- Hedging
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Der Begriff Kurssicherung oder Hedgegeschäft (kurz Hedging; von engl. to hedge [hɛdʒ], „absichern“) bezeichnet ein Finanzgeschäft zur Absicherung einer Transaktion gegen Risiken wie beispielsweise Wechselkursschwankungen oder Veränderungen in den Rohstoffpreisen. Die Person oder Unternehmung, die eine Transaktion hedgen möchte (auch Hedger genannt), geht zu diesem Zweck eine weitere Transaktion ein, die mit der zugrunde liegenden Transaktion gekoppelt ist. Dies findet gewöhnlich in der Form eines Termingeschäfts statt. Ein perfekter Hedge eliminiert jegliches Risiko, ist aber in der Praxis fast unmöglich.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Dem Hedgegeschäft liegt die Absicht zugrunde, einen gegenwärtig als annehmbar empfundenen Preis wie etwa den Börsenkurs eines Wertpapiers, den Wechselkurs einer Währung oder einen Zinssatz für die Zukunft festzulegen.
Hedgegeschäfte lassen sich grundsätzlich sowohl mit börsengehandelten Instrumenten wie Futures und Optionen (oft als portfolio insurance bezeichnet) als auch außerbörslich in so genannten over-the-counter Märkten mittels nichtstandardisierter Derivate einrichten.
Der Erfolg des Kurssicherungsgeschäftes beruht auf einer preisausgleichenden Wirkung der Kursschwankungen des Grundgeschäftes durch ein entgegengerichtetes Engagement im Terminmarkt. Stimmen Kursrichtung und das Ausmaß der Kursänderungen in Spot- bzw. Kassamarkt und Terminmarkt vollständig überein, so lässt durch die Einnahme einer Gegenposition im Terminmarkt die Ungewissheit über die zukünftige Kursentwicklung des Grundgeschäftes vollständig beseitigen. Durch eine Parallelbewegung der Terminkurse zu den Spot- bzw. Kassakursen eines Marktgegenstandes gleichen sich Kursgewinne und Kursverluste mithin idealerweise vollständig aus.
Man unterscheidet zwischen Bestandshedge und antizipativem Hedge. Ein Bestandshedge dient der Absicherung einer bestehenden Kassaposition, z.B. eines Dax-Portfolios. Der antizipative Hedge würde bei einem Kauf des DAX zu einem zukünftigen Zeitpunkt eingegangen.
Beispiel
Ein europäisches Unternehmen verkauft Produkte in die Vereinigten Staaten. Es schließt heute einen Vertrag und muss Ende des Jahres 10.000 Bleistifte zum Preis von einem Dollar pro Stift liefern. Im Augenblick erhält man pro Dollar einen Euro. Der Verkäufer der Stifte bekommt nach heutigem Wechselkurs also 10.000 €. Liegt der Wechselkurs am Ende des Jahres bei 0,9 € (1,1 €) pro Dollar, erhält der Verkäufer umgerechnet 9.000 € (11.000 €). Diese 1.000 € Verlust / (Gewinn) stammen aus Wechselkursschwankungen und haben mit dem eigentlichen Geschäft nichts zu tun. Dies hat bestimmte bilanzrechtliche Implikationen, die zum Verständnis des Geschäftes nicht weiter von Interesse sind.
Um sich gegen diese Schwankungen abzusichern, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zwei einfache Beispiele werden hier vorgestellt:
Sicherer Wechselkurs
Das Unternehmen kann heute schon einen fixen Wechselkurs erhalten und daher mit Sicherheit einen bestimmten Betrag erlösen.
Mit Hilfe von Futures kann das Unternehmen heute schon die 10.000 $, die es am Ende des Jahres erhält, zu einem bestimmten Kurs verkaufen. Dies nennt man Leerverkauf oder short gehen. Der Kurs dieses Futures für Dollar am Jahresende ist beispielsweise 0,99 € pro US-Dollar. Indem die Unternehmung eine entsprechende Anzahl von Kontrakten verkauft, bekommt sie aus dem Geschäft mit Sicherheit 9.900 €.
Minimaler Wechselkurs
Die Unternehmung kann mit Hilfe von Optionen einen minimalen Wechselkurs absichern und erhält daher einen Mindestbetrag mit der Möglichkeit auf Steigerung.
Sie kauft dazu eine entsprechende Anzahl von Kontrakten mit dem Recht, am Ende des Jahres 10.000 $ zum Kurs von 0,99 € zu verkaufen. Diese Option kostet 100 €. Liegt der Kurs am Jahresende bei 1,1 €, verfällt die Option wertlos und das Unternehmen erhält am Markt 11.000 € aus dem Verkauf der Bleistifte. Das Geschäft bringt dem Unternehmen daher 10.900 € - das Geld aus dem Verkauf der Bleistifte, abzüglich der Kosten zum Kauf der Option. Liegt der Kurs am Jahresende bei 0,95 €, nimmt das Unternehmen das Recht zum Verkauf wahr und erhält mittels Ausübung der Option 9.900 €. Das Geschäft bringt daher abzüglich der Kosten für die Option 9.800 €.
Wie dieses Beispiel verdeutlicht, besteht die Möglichkeit, aus unsicheren zukünftigen 10.000 € entweder sichere heutige 9.900 € oder eine Kombination aus sicheren zukünftigen 9.800 € und unsicheren 11.000 € (-100 €) und mehr zu machen.
Pro und Contra
Hedging mindert einerseits das Risiko eines Finanzgeschäfts, verringert andererseits aber aufgrund zusätzlicher Kosten auch dessen Rendite. Nicht bei jedem Geschäft ist daher eine Absicherung durch Hedging sinnvoll. Es ist jeweils ein Kompromiss zwischen erwarteter Rendite und akzeptablem Risiko zu finden. Generell ist Hedging nicht sinnvoll, wenn die zusätzlichen Hedging-Kosten höher sind als die aus dem abzusichernden Finanzgeschäft erwartete Rendite.
Zudem ist das Absichern von Geschäften an den Terminmärkten ein komplexer Vorgang und für Ungeübte mit zusätzlichen Risiken verbunden. Ein Beispiel aus der Vergangenheit ist der große Verlust der Metallgesellschaft (heute GEA Group), der aus Unverständnis über eingegangene Hedging-Positionen im Öltermingeschäft entstand.
Eine Alternative zum Hedging kann die Verringerung der Volatilität eines Wertpapier-Portfolios durch Diversifikation sein.
Kritisch an dem an sich sinnvollen Hedging wird gesehen, dass zum einen das abzusichernde Risiko weitergereicht wird und es letztlich ein Partner definitiv annehmen muss (hot-potatoe-trading). Die Sicherungsgeschäfte trügen zum anderen zur Aufblähung der Kreisläufe auf den Finanzmärkten bei und würden sich gegenüber der Realwirtschaft verselbständigen[1]
Siehe auch
- Beta-Hedging
- Delta-Hedging
- Contango
- Arbitrage
- Hedge-Fonds
- Hedge Accounting
- Rohstoff-Hedging
- Finanzkrise ab 2007
Weblinks
Belege
- ↑ C. Schoder, S. Pirklbauer, Die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Schieflagen aus dreißig Jahren neoliberaler Finanzmärkte, in: Attac (Hg.), Crash statt Cash, Wien, OGBVerlag, 2008, S. 15 (20 f.)
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