Klein Lengden

Klein Lengden
Klein Lengden
Einheitsgemeinde Gleichen
Koordinaten: 51° 30′ N, 10° 0′ O51.49694444444410.005277777778195Koordinaten: 51° 29′ 49″ N, 10° 0′ 19″ O
Höhe: 195–245 m
Einwohner: 1.363 (31. Dez. 2010)
Eingemeindung: 1. Jan. 1973
Postleitzahl: 37130
Vorwahl: 05508
Karte

Klein Lengden als Ortsteil der Gemeinde Gleichen

Klein Lengden ist ein Ortsteil der Gemeinde Gleichen im Landkreis Göttingen mit 1.380 Einwohnern (Stand: 31. Dezember 2009). Historische Bedeutung hat Klein Lengden durch die Aufnahme des Betriebs der ersten Altpapiermühle im 18. Jahrhundert.

Inhaltsverzeichnis

Geografische Lage

Klein Lengden (Blick vom Hang des Westerbergs nach Südosten)

Der Ort liegt im Gartetal am Lengder Bach, einem Zufluss der Garte, die wiederum in die Leine mündet. Im Nordwesten liegt der Westerberg (340m) und im Nordosten die Lengderburg (384m). Beide Berge gehören zum Mittelgebirgszug Göttinger Wald, einem Teil des Leineberglands, auf letzterem befindet sich die Lengdener Burg, eine vermutlich früheisenzeitliche Wallanlage.[1] Östlich liegt der Heiligenberg (262m). Im Süden fließt die Garte von Ost nach West.

Nordöstlich schließt sich der Ortsteil Groß Lengden an, südöstlich Benniehausen, im Süden Reinhausen, im Westen der Ortsteil Diemarden und im Nordwesten Göttingen-Geismar.

Geologie

Durch die Hanglage zwischen Göttinger Wald und Garte, besteht der Boden zum größten Teil aus Pseudogley und Parabraunerde.[2]

Geschichte

Der Zeitpunkt der Ortsgründung ist wie bei den meisten Orten der Region unbekannt. Die erste schriftliche Erwähnung eines Ortes Lengithi bzw. Lengidi wird dem Jahr 822 zugeschrieben und findet sich im Codex Eberhardi des Klosters Fulda. Erste Hinweise auf zwei Orte des Namens Lengden finden sich in einer dem Jahr 1022 zugeschriebenen Urkunde.[3] Die Keinzelle der Ortsentwicklung liegt im heutigen Dorfkern im Bereich der Kirche und unterhalb der Kirche entlang der Talmulde Lengder Grund. In diesem Bereich sind noch einige Hofanlagen mit Fachwerkbauten vorwiegend aus dem 18. und 19. Jahrhundert erhalten.[4] Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Ort im Norden, Osten und Westen um Neubaugebiete erweitert, in denen Einfamilienhäuser gebaut wurden. Weitere Ortserweiterungen folgten mit dem Bau eines Gewerbegebiets im Osten sowie eines weiteren Wohngebiets im Nordosten.

Klein Lengden war bis 1957 eine Station der Göttinger Kleinbahn, auch Gartetalbahn genannt, die Göttingen mit Duderstadt verband. 1973 wurde Klein Lengden als Ortsteil in die Gemeinde Gleichen eingegliedert.

Ortsname

Der Ortsname Lengden lautet in seiner ursprünglichen Form „Lengithi“, gehört also wie Weende zu den Ortsnamen mit der Endung „-ithi“, die meist auf alte Flurnamen zurückzuführen sind. Der erste Wortbestandteil hängt mit dem Wort „lang“ zusammen.[3] Die Endung „-ithi“ wird sowohl mit -th- als auch mit -d- verwendet, das -i- zu -e- abgeschwächt. Lengden wurde zum ersten Mal 822 in Aufzeichnungen des Klosters Fulda als Lengidi[5] bzw. Lengithi urkundlich erwähnt. Die Bezeichnung Lengede findet sich in einer Stiftungsurkunde von 952 Ottos I. für das Kloster Pöhlde.

