Differenzkontrakt

Differenzkontrakt

Ein Differenzkontrakt, auch Contract for Difference (CFD), stellt die laufzeitunabhängige Vereinbarung über einen Barausgleich aus der Differenz zwischen dem Kauf- und Verkaufspreis eines Finanzinstruments dar. Er reflektiert damit die genaue Kursentwicklung des zu Grunde liegenden Basiswertes, ohne dass dieser durch entsprechenden Kapitaleinsatz erworben werden muss. Differenzkontrakte gehören zur Gruppe der derivativen Finanzinstrumente.

Inhaltsverzeichnis

Funktionsweise

Im Gegensatz zu den meisten anderen Derivaten sind Differenzkontrakte keine Termingeschäfte, denn sie verfügen über keine Fälligkeit und die Haltedauer ist unbegrenzt. Mit Differenzkontrakten kann man sowohl auf steigende Kurse (sog. „Long gehen”) als auch auf fallende Kurse (sog. „Short gehen”) des Basiswertes spekulieren.

Beim Handel mit Differenzkontrakten muss eine Sicherheitsleistung (Margin) auf die zu Grunde liegende Position hinterlegt werden, weil die Emittenten bzw. Market Maker dem Bonitätsrisiko des Anlegers ausgesetzt sind. Da diese Margin nur einen kleinen Teil des tatsächlichen Werts des Basiswerts ausmacht, ergibt sich ein „Hebeleffekt” (Leverage). Broker bieten in der Regel eine Auswahl für den Hebel zwischen 5:1 bis 100:1 an. Je größer der Hebel, desto größer die Chancen und Risiken.

Beispiel

Aktienhandel CFD-Handel
Kurs für den Kauf 40,00 G 40,00 G
Kapitaleinsatz netto 8000,00 G 400 G (Margin 5 %)
Kommission 16,00 G 6,4 G (0,08 % von 8000 G)
Kapitaleinsatz brutto 8016,00 G 406,4 G
Kurs für den Verkauf 41,00 G 41,00 G
Gewinn 200,00 G 200,00 G
Kommission gesamt 32,4 G (0,2 %) 12,96 G
Nettogewinn 167,6 G 186,15 G
ROI 2,1 % 45%

Die Menge des Geldes wird in der Einheit G angegeben.

Wegen der enormen Verlustrisiken kritisieren Aktionärsschützer diese Derivate als hoch spekulativ und raten vor allem unerfahrenen Klein- und Privatanlegern davon ab.

Der Broker sichert sich dadurch ab, dass Positionen, die sich in Richtung Totalverlust bewegen und eine bestimmte Schwelle unterschreiten, automatisch glattgestellt werden. Ein Risiko, mehr Geld zu verlieren als eingesetzt wurde, besteht daher kaum. Lediglich bei starken Kurssprüngen, etwa über Nacht, könnte dieser Mechanismus scheitern. Ein Glattstellen kann der Anleger dadurch vermeiden, dass er zusätzliches Geld nachschießt, und so die an die Margin gebundene Mindestschwelle wieder erhöht.

Geschichte

Differenzkontrakte wurden in den frühen 90er-Jahren im Investmentbanking bei der UBS in London entwickelt, um so die britische Stempelsteuer zu umgehen. Durch diese mussten bei jeder Aktientransaktion an der London Stock Exchange 0,5 Prozent Stempelsteuer an den Staat abgeführt werden. Durch die Konstruktion der Differenzkontrakte war jedoch ein außerbörslicher Handel möglich, wodurch die Steuerzahlungen umgangen wurden[1].

Nicht nur aufgrund der großen Spekulationsmöglichkeiten, die CFDs bieten, sondern auch als einfaches Mittel zum Hedging, gewannen CFDs schnell an Bedeutung. Mittlerweile wird geschätzt, dass bis zu 25 Prozent des täglichen Handelsvolumens der Londoner Börse auf CFDs zurückzuführen sind.

Steuerliche Behandlung

In Deutschland fallen seit Anfang 2009 auch alle Gewinne aus CFDs unter die Abgeltungsteuer (Deutschland). Bis zum 31. Dezember 2008 galt für CFDs nicht das Halbeinkünfteverfahren nach § 3 Nr. 40 EStG, sondern entsprechend Termingeschäften unterlagen sie § 23 Abs. 1 Nr. 4 EStG.

Abgrenzung zu Optionsscheinen, Optionen und Hebelzertifikaten

Auch mit Optionsscheinen, Optionen und Hebelzertifikaten können Basiswerte mit hohem Hebel gehandelt werden. Es gibt jedoch einige wesentlich Unterschiede:

  • Im Gegensatz zu Optionen und Optionsscheinen ist der Wert der CFDs nicht abhängig von der Restlaufzeit (Zeitwert) und Volatilität des Basiswerts.
  • Die Konstruktion der CFDs ist einfacher, da lediglich die Kursveränderung des Basiswertes den Wert der CFDs beeinflusst.
  • Sehr ähnlich sind jedoch Hebelzertifikate. Statt eine Margin zu hinterlegen, muss vom Anleger hingegen der aktuelle Wertpapierpreis bezahlt werden. Vom Emittenten wird dabei ein Wertpapierkredit gewährt. Sie sichern sich durch ein Knock-out-Level ab, bei dem das Zertifikat wertlos wird. Eine Nachschussmöglichkeit oder -pflicht besteht hier nicht.

Future for Difference (FFD)

FFD („Futures for Difference“) sind Differenzkontrakte, die sich auf Rohstoffe, Indizes und Anleihen beziehen. Der Handel mit FFDs ähnelt dem mit CFDs, allerdings ist die Kursentwicklung eines FFDs an standardisierte Terminkontrakte angelehnt, bei denen die Laufzeit und die Kontraktgröße des jeweiligen Basiswertes festgelegt sind.

FFDs wurden von der FXdirekt Bank entwickelt und sind eine eingetragene Marke.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. CFD - Der Hebel macht die Differenz
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