Adolph Wilhelm Hermann Kolbe

Adolph Wilhelm Hermann Kolbe
Adolph Wilhelm Hermann Kolbe

Adolph Wilhelm Hermann Kolbe (* 27. September 1818 in Elliehausen, heute ein Stadtbezirk von Göttingen; † 25. November 1884 in Leipzig) war ein deutscher Chemiker.

Leben und Wirken

Kolbe war das älteste von 15 Kindern des Pfarrers Karl Kolbe und seiner Frau Auguste geb. Hempel. Er besuchte ab 1831 das Gymnasium in Göttingen. Nach seinem Chemiestudium ab 1838 bei Friedrich Wöhler in Göttingen wurde er an der Universität Marburg 1842 Assistent von Robert Wilhelm Bunsen und promovierte dort zum Dr. rer. nat.. Anschließend assistierte er Lyon Playfair an der University of London und war von 1847 bis 1851 mit der Bearbeitung des Handwörterbuchs der reinen und angewandten Chemie, geschrieben von Justus von Liebig und Wöhler, betraut. 1851 folgte Kolbe dem Ruf auf das Ordinariat für Chemie an der Universität Marburg als Nachfolger von Bunsen. 1865 wurde er ordentlicher Professor an der Universität Leipzig.

Zur damaligen Zeit ging man davon aus, dass organische und anorganische Verbindungen unabhängig voneinander sind und organische Verbindungen ausschließlich von lebenden Organismen erzeugt werden können. Kolbe war überzeugt, dass organische Verbindungen aus anorganischen direkt oder indirekt durch Substitutionsverfahren gewonnen werden können. Er bestätigte seine Theorie, indem er in mehreren Schritten Kohlenstoffdisulfid in Essigsäure überführte (1843–1845). Mit der Einführung einer modifizierten Idee von strukturellen Radikalen trug er zur Etablierung der Strukturtheorie bei. Er sagte auch die Existenz von sekundären und tertiären Alkoholen vorher.

Er arbeitete an der Elektrolyse von Salzen der Fettsäuren und anderen Säuren, der nach ihm benannten Kolbe-Elektrolyse und stellte Salicylsäure her, ein wichtiger Baustein für die Herstellung von Aspirin. Dieses Verfahren wurde als Kolbe-Synthese (oder Kolbe-Schmitt-Reaktion) bezeichnet. Dabei wird Natriumphenolat, das Natrium-Salz des Phenols, mit Kohlendioxid unter Druck (100 bar, 125 °C) erhitzt und das entstehende Natriumsalicylat mit Schwefelsäure umgesetzt.

Neben seiner Kolbe-Nitrilsynthese entdeckte er mit Edward Frankland, dass Nitrile zu den korrespondierenden Carbonsäuren hydrolysiert werden können. Als Herausgeber des Journals für praktische Chemie, ab 1869, berichtete er gelegentlich sehr kritisch über die Arbeit von anderen.

Durch die Einbringung seiner Kolbe-Synthese wurde er Teilhaber der 1874 von Friedrich von Heyden gegründeten Salicylsäurefabrik Dr. F. v. Heyden, die in Radebeul weltweit erstmals Arzneimittelsynthese im industriellen Maßstab betrieb. Sein Sohn Carl Kolbe, ebenfalls Chemiker, übernahm erst 1884 die Leitung und 1885 die Fabrik von ihrem Gründer.

Literatur

  • Große Kreisstadt Radebeul (Hrsg.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz, 2. überarbeitete Auflage 2006, ISBN 3-938460-05-9

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Adolph Wilhelm Hermann Kolbe — Nacimiento 27 de septiembre de 1818. Elliehausen, Alemania. Fallecimiento 25 de noviembre …   Wikipedia Español

  • Adolph Wilhelm Hermann Kolbe — Infobox Scientist name = Adolph Wilhelm Hermann Kolbe caption = Adolph Wilhelm Hermann Kolbe birth date = birth date|1818|9|27|mf=y birth place = Elliehausen near Göttingen, Germany residence = Germany, England nationality = German death date =… …   Wikipedia

  • Adolph Wilhelm Hermann Kolbe — Pour les articles homonymes, voir Kolbe. Adolph Wilhelm Hermann Kolbe (né à Elliehausen près de Hanovre le 27 septembre 1818 mort à Leipzig le 25 novembre 1884) était un chimiste allemand. Après avoir étudié la …   Wikipédia en Français

  • Hermann Kolbe — Adolph Wilhelm Hermann Kolbe Pour les articles homonymes, voir Kolbe. Adolph Wilhelm Hermann Kolbe (né à Elliehausen près de Hanovre le 27 septembre 1818 mort à Leipzig le 25 novembre 1884) était un chimiste allemand. Après avoir étudié la chimie …   Wikipédia en Français

  • Hermann Kolbe — Adolph Wilhelm Hermann Kolbe Adolph Wilhelm Hermann Kolbe (* 27. September 1818 in Elliehausen, heute ein Stadtbezirk von Göttingen; † 25. November 1884 in Leipzig) war ein deutscher Chemiker. Kolbe hat mit der Elektrolyse von Carbonsäuren eine… …   Deutsch Wikipedia

  • Kolbe , Adolph Wilhelm Hermann — (1818–1884) German chemist Kolbe, the son of a clergyman from Göttingen, in Germany, was the eldest of 15 children. He studied under Friedrich Wöhler at Göttingen and then, in 1842, went to Marburg as Robert Bunsen s assistant and learned his… …   Scientists

  • Kolbe electrolysis — Kolbe electolysis or Kolbe reaction is an organic reaction named after Adolph Wilhelm Hermann Kolbe. [cite journal title = Zersetzung der Valeriansäure durch den elektrischen Strom author = Hermann Kolbe journal = Annalen der Chemie und Pharmacie …   Wikipedia

  • Kolbe — is a surname, and may refer to:* Adolph Wilhelm Hermann Kolbe, (1818 – 1884), German chemist who gave name to Kolbe electrolysis and Kolbe Schmitt reaction * Fritz Kolbe, (1900 – 1971), World War II spy * Georg Kolbe, (1877 – 1947), sculptor *… …   Wikipedia

  • Kolbe, Hermann — ▪ German chemist in full  Adolph Wilhelm Hermann Kolbe  born Sept. 27, 1818, Elliehausen, near Göttingen, Hanover [Ger.] died Nov. 25, 1884, Leipzig, Ger.  German chemist who accomplished the first generally accepted synthesis of an organic… …   Universalium

  • Kolbe-Schmitt reaction — The Kolbe Schmitt reaction/Kolbe process (named after Adolph Wilhelm Hermann Kolbe and Rudolf Schmitt) is a carboxylation chemical reaction that proceeds by heating sodium phenolate (the sodium salt of phenol) with carbon dioxide under pressure… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”