470 in Indien eintraf. Er spricht von „Tavs“. Um 1856 veröffentlichte M. Guillain die Abbildung eines einmastigen Schiffes, welches er als Dau bezeichnete. Eine andere mögliche Erklärung könnte das persische Wort „dawh“ sein, welches nach alten holländischen Dokumenten ebenfalls ein kleines Schiff bezeichnet. Das Wort Dau, wie auch immer geschrieben, wird aber von den Einheimischen im Einzugsbereich nicht benutzt. Hier wird stattdessen die genaue Bezeichnung des Schiffstyps verwendet.

Dhaus werden noch heute gebaut. Bekannt sind Werften in den arabischen Emiraten und Kerala (Indien).

Geschichte der Dau

Der Ursprung der Dau ist nicht ganz klar. Umstrittenen Vermutungen zufolge existieren Daus seit dem 4. Jahrhundert. Wahrscheinlich breitete sich die Dau von Indien aus langsam über den Indischen Ozean zur arabischen Halbinsel und nach Ostafrika und schließlich ins Mittelmeer aus. Im Mittelalter durchfuhren Händler mit zwei- bis dreimastigen Daus den gesamten Indischen Ozean. Im Indischen Ozean machte man sich die halbjährig wechselnden Monsunwinde zu Nutze. Hierbei handelt es sich im November bis Mai um den Südwestwind Kaskasi und von Mai bis November um den Nordwestwind Kusi.

Es wird vermutet, dass die Dau ursprünglich ein Rahsegel besaß. Allerdings wurden alle bisher gefundenen Daus nach dem Jahre 1000 gebaut, so dass es für diese Vermutung bislang keine Gewissheit gibt. Im Mittelmeer entwickelte sich später das viereckige Settie-Segel, mit dem man höher an den Wind gehen konnte. Damit fahren die Daus auch heute noch. Einzig im Mittelmeer entwickelte sich das Segel weiter zum dreieckigen Lateiner-Segel. So auch die Daus in Ägypten, wo sie „Feluka“ (engl.: Felouka) genannt werden. Somit ist eine „Schebecke“ auch nicht eine Verwandte der Dau, auch wenn sie danach aussehen mag.

Nach dem Niedergang des Römischen Reiches verschwanden auch die römischen Handelsschiffe, mit denen der Handel über Persien bis nach Indien betrieben worden war. Diese Lücke wurde von der Dau besetzt, mit der Hochseerouten zwischen Arabien, Ostafrika, Indien und dem Kaiserreich China unternommen wurden.

Nachdem arabische Krieger 654 n. Chr. Rhodos eroberten und mit ihren Daus bis nach Gibraltar 711 n. Chr. vordrangen, begannen sich Dau und europäischer Schiffbau gegenseitig zu beeinflussen. Der europäische Schiffbau entwickelte sich von plumpen Küstenseglern zu eleganten Hochseeschiffen, während die Dau das Spiegelheck gewann, was sie bei Seegang trockener machte.

Literatur

  • Erno Wiebeck und Hermann Winkler (2000): Segler im Monsun. Die Dau am Indischen Ozean. ISBN 3929544822
  • Wolfgang zu Mondfeld (1987): Die arabische Dau. ISBN 3768802833
  • Lorenzo Ricciardi (1989): Auf Sindbads Spuren. Dhaufahrt durch arabische Gewässer. ISBN 3894050446
  • Tim Severin (1983): Auf den Spuren Sindbads von Arabien nach China. Eines der letzten großen Abenteuer unserer Zeit. ISBN 3455087264

Weblinks


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