Erst im 16. Jahrhundert wird der Name zu „Lengde“ zusammengezogen, das auslautende -n tritt in der Überlieferung erst seit dem 18. Jahrhundert auf. In den neueren Mundartformen schwindet auch das -d-, so dass der Name „Lengen“ lautet.[3] In einem Brief vom 30. Januar 1783 von Johann Friedrich Blumenbach an Christian Gottlob Heyne wird Klein Lengden in der niederdeutschen Form als Lütgen-lengen bezeichnet.[6]
Weil auch der benachbarte Ort Groß Lengden den gleichen Namen besaß, musste zwischen beiden Orten durch einen Zusatz unterschieden werden. Diese Zusätze konnten unterschiedlich gewählt werden: Durch Angabe der Himmelsrichtung in „Westerlengede“ (1118-1137, Fälschung des 13. Jahrhunderts, im Gegensatz zu „Osterlengede“) bzw. in der lateinischen Form „in Occidentali Lengethe“ (1168, Fälschung des 13. Jahrhunderts), durch Angabe der Höhenlage „Inferior Lengede“ (1298, im Gegensatz zu „Superior Lengede“), oder durch Angabe der Größe auf lateinisch („Minor Lengede“ 1339 im Urkundenbuch der Stadt Göttingen[7], im Gegensatz dazu „Maior Lengede“), auf Niederdeutsch („Lutteken Lengede“ 1419) oder hochdeutsch („Klain Lenghede“ 1428).[3] In dem Buch „Niedersächsische sagen und Märchen: Aus dem Munde des Volkes gesammelt“ von 1855 wird der Ort wiederholt als Kleinen-Lengden bezeichnet.
Am 18. September 1937 wurde die Bezeichnung Klein Lengden vom Reichs- und Preußischen Ministerium des Innern festgeschrieben.[8]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kirche

Ev. Pfarrkirche St. Johannes der Täufer

Im Ortskern befindet sich die Kirche St. Johannis der Täufer, eine Gemeinde im Kirchenkreis Göttingen des Sprengel Hildesheim-Göttingen der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Der mittelalterliche wehrhaften Turm im Westen ist aus Sandstein-Bruchsteinmauerwerk errichtet und nicht verputzt, der östlich anschließende Bau ist ein weiß verputzter, einschiffiger Saalbau und stammt aus der Zeit des Barock.[4]

Historische Spinnerei

Historische Streichgarnspinnerei

Aus Richtung Benniehausen kommend vor dem Ortseingang befindet sich die Anlage Historische Spinnerei Gartetal, die im 16. Jahrhundert als Kornmühle begann. 1774 wurde sie um die erste Altpapiermühle Europas erweitert. Die Aufbereitung von Druckerzeugnissen war eine Erfindung von Justus Claproth die vom Müller Johann Engelhard Schmid zum ersten Mal angewandt wurde. Im Zuge der Industrialisierung wurde die Anlage 1847 zu einer Spinnerei. Seit 1982 ist die Anlage ein Museum, mit den Maschinen als Exponaten, sowie einer Ausstellung über Wolle und deren Verarbeitung.[9]

Lengder Burg

Die Lengder Burg ist eine Befestigungsanlage auf dem gleichnamigen Bergsporn am Südrand des Göttinger Waldes gut 1 km nördlich von Klein Lengden. Der lange, schmale Bergrücken ist durch zwei Abschnittswälle abgeriegelt, von denen der innere, westliche Wall nur ca. 60 m lang ist. Beide Wälle sind relativ stark verfallen und in dem auch sonst kleingliedrig bewegten Gelände schwer zu erkennen. Durch Probegrabungen wurde im Jahr 1965 festgestellt, dass der äußere Wall eine Zweiphasigkeit aufweist mit einer Brandschicht über der ersten Lage. Außerdem wurden im Inneren der Befestigungsanlage Keramikscherben geborgen, die zumindest auf eine vorübergehende Besiedlung in der jüngeren vorrömischen Eisenzeit hinweisen.[10] Möglicherweise bestand hier bereits in der Steinzeit eine Befestigungsanlage.

