Dihangschluchten

Dihangschluchten
Die Tsangpo-Schlucht, im Bildzentrum der Berg Namcha Barwa

Die Dihangschluchten, auch Yarlung-Zangbo-Canyon (Vereinfachtes Chinesisch: 雅鲁藏布大峡谷) oder Tsangpo-Schlucht, sind ein tiefer und langer Canyon in China. Der Yarlung Tsangpo, normalerweise nur kurz „Zangbo“ oder „Tsangpo“ genannt („Der Reinigende“), ist der Oberlauf des Brahmaputra und entspringt am Kailash. Von dort verläuft er für 1.700 Kilometer fast gerade nach Osten und entwässert den angrenzenden Nordteil des Himalaya, bevor er in die Schlucht in der Nähe von Pe in Tibet eintritt. Der Canyon hat in dem Abschnitt, in dem er einen Bogen um den Namcha Barwa (7756 m) beschreibt, eine Länge von etwas mehr als 240 Kilometer. Der Fluss schneidet sich in den östlichen Himalaya ein und überwindet zwischen Pe und dem Ende der Schlucht einen Abstieg von 3.000 m auf 300 m. Nach diesem Abschnitt tritt er nach Arunachal Pradesh in Indien ein und wird dort zum Brahmaputra.[1][2]

Inhaltsverzeichnis

Shangri-La

Die Schönheit der Schluchten, ihre Abgeschiedenheit und Rätselhaftigkeit sind der Grund, dass vermutet wird, die Schluchten hätten 1933 dem berühmten Shangri-La im Buch Lost Horizon von James Hilton als Vorlage gedient.[3]

Staudammprojekt

Während die Regierungsbehörden die Einrichtung eines „Yarlung Tsangpo Grand Canyon“-Nationalparks angekündigt haben, sind im Gegensatz dazu Pläne bekannt geworden, das Wasser des Tsanpo durch einen Damm zu bändigen und zur Stromerzeugung wie auch zur Wasserversorgung anderer Regionen zu nutzen.[4]

China will in Mêdog (Metog) am nordöstlichsten Punkt der Flussschleife um den Namjagbarwa/Namcha Barwa, in der der Yarlung Tsangpo seine Laufrichtung von Nordost nach Südwest ändert, einen Staudamm bauen, um Strom aus Wasserkraft zu erzeugen. Er soll 160 m hoch werden und würde mit 26 Turbinen und einer geplanten Leistung von 40.000 MW das größte Wasserkraftwerk der Erde werden.[5][6] [7][8]

Das Projekt ist umstritten, und besonders aus Indien kommt heftige Kritik, da negative Auswirkungen auf die Anwohner flussabwärts befürchtet werden.[9]

Ökosystem

Die Schlucht verfügt über ein einzigartiges Ökosystem mit Tier- und Pflanzenarten, die kaum erforscht und fast frei von Beeinflussung durch den Menschen sind. Eine Ausnahme ist beispielsweise die Jagd der hier lebenden Volksstämme auf den seltenen Takin. Das Klima reicht von subtropisch bis arktisch.

Der „Mount Everest der Flüsse“

Seit den 1990er Jahren war der Yarlung Tsangpo das Ziel einer Anzahl von Expeditionen, die von Gruppen durchgeführt wurden, welche sich mit der Erkundung von Flussstrecken und dem Wildwasserfahren beschäftigen. Der Fluss wurde wegen der extremen Bedingungen der „Mount Everest der Flüsse“ genannt.[10] Der erste Versuch, die Schlucht mit dem Kajak zu durchqueren, wurde 1993 von einer japanischen Gruppe unternommen, die eines ihrer Mitglieder im Fluss verlor.

Im Oktober unternahm eine von der National Geographic Society gesponserte Kayakexpedition den Versuch, die Schlucht des Tsangpo hinabzufahren. Von unerwartet hohem Wasserstand in Bedrängnis gebracht, endete die Expedition in einer Tragödie, als der Kayakprofi Doug Gordon ums Leben kam.[11]

Die größten Wasserfälle im Flusslauf, die „Verborgenen Fälle“ der Tsangposchlucht, wurden für die westliche Welt erst 1998 von einer Gruppe aus drei Amerikanern und ihren Führern entdeckt, nachdem bereits 1924 eine frühere Expedition auf der Suche nach den sagenhaften Wasserfällen unverrichteter Dinge umkehren musste.[12] Die Entdecker schätzten die Höhe der Fälle auf mehr als dreißig Meter. Die Wasserfälle wurden genau wie der Rest des Pemakogebietes von den buddhistischen Bewohnern als heilig betrachtet und wurden bis Ende der 1990er Jahre vor Außenstehenden wie auch vor den chinesischen Behörden verborgen gehalten.[13][14]

Im Januar und Februar 2002 gelang einer internationalen Gruppe die erste erfolgreiche Abfahrt der oberen Tsangposchlucht.[15]

Beyül

Pemakö oder Pemako ist das Gebiet der Dihangschluchten und auch der Bereich an deren unterem Ende. Bei Pemakö handelt es sich, dem Buch von Ian Baker zufolge, um ein Beyül, sowohl geografisch wie auch spirituell-religiös ein "Reines Land" oder "Verborgenes Land". Im Süden nahe der indischen Grenze befindet sich ein heiliger Berg.

Einzelnachweise

  1. Tibetan Geography, S. 30-31, China Intercontinental Press, ISBN 7508506650
  2. Zheng Du, Zhang Qingsong, Wu Shaohong: Mountain Geoecology and Sustainable Development of the Tibetan Plateau Kluwer 2000, ISBN 0-7923-6688-3, S. 312
  3. Yarlung Tsangpo River in China. Satellitenphoto und Daten
  4. Tashi Tsering: Hydro Logic: Water for Human Development. An Analysis Of China’S Water Management and Politics. 53 S., Tibet Justice Center: 2002, S. 21
  5. Riesendamm am Yarlung Tsangpo
  6. Wasserkampf am Yarlung Tsangpo
  7. [1]
  8. Chinese engineers propose world's biggest hydro-electric project in Tibet
  9. Let the Brahmaputra Flow. Tibet Environmental Watch - Editorial
  10. Tsangpo Expedition Triumphs on "The Everest of Rivers" — Tibet's Legendary Tsangpo. Outside Online
  11. Wickliffe W. Walker: Courting The Diamond Sow : A Whitewater Expedition on Tibet's Forbidden River. National Geographic, 2000. ISBN 0-7922-7960-3
  12. Nima Dorjee: Fabled Tibetan Waterfalls Finally Discovered. Tibet Environmental Watch, 7. Januar 1999
  13. Ian Baker: The Heart of the World: A journey to the last secret place. Souvenir Press 2004
  14. deutsch: Ian Baker: Das Herz der Welt: eine Reise zum letzten verborgenen Ort. Starnberg Pendo 2007
  15. Peter Heller: Tsangpo Expedition – Liquid Thunder. Outside Online

Weblinks

Literatur

  • Todd Balf: The Last River: The Tragic Race for Shangri-la. Three Rivers Press, 2001. ISBN 0-609-80801-X.
  • Michael Mcrae: The Siege of Shangri-La: The Quest for Tibet's Sacred Hidden Paradise. Broadway, 2002. ISBN 978-0767904858.
  • Peter Heller: Hell or High Water: Surviving Tibet's Tsangpo River. Rodale Books, 2004. ISBN 1-57954-872-5.

Videos

  • Scott Lindgren (2002), Into the Tsangpo Gorge. Slproductions. ASIN B0006FKL2Q.

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