Diemarden

Diemarden
Diemarden
Gemeinde Gleichen
Koordinaten: 51° 29′ N, 9° 59′ O51.4883333333339.9816666666667172Koordinaten: 51° 29′ 18″ N, 9° 58′ 54″ O
Höhe: 172 m ü. NN
Einwohner: 1.398 (31. Dez. 2010)
Postleitzahl: 37130
Vorwahl: 0551
Karte

Lage Diemardens innerhalb von Gleichen

Wappen der Gemeinde Gleichen

Diemarden ist nach Reinhausen der zweitgrößte Ortsteil der Gemeinde Gleichen im Landkreis Göttingen. Der Ort liegt an der Garte, die kurz vor Göttingen in die Leine mündet. Auf dem Diemardener Berg ist die im Jahre 1409 errichtete Diemardener Warte zu finden. Dieser Warteturm ist der letzte voll erhaltene Turm von ehemals 11 Warten, die ein mittelalterliches Frühwarnsystem für die Stadt Göttingen bildeten. Zur selben Zeit wurde der Diemardener Kirchturm aus rotem Sandstein erbaut. Trotz der Nähe zu Göttingen haben sich in dem Ort einige öffentliche Einrichtungen, wie Grundschule und Kindergarten gehalten. Diemarden war bis in die 60er Jahre Haltepunkt der Gartetalbahn. In der Diemardener Gemarkung speisen zwei Windräder regenerativen Strom ins öffentliche Netz ein.

Diemarden

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Diemarden wurde erstmalig im Jahr 1022 urkundlich erwähnt - in der Stiftungsurkunde des Klosters St. Michaelis in Hildesheim, in der Gut und Kirche in Diemarden als Klostereigentum bezeichnet wurde.[1] Zu jener Zeit besaß das Kloster Hildesheim 80 Hufen und einen Hof in Diemarden, wobei um 1200 noch weitere 6 Hufen von Abt Dietrich hinzugekauft wurden.[2] 1234 ging beides durch Kauf in den Besitz des Klosters Hilwartshausen über, jedoch zahlte das Kloster Hilwartshausen zunächst nur 71 von den insgesamt 165 Mark an Hildesheim. Es ist anzunehmen, dass dadurch das Michaeliskloster zu Hildesheim vorerst weiterhin im Besitz der Deimardener Güter verblieb, wann der Restpreis bezahlt wurde, ist unbekannt, in den Urkundenbüchern und archivbeständen des Klosters Hildesheim tritt allerdings Diemarden von diesem Zeitpunkt nicht mehr auf. Am 8 April 1255 verpfändeten die Herren von Plesse Hilwartshausen die halbe Vogtei in Diemarden.[3] Von dieser Zeit an wird das Kloster Hilwartshausen in den endgültigen Besitz Diemardens gekommen sein, da es am 20 Mai 1305 noch weitere 6 einhalb Hufen im Ort dazuerwarb.[4] Dem Kloster gehörten auch die beiden damals in Diemarden existierenden Mühlen: die auf dem Klosterhof gelegene Obermühle sowie die Untermühle. Das Krugrecht stand in dieser Zeit der Klosterkammer zu. Schon früh war Diemarden Pfarrort - bereits 1272 wird der erste Pfarrer erwähnt. Als Gerichtsbarkeit diente das Vogtding, aus dem sich später das Klostergericht entwickelte. Im 16. Jahrhundert gab es außerdem ein Gericht der Landleute, das auch Meierding genannt wurde. Bis ins 19. Jahrhundert hatte der Klosterhof die völlige Untergerichtsbarkeit. . Neben Hilwartshausen trat ein weiterer Grundherr in Diemarden mit Besitz auf, das unweit des Ortes gelegene Kloster Reinhausen. Es besaß um die Mitte des 12. Jahrhunderts 6 Hufen, ein Vorwerk mit 3 Hufen, die Mühle und den Wald Kaldinlied. In den folgenden Jahrhunderten kam es durch das Kloster auch zu Güterabtretungen, so erhielt der Göttinger Rat 1457 von den Reinhäuser Gütern zu Diemarden ein Vorwerk von 4 Hufen, das 17 Malter Roggen, 4 Malter Weizen, 4 Malter Gerste und 15 Malter Hafer gab, ferner 2 Vorwerke von 6 Hufen und 3 einhalb Hufen weiteren Landes. Neben dem Kloster waren auch die Herren von Bodenhausen in Diemarden vertreten. 1318 war Bruno von Bodenhausen mit der Vogtei über einen Teil des Dorfes, von welfischer Seite aus, belehnt worden, was sich noch bis in das späte 16. Jahrhundert nachweisen lässt. 1410 verpfändete Ordomar von Bodenhausen Vogteidienste über zwei kleine Güter in Diemarden und 3 Hufen des Landes. In den Vogteilehnsbriefen derer von Bodenhausen wird erwähnt, dass sie 1414 8 Hufen Landes in der Diemardener Gemarkung besitzen.[5]