Sport

Der Turn- und Sportverein TSV Klein Lengden, mit einem eigenen Sportplatz am Nordrand des Ortsteils, ist hauptsächlich im Fußball aktiv, bietet aber auch Volleyball, Gymnastik, Turnen und Nordic Walking.[11]

Wirtschaft und Infrastruktur

Gewerbe

Am Ostrand von Klein Lengden ist das Gewerbegebiet Friedebreite ausgewiesen, ein Modellprojekt für ökologisches Gewerbe.[12]

Verkehr

Klein Lengden ist über die L569 an Göttingen-Geismar und Benniehausen und über die L574 an Groß Lengden angebunden. Eine Verbindung nach Diemarden besteht über die K 21.
Seit Stilllegung der Göttinger Kleinbahn ist Klein Lengden nicht mehr an ein Schienennetz angebunden. Eine Busverbindung besteht durch die Anbindung an die Regionalbusstrecke Duderstadt-Göttingen im Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen.

Politik

Die Gemeinde Gleichen entstand im Zuge der Gemeindegebietsreform 1973.[13] Ortsbürgermeisterin von Klein Lengden ist Edith Rohrmoser. Bei den Kreistagswahlen 2006 gab es folgende Ergebnisse:

Kreistagswahlen 2006
Anzahl Stimmen bzw. %
Wahlberechtigte 968
Wahlbeteiligung 69,01 %
SPD 40,03 %
CDU 31,88 %
Grüne 14,02 %
Die Linke 3,12 %
FDP 6,65 %
Wählergemeinschaft 4,31 %

Bei den Ortsratswahlen 2006 gab es folgende Ergebnisse:

Ortsratswahlen 2006
Anzahl Stimmen bzw. %
Wahlberechtigte 964
Wahlbeteiligung 69,09 %
SPD 35,32 %
CDU 26,29 %
Klein Lengder Wählergemeinschaft 38,39 %

Quellen

  1. http://www.burgeninventar.de/html/nie/GOET_big.html#288
  2. Geoportal Niedersachsen
  3. a b c d Kirstin Casemir, Uwe Ohainski, Jürgen Udolph: Die Ortsnamen des Landkreises Göttingen. In: Jürgen Udolph: Niedersächsisches Ortsnamenbuch (NOB), Teil IV. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2003, ISSN 0436-1229, ISBN 3-89534-494-X, S. 250f
  4. a b Lufen, Peter Ferdinand: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen, Bd. 5.3: Landkreis Göttingen, Teil 2. Altkreis Duderstadt mit den Gemeinden Friedland und Gleichen und den Samtgemeinden Gieboldehausen und Radolfshausen. Herausgegeben vom Niedersächsischen Landesverwaltungsamt - Institut für Denkmalpflege -. CW Niemeyer, Hameln 1997, ISBN 3-8271-8257-3, S. 274f.
  5. http://books.google.com/books?id=kusYi_kvi4gC&printsec=frontcover&dq=traditiones+et+antiquitates+fuldenses&lr=&hl=de#PRA2-PA19,M1
  6. http://www.harz-mineralien.de/odyssee.htm
  7. http://books.google.com/books?id=bD0OAAAAQAAJ&pg=RA1-PA240&dq=%22minori+Lengede%22&lr=&ei=HqqFSLvEBpy8jgG1mNX3Bg#PPA136,M1
  8. http://books.google.com/books?ei=w62FSKKLDJCkjgGwxqi1BA&id=HK9WAAAAMAAJ&dq=klein-lengden+1937&q=klein-lengden&pgis=1#search
  9. http://www.kulturbox.de/museen/gleichen%20klein%20lengden/?vo_id=_08O0X4LQL
  10. H.-G. Peters: Die Burg bei Klein Lengden. In: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern, Band 16: Göttingen und das Göttinger Becken. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1970, S. 194ff.
  11. http://www.tsvkleinlengden.de/
  12. http://www.gleichen.de/ggw/Klein%20Lengden.htm
  13. Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden im Kreis Göttingen 20. November 1972

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