Hilwartshausen

Hilwartshausen
Klostergut Hilwartshausen an der Weser
Der Schneckenturm im ehem. Klostergarten
Die gotische Petruskapelle
Die gotische Klosterscheune
Ehem. Friedhof von Hilwartshausen

Das Klostergut Hilwartshausen im Wesertal ist ein zu Gimte (Stadtteil von Hann. Münden) gehörender Gutshof im Landkreis Göttingen in Südniedersachsen (Deutschland).

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Das Gut Hilwartshausen liegt etwa 3,5 km (Luftlinie) nordnordwestlich der Kernstadt von Hann. Münden. Es befindet sich direkt linksseits der Weser beim Flusskilometer 3,6 auf rund 120 m ü. NN; am anderen Ufer breitet sich rund 1,5 km südlich des Guts das dörfliche Gimte aus. Die Grenze zu Hessen verläuft zirka 850 m westlich entlang der Ostabdachung des Reinhardswalds bzw. des dortigen Steinkopfs. Am Bergfuß, und damit westlich des Guts, führt in ihrem Abschnitt Reinhardshagen−Hann. Münden (Stadtteil Altmünden) die Bundesstraße 80 in Nord-Süd-Richtung vorbei. Diese teilt sich die Trasse mit der „Frau-Holle-Route“ der Deutschen Märchenstraße und der Wesertalstraße. Unmittelbar nordöstlich der B 80 mündet an der Landesgrenze der vom Steinkopf kommende „Piepengraben“ in die Weser.

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung der Siedlung Hilwartshausen findet sich bereits vor der Gründung des Klosterguts in einer Schenkungsurkunde des Bischofs Erkanbert von Minden an das Kloster Fulda aus dem frühen 9. Jahrhundert.[1]

Im Jahr 960 gründete König Otto I. das reichsunmittelbare Augustinerinnenstift Hilwartshausen als Jungfrauenkongregation.

Die hierfür errichtete Klosterkirche war dem Märtyrer Stephanus geweiht und ist im 30-jährigen Krieg und nach dem Niedergang der Augustinerinnenkongregation verfallen. Nur noch wenige Spuren im fragmentarisch überkommenen, wahrscheinlich im 18. Jahrhundert zu einem Barockpark ausgebauten Klostergarten zeugen von diesem Kirchenbau: Eine kleine Säule mit hübschem Kapitell und ein erstaunlich gut erhaltenes Säulenteil unter einer Tischplatte, das vielleicht einmal das Taufbecken trug. In dem heute stark überwachsenen Park ist noch ein sogenannter Schneckenturm als romantisches Gestaltungselement aus der Barockzeit vorhanden. Die für diese Aussichtsplattform verwendeten Steine stammen wahrscheinlich von der verfallenen Klosterkirche.

In der Nähe der heute noch stehenden gotischen Klosterscheune mit einem markanten Treppengiebel wurde wahrscheinlich im 13. Jahrhundert eine kleine gotische Kapelle außerhalb des Klosterbezirks errichtet, die dem Dorf Gimte auf der gegenüberliegenden Weserseite als Dorfkirche diente. Diese kleine Kirche war dem Apostel Petrus geweiht. Sie wurde etwa 1680 in einem gotisch-barocken Mischstil renoviert und mit einem kleinen Vorbau und einem neuen Eingang versehen. Bei einer neuzeitlichen Renovierung wurden die baufällige Empore entfernt und die Orgel ebenerdig herabgesetzt. Gottesdienste finden hier nur noch an den hohen kirchlichen Feiertagen statt.

Eine kleine Gierseilfähre verband bis Mitte der 1970er-Jahre Hilwartshausen mit dem nördlich von Gimte bzw. östlich der Weser gelegenen Eichhof.

Friedhöfe

Bis 1619 bestatteten die Einwohner aus Gimte und dem östlichen, jenseits der Weser gelegenen Nachbarort Volkmarshausen (ein nördlicher Stadtteil von Hann. Münden) ihre verstorbenen Angehörigen auf einem kleinen Friedhof, der unmittelbar an die Petruskirche grenzte. Zur Überführung des Sargs auf die linke Weserseite benutzte man einen Prahm, der, an einem Gierseil hängend, in Höhe des Eichhofs die Weser überquerte. Eisgang behinderte im Winter und Hochwasser im Frühjahr oft die Überfahrt, sodass ein kilometerlanger Umweg über die feste Brücke in Münden genommen werden musste. Besonders das verheerende Hochwasser im Januar 1643, das auch die Gräber an der Petruskirche erfasste, veranlasste die Bevölkerung, diesen Friedhof aufzugeben und auf dem sicheren Berghang, der sich vom Klostergut aus zur hessischen Grenze hin an den Rand des Reinhardswalds erstreckt, neu anzulegen.

Der neue Friedhof wurde durch einen 500 Meter langen, baumbestandenen Weg mit dem Klostergut verbunden und mit einer niedrigen Bruchsteinmauer aus heimischem Sandstein umgeben. Bis 1954 fanden hier Verstorbene aus Gimte und Volkmarshausen eine letzte Ruhestätte. Auch die Pächter des Klosterguts ließen auf diesem Friedhof ihre verstorbenen Angehörigen und Mitarbeiter beisetzen. Seit den 1960er-Jahren ist die Anlage mit ihren rund 20 Gräbern trotz einiger Pflegeversuche von Schulklassen dem Verfall preisgegeben. Eine hölzerne Tafel am Wegrand weist auf die Existenz des Friedhofs hin, der durch eine Öffnung in der nördlichen Einfriedung zugänglich ist.

Gutshof

Heute ist Hilwartshausen ein landwirtschaftlich modern geführtes Gut im Besitz der hannoverschen Klosterkammer und in vierter Generation in Pacht vergeben. Schwerpunkte der Produktion liegen in der Rinderzucht und im Getreideanbau. Die kleine Petruskirche kann besichtigt werden, der Schlüssel ist bei der Gutsverwaltung erhältlich.

Einzelnachweise

  1. Peter Ferdinand Lufen: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen, Bd. 5.2: Landkreis Göttingen, Teil 1. Altkreis Münden mit den Gemeinden Adelebsen, Bovenden und Rosdorf. Herausgegeben vom Niedersächsischen Landesverwaltungsamt - Institut für Denkmalpflege -. CW Niemeyer, Hameln 1993, ISBN 3-87585-251-6, S. 201

Literatur

  • Stiftungsurkunde, Niedersächsisches Staatsarchiv Hannover
  • Boetticher, UB Hilwartshausen, 2001
  • Wolfgang Petke, Die inkorporierte Pfarrei und das Benefizialrecht. Hilwartshausen und Sieboldshausen 1315-1540, in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte 75 (2003), S.1-34.
  • GIMTE Stadt Hann. Münden, Kr. Göttingen. Ortsteil HILWARTSHAUSEN. In: Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bremen Niedersachsen. Deutscher Kunstverlag, München / Berlin 1992, ISBN 3-422-03022-0, S. 501

Weblinks

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