Über den Dienst der Einwohner beim Klostervorwerk berichtet der Vertrag von 1612: "Jeder der sechs Ackerleute fuhr jährlich fünf Tage Mist, holte mit den anderen sechs Klafter Holz aus dem Reinhäuser Wald, pflügte und säte in jedem der drei Felder der Gemarkung von jeder von ihm beackerten Hufe Landes drei Vorlinge (=3750 m²), fuhren die Frucht davon in die Scheune des Klostervorwerkes Diemarden. Die Kötner rauften, rotteten, wuschen, brachen und schwangen den Flachs, mähten und banden das Getreide jährlich fünf Tage im Winterfeld, harkten und banden einen Tag im Sommerfeld, hielten die Gebäude des Klostervorwerks in Bau und Besserung, misteten den Kuhstall und hackten 6 Klafter Holz im Reinhäuser Wald."[1] Im Jahr 1671 betrug der an Diemardener Einwohner vom Kloster Hilwartshausen vergebene Grund und Boden 27 Hufen (=202 Hektar.[1]) Die Schäferei in der Feldmark Diemarden stand dem Klostervorwerk mit 400 Schafen zu. Die Bauern durften zur Hutung nur 200 Schafe austreiben. Das Klostervorwerk hatte Bullen und Eber für die Gemeinde zu halten.

Gemarkung

Die Diemardener Gemarkung ist überwiegend durch Ackerbau geprägt, im Norden und im Südwesten stockt jedoch auch artenreicher Buchenwald, im Gartetal gibt es extensiv bewirtschaftetes Grünland, das sehr artenreich sein kann. An steileren Hängen auf Muschelkalk und auf Röt gibt es Reste von Kalkmagerrasen, mit etlichen gefährdeten Pflanzenarten, wie etwa "Am Sentenberge" (s. Flora).

Flora

In der Diemardener Gemarkung kommen zahlreiche gefährdete Pflanzenarten vor - insbesondere auf Muschelkalk. Eine kleine Auswahl findet sich hier:

Wahlen

Bei den Kreistagswahlen 2006 gab es folgende Ergebnisse

Kreistagswahlen 2006
Anzahl Stimmen bzw. %
Wahlberechtigte 1078
Wahlbeteiligung 65,5 %
SPD 37,7 %
CDU 28,5 %
Grüne 27,6 %
Die Linke 3,2 %
FDP 2,6 %
Wählergemeinschaft 0,4 %

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Heinrich Lücke (1969): Burgen, Amtssitze und Gutshöfe rings um Göttingen. Clausthal-Zellerfeld
  2. Horst-Detlef Illemann: Bäuerliche Besitzrechte im Bistum Hildesheim. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1969, S. 15.
  3. Gustav Schmidt (Hrsg.): Urkundenbuch der Stadt Göttingen. Band 1. Bis zum Jahre 1400. Nr. 7, Hahn, Hannover 1863.
  4. Gustav Schmidt (Hrsg.): Urkundenbuch der Stadt Göttingen. Band 1. Bis zum Jahre 1400. Nr. 61, Hahn, Hannover 1863.
  5. Heinrich Lücke: An den Ufern der Garte. Historisches und Literarisches aus der Südostecke des Göttinger Landes. Mecke, Duderstadt 1927, S. 177.

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